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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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im eigenen Hauswesen, daß ihn der König auf die erste
Empfehlung barsch verwarf. Allein die heitere Zuversicht,
mit welcher der funfzigjährige Mann sich geltend machte,
sichere Abhülfe versprach, auf tausend von den Finanz-
pedanten übersehene Hülfsmittel in ruhiger Haltung hin-
wies, gewann ihm jene höchsten Kreise bald, welchen sor-
genvolle Stirnen ein Gräuel sind. Jener d'Ormesson hatte
beiden Brüdern des Königs die Bezahlung ihrer Schulden
rund abgeschlagen, Calonne ließ ganz andere Glöcklein
klingen und Artois war entzückt von ihm. Da nun die
Königin beifällig nickte, Vergennes nicht widersprach,
Nov. 3.so ließ der König sich einen Mann gefallen, der ihm gute
Tage in Aussicht stellte. Ungeschickt und bescheiden wie er
war legte Ludwig der zuversichtlichen Gewandtheit einen
schöpferischen Werth bei. Wirklich warf die neu auf-
gehende Finanzsonne gleich ihre ersten Strahlen auf alle
Wipfel des Landes; die Brüder des Königs blickten be-
friedigt, die Königin erhielt St. Cloud zum Geschenk,
die Steuerpächter wurden aller Sorge quit daß ihr gesegneter
Betrieb, der nach mäßiger Schätzung jedem Theilnehmer
jährlich reine 75,000 Livres einbrachte, plötzlich aufhören
werde, verarmte Große wurden ihre Güter für übertriebene
Preise an die Krone los, Steuern wurden ihnen erlassen,
manchmal sogar zurückgezahlt. Calonne hatte Zeit für je-
dermann, und Meister in aller Leichtigkeit der Formen,
kostete er dem Könige wenig Zeit, wußte augenblicklich
Rath in Verlegenheiten. Schüttelte Ludwig auch zu Zeiten

im eigenen Hausweſen, daß ihn der König auf die erſte
Empfehlung barſch verwarf. Allein die heitere Zuverſicht,
mit welcher der funfzigjährige Mann ſich geltend machte,
ſichere Abhülfe verſprach, auf tauſend von den Finanz-
pedanten überſehene Hülfsmittel in ruhiger Haltung hin-
wies, gewann ihm jene höchſten Kreiſe bald, welchen ſor-
genvolle Stirnen ein Gräuel ſind. Jener d’Ormeſſon hatte
beiden Brüdern des Königs die Bezahlung ihrer Schulden
rund abgeſchlagen, Calonne ließ ganz andere Glöcklein
klingen und Artois war entzückt von ihm. Da nun die
Königin beifällig nickte, Vergennes nicht widerſprach,
Nov. 3.ſo ließ der König ſich einen Mann gefallen, der ihm gute
Tage in Ausſicht ſtellte. Ungeſchickt und beſcheiden wie er
war legte Ludwig der zuverſichtlichen Gewandtheit einen
ſchöpferiſchen Werth bei. Wirklich warf die neu auf-
gehende Finanzſonne gleich ihre erſten Strahlen auf alle
Wipfel des Landes; die Brüder des Königs blickten be-
friedigt, die Königin erhielt St. Cloud zum Geſchenk,
die Steuerpächter wurden aller Sorge quit daß ihr geſegneter
Betrieb, der nach mäßiger Schätzung jedem Theilnehmer
jährlich reine 75,000 Livres einbrachte, plötzlich aufhören
werde, verarmte Große wurden ihre Güter für übertriebene
Preiſe an die Krone los, Steuern wurden ihnen erlaſſen,
manchmal ſogar zurückgezahlt. Calonne hatte Zeit für je-
dermann, und Meiſter in aller Leichtigkeit der Formen,
koſtete er dem Könige wenig Zeit, wußte augenblicklich
Rath in Verlegenheiten. Schüttelte Ludwig auch zu Zeiten

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[94/0104] im eigenen Hausweſen, daß ihn der König auf die erſte Empfehlung barſch verwarf. Allein die heitere Zuverſicht, mit welcher der funfzigjährige Mann ſich geltend machte, ſichere Abhülfe verſprach, auf tauſend von den Finanz- pedanten überſehene Hülfsmittel in ruhiger Haltung hin- wies, gewann ihm jene höchſten Kreiſe bald, welchen ſor- genvolle Stirnen ein Gräuel ſind. Jener d’Ormeſſon hatte beiden Brüdern des Königs die Bezahlung ihrer Schulden rund abgeſchlagen, Calonne ließ ganz andere Glöcklein klingen und Artois war entzückt von ihm. Da nun die Königin beifällig nickte, Vergennes nicht widerſprach, ſo ließ der König ſich einen Mann gefallen, der ihm gute Tage in Ausſicht ſtellte. Ungeſchickt und beſcheiden wie er war legte Ludwig der zuverſichtlichen Gewandtheit einen ſchöpferiſchen Werth bei. Wirklich warf die neu auf- gehende Finanzſonne gleich ihre erſten Strahlen auf alle Wipfel des Landes; die Brüder des Königs blickten be- friedigt, die Königin erhielt St. Cloud zum Geſchenk, die Steuerpächter wurden aller Sorge quit daß ihr geſegneter Betrieb, der nach mäßiger Schätzung jedem Theilnehmer jährlich reine 75,000 Livres einbrachte, plötzlich aufhören werde, verarmte Große wurden ihre Güter für übertriebene Preiſe an die Krone los, Steuern wurden ihnen erlaſſen, manchmal ſogar zurückgezahlt. Calonne hatte Zeit für je- dermann, und Meiſter in aller Leichtigkeit der Formen, koſtete er dem Könige wenig Zeit, wußte augenblicklich Rath in Verlegenheiten. Schüttelte Ludwig auch zu Zeiten Nov. 3.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/104>, abgerufen am 23.11.2024.