Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.5. Es wird der Revolution aufgethan. Calonne gab von Anfang her seinen kostspieligen An- 5. Es wird der Revolution aufgethan. Calonne gab von Anfang her ſeinen koſtſpieligen An- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="[106]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">5. Es wird der Revolution aufgethan.</hi> </head><lb/> <p>Calonne gab von Anfang her ſeinen koſtſpieligen An-<lb/> leihen die Färbung, eine gänzliche Tilgung der Staats-<lb/> ſchuld ſey im Werke, was freilich ungewöhnliche Anſtren-<lb/> gungen erfordere. Man wird in den nächſten fünfund-<lb/> zwanzig Jahren zwölf bis dreizehn hundert Millionen til-<lb/> gen, und ſo folgerecht weiter ſchreiten. Wer durfte da<lb/> noch tadeln, wenn zu ſo erhabenen Zwecken in den näch-<lb/> ſten Paar Jahren vier bis fünfhundert Millionen geliehen<lb/> wurden? Der Staat konnte dabei nur gewinnen, und<lb/> augenſcheinlich gewannen die Capitaliſten, welche ihre<lb/> Gelder ungemein vortheilhaft anlegten; auch muß man<lb/> zugeben daß Calonne in ſeinen Börſenoperationen eine<lb/> Fülle von jenen Finanzkünſten entwickelte, welche zur Ver-<lb/> lockung der Habſucht und zur Berückung der Unerfahren-<lb/> heit dienen. Jetzt freilich da der Schatz leer war, mit<lb/> Anticipationen es nicht mehr vorwärts ging, niemand<lb/> mehr leihen und das Parlament nicht mehr protocolliren<lb/> wollte, kehrte der Mann mit einer Frechheit ohne Gleichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[106]/0116]
5. Es wird der Revolution aufgethan.
Calonne gab von Anfang her ſeinen koſtſpieligen An-
leihen die Färbung, eine gänzliche Tilgung der Staats-
ſchuld ſey im Werke, was freilich ungewöhnliche Anſtren-
gungen erfordere. Man wird in den nächſten fünfund-
zwanzig Jahren zwölf bis dreizehn hundert Millionen til-
gen, und ſo folgerecht weiter ſchreiten. Wer durfte da
noch tadeln, wenn zu ſo erhabenen Zwecken in den näch-
ſten Paar Jahren vier bis fünfhundert Millionen geliehen
wurden? Der Staat konnte dabei nur gewinnen, und
augenſcheinlich gewannen die Capitaliſten, welche ihre
Gelder ungemein vortheilhaft anlegten; auch muß man
zugeben daß Calonne in ſeinen Börſenoperationen eine
Fülle von jenen Finanzkünſten entwickelte, welche zur Ver-
lockung der Habſucht und zur Berückung der Unerfahren-
heit dienen. Jetzt freilich da der Schatz leer war, mit
Anticipationen es nicht mehr vorwärts ging, niemand
mehr leihen und das Parlament nicht mehr protocolliren
wollte, kehrte der Mann mit einer Frechheit ohne Gleichen
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Zitationshilfe: | Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. [106]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/116>, abgerufen am 17.02.2025. |