sich mit Rathgebern eigener Wahl für bestimmte Zwecke auszurüsten. Schon Karl der Große berief Notabeln; Kö- nig Franz der Erste, der die Reichsstände niemals ver- sammelte, berief Notabeln, als er eines Gutachtens über den Madrider Frieden mit dem Kaiser bedurfte, ob er an diesen auch gebunden sey. Als die Reichsstände schon ganz in Abgang gekommen waren, hat man 1626 noch Notabeln berufen. Also Notabeln!
Der König stand wieder da, wo er zu Turgots Zeit gestanden hatte, damals als er die Hände sinken ließ, aber unter wie viel nachtheiligeren Umständen jetzt! An- fangs ganz erstaunt daß sein Minister gegenwärtig die- selben Reformen predige, die sein Übermuth früher ver- höhnt hatte, ergab er sich doch darin, denn es wohnt der gutmüthigen Schwäche ein eigenes Vertrauen auf die Macht der geheimnißvollen Künste bei, welche ihrer Mei- nung nach den Lasterhaften zu Gebote stehen. Ohne dem bösen Geiste zu trauen, verschrieb er sich ihm, nachdem Vergennes, der mit in das Geheimniß gezogen war, sein Ja zu den Notabeln gesagt hatte, nicht ohne Bedenken zwar, allein es kam darauf an, den drohenden Wider- spruch der Parlamente durch eine große Autorität zu ent- waffnen. Man ward über 144 Personen einig, natürlich meistens Privilegirte, nur etwa ein halbes Dutzend Bür- gerliche darunter. Wer wird nun die Privilegirten ver- mögen sich gegen die Privilegien zu erklären? Calonne, stets reich an Auskunftsmitteln, hatte sich ein eigenes
ſich mit Rathgebern eigener Wahl für beſtimmte Zwecke auszurüſten. Schon Karl der Große berief Notabeln; Kö- nig Franz der Erſte, der die Reichsſtände niemals ver- ſammelte, berief Notabeln, als er eines Gutachtens über den Madrider Frieden mit dem Kaiſer bedurfte, ob er an dieſen auch gebunden ſey. Als die Reichsſtände ſchon ganz in Abgang gekommen waren, hat man 1626 noch Notabeln berufen. Alſo Notabeln!
Der König ſtand wieder da, wo er zu Turgots Zeit geſtanden hatte, damals als er die Hände ſinken ließ, aber unter wie viel nachtheiligeren Umſtänden jetzt! An- fangs ganz erſtaunt daß ſein Miniſter gegenwärtig die- ſelben Reformen predige, die ſein Übermuth früher ver- höhnt hatte, ergab er ſich doch darin, denn es wohnt der gutmüthigen Schwäche ein eigenes Vertrauen auf die Macht der geheimnißvollen Künſte bei, welche ihrer Mei- nung nach den Laſterhaften zu Gebote ſtehen. Ohne dem böſen Geiſte zu trauen, verſchrieb er ſich ihm, nachdem Vergennes, der mit in das Geheimniß gezogen war, ſein Ja zu den Notabeln geſagt hatte, nicht ohne Bedenken zwar, allein es kam darauf an, den drohenden Wider- ſpruch der Parlamente durch eine große Autorität zu ent- waffnen. Man ward über 144 Perſonen einig, natürlich meiſtens Privilegirte, nur etwa ein halbes Dutzend Bür- gerliche darunter. Wer wird nun die Privilegirten ver- mögen ſich gegen die Privilegien zu erklären? Calonne, ſtets reich an Auskunftsmitteln, hatte ſich ein eigenes
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ſich mit Rathgebern eigener Wahl für beſtimmte Zwecke
auszurüſten. Schon Karl der Große berief Notabeln; Kö-
nig Franz der Erſte, der die Reichsſtände niemals ver-
ſammelte, berief Notabeln, als er eines Gutachtens über
den Madrider Frieden mit dem Kaiſer bedurfte, ob er an
dieſen auch gebunden ſey. Als die Reichsſtände ſchon
ganz in Abgang gekommen waren, hat man 1626 noch
Notabeln berufen. Alſo Notabeln!
Der König ſtand wieder da, wo er zu Turgots Zeit
geſtanden hatte, damals als er die Hände ſinken ließ,
aber unter wie viel nachtheiligeren Umſtänden jetzt! An-
fangs ganz erſtaunt daß ſein Miniſter gegenwärtig die-
ſelben Reformen predige, die ſein Übermuth früher ver-
höhnt hatte, ergab er ſich doch darin, denn es wohnt der
gutmüthigen Schwäche ein eigenes Vertrauen auf die
Macht der geheimnißvollen Künſte bei, welche ihrer Mei-
nung nach den Laſterhaften zu Gebote ſtehen. Ohne dem
böſen Geiſte zu trauen, verſchrieb er ſich ihm, nachdem
Vergennes, der mit in das Geheimniß gezogen war, ſein
Ja zu den Notabeln geſagt hatte, nicht ohne Bedenken
zwar, allein es kam darauf an, den drohenden Wider-
ſpruch der Parlamente durch eine große Autorität zu ent-
waffnen. Man ward über 144 Perſonen einig, natürlich
meiſtens Privilegirte, nur etwa ein halbes Dutzend Bür-
gerliche darunter. Wer wird nun die Privilegirten ver-
mögen ſich gegen die Privilegien zu erklären? Calonne,
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/118>, abgerufen am 23.11.2024.
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