dem Adel die der Gleichheit, zögernder seiner Geistlichkeit die Forderung der ewigen Vernunft. Seine Schrift: "Was ist der dritte Stand?" erschien im Januar 89; sie gewann ihm die Wahlstimme der Pariser und flog in 30,000 Exemplaren durch die ganze civilisirte Welt. Sie will den dritten Stand über seine natürlichen Rechte belehren, in- dem sie drei Fragen aufwirft und beantwortet. Die erste: Was ist der dritte Stand? Antwort: Alles. Was ist er bis heute in seiner politischen Bedeutung gewesen? Nichts. Was verlangt er? Etwas zu seyn. Er spricht: Der dritte Stand ist in Wahrheit die Nation, 25 Millionen stark tritt er 80,000 Geistlichen und 120,000 Edelleuten gegen- über, die ohne ihn Nichts sind. Sagt Ihr, der Adel da- tire von der Eroberung, nun der dritte Stand wird jetzt erobern, sich seinen Adel verdienen. Er wird jetzt eine Constitution schaffen, denn es giebt in Frankreich keine. Diese Constitution wird keine Nachahmung der englischen seyn, die für ihre Zeit anstaunenswerth ist, aber in ihrer Verwickelung den gesellschaftlichen Fortschritten eines Zeit- alters, welches einfachen Freiheitsgenuß begehrt, nicht entspricht. Denn alle Einrichtungen der bürgerlichen Ge- sellschaft sind in dem einzigen Zwecke enthalten daß nie- mand den Andern beeinträchtige, und dürfen nicht dar- über hinausgehen. Er wirft den Blick auf Frankreichs Geschichte. Nimmt man wenige Jahre Ludwigs XI. hin- weg, so beherrscht nicht der König, sondern der Hofadel Frankreich. Wie steht es jetzt? Die Aristokratie allein
dem Adel die der Gleichheit, zögernder ſeiner Geiſtlichkeit die Forderung der ewigen Vernunft. Seine Schrift: „Was iſt der dritte Stand?“ erſchien im Januar 89; ſie gewann ihm die Wahlſtimme der Pariſer und flog in 30,000 Exemplaren durch die ganze civiliſirte Welt. Sie will den dritten Stand über ſeine natürlichen Rechte belehren, in- dem ſie drei Fragen aufwirft und beantwortet. Die erſte: Was iſt der dritte Stand? Antwort: Alles. Was iſt er bis heute in ſeiner politiſchen Bedeutung geweſen? Nichts. Was verlangt er? Etwas zu ſeyn. Er ſpricht: Der dritte Stand iſt in Wahrheit die Nation, 25 Millionen ſtark tritt er 80,000 Geiſtlichen und 120,000 Edelleuten gegen- über, die ohne ihn Nichts ſind. Sagt Ihr, der Adel da- tire von der Eroberung, nun der dritte Stand wird jetzt erobern, ſich ſeinen Adel verdienen. Er wird jetzt eine Conſtitution ſchaffen, denn es giebt in Frankreich keine. Dieſe Conſtitution wird keine Nachahmung der engliſchen ſeyn, die für ihre Zeit anſtaunenswerth iſt, aber in ihrer Verwickelung den geſellſchaftlichen Fortſchritten eines Zeit- alters, welches einfachen Freiheitsgenuß begehrt, nicht entſpricht. Denn alle Einrichtungen der bürgerlichen Ge- ſellſchaft ſind in dem einzigen Zwecke enthalten daß nie- mand den Andern beeinträchtige, und dürfen nicht dar- über hinausgehen. Er wirft den Blick auf Frankreichs Geſchichte. Nimmt man wenige Jahre Ludwigs XI. hin- weg, ſo beherrſcht nicht der König, ſondern der Hofadel Frankreich. Wie ſteht es jetzt? Die Ariſtokratie allein
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dem Adel die der Gleichheit, zögernder ſeiner Geiſtlichkeit
die Forderung der ewigen Vernunft. Seine Schrift:
„Was iſt der dritte Stand?“ erſchien im Januar 89; ſie
gewann ihm die Wahlſtimme der Pariſer und flog in 30,000
Exemplaren durch die ganze civiliſirte Welt. Sie will den
dritten Stand über ſeine natürlichen Rechte belehren, in-
dem ſie drei Fragen aufwirft und beantwortet. Die erſte:
Was iſt der dritte Stand? Antwort: Alles. Was iſt er
bis heute in ſeiner politiſchen Bedeutung geweſen? Nichts.
Was verlangt er? Etwas zu ſeyn. Er ſpricht: Der dritte
Stand iſt in Wahrheit die Nation, 25 Millionen ſtark
tritt er 80,000 Geiſtlichen und 120,000 Edelleuten gegen-
über, die ohne ihn Nichts ſind. Sagt Ihr, der Adel da-
tire von der Eroberung, nun der dritte Stand wird jetzt
erobern, ſich ſeinen Adel verdienen. Er wird jetzt eine
Conſtitution ſchaffen, denn es giebt in Frankreich keine.
Dieſe Conſtitution wird keine Nachahmung der engliſchen
ſeyn, die für ihre Zeit anſtaunenswerth iſt, aber in ihrer
Verwickelung den geſellſchaftlichen Fortſchritten eines Zeit-
alters, welches einfachen Freiheitsgenuß begehrt, nicht
entſpricht. Denn alle Einrichtungen der bürgerlichen Ge-
ſellſchaft ſind in dem einzigen Zwecke enthalten daß nie-
mand den Andern beeinträchtige, und dürfen nicht dar-
über hinausgehen. Er wirft den Blick auf Frankreichs
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/176>, abgerufen am 27.11.2024.
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