das Gouvernement zu dem Manne des Volks seine Zu- flucht und Mirabeau wagt es auf ein Paar meisterhaft ge- März 25.schriebenen Seiten das Volk zu belehren daß es einen hö- heren Preis für sein Brod zahlen müsse, wenn es nicht verhungern will. Und es nimmt die Lehre an. Von da beruft man ihn nach Aix, wo das Volk die Magazine ge- plündert hat, auch hier ist er der Friedensstifter, läßt die Soldaten abziehen, übergiebt die Sicherheitssorge einer Bürgerbewaffnung. Jetzt fällt die Wahl des dritten Stan- des der beiden Bezirke von Marseille und Aix auf ihn. Er April 7.befindet sich gerade in Aix und nimmt diese Wahl an. Die Erzählung, er habe seinem Adel förmlich entsagt, habe einen Tuchladen in Marseille gekauft, ist eine Fabel.
Die Geschicke Frankreichs erfüllten sich, indem zwei Provencalen, so ungleichartig wie Wasser und Feuer sind, sich in der Kammer des dritten Standes zusammenfanden, der ihrer beiderseitigen Vergangenheit fremd war. Es ge- hörte Neckers Wahlordnung und eine wunderbare Verket- tung von Umständen dazu daß sie nur überhaupt gewählt wurden. Dagegen bahnte sich vor Talleyrand-Perigord überall leicht der Weg. Er war kürzlich Bischof von Autun geworden und seine Geistlichkeit wählte ihn; er nahm von ihr mit einer Rede Abschied, welche die Gleichheit aller Stände vor dem Gesetz empfahl, die Freiheit des Gedan- kens verherrlichte.
In der Woche vor Eröffnung der Reichsstände ward das Haus eines ehrlichen pariser Fabrikanten Reveillon
das Gouvernement zu dem Manne des Volks ſeine Zu- flucht und Mirabeau wagt es auf ein Paar meiſterhaft ge- März 25.ſchriebenen Seiten das Volk zu belehren daß es einen hö- heren Preis für ſein Brod zahlen müſſe, wenn es nicht verhungern will. Und es nimmt die Lehre an. Von da beruft man ihn nach Aix, wo das Volk die Magazine ge- plündert hat, auch hier iſt er der Friedensſtifter, läßt die Soldaten abziehen, übergiebt die Sicherheitsſorge einer Bürgerbewaffnung. Jetzt fällt die Wahl des dritten Stan- des der beiden Bezirke von Marſeille und Aix auf ihn. Er April 7.befindet ſich gerade in Aix und nimmt dieſe Wahl an. Die Erzählung, er habe ſeinem Adel förmlich entſagt, habe einen Tuchladen in Marſeille gekauft, iſt eine Fabel.
Die Geſchicke Frankreichs erfüllten ſich, indem zwei Provençalen, ſo ungleichartig wie Waſſer und Feuer ſind, ſich in der Kammer des dritten Standes zuſammenfanden, der ihrer beiderſeitigen Vergangenheit fremd war. Es ge- hörte Neckers Wahlordnung und eine wunderbare Verket- tung von Umſtänden dazu daß ſie nur überhaupt gewählt wurden. Dagegen bahnte ſich vor Talleyrand-Perigord überall leicht der Weg. Er war kürzlich Biſchof von Autun geworden und ſeine Geiſtlichkeit wählte ihn; er nahm von ihr mit einer Rede Abſchied, welche die Gleichheit aller Stände vor dem Geſetz empfahl, die Freiheit des Gedan- kens verherrlichte.
In der Woche vor Eröffnung der Reichsſtände ward das Haus eines ehrlichen pariſer Fabrikanten Reveillon
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das Gouvernement zu dem Manne des Volks ſeine Zu-
flucht und Mirabeau wagt es auf ein Paar meiſterhaft ge-
ſchriebenen Seiten das Volk zu belehren daß es einen hö-
heren Preis für ſein Brod zahlen müſſe, wenn es nicht
verhungern will. Und es nimmt die Lehre an. Von da
beruft man ihn nach Aix, wo das Volk die Magazine ge-
plündert hat, auch hier iſt er der Friedensſtifter, läßt die
Soldaten abziehen, übergiebt die Sicherheitsſorge einer
Bürgerbewaffnung. Jetzt fällt die Wahl des dritten Stan-
des der beiden Bezirke von Marſeille und Aix auf ihn. Er
befindet ſich gerade in Aix und nimmt dieſe Wahl an. Die
Erzählung, er habe ſeinem Adel förmlich entſagt, habe
einen Tuchladen in Marſeille gekauft, iſt eine Fabel.
März 25.
April 7.
Die Geſchicke Frankreichs erfüllten ſich, indem zwei
Provençalen, ſo ungleichartig wie Waſſer und Feuer ſind,
ſich in der Kammer des dritten Standes zuſammenfanden,
der ihrer beiderſeitigen Vergangenheit fremd war. Es ge-
hörte Neckers Wahlordnung und eine wunderbare Verket-
tung von Umſtänden dazu daß ſie nur überhaupt gewählt
wurden. Dagegen bahnte ſich vor Talleyrand-Perigord
überall leicht der Weg. Er war kürzlich Biſchof von Autun
geworden und ſeine Geiſtlichkeit wählte ihn; er nahm von
ihr mit einer Rede Abſchied, welche die Gleichheit aller
Stände vor dem Geſetz empfahl, die Freiheit des Gedan-
kens verherrlichte.
In der Woche vor Eröffnung der Reichsſtände ward
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/198>, abgerufen am 27.11.2024.
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