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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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was schuldig waren oder nicht. Der neue Intendant rief
die Pfarrer zu Hülfe, die in redlicher Armuth ihrer Seelsorge
warteten. Sie gaben ihm Auskunft, und eine gleichmäßigere
Vertheilung der Steuern, eine verbesserte Heberolle schuf
einen kleinen Anfang von Vertrauen. Hieran schloß sich
der Plan, die Wegelast in eine Geldabgabe zu verwan-
deln und dem mindest fordernden Gemeindemitgliede die
Arbeit zuzuschlagen. Auch hier stemmte sich Anfangs die
Furcht, die Regierung möchte sich der Gelder zu anderen
Zwecken bemächtigen, der beabsichtigten Verbesserung ent-
gegen. Dennoch bequemten sich endlich alle Gemeinden
der Generalität zu gleichmäßigen Beiträgen, ohne Rück-
sicht darauf, wer gerade zu bauen hatte, nur daß freilich
die Privilegirten nicht herbeigezogen werden durften. Genug
schon ohnehin daß die Regierung die Änderungen des In-
tendanten duldete, ohne sie mit Gesetzes Kraft zu versehen.
Die jährliche Wegelast schwankte zwischen 40,000 und
100,000 Thalern, aber jedermann fühlte sich erleichtert
und die Straßen in dieser schwierigen Gebirgsgegend wa-
ren niemals so gut gewesen als jetzt. Ähnlich ward es mit
den Kriegsfuhren eingerichtet. Zu einem besonders glän-
zenden Siege über träges Herkommen durfte aber Turgot
sich Glück wünschen, als ihm gelang den an seine
Gerste, seinen Buchweitzen und seine Kastanien so ge-
wöhnten Landmann, daß er von Weitzen nichts wissen
wollte, zum Kartoffelbau zu bewegen. Manche weit vor-
theilhaftere und vornehmere Intendantur hatte Turgot

was ſchuldig waren oder nicht. Der neue Intendant rief
die Pfarrer zu Hülfe, die in redlicher Armuth ihrer Seelſorge
warteten. Sie gaben ihm Auskunft, und eine gleichmäßigere
Vertheilung der Steuern, eine verbeſſerte Heberolle ſchuf
einen kleinen Anfang von Vertrauen. Hieran ſchloß ſich
der Plan, die Wegelaſt in eine Geldabgabe zu verwan-
deln und dem mindeſt fordernden Gemeindemitgliede die
Arbeit zuzuſchlagen. Auch hier ſtemmte ſich Anfangs die
Furcht, die Regierung möchte ſich der Gelder zu anderen
Zwecken bemächtigen, der beabſichtigten Verbeſſerung ent-
gegen. Dennoch bequemten ſich endlich alle Gemeinden
der Generalität zu gleichmäßigen Beiträgen, ohne Rück-
ſicht darauf, wer gerade zu bauen hatte, nur daß freilich
die Privilegirten nicht herbeigezogen werden durften. Genug
ſchon ohnehin daß die Regierung die Änderungen des In-
tendanten duldete, ohne ſie mit Geſetzes Kraft zu verſehen.
Die jährliche Wegelaſt ſchwankte zwiſchen 40,000 und
100,000 Thalern, aber jedermann fühlte ſich erleichtert
und die Straßen in dieſer ſchwierigen Gebirgsgegend wa-
ren niemals ſo gut geweſen als jetzt. Ähnlich ward es mit
den Kriegsfuhren eingerichtet. Zu einem beſonders glän-
zenden Siege über träges Herkommen durfte aber Turgot
ſich Glück wünſchen, als ihm gelang den an ſeine
Gerſte, ſeinen Buchweitzen und ſeine Kaſtanien ſo ge-
wöhnten Landmann, daß er von Weitzen nichts wiſſen
wollte, zum Kartoffelbau zu bewegen. Manche weit vor-
theilhaftere und vornehmere Intendantur hatte Turgot

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[30/0040] was ſchuldig waren oder nicht. Der neue Intendant rief die Pfarrer zu Hülfe, die in redlicher Armuth ihrer Seelſorge warteten. Sie gaben ihm Auskunft, und eine gleichmäßigere Vertheilung der Steuern, eine verbeſſerte Heberolle ſchuf einen kleinen Anfang von Vertrauen. Hieran ſchloß ſich der Plan, die Wegelaſt in eine Geldabgabe zu verwan- deln und dem mindeſt fordernden Gemeindemitgliede die Arbeit zuzuſchlagen. Auch hier ſtemmte ſich Anfangs die Furcht, die Regierung möchte ſich der Gelder zu anderen Zwecken bemächtigen, der beabſichtigten Verbeſſerung ent- gegen. Dennoch bequemten ſich endlich alle Gemeinden der Generalität zu gleichmäßigen Beiträgen, ohne Rück- ſicht darauf, wer gerade zu bauen hatte, nur daß freilich die Privilegirten nicht herbeigezogen werden durften. Genug ſchon ohnehin daß die Regierung die Änderungen des In- tendanten duldete, ohne ſie mit Geſetzes Kraft zu verſehen. Die jährliche Wegelaſt ſchwankte zwiſchen 40,000 und 100,000 Thalern, aber jedermann fühlte ſich erleichtert und die Straßen in dieſer ſchwierigen Gebirgsgegend wa- ren niemals ſo gut geweſen als jetzt. Ähnlich ward es mit den Kriegsfuhren eingerichtet. Zu einem beſonders glän- zenden Siege über träges Herkommen durfte aber Turgot ſich Glück wünſchen, als ihm gelang den an ſeine Gerſte, ſeinen Buchweitzen und ſeine Kaſtanien ſo ge- wöhnten Landmann, daß er von Weitzen nichts wiſſen wollte, zum Kartoffelbau zu bewegen. Manche weit vor- theilhaftere und vornehmere Intendantur hatte Turgot

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/40>, abgerufen am 21.11.2024.