Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Demokratie. Monarchie. Aristokratie. ständigen Volksindividuen hervor. Dieselbe Verfassungwird nicht allein für verschiedene Völker, sie wird für ver- schiedene Entwickelungsperioden desselben Volks nicht allein unpassend, sondern häufig, weil die Elemente dazu noch fehlen oder schon verschwunden sind, ganz unmöglich seyn. 26. Indeß ist eben so gewiß, daß verwandtes Volks- 27. Weist nun dieses klar auf die Geschichte hin als "Die Politik kann nicht füglich von den ersten Grundsätzen desAristoteles Ethik I, 4, 6. 2*
Demokratie. Monarchie. Ariſtokratie. ſtaͤndigen Volksindividuen hervor. Dieſelbe Verfaſſungwird nicht allein fuͤr verſchiedene Voͤlker, ſie wird fuͤr ver- ſchiedene Entwickelungsperioden deſſelben Volks nicht allein unpaſſend, ſondern haͤufig, weil die Elemente dazu noch fehlen oder ſchon verſchwunden ſind, ganz unmoͤglich ſeyn. 26. Indeß iſt eben ſo gewiß, daß verwandtes Volks- 27. Weist nun dieſes klar auf die Geſchichte hin als „Die Politik kann nicht fuͤglich von den erſten Grundſaͤtzen desAriſtoteles Ethik I, 4, 6. 2*
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Demokratie. Monarchie. Ariſtokratie.
ſtaͤndigen Volksindividuen hervor. Dieſelbe Verfaſſung
wird nicht allein fuͤr verſchiedene Voͤlker, ſie wird fuͤr ver-
ſchiedene Entwickelungsperioden deſſelben Volks nicht allein
unpaſſend, ſondern haͤufig, weil die Elemente dazu noch
fehlen oder ſchon verſchwunden ſind, ganz unmoͤglich ſeyn.
26. Indeß iſt eben ſo gewiß, daß verwandtes Volks-
thum, gemeinſam verlebte Staatsjugend, der durchſchla-
gende Strahl gleicher Glaubenslehren und langes Zuſam-
menleben auch uͤber einen Welttheil oder mehrere hinaus
Staatsgeſellſchaften gruͤnden kann, welche ſehr aͤhnlicher
Verfaſſungen faͤhig ſind.
27. Weist nun dieſes klar auf die Geſchichte hin als
Lehrerin der Politik, weil allein aus der Natur der zu
beherrſchenden Elemente, wie ſie ſich im Fluſſe begriffen
zeigen, die Form der Herrſchaft anerkannt werden mag,
in der ein Volk ſeinen Frieden finde, ſo weist ein Anderes
uͤber die Geſchichte hinaus. Denn die Herrſchaft von
Menſchen uͤber Menſchen darf ja nicht auf die Benutzung
wie von lebloſen Dingen, allenfalls auch auf den Raub-
bau geſtellt ſeyn, oder wie bei Wollheerden allenfalls
auch auf die ſchaͤrfſte Schur, ſondern ſie ſoll zum leib-
lichen und geiſtigen Beſten des Ganzen und der Einzelnen,
die zum Staate verſammelt ſind, dienen. Und was das
Hohes und Tiefes umfaſſe, muß derjenige, wiederholen
wir, ſchon inne haben, welcher wohl vorbereitet zur Staats-
lehre herantreten will.
„Die Politik kann nicht fuͤglich von den erſten Grundſaͤtzen des
Guten anheben, ſondern ſetzt gewiſſe ſchon von uns anerkannte
voraus. Darum muß zur guten Sitte angefuͤhrt ſeyn, wer die
Politik paſſend hoͤren will.“ Ariſtoteles Ethik I, 4, 6.
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