Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.Die Zwölffte ben; sie forschen nicht weiter nach/ können nicht eines auß dem anderndurch artige Schlußreden ziehen/ sie haben kein Widergedächtniß/ können das/ was jhnen einmal entfallen/ nicht wider durch genawes Nachdencken erhalten. So ist die Viehische Seel material, grob/ theilbar vnd sterblich/ sie fahret dahin/ wie ein Loderasch; aber des Menschen Seel ist ein ver- nünfftiger/ vnsterblicher Geist. Zwar es lauten die Wort im Prediger Eccl. 3, 19. 20. 21.Salomon fast hart. Es gehet dem Menschen wie dem Viehe/ wie diß stirbet/ so stirbet das auch/ vnd haben alle einerley Athem/ vnd der Mensch hat nichts mehr dann das Viehe/ dann es ist alles eitel. Es fähret alles an einen Ort. Es ist alles von Staub gemacht vnd wird wider zu Staub. Wer weiß ob der Athem des Menschen auffwerts fahre vnnd der Athem des Viehs vnterwerts vnter die Erde fahre. Es ist aber zu wissen/ daß Eccl. 12, 1.Salomon nicht auß seiner eigener Meinung vnd göttlichen Erleuchtung von der Sach rede/ als der sich anders also ercläret/ daß er geschrieben/ es werde GOTT der Herr einen Jüngling/ der seine Jugend mißbraucht für Gericht/ verstehe das Jüngste nach diesem Leben/ führen: sondern er redet mimetikos, nimt den vnberichteten Richtern das Wort auß dem Mund/ vnd wie sie auß dem eusserlichen Ansehen von den Zustand der Seelen vrtheilen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] es hat das Ansehen/ wann man ohne göttliche Erleuchtung ausser Gottes Wort nach dem eusserlichen Schein ermeld- ten Zustand ansihet/ so gibts solche blinde Vrthteil vnd Fehlgericht. Endlich eine segenreiche vnd vermehrende Seel/ als welche erst
Die Zwoͤlffte ben; ſie forſchen nicht weiter nach/ koͤnnen nicht eines auß dem anderndurch artige Schlußreden ziehen/ ſie haben kein Widergedaͤchtniß/ koͤnnen das/ was jhnen einmal entfallen/ nicht wider durch genawes Nachdencken erhalten. So iſt die Viehiſche Seel material, grob/ theilbar vnd ſterblich/ ſie fahret dahin/ wie ein Loderaſch; aber des Menſchen Seel iſt ein ver- nuͤnfftiger/ vnſterblicher Geiſt. Zwar es lauten die Wort im Prediger Eccl. 3, 19. 20. 21.Salomon faſt hart. Es gehet dem Menſchen wie dem Viehe/ wie diß ſtirbet/ ſo ſtirbet das auch/ vnd haben alle einerley Athem/ vnd der Menſch hat nichts mehr dann das Viehe/ dann es iſt alles eitel. Es faͤhret alles an einen Ort. Es iſt alles von Staub gemacht vnd wird wider zu Staub. Wer weiß ob der Athem des Menſchen auffwerts fahre vnnd der Athem des Viehs vnterwerts vnter die Erde fahre. Es iſt aber zu wiſſen/ daß Eccl. 12, 1.Salomon nicht auß ſeiner eigener Meinung vnd goͤttlichen Erleuchtung von der Sach rede/ als der ſich anders alſo erclaͤret/ daß er geſchrieben/ es werde GOTT der Herr einen Juͤngling/ der ſeine Jugend mißbraucht fuͤr Gericht/ verſtehe das Juͤngſte nach dieſem Leben/ fuͤhren: ſondern er redet μιμητικῶς, nimt den vnberichteten Richtern das Wort auß dem Mund/ vñ wie ſie auß dem euſſerlichẽ Anſehen von dẽ Zuſtand der Seelen vrtheilen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] es hat das Anſehen/ wann man ohne goͤttliche Erleuchtung auſſer Gottes Wort nach dem euſſerlichen Schein ermeld- ten Zuſtand anſihet/ ſo gibts ſolche blinde Vrthteil vnd Fehlgericht. Endlich eine ſegenreiche vnd vermehrende Seel/ als welche erſt
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Die Zwoͤlffte
ben; ſie forſchen nicht weiter nach/ koͤnnen nicht eines auß dem andern
durch artige Schlußreden ziehen/ ſie haben kein Widergedaͤchtniß/ koͤnnen
das/ was jhnen einmal entfallen/ nicht wider durch genawes Nachdencken
erhalten. So iſt die Viehiſche Seel material, grob/ theilbar vnd ſterblich/
ſie fahret dahin/ wie ein Loderaſch; aber des Menſchen Seel iſt ein ver-
nuͤnfftiger/ vnſterblicher Geiſt. Zwar es lauten die Wort im Prediger
Salomon faſt hart. Es gehet dem Menſchen wie dem Viehe/ wie
diß ſtirbet/ ſo ſtirbet das auch/ vnd haben alle einerley Athem/
vnd der Menſch hat nichts mehr dann das Viehe/ dann es iſt
alles eitel. Es faͤhret alles an einen Ort. Es iſt alles von
Staub gemacht vnd wird wider zu Staub. Wer weiß ob der
Athem des Menſchen auffwerts fahre vnnd der Athem des
Viehs vnterwerts vnter die Erde fahre. Es iſt aber zu wiſſen/ daß
Salomon nicht auß ſeiner eigener Meinung vnd goͤttlichen Erleuchtung
von der Sach rede/ als der ſich anders alſo erclaͤret/ daß er geſchrieben/ es
werde GOTT der Herr einen Juͤngling/ der ſeine Jugend mißbraucht
fuͤr Gericht/ verſtehe das Juͤngſte nach dieſem Leben/ fuͤhren: ſondern
er redet μιμητικῶς, nimt den vnberichteten Richtern das Wort auß dem
Mund/ vñ wie ſie auß dem euſſerlichẽ Anſehen von dẽ Zuſtand der Seelen
vrtheilen _ es hat das Anſehen/ wann man ohne goͤttliche
Erleuchtung auſſer Gottes Wort nach dem euſſerlichen Schein ermeld-
ten Zuſtand anſihet/ ſo gibts ſolche blinde Vrthteil vnd Fehlgericht.
Eccl. 3, 19.
20. 21.
Eccl. 12, 1.
Endlich eine ſegenreiche vnd vermehrende Seel/ als welche
durch goͤttlichen Segen ſich vermehret/ in der Empſaͤngniß des Menſchen
fortgepflantzet wird/ Sintemal Adam einen Sohn gezeuget/ der ſei-
nem Bild ähnlich war/ vnd hieß jhn Seth/ wie aber aͤhnlich? wie
nach Adams Bild? wie gezeuget? wie Sohn? ſo Seth nur ein Theil vnd
Leib von Adam empfangen haͤtte/ die Seel aber waͤre von auſſen her ein ge-
blaſen worden? Sechs vnd ſechzig Seelen ſind auß Jacobs Len-
den kommen/ die Kinder Levi ſind auß den Lenden Abrahams
kom̃en/ wie aber anders als durch die natuͤrliche Geburt? als derẽ Seelẽ in
Abrahams Lenden geweſt zur Zeit Melchiſedechs/ dẽ Abraham den Zehen-
den gegeben von allen. Jn Suͤnden hat mich mein Mutter em-
pfangen/ ſagt vnd klagt David; wo Suͤnd iſt/ da muß auch eine Suͤnd-
faͤhige oder ſuͤndhaffte Seel ſeyn: iſt dieſelbe nun ſchon in der Empfaͤngniß
mit Suͤnden behafftet geweſen/ ſo iſt ſie damal ſchon geweſt vnd nicht aller-
erſt
Gen. 5, 3.
Gen. 46, 26
Ebr. 7, 5.
Pſal. 51, 7.
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