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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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An den Christlichen Leser.

wissenheit/ Allgegenwärtigkeit communiciret vnd mitgethei-
let worden? Ob dieselbe Gnad
fatal, vorziehlend vnd vnwider-
streblich sey oder nicht? Wie vnd was weise Gott der HErr in
der heilige Tauff wircke vnd kräfftig sey? Ob zweyerley Tauffe
sey/ eine äusserliche vnd innerliche? Ob Christi Leib vnd Blut
im Sacrament mund-sacramentlich oder nur geistlich im Glau-
ben empfangen vnd genossen werde? Ob man in einer oder bey-
der gestalt das Sacrament empfangen müsse? Ob die Gerech-
tigkeit Christi/ dadurch wir vor Gott gerecht vnd selig werden/
nur allein die vrsprüngliche vrsach oder auch zugleich die
forma
der Rechtfertigung seye? Ob der Glaub eine vorgehende dispo-
sition
vnd wurtzel sey der Rechtfertigung/ oder ein instrumental
oder werckzeugliche Vrsach. diese vnd dergleichen sollen dem ge-
meinen Mann auff der Cantzel nicht
disputiret vnd fürgetragen/
deme sey das
quomodo zu wissen nicht nöthig; sondern in abwe-
sen desselben vnter den Gelehrten in schulen außgefochten werden.

Wiewol lautet diese Pfeiff? Wer solte nicht wollen nach derselben tantzen?
Dann so könte man in Teutschland näher zusammen kommen/ so möchte
ein guter beständiger Fried erhalten/ alle diffidentz/ mißverstand vnd Zwi-
tracht hin vnd beygeleget werden. Aber es ist ein Sirenen-lied/ wer sich
davon lässet einschläffen/ der leydet Schiffbruch vnd versincket ins verder-
ben! Gott der Herr ist ein starcker Eifferer/ er kan keine lenoniam oder
Leiche mit frembden Göttern leyden: Er ist ein helles Liecht/ Finsternuß/
dunckel/ chaos vnd mischmasch in den Religionen mögen vor ihm nicht be-
stehen: Er ist ein einfältiger Gott/ alle vermengung der Warheit mit der lu-
gen ist ihm ein greuel/ ohn sein Wort vnd Segen kan kein in bloß menschli-
cher Vernunfft gewachsener Frieden statt haben; Vnd damit der Deckel
vom Hafen komme/ so ist ersterwehnter/ kurtzentworffener/ hochgerühmter
vnd beliebter einfältige Glaube I. kein einfältiger/ lauter vnd reiner/ sondern
ein vielfältiger/ trüb- vnd vermengter Glaube/ ein rechtes confusum
chaos,
darunter sich alle falsche Religionen verkriechen vnd bedecken mö-
gen. Keine Religion vnd Sect in Europa/ auch die Photinianische nicht/
ist so grob/ daß sie nicht den Apostolischen Glauben nach den Worten/ wie
sie äusserlich lauten/ annehmen vnd bekennen solte: Tringet man aber auffv. Sigalion
p. 171. 177.
& seqq.

den rechtmässigen Verstand/ da thun sich neben dem rechten/ schrifftmäs-

sigen/
An den Chriſtlichen Leſer.

wiſſenheit/ Allgegenwärtigkeit communiciret vnd mitgethei-
let worden? Ob dieſelbe Gnad
fatal, vorziehlend vnd vnwider-
ſtreblich ſey oder nicht? Wie vnd was weiſe Gott der HErr in
der heilige Tauff wircke vnd kräfftig ſey? Ob zweyerley Tauffe
ſey/ eine aͤuſſerliche vnd innerliche? Ob Chriſti Leib vnd Blut
im Sacrament mund-ſacramentlich oder nur geiſtlich im Glau-
ben empfangen vnd genoſſen werde? Ob man in einer oder bey-
der geſtalt das Sacrament empfangen muͤſſe? Ob die Gerech-
tigkeit Chriſti/ dadurch wir vor Gott gerecht vnd ſelig werden/
nur allein die vrſpruͤngliche vrſach oder auch zugleich die
forma
der Rechtfertigung ſeye? Ob der Glaub eine vorgehende dispo-
ſition
vnd wurtzel ſey der Rechtfertigung/ oder ein inſtrumental
oder werckzeugliche Vrſach. dieſe vnd dergleichen ſollen dem ge-
meinẽ Mann auff der Cantzel nicht
diſputiret vnd fuͤrgetragen/
deme ſey das
quomodo zu wiſſen nicht noͤthig; ſondern in abwe-
ſen deſſelben vnter den Gelehrten in ſchulen außgefochten werdẽ.

Wiewol lautet dieſe Pfeiff? Wer ſolte nicht wollen nach derſelben tantzen?
Dann ſo koͤnte man in Teutſchland naͤher zuſammen kommen/ ſo moͤchte
ein guter beſtaͤndiger Fried erhalten/ alle diffidentz/ mißverſtand vnd Zwi-
tracht hin vnd beygeleget werden. Aber es iſt ein Sirenen-lied/ wer ſich
davon laͤſſet einſchlaͤffen/ der leydet Schiffbruch vnd verſincket ins verder-
ben! Gott der Herr iſt ein ſtarcker Eifferer/ er kan keine lenoniam oder
Leiche mit frembden Goͤttern leyden: Er iſt ein helles Liecht/ Finſternuß/
dunckel/ chaos vnd miſchmaſch in den Religionen moͤgen vor ihm nicht be-
ſtehen: Er iſt ein einfaͤltiger Gott/ alle vermengung der Warheit mit der lu-
gen iſt ihm ein greuel/ ohn ſein Wort vnd Segen kan kein in bloß menſchli-
cher Vernunfft gewachſener Frieden ſtatt haben; Vnd damit der Deckel
vom Hafen komme/ ſo iſt erſterwehnter/ kurtzentworffener/ hochgeruͤhmter
vnd beliebter einfaͤltige Glaube I. kein einfaͤltiger/ lauter vnd reiner/ ſondern
ein vielfaͤltiger/ truͤb- vnd vermengter Glaube/ ein rechtes confuſum
chaos,
darunter ſich alle falſche Religionen verkriechen vnd bedecken moͤ-
gen. Keine Religion vnd Sect in Europa/ auch die Photinianiſche nicht/
iſt ſo grob/ daß ſie nicht den Apoſtoliſchen Glauben nach den Worten/ wie
ſie aͤuſſerlich lauten/ annehmen vnd bekennen ſolte: Tringet man aber auffv. Sigalion
p. 171. 177.
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/35>, abgerufen am 03.12.2024.