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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Bericht
schwer zuverstehen/ dann kan die Sache gar wol leichter gemacht vnd heller
fürgeleget werden in folgenden Worten: Der Mensch wird für Gottes Ge-
richt gerechtfertiget/ nicht aber wird ihme die Gerechtigkeit eingegossen/ wie
man einen Tranck im Träncklin eingeußt/ sondern/ wie ein armer Sünder
oder maleficant, dem wegen einkommenden viel gültigen Rantzion oder
mächtiger Fürbitte das Leben geschencket worden/ gerecht wird gesprochen
vnd loßgelassen: Der ergreifft alsdann die ihm solcher gestalt anderwerts
erworbene Gerechtigkeit/ mit seinen armen zitternden/ von dem Advocaten
selbst erhöheten Hand/ nicht in krafft oder eygenen Kräfften vnd Mit-wür-
ckung derselbigen. Dieselbige ergriffene frembde Gerechtigkeit Christi
heisset alsdann sein/ deß armen Sünders Gerechtigkeit/ nicht nur darumb/
weil Christus ihn gerecht gemacht/ sondern dieweil auch Christi Gerechtig-
keit sein eygen worden/ ihm anliget vnd ihm eine Gestalt gibet/ als ein schö-
nes Kleid vnd Rock dem Menschen anligt/ ihn zieret/ die gestalt gibet.
So viel vnd mehr nicht wird auch erfordert von einem gemeinen Mann/
viel ein mehrers aber von einem Doctor, der eine Profession darauß machet.
Sprichstu/ viel tausend einfältige Leut sind ohne dise vnd dergleichen Wis-
senschafft selig worden? Was ists dann einem jeden gemeinen Layen zu wis-
sen noth? Antwort: Wer dieses Liecht haben kan vnd dasselbe verachtet/
der hat so wol als die Phariseer den Rath Gottes/ (nach welchem Gott der
Col. 1, 9. 26Herr allen Menschen sein Wort geoffenbahret/ daß es die Albern
vnd Einfältigen soll weise machen in allerley Geistlicher
Weißheit vnd Verstand/ nemlich das Geheimnuß/ das verbor-
gen gewesen ist von der Welt her/ vnd von den zeiten her/ nun
aber offenbahret ist seinen Heiligen. Gott hat seinen Geist nicht
vergebens im Neuen Testament über alles Fleisch reichlich auß-
gegossen/ auch auff die Knechte vnd Mägde/ sondern zu dem en-
de/ daß Söhne vnd Töchter sollen weissagen/ Jünglinge Ge-
sichte sehen/ vnd die Eltesten Träume haben/
das ist/ eine vollkom-
mene/ wiewol nach eines jeden Talent abgemessene Erkäntnuß Gottes/ ei-
nen recht-erleuchteten/ Gottesgelehrten/ wolgegründeten reichen Glauben
haben. Die höchste Vollkommenheit im Grad der Erkäntnuß wird von
keinem gemeinen Mann erfordert/ doch einer vnd der andere Grad dersel-
ben Vollkommenheit/ summa/ vor allen dingen in der Welt das Reich Got-
tes zu suchen/ alle weltliche geschäffte für ein parergon vnd Nebenswerck/
ja für koth zuachten gegen der überschwenglichen Erkäntnuß Christi/ Mar-

tha!

Bericht
ſchwer zuverſtehen/ dann kan die Sache gar wol leichter gemacht vnd heller
fuͤrgeleget werden in folgenden Worten: Der Menſch wird fuͤr Gottes Ge-
richt gerechtfertiget/ nicht aber wird ihme die Gerechtigkeit eingegoſſen/ wie
man einen Tranck im Traͤncklin eingeußt/ ſondern/ wie ein armer Suͤnder
oder maleficant, dem wegen einkommenden viel guͤltigen Rantzion oder
maͤchtiger Fuͤrbitte das Leben geſchencket worden/ gerecht wird geſprochen
vnd loßgelaſſen: Der ergreifft alsdann die ihm ſolcher geſtalt anderwerts
erworbene Gerechtigkeit/ mit ſeinen armen zitternden/ von dem Advocaten
ſelbſt erhoͤheten Hand/ nicht in krafft oder eygenen Kraͤfften vnd Mit-wuͤr-
ckung derſelbigen. Dieſelbige ergriffene frembde Gerechtigkeit Chriſti
heiſſet alsdann ſein/ deß armen Suͤnders Gerechtigkeit/ nicht nur darumb/
weil Chriſtus ihn gerecht gemacht/ ſondern dieweil auch Chriſti Gerechtig-
keit ſein eygen worden/ ihm anliget vnd ihm eine Geſtalt gibet/ als ein ſchoͤ-
nes Kleid vnd Rock dem Menſchen anligt/ ihn zieret/ die geſtalt gibet.
So viel vnd mehr nicht wird auch erfordert von einem gemeinen Mann/
viel ein mehrers aber von einem Doctor, der eine Profeſſion darauß machet.
Sprichſtu/ viel tauſend einfaͤltige Leut ſind ohne diſe vnd dergleichẽ Wiſ-
ſenſchafft ſelig worden? Was iſts dann einem jeden gemeinen Layen zu wiſ-
ſen noth? Antwort: Wer dieſes Liecht haben kan vnd daſſelbe verachtet/
der hat ſo wol als die Phariſeer den Rath Gottes/ (nach welchem Gott der
Col. 1, 9. 26Herr allen Menſchen ſein Wort geoffenbahret/ daß es die Albern
vnd Einfaͤltigen ſoll weiſe machen in allerley Geiſtlicher
Weißheit vnd Verſtand/ nemlich das Geheimnuß/ das verbor-
gen geweſen iſt von der Welt her/ vnd von den zeiten her/ nun
aber offenbahret iſt ſeinen Heiligen. Gott hat ſeinen Geiſt nicht
vergebens im Neuen Teſtament uͤber alles Fleiſch reichlich auß-
gegoſſen/ auch auff die Knechte vnd Maͤgde/ ſondern zu dem en-
de/ daß Soͤhne vnd Toͤchter ſollen weiſſagen/ Juͤnglinge Ge-
ſichte ſehen/ vnd die Elteſten Traͤume haben/
das iſt/ eine vollkom-
mene/ wiewol nach eines jeden Talent abgemeſſene Erkaͤntnuß Gottes/ ei-
nen recht-erleuchteten/ Gottesgelehrten/ wolgegruͤndeten reichen Glauben
haben. Die hoͤchſte Vollkommenheit im Grad der Erkaͤntnuß wird von
keinem gemeinen Mann erfordert/ doch einer vnd der andere Grad derſel-
ben Vollkom̃enheit/ ſumma/ vor allen dingen in der Welt das Reich Got-
tes zu ſuchen/ alle weltliche geſchaͤffte fuͤr ein parergon vnd Nebenswerck/
ja fuͤr koth zuachten gegen der uͤberſchwenglichẽ Erkaͤntnuß Chriſti/ Mar-

tha!
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/40>, abgerufen am 03.12.2024.