Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.DEDICATIO. Iessenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu setzen: Vt ego mentitus non sum, ita Fer-dinandus operam da bit, ne vates vanus sit. Gleich wie ich nicht gelogen habe/ also wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweissaget habe. Beydes hat sich begeben: Der Käyser Matthias ist in dem Mertz von die- ser Welt geschieden. Iessenius ist auch zur Todes-Straff gezogen worden. Weissagen heisset philosophiren/ die Natur und dero Was Moses gewündschet/ das ist zwar dazumahl klar da sich
DEDICATIO. Ieſſenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu ſetzen: Vt ego mentitus non ſum, ita Fer-dinandus operam da bit, ne vates vanus ſit. Gleich wie ich nicht gelogen habe/ alſo wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweiſſaget habe. Beydes hat ſich begeben: Der Kaͤyſer Matthias iſt in dem Mertz von die- ſer Welt geſchieden. Ieſſenius iſt auch zur Todes-Straff gezogen worden. Weiſſagen heiſſet philoſophiren/ die Natur und dero Was Moſes gewuͤndſchet/ das iſt zwar dazumahl klar da ſich
<TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0011"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Ieſſenius</hi> erzehlete/ pflegte er hinzu zu ſetzen: <hi rendition="#aq">Vt ego mentitus non ſum, ita Fer-<lb/> dinandus operam da bit, ne vates vanus ſit.</hi> Gleich wie ich nicht gelogen habe/ alſo<lb/> wird <hi rendition="#aq">Ferdinandus</hi> Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweiſſaget<lb/> habe. Beydes hat ſich begeben: Der Kaͤyſer <hi rendition="#aq">Matthias</hi> iſt in dem Mertz von die-<lb/> ſer Welt geſchieden. <hi rendition="#aq">Ieſſenius</hi> iſt auch zur Todes-Straff gezogen worden.</p><lb/> <p>Weiſſagen heiſſet <hi rendition="#aq">philoſoph</hi>iren/ die Natur und dero<lb/> Geheimnuͤß/ gute Sitten und Policey-Verfaſſung aus be-<lb/> waͤhrten Hiſtorien/ und in den ſelben göttliche <hi rendition="#aq">providen</hi>tz for-<lb/> ſchen und andern vortragen/ auch wohl mit ſchoͤnen <hi rendition="#aq">carmini-<lb/> bus,</hi> Gedichten und Liedern dieſelbe nach <hi rendition="#aq">poët</hi>iſcher Art zieren<lb/> Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von<lb/> Chriſti Aufferſtehung propheceyet/ ſondern auch in ſeinem ſehr<lb/> ſchoͤnen <hi rendition="#aq">compendio phyſico</hi> von c. 36. biß c. 42. David war<lb/> ein Prophet/ nicht nur Pſ. 2. & 110. <hi rendition="#fr">ꝛc.</hi> ſondern auch/ da er alle<note place="right"><hi rendition="#aq">Pſ.</hi> 2, 22.</note><lb/> Creaturen/ ſonderlich im 148. Pſ. in gewiſſe Chor abtheilt und<lb/> Gott zu loben befihlet/ da er ſeine Pſalmen nach <hi rendition="#aq">poët</hi>iſcher<lb/> Art/ <hi rendition="#aq">alios trimetro, alios tetrametro</hi> beſchrieben/ wie Joſeph<note place="right"><hi rendition="#aq">Ioſeph.<lb/> l.</hi> 7, 12.</note><lb/> bezeuget. Aſſaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/<lb/> ſondern auch Pſ. 78. <hi rendition="#fr">Ich will meinen Mund auffthun</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Pſ.</hi> 78, 2.</note><lb/><hi rendition="#fr">zu Spruͤchen/ und alte Geſchichte außſprechen/</hi> und<lb/> wer wolte Salomon/ dem Weiſeſten den Titul eines Prophe-<lb/> ten abſprechen/ wann die Schrifft ſeine <hi rendition="#aq">philoſophi</hi> herrlich<lb/> heraus ſtreicht/ 1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 4.</p> <note place="right">1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 4,</note><lb/> <p>Was Moſes gewuͤndſchet/ das iſt zwar dazumahl klar<lb/> und wahr worden/ aber nur Tropffenweiſe; Die zwey und ſie-<lb/> bentzig Maͤnner tretten auff und weiſſagen/ was ſie aber/ auff<lb/> welche Art und Weiſe ſie geweiſſaget/ meldet die Schrifft<lb/> nicht/ den Rabbinen laſſen wir hievon ihre Gedichte. Ver-<lb/> muthlich iſt/ ſie werden in einem ſchoͤnen <hi rendition="#aq">præludio</hi> auff die<lb/> Pfingſt-Propheten/ <hi rendition="#aq">Act.</hi> 2. die <hi rendition="#aq">magnalia Dei</hi> außgeſprochen/<lb/> und zu ihren kuͤnfftigen Rathſtellen <hi rendition="#aq">fpecimina</hi> abgelegt/ und<lb/> Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und<lb/> uͤberfluͤſſig in den Zeiten des Neuen Teſtaments/ auff das erſte<lb/> Pfingſt-Feſt/ nach der Aufferſtehung und Him̃elfahrt Chriſti/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">da ſich</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0011]
DEDICATIO.
Ieſſenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu ſetzen: Vt ego mentitus non ſum, ita Fer-
dinandus operam da bit, ne vates vanus ſit. Gleich wie ich nicht gelogen habe/ alſo
wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweiſſaget
habe. Beydes hat ſich begeben: Der Kaͤyſer Matthias iſt in dem Mertz von die-
ſer Welt geſchieden. Ieſſenius iſt auch zur Todes-Straff gezogen worden.
Weiſſagen heiſſet philoſophiren/ die Natur und dero
Geheimnuͤß/ gute Sitten und Policey-Verfaſſung aus be-
waͤhrten Hiſtorien/ und in den ſelben göttliche providentz for-
ſchen und andern vortragen/ auch wohl mit ſchoͤnen carmini-
bus, Gedichten und Liedern dieſelbe nach poëtiſcher Art zieren
Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von
Chriſti Aufferſtehung propheceyet/ ſondern auch in ſeinem ſehr
ſchoͤnen compendio phyſico von c. 36. biß c. 42. David war
ein Prophet/ nicht nur Pſ. 2. & 110. ꝛc. ſondern auch/ da er alle
Creaturen/ ſonderlich im 148. Pſ. in gewiſſe Chor abtheilt und
Gott zu loben befihlet/ da er ſeine Pſalmen nach poëtiſcher
Art/ alios trimetro, alios tetrametro beſchrieben/ wie Joſeph
bezeuget. Aſſaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/
ſondern auch Pſ. 78. Ich will meinen Mund auffthun
zu Spruͤchen/ und alte Geſchichte außſprechen/ und
wer wolte Salomon/ dem Weiſeſten den Titul eines Prophe-
ten abſprechen/ wann die Schrifft ſeine philoſophi herrlich
heraus ſtreicht/ 1. Reg. 4.
Pſ. 2, 22.
Ioſeph.
l. 7, 12.
Pſ. 78, 2.
Was Moſes gewuͤndſchet/ das iſt zwar dazumahl klar
und wahr worden/ aber nur Tropffenweiſe; Die zwey und ſie-
bentzig Maͤnner tretten auff und weiſſagen/ was ſie aber/ auff
welche Art und Weiſe ſie geweiſſaget/ meldet die Schrifft
nicht/ den Rabbinen laſſen wir hievon ihre Gedichte. Ver-
muthlich iſt/ ſie werden in einem ſchoͤnen præludio auff die
Pfingſt-Propheten/ Act. 2. die magnalia Dei außgeſprochen/
und zu ihren kuͤnfftigen Rathſtellen fpecimina abgelegt/ und
Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und
uͤberfluͤſſig in den Zeiten des Neuen Teſtaments/ auff das erſte
Pfingſt-Feſt/ nach der Aufferſtehung und Him̃elfahrt Chriſti/
da ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/11 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/11>, abgerufen am 16.07.2024. |