Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. Worten sie nicht allein gleichsam ohne ihren Danck und Willen eintrophaeum und Siegs-Zeichen auffrichten der Göttlichen Majestät zu Preiß und Ruhm/ als panegyristae und Lob- sprecher der Göttlichen Ehre; bekennen rund/ daß die Macht des Hebreischen Gottes seye unvergleichend groß über alle ihrer Götter Macht und Vermögen/ es seye ihm so leicht ein Wunder zu thun/ daß Er auch nur ein Finger darzu bedörffe/ ohne Mühe und Arbeit/ sie seye so klar und offen- bar/ daß man mit Fingern darauff deuten möge; als wolten sie sagen: Wir müssen mit Fingern den Finger Gottes greiffen/ fühlon und beken- nen/ daß der Hebreer Gott mächtiger als unsere Götter; die übrigen miracul haben wir Mosi nachgethan/ aber da es an die Läuse kommet/ können wir nicht fort/ wir seynd überwunden und zu schanden worden/ was wollen wir machen? Wer kan dem Finger Gottes widerstehen? Sondern es stellen vns auch dieselbe für Augen/ gleichsam als pae- Erkennen und preisen sollen wir Gottes Finger in dem Werck & nulla L 2
Predigt. Worten ſie nicht allein gleichſam ohne ihren Danck und Willen eintrophæum und Siegs-Zeichen auffrichten der Goͤttlichen Majeſtaͤt zu Preiß und Ruhm/ als panegyriſtæ und Lob- ſprecher der Göttlichen Ehre; bekennen rund/ daß die Macht des Hebreiſchen Gottes ſeye unvergleichend groß uͤber alle ihrer Goͤtter Macht und Vermoͤgen/ es ſeye ihm ſo leicht ein Wunder zu thun/ daß Er auch nur ein Finger darzu bedoͤrffe/ ohne Muͤhe und Arbeit/ ſie ſeye ſo klar und offen- bar/ daß man mit Fingern darauff deuten moͤge; als wolten ſie ſagen: Wir muͤſſen mit Fingern den Finger Gottes greiffen/ fuͤhlon und beken- nen/ daß der Hebreer Gott maͤchtiger als unſere Goͤtter; die uͤbrigen miracul haben wir Moſi nachgethan/ aber da es an die Laͤuſe kommet/ koͤnnen wir nicht fort/ wir ſeynd uͤberwunden und zu ſchanden worden/ was wollen wir machen? Wer kan dem Finger Gottes widerſtehen? Sondern es ſtellen vns auch dieſelbe fuͤr Augen/ gleichſam als pæ- Erkennen und preiſen ſollen wir Gottes Finger in dem Werck & nullâ L 2
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Predigt.
Worten ſie nicht allein gleichſam ohne ihren Danck und Willen ein
trophæum und Siegs-Zeichen auffrichten der Goͤttlichen
Majeſtaͤt zu Preiß und Ruhm/ als panegyriſtæ und Lob-
ſprecher der Göttlichen Ehre; bekennen rund/ daß die Macht des
Hebreiſchen Gottes ſeye unvergleichend groß uͤber alle ihrer Goͤtter Macht
und Vermoͤgen/ es ſeye ihm ſo leicht ein Wunder zu thun/ daß Er auch nur
ein Finger darzu bedoͤrffe/ ohne Muͤhe und Arbeit/ ſie ſeye ſo klar und offen-
bar/ daß man mit Fingern darauff deuten moͤge; als wolten ſie ſagen:
Wir muͤſſen mit Fingern den Finger Gottes greiffen/ fuͤhlon und beken-
nen/ daß der Hebreer Gott maͤchtiger als unſere Goͤtter; die uͤbrigen
miracul haben wir Moſi nachgethan/ aber da es an die Laͤuſe kommet/
koͤnnen wir nicht fort/ wir ſeynd uͤberwunden und zu ſchanden worden/
was wollen wir machen? Wer kan dem Finger Gottes widerſtehen?
Sondern es ſtellen vns auch dieſelbe fuͤr Augen/ gleichſam als pæ-
dagogi, Zuchtmeiſter und Lehrer/ ein herrliches Exempel/ Mu-
ſter und Beyſpiel/ wie auch wir den Finger Gottes in allen Wer-
cken erkennen/ ruͤhmen und preiſen ſollen; in dem Wercke der Schoͤpffung/
da ſagt David wol: Die Himmel ſind deiner Hände Werck.
Wann wir unſere Augen auffheben/ Sonn/ Mond/ Sternen/ ja den gan-
tzen macrocoſmum und groſſen Welt-Bau anſchauen/ ſollen wir ſpre-
chen: Digitus DEI hîc! Hier iſt Gottes Finger/ der die Erden be-
greifft mit einem Dreyling/ Er traͤget alles mit ſeinem gewaltigen
Finger; in microcoſmo, in der kleinen Welt/ dem Menſchen/ da ſehen wir
dieſen kunſtreichen Finger Gottes/ der als ein Seidenſticker gleichſam ge-
kuͤnſtelt/ gewircket und bereitet/ daß man billich mit Job ſagen mag: Dei-
ne Hände haben mich gearbeitet/ und gemacht/ alles was ich
umb und umb bin.
Pfal. 8, 4.
Eſa. 40, 12.
Hebr. 1, 3.
Iob. 10, 8.
Erkennen und preiſen ſollen wir Gottes Finger in dem Werck
der Goͤttlichen Fuͤrſehung/ Schick- und Fuͤgung/ Erhal-
tung und Regierung; in den wunderbarlichen Goͤttlichen Wegen/
wann offt alles umbgekehret/ den Krebsgang/ das hinderſt zu forderſt ge-
het; wie auch in den Verwirrungen der Rathſchlaͤge/ da man ſich nicht
außwicklen kan/ und aber unverhofft Raht oder Huͤlffe erſcheinet/ da heiſſet
es: digitus DEI hîc! das und da iſt Gottes Finger! Omnia
ad divinæ providentiæ regimen referantur, quæ ſtulti quaſi caſu tenerè
& nullâ
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