Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Achte vivendi, vocat per lectionem, per tractationem, per intimam cogitatio-nem, per flagellum correptionis, per misericordiam consolationis; Der barmhertzige Gott beruffet allenthalben zur Besserung/ Er beruffet allenthalben zur Busse/ Er beruffet durch Wolthaten der Creatur/ Er be- ruffet durch langes Leben/ Er beruffet durch lesen/ durch Abhandlung Göttliches Worts/ durch innerliche Gedancken/ durch die Straff-Geissel/ Er beruffet auch durch die Barmhertzigkeit mit Trost. Wer wolte dann die noch entschuldigen/ so nicht kommen wollen? Welcher massen der Allerhöchste seinen Göttlichen Beruff gegen Die erste Bottschafft ist eine stumme Bottschafft/ und vergleichet Anver-
Die Achte vivendi, vocat per lectionem, per tractationem, per intimam cogitatio-nem, per flagellum correptionis, per miſericordiam conſolationis; Der barmhertzige Gott beruffet allenthalben zur Beſſerung/ Er beruffet allenthalben zur Buſſe/ Er beruffet durch Wolthaten der Creatur/ Er be- ruffet durch langes Leben/ Er beruffet durch leſen/ durch Abhandlung Goͤttliches Worts/ durch innerliche Gedancken/ durch die Straff-Geiſſel/ Er beruffet auch durch die Barmhertzigkeit mit Troſt. Wer wolte dann die noch entſchuldigen/ ſo nicht kommen wollen? Welcher maſſen der Allerhoͤchſte ſeinen Goͤttlichen Beruff gegen Die erſte Bottſchafft iſt eine ſtumme Bottſchafft/ und vergleichet Anver-
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Die Achte
vivendi, vocat per lectionem, per tractationem, per intimam cogitatio-
nem, per flagellum correptionis, per miſericordiam conſolationis; Der
barmhertzige Gott beruffet allenthalben zur Beſſerung/ Er beruffet
allenthalben zur Buſſe/ Er beruffet durch Wolthaten der Creatur/ Er be-
ruffet durch langes Leben/ Er beruffet durch leſen/ durch Abhandlung
Goͤttliches Worts/ durch innerliche Gedancken/ durch die Straff-Geiſſel/
Er beruffet auch durch die Barmhertzigkeit mit Troſt. Wer wolte dann
die noch entſchuldigen/ ſo nicht kommen wollen?
Welcher maſſen der Allerhoͤchſte ſeinen Goͤttlichen Beruff gegen
uns Menſchen hier in dieſer Welt diſpenſire und erſcheinen laſſen/ koͤnnen
wir nicht beſſer erklaͤren als in den Gleichnuͤſſen weltlicher intimationen
und Verkuͤndigungen. Zu gleicher weiſe wie groſſe Herren und Koͤnige
vorzeiten/ wann ſie eine neue Zeitung haben wollen in ihrer gantzen Herr-
ſchafft und Botmaͤſſigkeit lautbrecht machen/ ſo haben ſie (ſonderlich die
Perſianer) ihre ignes Angaros, Poſt-Feuer oder Poſt-Facklen auff den
Bergen anſtecken laſſen/ aus dero Anblick iederman auffgemuntert und
wiſſen koͤnnen/ was die Glock geſchlagen: Neben dem haben ſie auff den
Bergen præcones und Außruͤffer gehalten/ deren ie einer dem andern hat
zuruffen und die famam oder die Bottſchafft anzeigen muͤſſen/ worauff
der Prophet Eſaias alludirt/ wann er ſagt: Wie lieblich ſind auff
den Bergen die Fuͤſſe der Botten/ die da Friede verkuͤndigen/
gutes predigen/ Heil verkůndigen/ die da ſagen zu Zion: Dein
Gott iſt Koͤnig: Worauff dann ein ieder Nachbar und Freund den
andern/ Eltern ihren Kindern und Geſinde die offentliche erſchollene Zei-
tung erzehlet.
Eſa. 52, 7.
Die erſte Bottſchafft iſt eine ſtumme Bottſchafft/ und vergleichet
ſich mit dem allgemeinen Beruff der ſtummen Natur/ welche Gott der
Herr in allen ſeinen Creaturen vorgeſtellet/ Gott hat das Heer des
Himmels/ alle leuchtende Sternen als helle Lock- und Liecht-Facklen ver-
ordnet allen Voͤlckern unter dem gantzen Himmel; Jm Hebreiſchen Text
ſtehet das Wort ___ heiſſet auch ſo viel als ſanfft liebkoſen/ und locken:
Die andere iſt vocal, die heiligen Apoſtel und zwoͤlff Botten/ die anfangs
außgangen/ und die froͤliche Evangelia und Zeitungen von Heil/ Leben
und Segen in Chriſto Jeſu/ allenthalben kund gemacht/ und wo ihre Fuͤſſe
nicht hinlangen moͤgen/ da hat ſich ihre Stimme/ Schall und Wort er-
ſchwungen/ Chriſtlichen Regenten/ Predigern/ Hauß-Vaͤtern hat von
alters her gebuͤhrt/ und gebuͤhrt ihnen noch was ſie gehoͤret/ andern ihren
Anver-
Devt. 4, 19.
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