Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. durch schlupffen. Jn Mosis Gericht nicht also/ darumb wer gewinnenund nicht verlieren will/ der gebe sich hier schuldig/ er submittire/ er suche einen wolberedten Advocaten und Fürsprecher/ der ihn wider das strenge Mosaische Gericht vertrette. Jst dem also/ was hat sich dann der stoltze/ auffgeblasene/ geschwulsti- Das laß mir stoltze Heiligen seyn! gerade als wann einer über dem Gnade Sechster Theil. R
Predigt. durch ſchlupffen. Jn Moſis Gericht nicht alſo/ darumb wer gewinnenund nicht verlieren will/ der gebe ſich hier ſchuldig/ er ſubmittire/ er ſuche einen wolberedten Advocaten und Fuͤrſprecher/ der ihn wider das ſtrenge Moſaiſche Gericht vertrette. Jſt dem alſo/ was hat ſich dann der ſtoltze/ auffgeblaſene/ geſchwulſti- Das laß mir ſtoltze Heiligen ſeyn! gerade als wann einer uͤber dem Gnade Sechſter Theil. R
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Predigt.
durch ſchlupffen. Jn Moſis Gericht nicht alſo/ darumb wer gewinnen
und nicht verlieren will/ der gebe ſich hier ſchuldig/ er ſubmittire/ er ſuche
einen wolberedten Advocaten und Fuͤrſprecher/ der ihn wider das ſtrenge
Moſaiſche Gericht vertrette.
Jſt dem alſo/ was hat ſich dann der ſtoltze/ auffgeblaſene/ geſchwulſti-
ge/ auffgebaumte Phariſeer/ duͤrffen einbilden/ daß er fuͤr Gottes Angeſicht
getretten/ und dem Herren ſeine gute Werck in die Sonne gelegt/ ſich
glaßrein gemachet im Gebet fuͤr Gott; Was zeihen ſich die ſtoltzen/
ſcheinheiligen () Phariſeiſche (welches Tituls ſie ſich nicht mehr ſchaͤmen)
Papiſten/ die Halb-Suͤnder und Halb-Gerechten/ die durch eigene diſpo-
ſition, ſo wol aus eigenen Kraͤfften des freyen Willen als zuflieſſender
Gnaden die erſte eingegoſſene Gerechtigkeit zu erlangen/ hernach nach dem
ſie gerecht worden/ durch vermeynte/ mehrſten Theils ſelbſt-erwehlte gute
Geſetz-erfuͤllende Wercke/ verdienſtlich die ewige Herrligkeit zu erwerben
vermeynen.
Luc. 18, 11.
12.
() Vide
Corn. à
Lap. ad
Phil. 3. p.
589.
Das laß mir ſtoltze Heiligen ſeyn! gerade als wann einer uͤber dem
Pranger pralen wolte; Wann ein Dieb fuͤr dem malefitz-Gericht ſtoltzie-
ren/ ein Soldat fuͤr dem Standrecht auffſchneiden wolte von ſeinen
Schlachten/ Paßporten und Mannheit/ dadurch wuͤrde er den Richter
ie mehr irritiren und in Harniſch jagen. Bey Joſepho leſen wir von
Herode, daß da er wegen allerhand Muthwillen und Vnfugen wider der
Juden Geſetz und Herkommen veruͤbet/ fuͤr das Synedrium citirt und ge-
ſtellet worden/ Rede und Antwort zu geben/ ſo ſey er erſchienen nicht als
ein reus und Beklagter/ ſondern als ein praͤchtiger ſtratiot mit auffge-
buͤfften Haaren/ mit gewehrter Hand/ mit Purpur bekleidet/ dem Syne-
drio fuͤr die Naſe geſchnellet/ als wann ers wol haͤtte außgerichtet; das
verdroß einen eiferigen Patrioten mit Namen Sameas, der ſtund mitten
unter ihnen auff/ und ſprach: Was ſoll das ſeyn? dergleichen iſt nie ge-
hoͤret worden/ daß eine malefitz-Perſon in ſolcher poſitur erſcheinen ſolte/
die Hiſtori iſt weitlaͤufftiger zu leſen bey Joſepho. Es laͤſt Gott nicht
mit ſich ſpielen/ Er kan und will von keinen Menſchen-Ruhm nicht wiſ-
ſen/ alle Werck-heilige Pralerey iſt ihm zuwider/ daß aller Mund ver-
ſtopffet werde/ ſagt St. Paulus/ damit ſich nicht iemand ruͤhme/
hat Gottder HErr dieſe Art der Gerechtmachung nicht aus unſern Wer-
cken/ auch denen ſo JN der Gerechtigkeit geſchehen/ erkant und geoffen-
baret. Vnd hilfft nicht allhier der eitele prætext der Goͤttlichen Gnade/ daß
alle Werck flieſſen von der Gnade/ durch Gnaden/ aus der Gnade/ die
Gnade
() lib. 14.
antiq. c. 17.
Rom. 3, 19.
Sechſter Theil. R
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