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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
sen/ in der Buß-Lauge gleichsam gesotten/ biß aus dem steinern Hertzen
ein fleischern Hertz werde/ non infundit Deus oleum gratiae, nisi in vas
contritum,
Gott giesset das Gnaden-Oel nicht in das Hertz/ es sey
dann wol zerknirscht; Soll ein Goldschmied aus einem alten Geschirr
ein neues machen/ so zuschlägt er dasselbe und schmeltzets umb: Also ein
zerschlagen Hertz. Es muß auch seyn ein trauriges Hertz/ in Gött-2. Cor. 7,
10.

licher Traurigkeit gleichsam ertruncken und versunckenes Hertz/ so da trau-Gen. 27,
34.

ret nicht über den Verlust des hohen Adels der ersten Geburt wie Esau/
nicht über den Fleisch-Mangel/ wie die Kinder Jsrael in der Wüsten/Num. 11, 4.
nicht über den Vorzug des Mardochai wie Haman/ nicht über den ge-Esth. 6, 13.
schwundenen und schwangern Bauch wie eine geschändete Jungfrau/
nicht über den leeren Beutel wie der Spieler/ nicht über den Strick wie
der Dieb/ nicht wie Amnon umb die schnöde Liebe/ nicht wie Achab umb2. Sam. 13.
den Weinberg/ nicht wie Jonas umb die Kürbiß/ dann das ist die tristitia2. 1. Reg.
21, 4.

thanatophoros, eine Traurigkeit/ so den Tod würcket; sondern man soll trau-Ion. 4, 8.
ren über den erzürneten Gott/ daß man den grundguten Gott belei-
diget/ über den Verlust Göttlicher Gnade und des höchsten Gutes/ wie
Thamar über ihren Ehren-Krantz getrauret/ Aschen auffs Haupt geworf-2. Sam. 13,
19.

fen etc. und sagen: O wehe daß wir so gesündiget haben! AchThren. 5,
16.

daß meine Augen Thränen-Quellen weren/ welche Petrinische
Thränen schwerlich außbleiben; Wer weinen kan umb den Schaden desIerem. 9, 1.
leiblichen/ der kan auch weinen umb den geistlichen Schaden: gleich wie
wer das böse behalten kan/ der kan auch das gute.

Sonst ist wol irgend die Natur und das temperament so kalt und
fest/ daß sie nicht leichtlich zu Thränen zu bewegen/ oder ist das Hertzenleid so
groß/ daß man wie Niobe drüber erstarren und erstummen muß/ curae
parvae loquuntur, majores stupent. () Phammenitus
König in Egypten/() apud
Camerar.
hor. subcis.
l. 1. c. 29.
p.
146.

da er von Cambyse dem König in Persia auffs Haupt geschlagen und ge-
fänglich angezogen worden/ kund zwar weinen/ da er einen von seinen mit-
gefangenen Freunden gesehen Brod bettlen/ da er aber wahr nehmen
müssen/ daß man seine Söhne und Töchter schändlich tractiret und miß-
handelt/ da kunt er für grossen Hertzens-Schmertzen keine Zähren vergies-
sen. Petri Buß-Thränen sind wol allhier ein schönes exemplar undLuc. 22, 61.
62.

Muster. So bald die strahlenden Augen Jesu Christi auff ihn gefallen/
so bald schmeltzet ihm sein Hertz wie Wachs von der Sonnen/ die Augen
fangen an zu schwitzen/ sie baden gleichsam und schwimmen in Thränen/
die ungezwungene/ ungekünstlete Zähren lauffen die Wangen herab/ daß

ein
X 2

Predigt.
ſen/ in der Buß-Lauge gleichſam geſotten/ biß aus dem ſteinern Hertzen
ein fleiſchern Hertz werde/ non infundit Deus oleum gratiæ, niſi in vas
contritum,
Gott gieſſet das Gnaden-Oel nicht in das Hertz/ es ſey
dann wol zerknirſcht; Soll ein Goldſchmied aus einem alten Geſchirr
ein neues machen/ ſo zuſchlaͤgt er daſſelbe und ſchmeltzets umb: Alſo ein
zerſchlagen Hertz. Es muß auch ſeyn ein trauriges Hertz/ in Goͤtt-2. Cor. 7,
10.

licher Traurigkeit gleichſam ertruncken und verſunckenes Hertz/ ſo da trau-Gen. 27,
34.

ret nicht uͤber den Verluſt des hohen Adels der erſten Geburt wie Eſau/
nicht uͤber den Fleiſch-Mangel/ wie die Kinder Jſrael in der Wuͤſten/Num. 11, 4.
nicht uͤber den Vorzug des Mardochai wie Haman/ nicht uͤber den ge-Eſth. 6, 13.
ſchwundenen und ſchwangern Bauch wie eine geſchaͤndete Jungfrau/
nicht uͤber den leeren Beutel wie der Spieler/ nicht uͤber den Strick wie
der Dieb/ nicht wie Amnon umb die ſchnoͤde Liebe/ nicht wie Achab umb2. Sam. 13.
den Weinberg/ nicht wie Jonas umb die Kuͤrbiß/ dann das iſt die triſtitia2. 1. Reg.
21, 4.

ϑανατοφὸρος, eine Traurigkeit/ ſo den Tod wuͤrcket; ſondern man ſoll trau-Ion. 4, 8.
ren uͤber den erzuͤrneten Gott/ daß man den grundguten Gott belei-
diget/ uͤber den Verluſt Goͤttlicher Gnade und des hoͤchſten Gutes/ wie
Thamar uͤber ihren Ehren-Krantz getrauret/ Aſchen auffs Haupt geworf-2. Sam. 13,
19.

fen ꝛc. und ſagen: O wehe daß wir ſo geſuͤndiget haben! AchThren. 5,
16.

daß meine Augen Thränen-Quellen weren/ welche Petriniſche
Thraͤnen ſchwerlich außbleiben; Wer weinen kan umb den Schaden desIerem. 9, 1.
leiblichen/ der kan auch weinen umb den geiſtlichen Schaden: gleich wie
wer das boͤſe behalten kan/ der kan auch das gute.

Sonſt iſt wol irgend die Natur und das temperament ſo kalt und
feſt/ daß ſie nicht leichtlich zu Thraͤnen zu bewegen/ oder iſt das Hertzenleid ſo
groß/ daß man wie Niobe druͤber erſtarren und erſtummen muß/ curæ
parvæ loquuntur, majores ſtupent. () Phammenitus
Koͤnig in Egypten/() apud
Camerar.
hor. ſubciſ.
l. 1. c. 29.
p.
146.

da er von Cambyſe dem Koͤnig in Perſia auffs Haupt geſchlagen und ge-
faͤnglich angezogen worden/ kund zwar weinen/ da er einen von ſeinen mit-
gefangenen Freunden geſehen Brod bettlen/ da er aber wahr nehmen
muͤſſen/ daß man ſeine Soͤhne und Toͤchter ſchaͤndlich tractiret und miß-
handelt/ da kunt er fuͤr groſſen Hertzens-Schmertzen keine Zaͤhren vergieſ-
ſen. Petri Buß-Thraͤnen ſind wol allhier ein ſchoͤnes exemplar undLuc. 22, 61.
62.

Muſter. So bald die ſtrahlenden Augen Jeſu Chriſti auff ihn gefallen/
ſo bald ſchmeltzet ihm ſein Hertz wie Wachs von der Sonnen/ die Augen
fangen an zu ſchwitzen/ ſie baden gleichſam und ſchwimmen in Thraͤnen/
die ungezwungene/ ungekuͤnſtlete Zaͤhren lauffen die Wangen herab/ daß

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[163/0195] Predigt. ſen/ in der Buß-Lauge gleichſam geſotten/ biß aus dem ſteinern Hertzen ein fleiſchern Hertz werde/ non infundit Deus oleum gratiæ, niſi in vas contritum, Gott gieſſet das Gnaden-Oel nicht in das Hertz/ es ſey dann wol zerknirſcht; Soll ein Goldſchmied aus einem alten Geſchirr ein neues machen/ ſo zuſchlaͤgt er daſſelbe und ſchmeltzets umb: Alſo ein zerſchlagen Hertz. Es muß auch ſeyn ein trauriges Hertz/ in Goͤtt- licher Traurigkeit gleichſam ertruncken und verſunckenes Hertz/ ſo da trau- ret nicht uͤber den Verluſt des hohen Adels der erſten Geburt wie Eſau/ nicht uͤber den Fleiſch-Mangel/ wie die Kinder Jſrael in der Wuͤſten/ nicht uͤber den Vorzug des Mardochai wie Haman/ nicht uͤber den ge- ſchwundenen und ſchwangern Bauch wie eine geſchaͤndete Jungfrau/ nicht uͤber den leeren Beutel wie der Spieler/ nicht uͤber den Strick wie der Dieb/ nicht wie Amnon umb die ſchnoͤde Liebe/ nicht wie Achab umb den Weinberg/ nicht wie Jonas umb die Kuͤrbiß/ dann das iſt die triſtitia ϑανατοφὸρος, eine Traurigkeit/ ſo den Tod wuͤrcket; ſondern man ſoll trau- ren uͤber den erzuͤrneten Gott/ daß man den grundguten Gott belei- diget/ uͤber den Verluſt Goͤttlicher Gnade und des hoͤchſten Gutes/ wie Thamar uͤber ihren Ehren-Krantz getrauret/ Aſchen auffs Haupt geworf- fen ꝛc. und ſagen: O wehe daß wir ſo geſuͤndiget haben! Ach daß meine Augen Thränen-Quellen weren/ welche Petriniſche Thraͤnen ſchwerlich außbleiben; Wer weinen kan umb den Schaden des leiblichen/ der kan auch weinen umb den geiſtlichen Schaden: gleich wie wer das boͤſe behalten kan/ der kan auch das gute. 2. Cor. 7, 10. Gen. 27, 34. Num. 11, 4. Eſth. 6, 13. 2. Sam. 13. 2. 1. Reg. 21, 4. Ion. 4, 8. 2. Sam. 13, 19. Thren. 5, 16. Ierem. 9, 1. Sonſt iſt wol irgend die Natur und das temperament ſo kalt und feſt/ daß ſie nicht leichtlich zu Thraͤnen zu bewegen/ oder iſt das Hertzenleid ſo groß/ daß man wie Niobe druͤber erſtarren und erſtummen muß/ curæ parvæ loquuntur, majores ſtupent. () Phammenitus Koͤnig in Egypten/ da er von Cambyſe dem Koͤnig in Perſia auffs Haupt geſchlagen und ge- faͤnglich angezogen worden/ kund zwar weinen/ da er einen von ſeinen mit- gefangenen Freunden geſehen Brod bettlen/ da er aber wahr nehmen muͤſſen/ daß man ſeine Soͤhne und Toͤchter ſchaͤndlich tractiret und miß- handelt/ da kunt er fuͤr groſſen Hertzens-Schmertzen keine Zaͤhren vergieſ- ſen. Petri Buß-Thraͤnen ſind wol allhier ein ſchoͤnes exemplar und Muſter. So bald die ſtrahlenden Augen Jeſu Chriſti auff ihn gefallen/ ſo bald ſchmeltzet ihm ſein Hertz wie Wachs von der Sonnen/ die Augen fangen an zu ſchwitzen/ ſie baden gleichſam und ſchwimmen in Thraͤnen/ die ungezwungene/ ungekuͤnſtlete Zaͤhren lauffen die Wangen herab/ daß ein () apud Camerar. hor. ſubciſ. l. 1. c. 29. p. 146. Luc. 22, 61. 62. X 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/195>, abgerufen am 21.11.2024.