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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.

Heiligen Geistes/ der deßwegen ist und heisset Heiligmacher;
dessen erstes Werck ist sacrificium spirituale carnis, die geist-
liche Opfferung/ das würgen des sündlichen Fleisches;
Von
welcher zwar seltzamen/ aber höchstnothwendigen materi, als einem vorne-
mes Stück unsers Christenthumbs/ wir dieses mal reden und handlen
wollen/ Gott der Heilige Geist wolle uns mit seiner Gnade beywohnen/
umb Jesu Christi/ des einigen Versöhn-Opffers willen/ Amen.

SO sind nun Templum & sacrificium correlata, Tem-
pel und Opffer gehören zusammen;
wo von anbeginn
Gott der Herr seines Namens Gedächtnüß gestifftet/ da
hat man müssen opffern/ wie die historia des Alten Testaments durch und
durch bezeuget/ und hat solch Opfferwerck in der Kirchen des Neuen Testa-
ments nicht allerdings und gäntzlich auffgehöret/ sondern es hat dem leib-
lichen eusserlichen Schatten-Opffer succedirt und gefolget ein geistliches/
innerliches/ warhafftiges Opffer im Geist und in der Warheit. Dabey
wir dann zu allerforderst müssen Achtung geben auff die victimam,
auff das Ding so zu schlachten und auffzuopffern ist. Jm Alten
Testament ist die gewöhnliche victima und Schlacht-Opffer
gewest nicht nur das stumme und thumme Vieh/ Kälber/ Lämmer/ Böcke/
Wider/ wie bekant/ sondern auch ein geschworner/ abgesagter Erb- und
Ertz-Feind Jsraels/ auff Hebreisch cherem, Griechisch anathema,
den Gott geboten zu verbrennen. Jn den Stätten der CananeischenDevt. 20,
16. 17.

Völcker durfften sie nichts leben lassen/ was den Athem hat/ sondern
musten alles mit der Schärffe des Schwerts schlagen/ und also dem her-
ren
opffern. Jst würcklich exequiret worden von Josua an der StattIos. 6, 21.
Jericho/ da er alles verbannet mit der Schärffe des Schwerts/ was er
angetroffen/ beyde Mann und Weib/ jung und alt/ Ochsen/ Schaf und
Esel; also hat er auch die fünff Könige getödtet/ Jos. 10. und solchen Pro-Ios. 10, 26.
1. Sam.
15,
33.

ceß nahm auch Samuel für mit Agag/ den zerhieb Samuel zu Stücken
für dem Herren in Gilgal.

Fragstu/ welches nunmehr im Neuen Testament das geistliche
Opffer sey? Welches das Opffer?
Augustinus antwortet sehr
wol in dem 51. Psal. Noli extrinsecus pecus quaerere, quod mactes; ha-August. in
Psal.
51.

bes in te quod occidas, Suche nicht von aussen ein Vieh/ daß du schlach-
test/ du hast in dir selbst wohnen ein thummes und feindseliges Thier/ so dir
zu würgen und zu tödten obliget/ das ist/ das Fleisch/ fleischliche affect

und
D d 2
Predigt.

Heiligen Geiſtes/ der deßwegen iſt und heiſſet Heiligmacher;
deſſen erſtes Werck iſt ſacrificium ſpirituale carnis, die geiſt-
liche Opfferung/ das wuͤrgen des ſuͤndlichen Fleiſches;
Von
welcher zwar ſeltzamen/ aber hoͤchſtnothwendigen materi, als einem vorne-
mes Stuͤck unſers Chriſtenthumbs/ wir dieſes mal reden und handlen
wollen/ Gott der Heilige Geiſt wolle uns mit ſeiner Gnade beywohnen/
umb Jeſu Chriſti/ des einigen Verſoͤhn-Opffers willen/ Amen.

SO ſind nun Templum & ſacrificium correlata, Tem-
pel und Opffer gehoͤren zuſammen;
wo von anbeginn
Gott der Herr ſeines Namens Gedaͤchtnuͤß geſtifftet/ da
hat man muͤſſen opffern/ wie die hiſtoria des Alten Teſtaments durch und
durch bezeuget/ und hat ſolch Opfferwerck in der Kirchen des Neuen Teſta-
ments nicht allerdings und gaͤntzlich auffgehoͤret/ ſondern es hat dem leib-
lichen euſſerlichen Schatten-Opffer ſuccedirt und gefolget ein geiſtliches/
innerliches/ warhafftiges Opffer im Geiſt und in der Warheit. Dabey
wir dann zu allerforderſt muͤſſen Achtung geben auff die victimam,
auff das Ding ſo zu ſchlachten und auffzuopffern iſt. Jm Alten
Teſtament iſt die gewoͤhnliche victima und Schlacht-Opffer
geweſt nicht nur das ſtumme und thumme Vieh/ Kaͤlber/ Laͤmmer/ Boͤcke/
Wider/ wie bekant/ ſondern auch ein geſchworner/ abgeſagter Erb- und
Ertz-Feind Jſraels/ auff Hebreiſch cherem, Griechiſch anathema,
den Gott geboten zu verbrennen. Jn den Staͤtten der CananeiſchenDevt. 20,
16. 17.

Voͤlcker durfften ſie nichts leben laſſen/ was den Athem hat/ ſondern
muſten alles mit der Schaͤrffe des Schwerts ſchlagen/ und alſo dem her-
ren
opffern. Jſt wuͤrcklich exequiret worden von Joſua an der StattIoſ. 6, 21.
Jericho/ da er alles verbannet mit der Schaͤrffe des Schwerts/ was er
angetroffen/ beyde Mann und Weib/ jung und alt/ Ochſen/ Schaf und
Eſel; alſo hat er auch die fuͤnff Koͤnige getoͤdtet/ Joſ. 10. und ſolchen Pro-Ioſ. 10, 26.
1. Sam.
15,
33.

ceß nahm auch Samuel fuͤr mit Agag/ den zerhieb Samuel zu Stuͤcken
fuͤr dem Herren in Gilgal.

Fragſtu/ welches nunmehr im Neuen Teſtament das geiſtliche
Opffer ſey? Welches das Opffer?
Auguſtinus antwortet ſehr
wol in dem 51. Pſal. Noli extrinſecus pecus quærere, quod mactes; ha-Auguſt. in
Pſal.
51.

bes in te quod occidas, Suche nicht von auſſen ein Vieh/ daß du ſchlach-
teſt/ du haſt in dir ſelbſt wohnen ein thummes und feindſeliges Thier/ ſo dir
zu wuͤrgen und zu toͤdten obliget/ das iſt/ das Fleiſch/ fleiſchliche affect

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[211/0243] Predigt. Heiligen Geiſtes/ der deßwegen iſt und heiſſet Heiligmacher; deſſen erſtes Werck iſt ſacrificium ſpirituale carnis, die geiſt- liche Opfferung/ das wuͤrgen des ſuͤndlichen Fleiſches; Von welcher zwar ſeltzamen/ aber hoͤchſtnothwendigen materi, als einem vorne- mes Stuͤck unſers Chriſtenthumbs/ wir dieſes mal reden und handlen wollen/ Gott der Heilige Geiſt wolle uns mit ſeiner Gnade beywohnen/ umb Jeſu Chriſti/ des einigen Verſoͤhn-Opffers willen/ Amen. SO ſind nun Templum & ſacrificium correlata, Tem- pel und Opffer gehoͤren zuſammen; wo von anbeginn Gott der Herr ſeines Namens Gedaͤchtnuͤß geſtifftet/ da hat man muͤſſen opffern/ wie die hiſtoria des Alten Teſtaments durch und durch bezeuget/ und hat ſolch Opfferwerck in der Kirchen des Neuen Teſta- ments nicht allerdings und gaͤntzlich auffgehoͤret/ ſondern es hat dem leib- lichen euſſerlichen Schatten-Opffer ſuccedirt und gefolget ein geiſtliches/ innerliches/ warhafftiges Opffer im Geiſt und in der Warheit. Dabey wir dann zu allerforderſt muͤſſen Achtung geben auff die victimam, auff das Ding ſo zu ſchlachten und auffzuopffern iſt. Jm Alten Teſtament iſt die gewoͤhnliche victima und Schlacht-Opffer geweſt nicht nur das ſtumme und thumme Vieh/ Kaͤlber/ Laͤmmer/ Boͤcke/ Wider/ wie bekant/ ſondern auch ein geſchworner/ abgeſagter Erb- und Ertz-Feind Jſraels/ auff Hebreiſch cherem, Griechiſch anathema, den Gott geboten zu verbrennen. Jn den Staͤtten der Cananeiſchen Voͤlcker durfften ſie nichts leben laſſen/ was den Athem hat/ ſondern muſten alles mit der Schaͤrffe des Schwerts ſchlagen/ und alſo dem her- ren opffern. Jſt wuͤrcklich exequiret worden von Joſua an der Statt Jericho/ da er alles verbannet mit der Schaͤrffe des Schwerts/ was er angetroffen/ beyde Mann und Weib/ jung und alt/ Ochſen/ Schaf und Eſel; alſo hat er auch die fuͤnff Koͤnige getoͤdtet/ Joſ. 10. und ſolchen Pro- ceß nahm auch Samuel fuͤr mit Agag/ den zerhieb Samuel zu Stuͤcken fuͤr dem Herren in Gilgal. Devt. 20, 16. 17. Ioſ. 6, 21. Ioſ. 10, 26. 1. Sam. 15, 33. Fragſtu/ welches nunmehr im Neuen Teſtament das geiſtliche Opffer ſey? Welches das Opffer? Auguſtinus antwortet ſehr wol in dem 51. Pſal. Noli extrinſecus pecus quærere, quod mactes; ha- bes in te quod occidas, Suche nicht von auſſen ein Vieh/ daß du ſchlach- teſt/ du haſt in dir ſelbſt wohnen ein thummes und feindſeliges Thier/ ſo dir zu wuͤrgen und zu toͤdten obliget/ das iſt/ das Fleiſch/ fleiſchliche affect und Auguſt. in Pſal. 51. D d 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/243>, abgerufen am 04.12.2024.