Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
abcontrafehet/ also daß sich in uns spiegelt des HERREN2. Cor. 3, 18.
Klarheit mit auffgedecktem Angesicht/ und wir werden ver-
kläret in dasselbige Bild/ von einer Klarheit zu der andern/
als vom
Geist des HERRN. Christus der ewige SohnHebr. 1, 3.
Ioh.
14, 9.

Gottes ist der character hypostaseos divinae, das Bild des
göttlichen Wesens/
wer ihn gesehen/ der hat den Vater gesehen/ daran
der himmlische Vater all seine Lust und Freude sihet/ wie ein Vater an sei-
nem Kinde/ dem müssen wir uns conformiren in allen. Er ist das we-
sentliche Ertz-Bild/ unser Bild ist nur ein accidens der Seelen.

II. Imago radiosa, Ein gläntzen des Bild/ so da gläntzet
von den Strahlen der Weißheit; GOTT der da hieß das2. Cor. 4, 6.
Liecht aus der Finsternuß herfür leuchten/ der hat einen hellen
Schein in unsere Hertzen gegeben/ daß durch uns entstünde
die Erleuchtung von der Erkäntnüß der Klarheit Gottes/ in
dem Angesicht Jesu Christi;
Es gläntzet von Strahlen der
Gerechtigkeit/
welche begreifft in sich allerhand Tugenden/ den gantzenEphes. 4, 1.
seqq.

decalogum, und namentlich belangend die erste Tafel 1. Theose-
beian, die Gottes-Ehrung/ durch Glauben/ Liebe/ Furcht. 2. Doxo-
logian, die Lob- und Dancksagung/ durch lesen/ hören/ Bekäntnüß/
predigen/ Segen/ beten/ Eyd-schwöhren/ fingen/ gute Ordnung.
3. Sanctificationem diei septimae Sabbathicam & doxolo-
gicam,
die Heiligung des Sabbaths/ in welcher der Mensch von
seinem Thun lasset ab/ daß Gott sein Werck in ihm hab. Nach
der andern Tafel/ die Liebe des Nächsten/ durch ziemende Selbst-
Liebe/ Nächsten-Liebe/ Gegen-Liebe/ Eltern-Liebe/ insonderheit aber die
Demuth/ Leutseligkeit/ Barmhertzigkeit/ Mit-Freude/ Lang- und Sanfft-
muth: die Keuschheit/ Gerechtigkeit im Handel und Wandel: die Zun-
gen-Zucht/ Mässigkeit/ Genügsamkeit. Aus welchen allen folget
splendor & serenum conscientiae, der Glantz eines guten
Gewissens/
darein Gott gelüstet zu schauen. Nihil hac luce clarius,
nihil hoc gloriosius testimonio, cum veritas in mente fulget, & mens in
veritate se videt,
Was ist heller als ein solches Liecht? was herrlicher als
solches Zeugnüß? wann die Warheit im Gemüthe leuchtet/ und das Ge-
müth in der Warheit sich bespiegelt/ wie Bernhardus redet.

III. Imago
G g 3

Predigt.
abcontrafehet/ alſo daß ſich in uns ſpiegelt des HERREN2. Cor. 3, 18.
Klarheit mit auffgedecktem Angeſicht/ und wir werden ver-
klaͤret in daſſelbige Bild/ von einer Klarheit zu der andern/
als vom
Geiſt des HERRN. Chriſtus der ewige SohnHebr. 1, 3.
Ioh.
14, 9.

Gottes iſt der character hypoſtaſeos divinæ, das Bild des
goͤttlichen Weſens/
wer ihn geſehen/ der hat den Vater geſehen/ daran
der himmliſche Vater all ſeine Luſt und Freude ſihet/ wie ein Vater an ſei-
nem Kinde/ dem muͤſſen wir uns conformiren in allen. Er iſt das we-
ſentliche Ertz-Bild/ unſer Bild iſt nur ein accidens der Seelen.

II. Imago radioſa, Ein glaͤntzen des Bild/ ſo da glaͤntzet
von den Strahlen der Weißheit; GOTT der da hieß das2. Cor. 4, 6.
Liecht aus der Finſternůß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen
Schein in unſere Hertzen gegeben/ daß durch uns entſtuͤnde
die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes/ in
dem Angeſicht Jeſu Chriſti;
Es glaͤntzet von Strahlen der
Gerechtigkeit/
welche begreifft in ſich allerhand Tugenden/ den gantzenEpheſ. 4, 1.
ſeqq.

decalogum, und namentlich belangend die erſte Tafel 1. Θεοσέ-
βειαν, die Gottes-Ehrung/ durch Glauben/ Liebe/ Furcht. 2. Δοξο-
λογἰαν, die Lob- und Danckſagung/ durch leſen/ hoͤren/ Bekaͤntnuͤß/
predigen/ Segen/ beten/ Eyd-ſchwoͤhren/ fingen/ gute Ordnung.
3. Sanctificationem diei ſeptimæ Sabbathicam & doxolo-
gicam,
die Heiligung des Sabbaths/ in welcher der Menſch von
ſeinem Thun laſſet ab/ daß Gott ſein Werck in ihm hab. Nach
der andern Tafel/ die Liebe des Naͤchſten/ durch ziemende Selbſt-
Liebe/ Naͤchſten-Liebe/ Gegen-Liebe/ Eltern-Liebe/ inſonderheit aber die
Demuth/ Leutſeligkeit/ Barmhertzigkeit/ Mit-Freude/ Lang- und Sanfft-
muth: die Keuſchheit/ Gerechtigkeit im Handel und Wandel: die Zun-
gen-Zucht/ Maͤſſigkeit/ Genuͤgſamkeit. Aus welchen allen folget
ſplendor & ſerenum conſcientiæ, der Glantz eines guten
Gewiſſens/
darein Gott geluͤſtet zu ſchauen. Nihil hâc luce clarius,
nihil hoc glorioſius teſtimonio, cum veritas in mente fulget, & mens in
veritate ſe videt,
Was iſt heller als ein ſolches Liecht? was herrlicher als
ſolches Zeugnuͤß? wann die Warheit im Gemuͤthe leuchtet/ und das Ge-
muͤth in der Warheit ſich beſpiegelt/ wie Bernhardus redet.

III. Imago
G g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0269" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
abcontrafehet/ <hi rendition="#fr">al&#x017F;o daß &#x017F;ich in uns &#x017F;piegelt des <hi rendition="#g">HERREN</hi></hi><note place="right">2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 3, 18.</note><lb/><hi rendition="#fr">Klarheit mit auffgedecktem Ange&#x017F;icht/ und wir werden ver-<lb/>
kla&#x0364;ret in da&#x017F;&#x017F;elbige Bild/ von einer Klarheit zu der andern/<lb/>
als vom</hi> G<hi rendition="#fr">ei&#x017F;t des <hi rendition="#g">HERRN.</hi> Chri&#x017F;tus der ewige Sohn</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Hebr. 1, 3.<lb/>
Ioh.</hi> 14, 9.</note><lb/>
G<hi rendition="#fr">ottes i&#x017F;t der</hi> <hi rendition="#aq">character hypo&#x017F;ta&#x017F;eos divinæ,</hi> <hi rendition="#fr">das Bild des<lb/>
go&#x0364;ttlichen We&#x017F;ens/</hi> wer ihn ge&#x017F;ehen/ der hat den Vater ge&#x017F;ehen/ daran<lb/>
der himmli&#x017F;che Vater all &#x017F;eine Lu&#x017F;t und Freude &#x017F;ihet/ wie ein Vater an &#x017F;ei-<lb/>
nem Kinde/ dem mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir uns <hi rendition="#aq">conform</hi>iren in allen. Er i&#x017F;t das we-<lb/>
&#x017F;entliche Ertz-Bild/ un&#x017F;er Bild i&#x017F;t nur ein <hi rendition="#aq">accidens</hi> der Seelen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi> Imago radio&#x017F;a,</hi><hi rendition="#fr">Ein gla&#x0364;ntzen des Bild/</hi> &#x017F;o da gla&#x0364;ntzet<lb/>
von <hi rendition="#fr">den Strahlen der Weißheit;</hi> <hi rendition="#g">GOTT</hi> <hi rendition="#fr">der da hieß das</hi><note place="right">2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 4, 6.</note><lb/><hi rendition="#fr">Liecht aus der Fin&#x017F;tern&#x016F;ß herfu&#x0364;r leuchten/ der hat einen hellen<lb/>
Schein in un&#x017F;ere Hertzen gegeben/ daß durch uns ent&#x017F;tu&#x0364;nde<lb/>
die Erleuchtung von der Erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß der Klarheit Gottes/ in<lb/>
dem Ange&#x017F;icht Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti;</hi> Es gla&#x0364;ntzet <hi rendition="#fr">von Strahlen der<lb/>
Gerechtigkeit/</hi> welche begreifft in &#x017F;ich allerhand Tugenden/ den gantzen<note place="right"><hi rendition="#aq">Ephe&#x017F;. 4, 1.<lb/>
&#x017F;eqq.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">decalogum,</hi> und namentlich belangend <hi rendition="#fr">die er&#x017F;te Tafel</hi> 1. &#x0398;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C3;&#x03AD;-<lb/>
&#x03B2;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">die Gottes-Ehrung/</hi> durch Glauben/ Liebe/ Furcht. 2. &#x0394;&#x03BF;&#x03BE;&#x03BF;-<lb/>
&#x03BB;&#x03BF;&#x03B3;&#x1F30;&#x03B1;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">die Lob- und Danck&#x017F;agung/</hi> durch le&#x017F;en/ ho&#x0364;ren/ Beka&#x0364;ntnu&#x0364;ß/<lb/>
predigen/ Segen/ beten/ Eyd-&#x017F;chwo&#x0364;hren/ fingen/ gute Ordnung.<lb/>
3. <hi rendition="#aq">Sanctificationem diei &#x017F;eptimæ Sabbathicam &amp; doxolo-<lb/>
gicam,</hi> <hi rendition="#fr">die Heiligung des Sabbaths/</hi> in welcher der Men&#x017F;ch von<lb/>
&#x017F;einem Thun la&#x017F;&#x017F;et ab/ daß <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> &#x017F;ein Werck in ihm hab. Nach<lb/><hi rendition="#fr">der andern Tafel/ die Liebe des Na&#x0364;ch&#x017F;ten/</hi> durch ziemende Selb&#x017F;t-<lb/>
Liebe/ Na&#x0364;ch&#x017F;ten-Liebe/ Gegen-Liebe/ Eltern-Liebe/ in&#x017F;onderheit aber die<lb/>
Demuth/ Leut&#x017F;eligkeit/ Barmhertzigkeit/ Mit-Freude/ Lang- und Sanfft-<lb/>
muth: die Keu&#x017F;chheit/ Gerechtigkeit im Handel und Wandel: die Zun-<lb/>
gen-Zucht/ Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit/ Genu&#x0364;g&#x017F;amkeit. Aus welchen allen folget<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;plendor &amp; &#x017F;erenum con&#x017F;cientiæ,</hi> <hi rendition="#fr">der Glantz eines guten<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;ens/</hi> darein <hi rendition="#k">Gott</hi> gelu&#x0364;&#x017F;tet zu &#x017F;chauen. <hi rendition="#aq">Nihil hâc luce clarius,<lb/>
nihil hoc glorio&#x017F;ius te&#x017F;timonio, cum veritas in mente fulget, &amp; mens in<lb/>
veritate &#x017F;e videt,</hi> Was i&#x017F;t heller als ein &#x017F;olches Liecht? was herrlicher als<lb/>
&#x017F;olches Zeugnu&#x0364;ß? wann die Warheit im Gemu&#x0364;the leuchtet/ und das Ge-<lb/>
mu&#x0364;th in der Warheit &#x017F;ich be&#x017F;piegelt/ wie <hi rendition="#aq">Bernhardus</hi> redet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G g 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi> Imago</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0269] Predigt. abcontrafehet/ alſo daß ſich in uns ſpiegelt des HERREN Klarheit mit auffgedecktem Angeſicht/ und wir werden ver- klaͤret in daſſelbige Bild/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom Geiſt des HERRN. Chriſtus der ewige Sohn Gottes iſt der character hypoſtaſeos divinæ, das Bild des goͤttlichen Weſens/ wer ihn geſehen/ der hat den Vater geſehen/ daran der himmliſche Vater all ſeine Luſt und Freude ſihet/ wie ein Vater an ſei- nem Kinde/ dem muͤſſen wir uns conformiren in allen. Er iſt das we- ſentliche Ertz-Bild/ unſer Bild iſt nur ein accidens der Seelen. 2. Cor. 3, 18. Hebr. 1, 3. Ioh. 14, 9. II. Imago radioſa, Ein glaͤntzen des Bild/ ſo da glaͤntzet von den Strahlen der Weißheit; GOTT der da hieß das Liecht aus der Finſternůß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen Schein in unſere Hertzen gegeben/ daß durch uns entſtuͤnde die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes/ in dem Angeſicht Jeſu Chriſti; Es glaͤntzet von Strahlen der Gerechtigkeit/ welche begreifft in ſich allerhand Tugenden/ den gantzen decalogum, und namentlich belangend die erſte Tafel 1. Θεοσέ- βειαν, die Gottes-Ehrung/ durch Glauben/ Liebe/ Furcht. 2. Δοξο- λογἰαν, die Lob- und Danckſagung/ durch leſen/ hoͤren/ Bekaͤntnuͤß/ predigen/ Segen/ beten/ Eyd-ſchwoͤhren/ fingen/ gute Ordnung. 3. Sanctificationem diei ſeptimæ Sabbathicam & doxolo- gicam, die Heiligung des Sabbaths/ in welcher der Menſch von ſeinem Thun laſſet ab/ daß Gott ſein Werck in ihm hab. Nach der andern Tafel/ die Liebe des Naͤchſten/ durch ziemende Selbſt- Liebe/ Naͤchſten-Liebe/ Gegen-Liebe/ Eltern-Liebe/ inſonderheit aber die Demuth/ Leutſeligkeit/ Barmhertzigkeit/ Mit-Freude/ Lang- und Sanfft- muth: die Keuſchheit/ Gerechtigkeit im Handel und Wandel: die Zun- gen-Zucht/ Maͤſſigkeit/ Genuͤgſamkeit. Aus welchen allen folget ſplendor & ſerenum conſcientiæ, der Glantz eines guten Gewiſſens/ darein Gott geluͤſtet zu ſchauen. Nihil hâc luce clarius, nihil hoc glorioſius teſtimonio, cum veritas in mente fulget, & mens in veritate ſe videt, Was iſt heller als ein ſolches Liecht? was herrlicher als ſolches Zeugnuͤß? wann die Warheit im Gemuͤthe leuchtet/ und das Ge- muͤth in der Warheit ſich beſpiegelt/ wie Bernhardus redet. 2. Cor. 4, 6. Epheſ. 4, 1. ſeqq. III. Imago G g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/269
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/269>, abgerufen am 21.11.2024.