Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. proportion des Leibes/ daran man sich zu Jerusalem vergaffet/wann man den wunderschönen Absolon angesehen/ dessen Haar die ade-2. Sam. 14, 25. 26. Ioseph. l. 8. c. 7. lichen Jungfrauen nach der Schur auffgekaufft (umb zwey hundert Se- ckel/ dann nicht glaublich/ daß Absolon der Schwere nach solchen grossen Haar-Last auff dem Haupte getragen/ sondern sind dem precio nach so theuer gewürdiget und geschätzet worden) und Perrucken daraus gemacht/ und also in frembden Federn gepranget. Lieblich und schön seynProv. 31, 30. ist nichts/ ein Weib das den HERREN fürchtet/ soll man loben. 3. Nicht die Gemüths-Vernunfft und Mund- Gaben; wann dieselben recht gebrauchet werden/ sind sie wol ein edler Seelen-Glantz/ im fall sie aber übel und schändlich angeleget werden/ so schlagen sie per accidens aus zu Greueln: beyneben auch diß anzumercken/ daß die kharismata administrantia, die Ampts-Gaben geringer/ als die heiligmachenden Gaben zu schätzen seyn/ sintemal propter quod unum quodque tale, id magis tale, die Ampts-Gaben sind umb der Heiligma- chenden willen gegeben/ darumb sind diese höher zu achten als jene; Der HERR hat nicht Lust an der Stärcke des Rosses/ son-Ps. 147, 10. 11. dern hat Wolgefallen an denen die ihn fürchten; Man lobe einen so hoch man woll/ mache einen zum miraculo mundi, wann das Leben und Wandel nicht conspirirt und mit eintrifft/ so ist es nichts! Nicht 4. die Phariseische Schein-Heiligkeit/ der bloß-eusser- liche Tugend-Glantz/ von aussen lauter Bisam/ von innen Koth: auß- wendig ein Engel des Liechts/ inwendig und in der That selbst ein böser Butz/ eusserlich ein Himmel/ innerlich eine Höll. Sondern 5. der rechte Schmuck/ das rechte beständige aus Sechster Theil. Hh
Predigt. proportion des Leibes/ daran man ſich zu Jeruſalem vergaffet/wann man den wunderſchoͤnen Abſolon angeſehen/ deſſen Haar die ade-2. Sam. 14, 25. 26. Ioſeph. l. 8. c. 7. lichen Jungfrauen nach der Schur auffgekaufft (umb zwey hundert Se- ckel/ dann nicht glaublich/ daß Abſolon der Schwere nach ſolchen groſſen Haar-Laſt auff dem Haupte getragen/ ſondern ſind dem precio nach ſo theuer gewuͤrdiget und geſchaͤtzet worden) und Perrucken daraus gemacht/ und alſo in frembden Federn gepranget. Lieblich und ſchön ſeynProv. 31, 30. iſt nichts/ ein Weib das den HERREN fuͤrchtet/ ſoll man loben. 3. Nicht die Gemuͤths-Vernunfft und Mund- Gaben; wann dieſelben recht gebrauchet werden/ ſind ſie wol ein edler Seelen-Glantz/ im fall ſie aber uͤbel und ſchaͤndlich angeleget werden/ ſo ſchlagen ſie per accidens aus zu Greueln: beyneben auch diß anzumercken/ daß die χαρίσματα adminiſtrantia, die Ampts-Gaben geringer/ als die heiligmachenden Gaben zu ſchaͤtzen ſeyn/ ſintemal propter quod unum quodque tale, id magis tale, die Ampts-Gaben ſind umb der Heiligma- chenden willen gegeben/ darumb ſind dieſe hoͤher zu achten als jene; Der HERR hat nicht Luſt an der Stärcke des Roſſes/ ſon-Pſ. 147, 10. 11. dern hat Wolgefallen an denen die ihn fuͤrchten; Man lobe einen ſo hoch man woll/ mache einen zum miraculo mundi, wann das Leben und Wandel nicht conſpirirt und mit eintrifft/ ſo iſt es nichts! Nicht 4. die Phariſeiſche Schein-Heiligkeit/ der bloß-euſſer- liche Tugend-Glantz/ von auſſen lauter Biſam/ von innen Koth: auß- wendig ein Engel des Liechts/ inwendig und in der That ſelbſt ein boͤſer Butz/ euſſerlich ein Himmel/ innerlich eine Hoͤll. Sondern 5. der rechte Schmuck/ das rechte beſtaͤndige aus Sechſter Theil. Hh
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Predigt.
proportion des Leibes/ daran man ſich zu Jeruſalem vergaffet/
wann man den wunderſchoͤnen Abſolon angeſehen/ deſſen Haar die ade-
lichen Jungfrauen nach der Schur auffgekaufft (umb zwey hundert Se-
ckel/ dann nicht glaublich/ daß Abſolon der Schwere nach ſolchen groſſen
Haar-Laſt auff dem Haupte getragen/ ſondern ſind dem precio nach ſo
theuer gewuͤrdiget und geſchaͤtzet worden) und Perrucken daraus gemacht/
und alſo in frembden Federn gepranget. Lieblich und ſchön ſeyn
iſt nichts/ ein Weib das den HERREN fuͤrchtet/ ſoll man
loben. 3. Nicht die Gemuͤths-Vernunfft und Mund-
Gaben; wann dieſelben recht gebrauchet werden/ ſind ſie wol ein edler
Seelen-Glantz/ im fall ſie aber uͤbel und ſchaͤndlich angeleget werden/ ſo
ſchlagen ſie per accidens aus zu Greueln: beyneben auch diß anzumercken/
daß die χαρίσματα adminiſtrantia, die Ampts-Gaben geringer/ als die
heiligmachenden Gaben zu ſchaͤtzen ſeyn/ ſintemal propter quod unum
quodque tale, id magis tale, die Ampts-Gaben ſind umb der Heiligma-
chenden willen gegeben/ darumb ſind dieſe hoͤher zu achten als jene;
Der HERR hat nicht Luſt an der Stärcke des Roſſes/ ſon-
dern hat Wolgefallen an denen die ihn fuͤrchten; Man lobe
einen ſo hoch man woll/ mache einen zum miraculo mundi, wann das
Leben und Wandel nicht conſpirirt und mit eintrifft/ ſo iſt es nichts!
Nicht 4. die Phariſeiſche Schein-Heiligkeit/ der bloß-euſſer-
liche Tugend-Glantz/ von auſſen lauter Biſam/ von innen Koth: auß-
wendig ein Engel des Liechts/ inwendig und in der That ſelbſt ein boͤſer
Butz/ euſſerlich ein Himmel/ innerlich eine Hoͤll.
2. Sam. 14,
25. 26.
Ioſeph. l. 8.
c. 7.
Prov. 31, 30.
Pſ. 147, 10.
11.
Sondern 5. der rechte Schmuck/ das rechte beſtaͤndige
Seelen-Liecht/ der innere Schmuck/ des Königs Tochter iſt
gantz herrlich inwendig/ Pſal. 45. iſt das edle/ leuchtende/
fruchtbare/ herrliche/ Eben- und Gnaden-Bild/ das machet
den Menſchen gratioſum, zu einem Gnaden-Kinde
Gottes/ daß derſelbe Gnade find fuͤr Gott/ wie Joſeph fuͤr ſeinem
Herren/ Eſther fuͤr ihrem Koͤnige/ Nehemia fuͤr Artaſaſta. Es machet
den Menſchen heilig; Ein Glaubiger iſt in Chriſto/ als ſei-
nem Haupt ein Glied Chriſti/ ſchreibt Auguſtinus, wann du dich nicht
heilig nenneſt/ biſtu und anckbar; Sage zu deinem Gott: Jch bin hei-
lig/ dieweil du mich geheiliget haſt/ dieweil ichs empfangen/ nicht weil ichs
aus
Pſal. 45, 14.
Gen. 39, 3.
Eſth. 2, 17.
Nehem. 2,
8.
Auguſt. in
Pſal. 85.
Sechſter Theil. Hh
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