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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Tempel-Herren ein Verdrieß wird angethan; Salomon der
weiland weise und grosse König/ der den Tempel zu Jerusalem mit grosser
magnificentz erbauet und geweihet/ war hernach selbst der jenige/ der den-
selben/ als ihn die Weiber zu einem cornut und Narren gemacht/ entweihet/
demselben einen Trutz-Tempel auff dem Oel-Berge entgegen gesetzt/ auff
daß er dem Tempel zu Jerusalem gleichsam für dem Liecht stünde;
Salomon bauet eine Höhe Chamos (das ist der Heydnischen1. Reg. 11, 7.
Griechen ihr Comos oder Freß-Gott) dem Greuel der Moabiter/
und Molech dem Greuel der Ammoniter auff dem Berge/
der für Jerusalem ligt/
davon der Berg genennet worden Maschith/2. Reg. 23,
13.

das ist mons perditionis, der Berg des Verderbens. O Salomon
wie hängestu deiner Ehr einen Schandfleck an!
das heisset ne-Syr. 47, 21.
ben Gottes Tempel eine Teufels-Capell bauen. Also heisset nunmehr
im verblümten und geistlichen Verstande/ den Tempel Gottes/ das
ist/ einen Gott-geheiligten/ Christlichen Menschen verderben so viel/ als
denselben scandaliziren/ ärgern/ Gott zu einem Schimpff/ dem Teufel
zu gefallen/ das Griechische Wort phthora wird in solchem Verstand gelesen1. Cor. 15,
33.
2. Cor. 7, 2.
c. 11, 3.
Apoc.
19, 2.

1. Cor. 15. 2. Cor. 7. 2. Cor. 11. Apoc. 19. und gebens die Vmbstände des
Apostolischen Texts; dann weil die Lehrer zu Corintho mit ihren Gaben
gepranget/ Vrsach zu schismatibus und Spaltungen gegeben/ dadurch sie
vergöttert worden/ und in partes und Secten sich gezweyet/ gedreyet/ ja ge-
viertheilt/ so haben sie nicht geringe Ergernüß gegeben; darauff saget der
Apostel: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott
verderben;
Wer ein templum perditionis, Maschith daraus machet/
da dem Tempel-Herren die Ehr genommen/ den Creaturen gegeben/ und
der Geist Gottes contristirt und betrübet wird.

Jst derowegen die Verderbung des Tempels des HErren
alle Ergernüß/ so wol in der Lehr als im Leben/
alle die Lotterfall/
alle der Stein des anstossens/ alle die ansteckende Seuche/ alle das böse
Exempel/ dadurch unschuldige Hertzen/ sonderlich junge Blütlein verfüh-
ret/ angestecket/ gereitzet und geärgert werden/ daß sie ärger werden als sonst
von Natur/ dadurch landstürtzende Sünden außbrechen: Wann
Eva ihrem Mann den Apffel gezeiget/ und mit gleichem Gifft an-Gen. 3, 6.
gehauchet zur apostasi, Sünde und Abfall von Gott; Wann
Jerobeam nach seinem berühmten praedicat Jsrael sündigen ma-1. Reg. 14,
16.

chet; Atii Zung den gantzen Erdkreiß inflammirt: Wann die Welt-

Pfeiffe
Kk 2

Predigt.
Tempel-Herren ein Verdrieß wird angethan; Salomon der
weiland weiſe und groſſe Koͤnig/ der den Tempel zu Jeruſalem mit groſſer
magnificentz erbauet und geweihet/ war hernach ſelbſt der jenige/ der den-
ſelben/ als ihn die Weiber zu einem cornut und Narren gemacht/ entweihet/
demſelben einen Trutz-Tempel auff dem Oel-Berge entgegen geſetzt/ auff
daß er dem Tempel zu Jeruſalem gleichſam fuͤr dem Liecht ſtuͤnde;
Salomon bauet eine Hoͤhe Chamos (das iſt der Heydniſchen1. Reg. 11, 7.
Griechen ihr Comos oder Freß-Gott) dem Greuel der Moabiter/
und Molech dem Greuel der Ammoniter auff dem Berge/
der fuͤr Jeruſalem ligt/
davon der Berg genennet worden Maſchith/2. Reg. 23,
13.

das iſt mons perditionis, der Berg des Verderbens. O Salomon
wie haͤngeſtu deiner Ehr einen Schandfleck an!
das heiſſet ne-Syr. 47, 21.
ben Gottes Tempel eine Teufels-Capell bauen. Alſo heiſſet nunmehr
im verbluͤmten und geiſtlichen Verſtande/ den Tempel Gottes/ das
iſt/ einen Gott-geheiligten/ Chriſtlichen Menſchen verderben ſo viel/ als
denſelben ſcandaliziren/ aͤrgern/ Gott zu einem Schimpff/ dem Teufel
zu gefallen/ das Griechiſche Wort φθορᾶ wird in ſolchem Verſtand geleſen1. Cor. 15,
33.
2. Cor. 7, 2.
c. 11, 3.
Apoc.
19, 2.

1. Cor. 15. 2. Cor. 7. 2. Cor. 11. Apoc. 19. und gebens die Vmbſtaͤnde des
Apoſtoliſchen Texts; dann weil die Lehrer zu Corintho mit ihren Gaben
gepranget/ Vrſach zu ſchiſmatibus und Spaltungen gegeben/ dadurch ſie
vergoͤttert worden/ und in partes und Secten ſich gezweyet/ gedreyet/ ja ge-
viertheilt/ ſo haben ſie nicht geringe Ergernuͤß gegeben; darauff ſaget der
Apoſtel: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott
verderben;
Wer ein templum perditionis, Maſchith daraus machet/
da dem Tempel-Herren die Ehr genommen/ den Creaturen gegeben/ und
der Geiſt Gottes contriſtirt und betruͤbet wird.

Jſt derowegen die Verderbung des Tempels des HErren
alle Ergernuͤß/ ſo wol in der Lehr als im Leben/
alle die Lotterfall/
alle der Stein des anſtoſſens/ alle die anſteckende Seuche/ alle das boͤſe
Exempel/ dadurch unſchuldige Hertzen/ ſonderlich junge Bluͤtlein verfuͤh-
ret/ angeſtecket/ gereitzet und geaͤrgert werden/ daß ſie aͤrger werden als ſonſt
von Natur/ dadurch landſtuͤrtzende Suͤnden außbrechen: Wann
Eva ihrem Mann den Apffel gezeiget/ und mit gleichem Gifft an-Gen. 3, 6.
gehauchet zur apoſtaſi, Suͤnde und Abfall von Gott; Wann
Jerobeam nach ſeinem beruͤhmten prædicat Jſrael ſuͤndigen ma-1. Reg. 14,
16.

chet; Atii Zung den gantzen Erdkreiß inflammirt: Wann die Welt-

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[259/0291] Predigt. Tempel-Herren ein Verdrieß wird angethan; Salomon der weiland weiſe und groſſe Koͤnig/ der den Tempel zu Jeruſalem mit groſſer magnificentz erbauet und geweihet/ war hernach ſelbſt der jenige/ der den- ſelben/ als ihn die Weiber zu einem cornut und Narren gemacht/ entweihet/ demſelben einen Trutz-Tempel auff dem Oel-Berge entgegen geſetzt/ auff daß er dem Tempel zu Jeruſalem gleichſam fuͤr dem Liecht ſtuͤnde; Salomon bauet eine Hoͤhe Chamos (das iſt der Heydniſchen Griechen ihr Comos oder Freß-Gott) dem Greuel der Moabiter/ und Molech dem Greuel der Ammoniter auff dem Berge/ der fuͤr Jeruſalem ligt/ davon der Berg genennet worden Maſchith/ das iſt mons perditionis, der Berg des Verderbens. O Salomon wie haͤngeſtu deiner Ehr einen Schandfleck an! das heiſſet ne- ben Gottes Tempel eine Teufels-Capell bauen. Alſo heiſſet nunmehr im verbluͤmten und geiſtlichen Verſtande/ den Tempel Gottes/ das iſt/ einen Gott-geheiligten/ Chriſtlichen Menſchen verderben ſo viel/ als denſelben ſcandaliziren/ aͤrgern/ Gott zu einem Schimpff/ dem Teufel zu gefallen/ das Griechiſche Wort φθορᾶ wird in ſolchem Verſtand geleſen 1. Cor. 15. 2. Cor. 7. 2. Cor. 11. Apoc. 19. und gebens die Vmbſtaͤnde des Apoſtoliſchen Texts; dann weil die Lehrer zu Corintho mit ihren Gaben gepranget/ Vrſach zu ſchiſmatibus und Spaltungen gegeben/ dadurch ſie vergoͤttert worden/ und in partes und Secten ſich gezweyet/ gedreyet/ ja ge- viertheilt/ ſo haben ſie nicht geringe Ergernuͤß gegeben; darauff ſaget der Apoſtel: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott verderben; Wer ein templum perditionis, Maſchith daraus machet/ da dem Tempel-Herren die Ehr genommen/ den Creaturen gegeben/ und der Geiſt Gottes contriſtirt und betruͤbet wird. 1. Reg. 11, 7. 2. Reg. 23, 13. Syr. 47, 21. 1. Cor. 15, 33. 2. Cor. 7, 2. c. 11, 3. Apoc. 19, 2. Jſt derowegen die Verderbung des Tempels des HErren alle Ergernuͤß/ ſo wol in der Lehr als im Leben/ alle die Lotterfall/ alle der Stein des anſtoſſens/ alle die anſteckende Seuche/ alle das boͤſe Exempel/ dadurch unſchuldige Hertzen/ ſonderlich junge Bluͤtlein verfuͤh- ret/ angeſtecket/ gereitzet und geaͤrgert werden/ daß ſie aͤrger werden als ſonſt von Natur/ dadurch landſtuͤrtzende Suͤnden außbrechen: Wann Eva ihrem Mann den Apffel gezeiget/ und mit gleichem Gifft an- gehauchet zur apoſtaſi, Suͤnde und Abfall von Gott; Wann Jerobeam nach ſeinem beruͤhmten prædicat Jſrael ſuͤndigen ma- chet; Atii Zung den gantzen Erdkreiß inflammirt: Wann die Welt- Pfeiffe Gen. 3, 6. 1. Reg. 14, 16. Kk 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/291>, abgerufen am 21.11.2024.