Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. nach dem er die Statt Carthago erobert und eingenommen/ hat seineSoldaten herrlich beschencket/ aber außgenommen alle die jenigen/ die sich an dem Tempel Apollinis vergriffen hatten: Dannenhero offtmals aspondoi polemoi unversöhnliche Krieg entsprungen; Wir bedürffen kei- ner alten Exempel/ unser Teutschland ist eine lebendige/ warhafftige Hi- stori; und was Tempel-Verderbung vermag in den Hertzen der Abergläu- bigen/ das erfahrt Teutschland mit blutigem Kopffe; die Haupt-Vrsach aller diffidentz des Teutschlandes und alles Jammers ist der praetext und Fürwendung der geistlichen Güter/ dann da wird geschrien und geschrie- ben: Lutherus und sein Anhang seyen sacrilegi und Kirchen-Räuber/ sie haben die geistlichen Güter an sich gezogen/ ohne Erstattung derselben könne kein Friede getroffen werden! Jst eben die Klage Demetrii, dem seinAct. 19, 27. Genieß abgieng/ Paulus muste ein auffrührischer Kirchen-Dieb seyn: Jst des alten Heydnischen Römers () Symmachi Klage/ deme aber Am-() vide Ga- maliel. Hebraeo- Teut. brosius auff seine Einwürffe geantwortet/ und was er jenem geantwor- tet/ das antworten auch wir unsern criminatoribus und unbefügten Klä- gern. Wir besitzen mit gutem Gewissen/ was Gott uns geschenckt und zu- getheilet hat. Nach dem Christus die Tyranney des Römischen Egypten gesehen/ so hat Er uns in unserm Christlichen Vorhaben/ gleich wie das Jüdische Volck aus Egypten/ und hernach aus der Babylonischen Ge- fängnüß nicht mit leerer Hand geführet/ die heiligen Gefäß/ welche der Römische Belsazer entheiliget uns wider gegeben. Gleichwol halten die Aber- und Vbelglaubigen so streng über ihren sa- so viel Sechster Theil. Ll
Predigt. nach dem er die Statt Carthago erobert und eingenommen/ hat ſeineSoldaten herrlich beſchencket/ aber außgenommen alle die jenigen/ die ſich an dem Tempel Apollinis vergriffen hatten: Dannenhero offtmals ἄσπονδοι πόλεμοι unverſoͤhnliche Krieg entſprungen; Wir beduͤrffen kei- ner alten Exempel/ unſer Teutſchland iſt eine lebendige/ warhafftige Hi- ſtori; und was Tempel-Verderbung vermag in den Hertzen der Aberglaͤu- bigen/ das erfahrt Teutſchland mit blutigem Kopffe; die Haupt-Vrſach aller diffidentz des Teutſchlandes und alles Jammers iſt der prætext und Fuͤrwendung der geiſtlichen Guͤter/ dann da wird geſchrien und geſchrie- ben: Lutherus und ſein Anhang ſeyen ſacrilegi und Kirchen-Raͤuber/ ſie haben die geiſtlichen Guͤter an ſich gezogen/ ohne Erſtattung derſelben koͤnne kein Friede getroffen werden! Jſt eben die Klage Demetrii, dem ſeinAct. 19, 27. Genieß abgieng/ Paulus muſte ein auffruͤhriſcher Kirchen-Dieb ſeyn: Jſt des alten Heydniſchen Roͤmers () Symmachi Klage/ deme aber Am-() vide Ga- maliel. Hebræo- Teut. broſius auff ſeine Einwuͤrffe geantwortet/ und was er jenem geantwor- tet/ das antworten auch wir unſern criminatoribus und unbefuͤgten Klaͤ- gern. Wir beſitzen mit gutem Gewiſſen/ was Gott uns geſchenckt und zu- getheilet hat. Nach dem Chriſtus die Tyranney des Roͤmiſchen Egypten geſehen/ ſo hat Er uns in unſerm Chriſtlichen Vorhaben/ gleich wie das Juͤdiſche Volck aus Egypten/ und hernach aus der Babyloniſchen Ge- faͤngnuͤß nicht mit leerer Hand gefuͤhret/ die heiligen Gefaͤß/ welche der Roͤmiſche Belſazer entheiliget uns wider gegeben. Gleichwol halten die Aber- und Vbelglaubigen ſo ſtreng uͤber ihren ſa- ſo viel Sechſter Theil. Ll
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Predigt.
nach dem er die Statt Carthago erobert und eingenommen/ hat ſeine
Soldaten herrlich beſchencket/ aber außgenommen alle die jenigen/ die ſich
an dem Tempel Apollinis vergriffen hatten: Dannenhero offtmals
ἄσπονδοι πόλεμοι unverſoͤhnliche Krieg entſprungen; Wir beduͤrffen kei-
ner alten Exempel/ unſer Teutſchland iſt eine lebendige/ warhafftige Hi-
ſtori; und was Tempel-Verderbung vermag in den Hertzen der Aberglaͤu-
bigen/ das erfahrt Teutſchland mit blutigem Kopffe; die Haupt-Vrſach
aller diffidentz des Teutſchlandes und alles Jammers iſt der prætext und
Fuͤrwendung der geiſtlichen Guͤter/ dann da wird geſchrien und geſchrie-
ben: Lutherus und ſein Anhang ſeyen ſacrilegi und Kirchen-Raͤuber/
ſie haben die geiſtlichen Guͤter an ſich gezogen/ ohne Erſtattung derſelben
koͤnne kein Friede getroffen werden! Jſt eben die Klage Demetrii, dem ſein
Genieß abgieng/ Paulus muſte ein auffruͤhriſcher Kirchen-Dieb ſeyn:
Jſt des alten Heydniſchen Roͤmers () Symmachi Klage/ deme aber Am-
broſius auff ſeine Einwuͤrffe geantwortet/ und was er jenem geantwor-
tet/ das antworten auch wir unſern criminatoribus und unbefuͤgten Klaͤ-
gern. Wir beſitzen mit gutem Gewiſſen/ was Gott uns geſchenckt und zu-
getheilet hat. Nach dem Chriſtus die Tyranney des Roͤmiſchen Egypten
geſehen/ ſo hat Er uns in unſerm Chriſtlichen Vorhaben/ gleich wie das
Juͤdiſche Volck aus Egypten/ und hernach aus der Babyloniſchen Ge-
faͤngnuͤß nicht mit leerer Hand gefuͤhret/ die heiligen Gefaͤß/ welche der
Roͤmiſche Belſazer entheiliget uns wider gegeben.
Act. 19, 27.
() vide Ga-
maliel.
Hebræo-
Teut.
Gleichwol halten die Aber- und Vbelglaubigen ſo ſtreng uͤber ihren ſa-
cris, uͤber ihren idoleis und Goͤtzendienſt/ und Gott der HErr ſolte zulaſſen/
daß man ihm ſeinen rechten Tempel verderbe? Das ſey ferne! Schimpff
nicht mit Ernſt! Wer auff das Fleiſch das Verderben ſäet/ der
wird auch das Verderben ernden/ nach dem alten Talions-Recht;
Dannenhero kommts/ daß ſo viel verderben und verdorbene Leute ſeyn/
davon wir auffs naͤchſte mit mehrerm hoͤren werden. Nun oderunt
peccare boni virtutis amore & vitii deformitate, wer fromm ſeyn will
und ſolcher Verderbung entgehen/ der ſoll ſich fuͤr der Suͤnde huͤten/ und
zwar mehr aus Liebe der Tugend/ und Abſcheu fuͤr dem Greuel der Laſter/
das ſchroͤcket fromme Hertzen aͤrger als der Butz ſelber. Daß ich nicht an-
ietzo ſage von der Furcht fuͤr der unertraͤglichen Straffe/ ſo darauf folget;
ſonderlich (dann von andern Laſtern wird ſonſt gehandelt) huͤte man
ſich fuͤr Ergernuͤß/ auff welches der Apoſtel gar genau zielet/ als eine
Mutter alles Kirchen-Raubs: Prediger ſollen den Buͤnd-Schluͤſſel/
ſo viel
Gal. 6, 8.
Sechſter Theil. Ll
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