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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Centner wider zu erstatten/ sondern er gibt ihn einem andern; Wie?
sprichstu/ wann gleichwol der Sünder wahre Busse thut/ wann er grosse
Reue/ schöne Glaubens-Funcken/ neuen Gehorsam von sich leuchten lässet/
solte Gott der Herr solche herrliche Werck nicht ansehen/ und deßwegen
die verschertzte Ehren-Kron widerumb gedeyen lassen? O nein! Fur
Gott gilt nichts dann Gnad und Gunst die Sünde zu ver-
geben:
der Adel der Göttlichen Gnade ist zu hoch darzu/ als daß derselbe
mit Trauren und Gebet/ als verdienstlichen Wercken/ könte erworben wer-
den/ nichts ist in uns/ das Gott nicht in uns thut; dann woher hat der
Mensch die Thränen/ die Reu/ das Gebet/ den Glauben? Wer hat diese
Ding erwecket? Wer hat das Glaubens-Feuer aus dem harten Stein
gleichsam herfür bracht und erreget? Hat es nicht gethan der Heilige
Geist? der ist/ der das reine Hertz schaffet und einen neuen Geist; der be-Ps. 51, 12.
Ier. 31, 18.
Ezech. 11,
19. c. 36, 26.
Act. 11, 18.
2. Tim.
2,
25. 26.

kehret uns/ daß wir Busse thun/ Er nimmet das steinerne Hertz hinweg/
und gibt ein fleischernes/ der da Busse gibt den Heyden zum Leben/ daß sie
die Warheit erkennen/ und wider nüchtern werden aus des Teufels
Strick/ von dem sie gefangen sind zu seinem Willen; Wer dem Sathan
als einem starcken gewapneten Riesen einmahl in die Hafft und
Stricke gerathet/ den haltet er fest/ keine erschaffene Krafft kan einen sol-
chen gefangenen ihm aus den Klauen heraus reissen/ es gehört über-
natürliche/ höll-störende/ Teufels-herrschende/ Göttliche Krafft dazu: Der
Mensch kan von sich selbst fallen/ aber nicht von sich selbst aus eigenen
Kräfften auffstehen; Non solum, cum agitur poenitentia, verum etiam
ut agatur, Dei misericordia necessaria est, alioquin non diceret Aposto-
lus de quibusdam, ne forte det iis Deus poenitentiam,
schreibt Augusti-August. in
Enchirid.
c.
82.

nus: Nicht allein in der Busse/ sondern auch vor der Busse/ daß man
wahre Busse thun könne/ ist die Barmhertzigkeit Gottes von nöthen/
sonst würde der Apostel nicht von etlichen sagen: Ob ihnen vielleicht Gott
wolle Busse geben!

2. Gratiae supernaturalis, Der Göttlichen und über-
natürlichen Gnade;
Gleich wie der Mensch von sich selbst fällt/ aber
von sich selbst nicht mehr kan auffstehen: Also wird er auch von sich selbst
wund/ kranck/ siech/ kan aber ihm selbst nicht artzneyen/ die Wunde ist töd-
lich/ höchst-gefährlich; Wer entflohen ist dem Vnflath der Welt/2. Petr. 2,
20. 22.

wird aber wider eingeflochten und überwunden/ da wird das
letzte ärger als das erste/ da frisset der Hund wider was er ge-
speyet hat.
Zu dem ligt er dem Teufel in Stricken/ er der starcke Ge-

wapnete
N n 2

Predigt.
Centner wider zu erſtatten/ ſondern er gibt ihn einem andern; Wie?
ſprichſtu/ wann gleichwol der Suͤnder wahre Buſſe thut/ wann er groſſe
Reue/ ſchoͤne Glaubens-Funcken/ neuen Gehorſam von ſich leuchten laͤſſet/
ſolte Gott der Herr ſolche herrliche Werck nicht anſehen/ und deßwegen
die verſchertzte Ehren-Kron widerumb gedeyen laſſen? O nein! Fůr
Gott gilt nichts dann Gnad und Gunſt die Suͤnde zu ver-
geben:
der Adel der Goͤttlichen Gnade iſt zu hoch darzu/ als daß derſelbe
mit Trauren und Gebet/ als verdienſtlichen Wercken/ koͤnte erworben wer-
den/ nichts iſt in uns/ das Gott nicht in uns thut; dann woher hat der
Menſch die Thraͤnen/ die Reu/ das Gebet/ den Glauben? Wer hat dieſe
Ding erwecket? Wer hat das Glaubens-Feuer aus dem harten Stein
gleichſam herfuͤr bracht und erreget? Hat es nicht gethan der Heilige
Geiſt? der iſt/ der das reine Hertz ſchaffet und einen neuen Geiſt; der be-Pſ. 51, 12.
Ier. 31, 18.
Ezech. 11,
19. c. 36, 26.
Act. 11, 18.
2. Tim.
2,
25. 26.

kehret uns/ daß wir Buſſe thun/ Er nimmet das ſteinerne Hertz hinweg/
und gibt ein fleiſchernes/ der da Buſſe gibt den Heyden zum Leben/ daß ſie
die Warheit erkennen/ und wider nuͤchtern werden aus des Teufels
Strick/ von dem ſie gefangen ſind zu ſeinem Willen; Wer dem Sathan
als einem ſtarcken gewapneten Rieſen einmahl in die Hafft und
Stricke gerathet/ den haltet er feſt/ keine erſchaffene Krafft kan einen ſol-
chen gefangenen ihm aus den Klauen heraus reiſſen/ es gehoͤrt uͤber-
natuͤrliche/ hoͤll-ſtoͤrende/ Teufels-herrſchende/ Goͤttliche Krafft dazu: Der
Menſch kan von ſich ſelbſt fallen/ aber nicht von ſich ſelbſt aus eigenen
Kraͤfften auffſtehen; Non ſolùm, cùm agitur pœnitentia, verùm etiam
ut agatur, Dei miſericordia neceſſaria eſt, alioquin non diceret Apoſto-
lus de quibusdam, ne fortè det iis Deus pœnitentiam,
ſchreibt Auguſti-Auguſt. in
Enchirid.
c.
82.

nus: Nicht allein in der Buſſe/ ſondern auch vor der Buſſe/ daß man
wahre Buſſe thun koͤnne/ iſt die Barmhertzigkeit Gottes von noͤthen/
ſonſt wuͤrde der Apoſtel nicht von etlichen ſagen: Ob ihnen vielleicht Gott
wolle Buſſe geben!

2. Gratiæ ſupernaturalis, Der Goͤttlichen und uͤber-
natuͤrlichen Gnade;
Gleich wie der Menſch von ſich ſelbſt faͤllt/ aber
von ſich ſelbſt nicht mehr kan auffſtehen: Alſo wird er auch von ſich ſelbſt
wund/ kranck/ ſiech/ kan aber ihm ſelbſt nicht artzneyen/ die Wunde iſt toͤd-
lich/ hoͤchſt-gefaͤhrlich; Wer entflohen iſt dem Vnflath der Welt/2. Petr. 2,
20. 22.

wird aber wider eingeflochten und uͤberwunden/ da wird das
letzte aͤrger als das erſte/ da friſſet der Hund wider was er ge-
ſpeyet hat.
Zu dem ligt er dem Teufel in Stricken/ er der ſtarcke Ge-

wapnete
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[283/0315] Predigt. Centner wider zu erſtatten/ ſondern er gibt ihn einem andern; Wie? ſprichſtu/ wann gleichwol der Suͤnder wahre Buſſe thut/ wann er groſſe Reue/ ſchoͤne Glaubens-Funcken/ neuen Gehorſam von ſich leuchten laͤſſet/ ſolte Gott der Herr ſolche herrliche Werck nicht anſehen/ und deßwegen die verſchertzte Ehren-Kron widerumb gedeyen laſſen? O nein! Fůr Gott gilt nichts dann Gnad und Gunſt die Suͤnde zu ver- geben: der Adel der Goͤttlichen Gnade iſt zu hoch darzu/ als daß derſelbe mit Trauren und Gebet/ als verdienſtlichen Wercken/ koͤnte erworben wer- den/ nichts iſt in uns/ das Gott nicht in uns thut; dann woher hat der Menſch die Thraͤnen/ die Reu/ das Gebet/ den Glauben? Wer hat dieſe Ding erwecket? Wer hat das Glaubens-Feuer aus dem harten Stein gleichſam herfuͤr bracht und erreget? Hat es nicht gethan der Heilige Geiſt? der iſt/ der das reine Hertz ſchaffet und einen neuen Geiſt; der be- kehret uns/ daß wir Buſſe thun/ Er nimmet das ſteinerne Hertz hinweg/ und gibt ein fleiſchernes/ der da Buſſe gibt den Heyden zum Leben/ daß ſie die Warheit erkennen/ und wider nuͤchtern werden aus des Teufels Strick/ von dem ſie gefangen ſind zu ſeinem Willen; Wer dem Sathan als einem ſtarcken gewapneten Rieſen einmahl in die Hafft und Stricke gerathet/ den haltet er feſt/ keine erſchaffene Krafft kan einen ſol- chen gefangenen ihm aus den Klauen heraus reiſſen/ es gehoͤrt uͤber- natuͤrliche/ hoͤll-ſtoͤrende/ Teufels-herrſchende/ Goͤttliche Krafft dazu: Der Menſch kan von ſich ſelbſt fallen/ aber nicht von ſich ſelbſt aus eigenen Kraͤfften auffſtehen; Non ſolùm, cùm agitur pœnitentia, verùm etiam ut agatur, Dei miſericordia neceſſaria eſt, alioquin non diceret Apoſto- lus de quibusdam, ne fortè det iis Deus pœnitentiam, ſchreibt Auguſti- nus: Nicht allein in der Buſſe/ ſondern auch vor der Buſſe/ daß man wahre Buſſe thun koͤnne/ iſt die Barmhertzigkeit Gottes von noͤthen/ ſonſt wuͤrde der Apoſtel nicht von etlichen ſagen: Ob ihnen vielleicht Gott wolle Buſſe geben! Pſ. 51, 12. Ier. 31, 18. Ezech. 11, 19. c. 36, 26. Act. 11, 18. 2. Tim. 2, 25. 26. Auguſt. in Enchirid. c. 82. 2. Gratiæ ſupernaturalis, Der Goͤttlichen und uͤber- natuͤrlichen Gnade; Gleich wie der Menſch von ſich ſelbſt faͤllt/ aber von ſich ſelbſt nicht mehr kan auffſtehen: Alſo wird er auch von ſich ſelbſt wund/ kranck/ ſiech/ kan aber ihm ſelbſt nicht artzneyen/ die Wunde iſt toͤd- lich/ hoͤchſt-gefaͤhrlich; Wer entflohen iſt dem Vnflath der Welt/ wird aber wider eingeflochten und uͤberwunden/ da wird das letzte aͤrger als das erſte/ da friſſet der Hund wider was er ge- ſpeyet hat. Zu dem ligt er dem Teufel in Stricken/ er der ſtarcke Ge- wapnete 2. Petr. 2, 20. 22. N n 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/315>, abgerufen am 18.12.2024.