viel und mancherley Bedeutungen/ welche alle namhafft zu machen und zu erzehlen unnöthig; dißmal sind allein die jenigen Stellen und Zeug- nüssen fleissig zu beobachten/ in welchem Fleisch so viel heist als die böse/ sündliche/ unartige/ verdamte Natur des Menschen nach dem Fall/ bey deren wir drey Stück nach Beschreibung des heiligen Geistes zu bedencken haben/ Phusin, exin, kr[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]sin, das ist/ Die Natur und Vnart des Fleisches selbst/ deroselben Wärung/ und die darauff folgende göttliche Zorn-Straffe.
Jst demnach das Fleisch/ davon allhier Christus redet/ oder die fleischliche Natur des Menschen/ der alte fleischliche Adam/ davon der Gen. 6, 3.Herr klagt: Die Menschen/ spricht Er:wollen sich meinen Geist nicht mehr straffen lassen/ dann sie sind Fleisch. 1. Ein todes/ ohnmächtiges/ krafftloses Fleisch; dann was ist Fleisch ohne Seel? Ein toder Leichnam/ ein Toden-Aaß/ das ist auch Fleisch ohne Geist. Ein schwaches Fleisch/ ein kein-nützes Fleisch in göttlichen Sachen/ conse- quenter staarblind/ lahm/ taub/ stumm und bresthafftig/ dem das gött- Rom. 3, 23.liche Ebenbild/ der Ruhm in Gott mangelt/ denn wir sind allzu- mal Sünder/ und mangeln des Ruhms/ den wir an GOTT 2. Cor. 3, 18.haben sollen/ dort aber schauen wir alle die Klarheit des HEr- ren/ wie in einem Spiegel/ mit auffgedecktem Angesichte/ und wir werden verkläret in dasselbige Bilde/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom HErren/ der der Geist ist. Wie wir 1. Cor. 15, 49.getragen haben das Bilde des irdischen Menschen; Also wer- 1. Cor. 2, 14.den wir auch tragen das Bilde des himmlischen. Da ist kein Erkäntnüs der Göttlichen Geheimnüssen/ kein Beyfall/ keine natürliche Luc. 18, 34.Fähigkeit/ keine glaubige/ zuversichtliche Benamsung des Herrn Jesu/ 1. Cor. 12. 3.denn niemand kan Jesum einen HErren heissen/ ohn durch den heiligen Geist.Jam ignoti nulla cupido, wo es an der Erkänt- nüs eines Dinges mangelt/ da ist kein Sehnen noch Begierd/ wo kein Matt. 7, 16. 17. 18. & 20.guter Baum ist/ da sind auch keine guten Früchte: Kan man auch Trauben lesen von den Dornen/ oder Feigen von den Disteln? Ein ieglicher guter Baum bringet gute Früchte/ aber ein fau- ler Baum bringet arge Fruchte; ein guter Baum kan nicht arge Früchte bringen/ und ein fauler Baum kan nicht gute
Früchte
Eingangs-
viel und mancherley Bedeutungen/ welche alle namhafft zu machen und zu erzehlen unnoͤthig; dißmal ſind allein die jenigen Stellen und Zeug- nuͤſſen fleiſſig zu beobachten/ in welchem Fleiſch ſo viel heiſt als die böſe/ ſuͤndliche/ unartige/ verdamte Natur des Menſchen nach dem Fall/ bey deren wir drey Stuͤck nach Beſchreibung des heiligen Geiſtes zu bedencken haben/ Φύσιν, ἕξιν, κρ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]σιν, das iſt/ Die Natur und Vnart des Fleiſches ſelbſt/ deroſelben Waͤrung/ und die darauff folgende goͤttliche Zorn-Straffe.
Jſt demnach das Fleiſch/ davon allhier Chriſtus redet/ oder die fleiſchliche Natur des Menſchen/ der alte fleiſchliche Adam/ davon der Gen. 6, 3.Herr klagt: Die Menſchen/ ſpricht Er:wollen ſich meinen Geiſt nicht mehr ſtraffen laſſen/ dann ſie ſind Fleiſch. 1. Ein todes/ ohnmaͤchtiges/ krafftloſes Fleiſch; dann was iſt Fleiſch ohne Seel? Ein toder Leichnam/ ein Toden-Aaß/ das iſt auch Fleiſch ohne Geiſt. Ein ſchwaches Fleiſch/ ein kein-nuͤtzes Fleiſch in goͤttlichen Sachen/ conſe- quenter ſtaarblind/ lahm/ taub/ ſtumm und breſthafftig/ dem das goͤtt- Rom. 3, 23.liche Ebenbild/ der Ruhm in Gott mangelt/ denn wir ſind allzu- mal Suͤnder/ und mangeln des Ruhms/ den wir an GOTT 2. Cor. 3, 18.haben ſollen/ dort aber ſchauen wir alle die Klarheit des HEr- ren/ wie in einem Spiegel/ mit auffgedecktem Angeſichte/ und wir werden verkläret in daſſelbige Bilde/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom HErren/ der der Geiſt iſt. Wie wir 1. Cor. 15, 49.getragen haben das Bilde des irdiſchen Menſchen; Alſo wer- 1. Cor. 2, 14.den wir auch tragen das Bilde des himmliſchen. Da iſt kein Erkaͤntnuͤs der Goͤttlichen Geheimnuͤſſen/ kein Beyfall/ keine natuͤrliche Luc. 18, 34.Faͤhigkeit/ keine glaubige/ zuverſichtliche Benamſung des Herrn Jeſu/ 1. Cor. 12. 3.denn niemand kan Jeſum einen HErren heiſſen/ ohn durch den heiligen Geiſt.Jam ignoti nulla cupido, wo es an der Erkaͤnt- nuͤs eines Dinges mangelt/ da iſt kein Sehnen noch Begierd/ wo kein Matt. 7, 16. 17. 18. & 20.guter Baum iſt/ da ſind auch keine guten Fruͤchte: Kan man auch Trauben leſen von den Dornen/ oder Feigen von den Diſteln? Ein ieglicher guter Baum bringet gute Fruͤchte/ aber ein fau- ler Baum bringet arge Frůchte; ein guter Baum kan nicht arge Fruͤchte bringen/ und ein fauler Baum kan nicht gute
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zu erzehlen unnoͤthig; dißmal ſind allein die jenigen Stellen und Zeug-
nuͤſſen fleiſſig zu beobachten/ in welchem Fleiſch ſo viel heiſt als die böſe/
ſuͤndliche/ unartige/ verdamte Natur des Menſchen nach
dem Fall/ bey deren wir drey Stuͤck nach Beſchreibung des heiligen
Geiſtes zu bedencken haben/ Φύσιν, ἕξιν, κρ_σιν, das iſt/ Die Natur und
Vnart des Fleiſches ſelbſt/ deroſelben Waͤrung/ und die darauff
folgende goͤttliche Zorn-Straffe.
Jſt demnach das Fleiſch/ davon allhier Chriſtus redet/ oder die
fleiſchliche Natur des Menſchen/ der alte fleiſchliche Adam/ davon der
Herr klagt: Die Menſchen/ ſpricht Er: wollen ſich meinen
Geiſt nicht mehr ſtraffen laſſen/ dann ſie ſind Fleiſch. 1. Ein
todes/ ohnmaͤchtiges/ krafftloſes Fleiſch; dann was iſt Fleiſch ohne Seel?
Ein toder Leichnam/ ein Toden-Aaß/ das iſt auch Fleiſch ohne Geiſt. Ein
ſchwaches Fleiſch/ ein kein-nuͤtzes Fleiſch in goͤttlichen Sachen/ conſe-
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liche Ebenbild/ der Ruhm in Gott mangelt/ denn wir ſind allzu-
mal Suͤnder/ und mangeln des Ruhms/ den wir an GOTT
haben ſollen/ dort aber ſchauen wir alle die Klarheit des HEr-
ren/ wie in einem Spiegel/ mit auffgedecktem Angeſichte/ und
wir werden verkläret in daſſelbige Bilde/ von einer Klarheit
zu der andern/ als vom HErren/ der der Geiſt iſt. Wie wir
getragen haben das Bilde des irdiſchen Menſchen; Alſo wer-
den wir auch tragen das Bilde des himmliſchen. Da iſt kein
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Faͤhigkeit/ keine glaubige/ zuverſichtliche Benamſung des Herrn Jeſu/
denn niemand kan Jeſum einen HErren heiſſen/ ohn durch
den heiligen Geiſt. Jam ignoti nulla cupido, wo es an der Erkaͤnt-
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guter Baum iſt/ da ſind auch keine guten Fruͤchte: Kan man auch
Trauben leſen von den Dornen/ oder Feigen von den Diſteln?
Ein ieglicher guter Baum bringet gute Fruͤchte/ aber ein fau-
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arge Fruͤchte bringen/ und ein fauler Baum kan nicht gute
Fruͤchte
Gen. 6, 3.
Rom. 3, 23.
2. Cor. 3, 18.
1. Cor. 15,
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1. Cor. 2,
14.
Luc. 18, 34.
1. Cor. 12. 3.
Matt. 7, 16.
17. 18. & 20.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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