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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Altväter aus der Vorburg der Höllen/ bißher der Mönche. Viel glaublicher
und der Glaubens-regul ähnlicher sind anderer unverwerffliche Gedancken:
Er hab ihm 1. vorgehalten das decretum divinum, den göttlichen
Rath-Schluß/
in welchen der Sohn Gottes selbst gewilliget/ und den-
selben zu vollbringen versprochen/ welchen kurtz zuvor Caiphas (wiewol
mit seinem unreinen Saurüssel) außgesprochen/ doch aus Eingebung
und Erleuchtung des Heiligen Geistes: Es ist besser/ daß einIoh. 11, 50.
Mensch sterbe für das Volck/ dann das gantze Volck verderbe;
Es sey wäger und besser/ Jonas werde ins wütende Meer geworffen/ als
daß das gantze Schiff zerscheitere. Dannenhero sagt St. Petrus:Act. 4, 12.
27. 28.

Es ist in keinem andern Heil/ ist auch kein ander Name den
Menschen gegeben/ darinn wir sollen selig werden.
Jtem/ es ge-
schehe ihm nichts frembdes/ allbereit haben sich über ihn versamlet
Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und dem
Volck Jsrael/ zu thun/ was Gottes Hand und sein Rath zuvor
bedacht hat/ das geschehen solt.

2. Vocis divinae promissum, Die Göttliche/ unfehl-
bare Verheissung;
Bedencke doch/ wird er gesagt haben/ deines him-
lischen Vaters Stimme/ Er hat geschworen/ und wird ihn nichtPs. 110, 4. 7.
gereuen/ daß du solt Priester seyn ewiglich nach der Weise
Melchisedech! Aber zuvor soltu trincken vom schwartzen
Bach auff dem Wege/ darnach das Haupt empor heben.

Es wäre ja dem himmlischen Vater nichts leichters als zwölff LegionMatth. 26,
53. 54.

Engel herab senden/ aber wie würde die Schrifft erfüllet? wie würde Er
seinem Worte Krafft geben? es muß also gehen; Gedencke zurück an
deine eigene Wort vom Versen-Stich/ bedencke wie du durch den MundGen. 3, 15.
David versprochen hast: Sihe/ ich komme/ im Buch stehet vonPs. 40, 8. 9.
mir geschrieben/ deinen Willen/ mein Gott! thu ich gerne
Gleich wie Moses in der Wüsten eine Schlange erhöhet hat;
Ioh. 3, 14.
15.

Also muß auch des Menschen Sohn erhöhet werden/ auff daß
alle/ die an ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das
ewige Leben haben.
Bedencke wie der Heilige Geist durch alle Pro-
pheten geredet/ welche einhelliglich außgeschrien: Christus muß leiden/
wie dann dessen der Herr selbst/ den beyden Jüngern auff dem Wege

nach
T t 2

Predigt.
Altvaͤter aus der Vorburg der Hoͤllen/ bißher der Moͤnche. Viel glaublicher
uñ der Glaubens-regul aͤhnlicher ſind anderer unverwerffliche Gedanckẽ:
Er hab ihm 1. vorgehalten das decretum divinum, den göttlichen
Rath-Schluß/
in welchen der Sohn Gottes ſelbſt gewilliget/ und den-
ſelben zu vollbringen verſprochen/ welchen kurtz zuvor Caiphas (wiewol
mit ſeinem unreinen Sauruͤſſel) außgeſprochen/ doch aus Eingebung
und Erleuchtung des Heiligen Geiſtes: Es iſt beſſer/ daß einIoh. 11, 50.
Menſch ſterbe fuͤr das Volck/ dann das gantze Volck verderbe;
Es ſey waͤger und beſſer/ Jonas werde ins wuͤtende Meer geworffen/ als
daß das gantze Schiff zerſcheitere. Dannenhero ſagt St. Petrus:Act. 4, 12.
27. 28.

Es iſt in keinem andern Heil/ iſt auch kein ander Name den
Menſchen gegeben/ darinn wir ſollen ſelig werden.
Jtem/ es ge-
ſchehe ihm nichts frembdes/ allbereit haben ſich uͤber ihn verſamlet
Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und dem
Volck Jſrael/ zu thun/ was Gottes Hand und ſein Rath zuvor
bedacht hat/ das geſchehen ſolt.

2. Vocis divinæ promiſſum, Die Goͤttliche/ unfehl-
bare Verheiſſung;
Bedencke doch/ wird er geſagt haben/ deines him-
liſchen Vaters Stimme/ Er hat geſchworen/ und wird ihn nichtPſ. 110, 4. 7.
gereuen/ daß du ſolt Prieſter ſeyn ewiglich nach der Weiſe
Melchiſedech! Aber zuvor ſoltu trincken vom ſchwartzen
Bach auff dem Wege/ darnach das Haupt empor heben.

Es waͤre ja dem himmliſchen Vater nichts leichters als zwoͤlff LegionMatth. 26,
53. 54.

Engel herab ſenden/ aber wie wuͤrde die Schrifft erfuͤllet? wie wuͤrde Er
ſeinem Worte Krafft geben? es muß alſo gehen; Gedencke zuruͤck an
deine eigene Wort vom Verſen-Stich/ bedencke wie du durch den MundGen. 3, 15.
David verſprochen haſt: Sihe/ ich komme/ im Buch ſtehet vonPſ. 40, 8. 9.
mir geſchrieben/ deinen Willen/ mein Gott! thu ich gerne
Gleich wie Moſes in der Wuͤſten eine Schlange erhoͤhet hat;
Ioh. 3, 14.
15.

Alſo muß auch des Menſchen Sohn erhoͤhet werden/ auff daß
alle/ die an ihn glauben/ nicht verlohren werden/ ſondern das
ewige Leben haben.
Bedencke wie der Heilige Geiſt durch alle Pro-
pheten geredet/ welche einhelliglich außgeſchrien: Chriſtus muß leiden/
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nach
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[331/0363] Predigt. Altvaͤter aus der Vorburg der Hoͤllen/ bißher der Moͤnche. Viel glaublicher uñ der Glaubens-regul aͤhnlicher ſind anderer unverwerffliche Gedanckẽ: Er hab ihm 1. vorgehalten das decretum divinum, den göttlichen Rath-Schluß/ in welchen der Sohn Gottes ſelbſt gewilliget/ und den- ſelben zu vollbringen verſprochen/ welchen kurtz zuvor Caiphas (wiewol mit ſeinem unreinen Sauruͤſſel) außgeſprochen/ doch aus Eingebung und Erleuchtung des Heiligen Geiſtes: Es iſt beſſer/ daß ein Menſch ſterbe fuͤr das Volck/ dann das gantze Volck verderbe; Es ſey waͤger und beſſer/ Jonas werde ins wuͤtende Meer geworffen/ als daß das gantze Schiff zerſcheitere. Dannenhero ſagt St. Petrus: Es iſt in keinem andern Heil/ iſt auch kein ander Name den Menſchen gegeben/ darinn wir ſollen ſelig werden. Jtem/ es ge- ſchehe ihm nichts frembdes/ allbereit haben ſich uͤber ihn verſamlet Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und dem Volck Jſrael/ zu thun/ was Gottes Hand und ſein Rath zuvor bedacht hat/ das geſchehen ſolt. Ioh. 11, 50. Act. 4, 12. 27. 28. 2. Vocis divinæ promiſſum, Die Goͤttliche/ unfehl- bare Verheiſſung; Bedencke doch/ wird er geſagt haben/ deines him- liſchen Vaters Stimme/ Er hat geſchworen/ und wird ihn nicht gereuen/ daß du ſolt Prieſter ſeyn ewiglich nach der Weiſe Melchiſedech! Aber zuvor ſoltu trincken vom ſchwartzen Bach auff dem Wege/ darnach das Haupt empor heben. Es waͤre ja dem himmliſchen Vater nichts leichters als zwoͤlff Legion Engel herab ſenden/ aber wie wuͤrde die Schrifft erfuͤllet? wie wuͤrde Er ſeinem Worte Krafft geben? es muß alſo gehen; Gedencke zuruͤck an deine eigene Wort vom Verſen-Stich/ bedencke wie du durch den Mund David verſprochen haſt: Sihe/ ich komme/ im Buch ſtehet von mir geſchrieben/ deinen Willen/ mein Gott! thu ich gerne Gleich wie Moſes in der Wuͤſten eine Schlange erhoͤhet hat; Alſo muß auch des Menſchen Sohn erhoͤhet werden/ auff daß alle/ die an ihn glauben/ nicht verlohren werden/ ſondern das ewige Leben haben. Bedencke wie der Heilige Geiſt durch alle Pro- pheten geredet/ welche einhelliglich außgeſchrien: Chriſtus muß leiden/ wie dann deſſen der Herr ſelbſt/ den beyden Juͤngern auff dem Wege nach Pſ. 110, 4. 7. Matth. 26, 53. 54. Gen. 3, 15. Pſ. 40, 8. 9. Ioh. 3, 14. 15. T t 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/363>, abgerufen am 26.11.2024.