Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. schauet von seiner heiligen Höhe/ und der HERR sihet vom Er verschmähet ihr Gebet nicht/ wann einer für der Welt des Sechster Theil. V u
Predigt. ſchauet von ſeiner heiligen Hoͤhe/ und der HERR ſihet vom Er verſchmaͤhet ihr Gebet nicht/ wann einer fuͤr der Welt des Sechſter Theil. V u
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Predigt.
ſchauet von ſeiner heiligen Hoͤhe/ und der HERR ſihet vom
Himmel auff Erden/ daß er das Seuffzen der Gefangenen
hoͤre/ und loß mache die Kinder des Todes. Jn der Welt gehets
ſo zu/ daß von dem/ das verlaſſen und verachtet iſt/ iederman die Augen
abwendet/ niemand will gerne damit zu thun haben/ iederman ſihet nach
groſſen/ hohen/ reichen/ gluͤckſeligen/ herrlichen Leuten in der Welt/ die hat
man gerne zu Freunden/ aber zu verachteten und verlaſſenen Menſchen
haͤlt man ſich nicht gerne/ Gott aber thut das Gegenſpiel/ ſagt dieſer
Pſalm: Er wendet ſich zum Gebet der Verlaſſenen/ die der
Menſchen und Welt-Troſt verlaſſen hat/ darumb behaltet dieſen Troſt/
wann die Welt ſich vom Menſchen wendet/ und ihm den Ruͤcken kehret/
ſo wendet ſich Gott zu ihm/ dann alles/ was die Welt thut/ da thut Gott
gerade das Gegenſpiel/ die Welt iſt wie eine Wage; auff welcher Seiten
das ſchwere liget/ dahin wendet ſich auch das Zuͤnglein in der Wage.
Quò ſe fortuna, eò ſe favor hominum inclinat, wohin ſich das Gluͤck
wendet/ dahin wenden ſich auch die Leute. Gott thut gerade das
Widerſpiel/ und wendet ſich dahin/ da das verachteſte und leichteſte Theil
liget/ ſo fuͤr der Welt gering anzuſehen iſt/ daß er daſſelbe auffrichte aus
dem Staube. Es ſind viel Menſchen/ wann ſie auff der Wagen dieſer
Welt gewogen werden/ nach menſchlichem Vrtheil ſehr ſchwer/ dagegen
andere leicht und gering. Der Gerechte iſt fuͤr der Welt ein verachtetes
Liechtlein/ aber wann Gott die groſſen in der Welt beginnet zu wegen
nach ſeinem Vrtheil/ ſo gehets/ wie dort Koͤnig Belſazer im Daniele/
Man hat dich auff einer Wage gewogen/ und zu leicht ge-
funden. So ſchwer dieſer wieget auff der Welt-Wage/ ſo leicht wieget
er auff Gottes Wage.
Dan. 5, 27.
Er verſchmaͤhet ihr Gebet nicht/ wann einer fuͤr der Welt
nicht herrlich und praͤchtig reden kan/ ſo wird er mit ſeiner Rede bald ver-
achtet und verſpottet/ nicht aber iſt es bey Gott alſo/ da heiſſets/ aus dem
Munde der jungen Kinder und Saͤuglingen haſtu dir eine
Macht zugerichtet/ und das Reich Gottes ſtehet nicht in Wor-
ten/ ſondern in der Krafft/ Gott ſihet nicht darauff/ wie zierlich und
koͤſtlich du beteſt/ wie liebliche Wort du fuͤhreſt/ ſondern Er ſihet auffs
Hertz/ obs demuͤthig/ gottesfuͤrchtig/ glaubig/ voll Liebe und Hoffnung ſey.
Jſt dem alſo/ ſo verſchmähet Gott das Gebet nicht/ und wanns
noch ſo einfaͤltig und alber waͤre/ wie des geringſten und einfaͤltigſten Kin-
des
Pſ. 8, 3.
1. Cor. 4,
20.
Sechſter Theil. V u
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