Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Acht und Zwantzigste (Vierte) gen/ die series und Ordnung ist diese: Nach dem Er geblutet/so erschein ihm ein Engel/ darauff folget: und es kam/ daß Er mit dem Tode rang und betet hefftiger/ es ward aber sein Schweiß wie Bluts-Tropffen/ die fielen auff die Erden: Wäre also der Engel schon hinweg gewest/ da der Schweiß begunte zu kommen. Dieweil aber in heiliger Schrifft die prolepsis oder hysterolo- gia nichts neues und frembdes/ auch die copulativa kai gar wol ratioci- native und dahin verstanden werden kan/ der Engel erschein ihm/ dieweil es kam/ daß Er mit dem Tode rang/ als wolte er sagen: Da die Noth am grösten gewest/ und Er am hefftigsten gebeten/ da Er mit dem Tode gerungen/ und ihm für unaußsprechlicher Todes-Angst der Schweiß wie dick geliefert Blut darüber außgangen/ und wegen grosser Menge auff die Erden gefallen/ da ist ihm der Engel zu Hülff und Trost kommen/ und hat das Blut/ den übernaturlichen Blut-Fluß vid. Gerh. harm. p. 16.auff übernatürliche Weise gestillet und gedämpffet. Wir lesen von keinem Balbierer oder Artzt/ der da erschienen/ die Jünger schlieffen/ Gott vom Himmel herab muß helffen/ die Blut-Thränen durch einen Engel abwa- schen und abtrucknen lassen. Jch sage bedencklich/ übernatürlichen Blut-Fluß/ dann so die
Die Acht und Zwantzigſte (Vierte) gen/ die ſeries und Ordnung iſt dieſe: Nach dem Er geblutet/ſo erſchein ihm ein Engel/ darauff folget: und es kam/ daß Er mit dem Tode rang und betet hefftiger/ es ward aber ſein Schweiß wie Bluts-Tropffen/ die fielen auff die Erden: Waͤre alſo der Engel ſchon hinweg geweſt/ da der Schweiß begunte zu kommen. Dieweil aber in heiliger Schrifft die prolepſis oder hyſterolo- gia nichts neues und frembdes/ auch die copulativa καὶ gar wol ratioci- nativè und dahin verſtanden werden kan/ der Engel erſchein ihm/ dieweil es kam/ daß Er mit dem Tode rang/ als wolte er ſagen: Da die Noth am groͤſten geweſt/ und Er am hefftigſten gebeten/ da Er mit dem Tode gerungen/ und ihm fuͤr unaußſprechlicher Todes-Angſt der Schweiß wie dick geliefert Blut daruͤber außgangen/ und wegen groſſer Menge auff die Erden gefallen/ da iſt ihm der Engel zu Huͤlff und Troſt kommen/ und hat das Blut/ den uͤbernatůrlichen Blut-Fluß vid. Gerh. harm. p. 16.auff uͤbernatuͤrliche Weiſe geſtillet und gedaͤmpffet. Wir leſen von keinem Balbierer oder Artzt/ der da erſchienen/ die Juͤnger ſchlieffen/ Gott vom Himmel herab muß helffen/ die Blut-Thraͤnen durch einen Engel abwa- ſchen und abtrucknen laſſen. Jch ſage bedencklich/ uͤbernatuͤrlichen Blut-Fluß/ dann ſo die
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Die Acht und Zwantzigſte (Vierte)
gen/ die ſeries und Ordnung iſt dieſe: Nach dem Er geblutet/
ſo erſchein ihm ein Engel/ darauff folget: und es kam/ daß Er
mit dem Tode rang und betet hefftiger/ es ward aber ſein
Schweiß wie Bluts-Tropffen/ die fielen auff die Erden:
Waͤre alſo der Engel ſchon hinweg geweſt/ da der Schweiß begunte zu
kommen. Dieweil aber in heiliger Schrifft die prolepſis oder hyſterolo-
gia nichts neues und frembdes/ auch die copulativa καὶ gar wol ratioci-
nativè und dahin verſtanden werden kan/ der Engel erſchein ihm/
dieweil es kam/ daß Er mit dem Tode rang/ als wolte er ſagen:
Da die Noth am groͤſten geweſt/ und Er am hefftigſten gebeten/ da Er mit
dem Tode gerungen/ und ihm fuͤr unaußſprechlicher Todes-Angſt der
Schweiß wie dick geliefert Blut daruͤber außgangen/ und wegen groſſer
Menge auff die Erden gefallen/ da iſt ihm der Engel zu Huͤlff und Troſt
kommen/ und hat das Blut/ den uͤbernatůrlichen Blut-Fluß
auff uͤbernatuͤrliche Weiſe geſtillet und gedaͤmpffet. Wir leſen von keinem
Balbierer oder Artzt/ der da erſchienen/ die Juͤnger ſchlieffen/ Gott vom
Himmel herab muß helffen/ die Blut-Thraͤnen durch einen Engel abwa-
ſchen und abtrucknen laſſen.
vid. Gerh.
harm. p. 16.
Jch ſage bedencklich/ uͤbernatuͤrlichen Blut-Fluß/ dann ſo
war es auch. Sintemal in groſſer Furcht und Zittern ſchwitzen/ und zwar
warm Blut ſchwitzen nicht muͤglich; natuͤrlicher Weiſe in groſſer Furcht/
Zittern und Zagen gehet das Gebluͤt zuruͤck dem Hertzen zu/ die Lebens-Gei-
ſterlein weichen/ der Menſch wird bleich/ erblaſſet wie ein weiß-gewaſchen
Tuch/ wann einer erſchrickt oder ergeiſtert wird/ ſo lauffet das Blut nicht
in der Aderlaß; daß aber hie Chriſto das Blut in der Angſt heraus ge-
drungen/ das iſt un- und uͤbernatuͤrlich. Thuanus erzehlet von einem
Kriegs-Oberſten/ welcher auff der Beſatzung in einem Staͤttlein einem
ſehr feſten Ort in dem Vntergebirge Montismarin genannt/ gelegen/ als
er von des Kaiſers Geſandten Magio mit Namen/ gefangen und ver-
mahnet worden/ daß er das Staͤttlein uͤbergeben ſolte/ er aber daſſelbe ab-
geſchlagen; da er nun zum Tode perurtheilet/ und zur Straffe gezogen
worden/ iſt er aus Furcht ſo eines ſchmaͤhlichen Todes alſo beſtuͤrtzt wor-
den/ daß er Blut uͤber den gantzen Leib geſchwitzet. Jſts war/ ſo iſts rar/ das
kan aber geſchehen ſeyn ex vitio facultatis retentricis, weil etwan die
Blut-Ader verletzt geweſt; hier die edelſte Natur/ das beſte Temperament
eines Herren/ der uͤber ſeine eigene affecten und humoren Meiſter ge-
weſt; Aber das ſind noch keine ϑρομβοι, die durchs Kleid gedrungen/ auff
die
Thuan.
l. 11. p. 326.
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