Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. es heraus bochen und zu Danck Läster-Wort geben. Denen gehöretMeister Hansen sein Almosen/ und wer in diesem Stück gute Ordnung oder die renovation der alten Ordnung von nöthen. Lutherus schreibetLuth. ad Gen. 43. fol. 127. f. 2. eine gute regul für: Es soll eine Obrigkeit hierinn ein Einsehen haben/ und solche Buben und Diebe von Statt und Land vertreiben. Man soll dergleichen frembden und unbekanten Leuten/ welche nicht ein ehrlich Zeugnüß auffzuweisen haben/ nichts mittheilen; wiewol der jenigen Zahl von Tage zu Tage stärcker und schier zu groß wird/ welche von andern Or- ten glaubwürdige testimonia und Zeugnüsse mit sich führen/ und bey uns durch Almosen ihres Schadens sich widerumb erholen wollen/ in Betrach- tung/ daß wir und unsere Burger nit so überflüssig und alles vollauf haben/ daß wir allen den jenigen/ welche gleichsam wie ein Heer zu uns anhero zie- hen/ fliehen und flehen/ außhelffen könten/ sintemal auch nicht eine geringe Anzahl armer Burger bey uns sind/ welchen man für andern beyspringen soll. Es gibt aber auch ungewisse gottlose Gesellen/ denen man es an der nicht X x 3
Predigt. es heraus bochen und zu Danck Laͤſter-Wort geben. Denen gehoͤretMeiſter Hanſen ſein Almoſen/ und wer in dieſem Stuͤck gute Ordnung oder die renovation der alten Ordnung von noͤthen. Lutherus ſchreibetLuth. ad Gen. 43. fol. 127. f. 2. eine gute regul fuͤr: Es ſoll eine Obrigkeit hierinn ein Einſehen haben/ und ſolche Buben und Diebe von Statt und Land vertreiben. Man ſoll dergleichen frembden und unbekanten Leuten/ welche nicht ein ehrlich Zeugnuͤß auffzuweiſen haben/ nichts mittheilen; wiewol der jenigen Zahl von Tage zu Tage ſtaͤrcker und ſchier zu groß wird/ welche von andern Or- ten glaubwuͤrdige teſtimonia und Zeugnuͤſſe mit ſich fuͤhren/ und bey uns durch Almoſen ihres Schadens ſich widerumb erholen wollen/ in Betrach- tung/ daß wir und unſere Burger nit ſo uͤberfluͤſſig und alles vollauf haben/ daß wir allen den jenigen/ welche gleichſam wie ein Heer zu uns anhero zie- hen/ fliehen und flehen/ außhelffen koͤnten/ ſintemal auch nicht eine geringe Anzahl armer Burger bey uns ſind/ welchẽ man fuͤr andern beyſpringẽ ſoll. Es gibt aber auch ungewiſſe gottloſe Geſellen/ denen man es an der nicht X x 3
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Predigt.
es heraus bochen und zu Danck Laͤſter-Wort geben. Denen gehoͤret
Meiſter Hanſen ſein Almoſen/ und wer in dieſem Stuͤck gute Ordnung
oder die renovation der alten Ordnung von noͤthen. Lutherus ſchreibet
eine gute regul fuͤr: Es ſoll eine Obrigkeit hierinn ein Einſehen haben/
und ſolche Buben und Diebe von Statt und Land vertreiben. Man ſoll
dergleichen frembden und unbekanten Leuten/ welche nicht ein ehrlich
Zeugnuͤß auffzuweiſen haben/ nichts mittheilen; wiewol der jenigen Zahl
von Tage zu Tage ſtaͤrcker und ſchier zu groß wird/ welche von andern Or-
ten glaubwuͤrdige teſtimonia und Zeugnuͤſſe mit ſich fuͤhren/ und bey uns
durch Almoſen ihres Schadens ſich widerumb erholen wollen/ in Betrach-
tung/ daß wir und unſere Burger nit ſo uͤberfluͤſſig und alles vollauf haben/
daß wir allen den jenigen/ welche gleichſam wie ein Heer zu uns anhero zie-
hen/ fliehen und flehen/ außhelffen koͤnten/ ſintemal auch nicht eine geringe
Anzahl armer Burger bey uns ſind/ welchẽ man fuͤr andern beyſpringẽ ſoll.
Luth. ad
Gen. 43.
fol. 127. f. 2.
Es gibt aber auch ungewiſſe gottloſe Geſellen/ denen man es an der
Stirn nicht anſehen kan; Die Liebe argwohnet nicht/ ſonderlich die aus-
geſprungenen Moͤnche/ die man faſt fuͤr verlohren annehmen muß/
wann man ſie eine geraume Zeit verpfleget/ daß ſie warm werden/
fangen ſie aͤrgerliche Haͤndel an und reiſſen aus/ doch mus man das
Hertz nicht verſchlieſſen/ wann unter zehen kaum einer/ wie
dort unter den Auſſaͤtzigen gerathet/ ſo iſts wol angelegt. Las dein
Brod uͤbers Waſſer fahren/ ſpricht Salomon: Thue als wann du
es ins Waſſer wirffeſt/ ſo wirſtu es finden auff lange Zeit/ gleich wie
Polycrates. Von Polycrate einem gluͤckſeligen Koͤnig in Aſiâ ſchrei-
bet Herodotus, daß weil demſelben nie kein Vngluͤck/ Widerwertigkeit
und Creutz zugeſtanden/ er einmal zu erfahren/ wie wehe es thue/ etwas
liebs zu verlieren/ ſein edelſt Kleinod in ſeiner Schatzkammer/ einen guͤlde-
nen Ring mit einem hochgeſchaͤtzten eingeſetzten Smaragd in den Fluß
geworffen/ den er in die Schantze geſchlagen und fuͤr verlohren gehalten;
Was geſchicht? Ein Fiſch verſchluckt den Ring/ ein Fiſcher fanget den
Fiſch/ der Koch ſiedet den Fiſch/ der wird an die Koͤnigliche Tafel auffge-
tragen/ und im Fiſch der Ring wider funden. Auch ſo/ ſagt Salomon/
wage es mit deinem Almoſen/ ſchleuders im Nothfall bißweilen hinaus/
was gilts/ du wirſts wider finden/ Gott der Herr wird dirs wider beſ-
ſern mit Wucher. Dann es iſt das Almoſen eine ſolche Kunſt/ welche
Gewinn uͤber allen Gewinn erwirbt/ betrachte doch dieſes Gewinns
und Wuchers ſeltzame und wunderbare Art! Ein ander iſt/ der empfaͤ-
het/ ein ander/ welcher ſich verbindet den Wucher zu geben: und dieſes
nicht
Luc. 17, 16.
17.
Eccleſ. 11, 1.
Herod. l. 3.
Chryſo-
ſtomus.
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