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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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am Vfer/ gleich wie ein Dieb/ der ihm das Mausen angewöhnet/ wann er
Vide Zei-
leri
tragi-
sche Ge-
schichten/
p. 185.
gleich vom Stricke und Galgen erlöset worden/ so lasset er doch nicht von
seiner Diebs-Art ab/ inmassen hiervon ein denckwürdiges Exempel im
Frantzösischen Geschichten/ bey Zeilero zu lesen.

Hierauff folget nun Krisis meritum & reatus, die wolverdiente
Straff-Pflicht/
nemlich exilium coeli, es ist das Fleisch als ein Ban-
1. Cor. 15,
50.
dit vom Himmelreich und aller Gemeinschafft himmlischer Güter außge-
schlossen/ zum ewigen Tod verurtheilt und verdammet/ denn Fleisch
Gal. 5, 19.
&
21.
und Blut können das Reich Gottes nicht ererben; Offenbar
seyn die Wercke des Fleisches/ von welchen ist zuvor gesagt/

Rom. 8, 6.daß wer solche thut/ kan das Reich Gottes nicht erben. Dann
fleischlich gesinnet seyn ist der Tod/ aber geistlich gesinnet seyn
ist Leben und Friede.
Das Fleisch muß gesaltzen werden/ sonst blei-
bets thumb; Es muß verbrennet werden/ entweder durch das heilig-geist-
liche Opffer-Feuer der täglichen Reu/ und Tödtung desselben/ oder durch
Marc. 9, 49.das unaußlöschliche höllische Feuer/ Es muß alles mit Feuer gesal-
tzen werden/
der Stab ist über das Fleisch gebrochen/ crucifige, crucifige,
creutzige/ creutzige ihn. Gleich wie Christus nach Gottes Rath gecreutziget
worden/ und des jenigen Lasts/ den er als ein bajulant auff sich ans Creutz
genommen/ und auff dem Holtzgeopffert/ entgelten müssen/ also ist er das
Gal. 5, 1.Exemplar: So bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Chri-
stus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiederumb in das knech-
tische Joch fangen.
Nach demselben muß unser alte Mensch wie-
Rom. 6, 6.derumb gecreutziget werden/ dieweil wir wissen/ daß unser alter
Mensch samt ihm gecreutziget ist/ auff daß der sündliche Leib
auffhöre/ daß wir hinfort der Sünde nicht dienen/
nach dem
Gal. 6, 14.Exempel Pauli/ welcher saget: Es sey ferne von mir rühmen/ denn
allein von dem Creutz unsers HErren Jesu Christi/ durch wel-
chen mir die Welt gecreutziget ist/ und ich der Welt.

Diß ist also die physiologia und Beschreibung des Fleisches
ohne Rhetorische exaggeration und weitgesuchtes Verkünstlen/ ist die lau-
tere/ einfältige/ in Gottes Wort gegründete Warheit/ und mangelt noch bey
weitem viel. Der selbst Betrug ist allzugroß; die Boßheit liegt allzutieff/ wer
kans ergründen? Wo bistu denn nun/ du elender/ freyer und frecher Wille/

den der

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am Vfer/ gleich wie ein Dieb/ der ihm das Mauſen angewoͤhnet/ wann er
Vide Zei-
leri
tragi-
ſche Ge-
ſchichten/
p. 185.
gleich vom Stricke und Galgen erloͤſet worden/ ſo laſſet er doch nicht von
ſeiner Diebs-Art ab/ inmaſſen hiervon ein denckwuͤrdiges Exempel im
Frantzoͤſiſchen Geſchichten/ bey Zeilero zu leſen.

Hierauff folget nun Κρίσις meritum & reatus, die wolverdiente
Straff-Pflicht/
nemlich exilium cœli, es iſt das Fleiſch als ein Ban-
1. Cor. 15,
50.
dit vom Himmelreich und aller Gemeinſchafft himmliſcher Guͤter außge-
ſchloſſen/ zum ewigen Tod verurtheilt und verdammet/ denn Fleiſch
Gal. 5, 19.
&
21.
und Blut koͤnnen das Reich Gottes nicht ererben; Offenbar
ſeyn die Wercke des Fleiſches/ von welchen iſt zuvor geſagt/

Rom. 8, 6.daß wer ſolche thut/ kan das Reich Gottes nicht erben. Dann
fleiſchlich geſinnet ſeyn iſt der Tod/ aber geiſtlich geſinnet ſeyn
iſt Leben und Friede.
Das Fleiſch muß geſaltzen werden/ ſonſt blei-
bets thumb; Es muß verbrennet werden/ entweder durch das heilig-geiſt-
liche Opffer-Feuer der taͤglichen Reu/ und Toͤdtung deſſelben/ oder durch
Marc. 9, 49.das unaußloͤſchliche hoͤlliſche Feuer/ Es muß alles mit Feuer geſal-
tzen werden/
der Stab iſt uͤber das Fleiſch gebrochen/ crucifige, crucifige,
creutzige/ creutzige ihn. Gleich wie Chriſtus nach Gottes Rath gecreutziget
worden/ und des jenigen Laſts/ den er als ein bajulant auff ſich ans Creutz
genommen/ und auff dem Holtzgeopffert/ entgelten muͤſſen/ alſo iſt er das
Gal. 5, 1.Exemplar: So beſtehet nun in der Freyheit/ damit uns Chri-
ſtus befreyet hat/ und laſſet euch nicht wiederumb in das knech-
tiſche Joch fangen.
Nach demſelben muß unſer alte Menſch wie-
Rom. 6, 6.derumb gecreutziget werden/ dieweil wir wiſſen/ daß unſer alter
Menſch ſamt ihm gecreutziget iſt/ auff daß der ſuͤndliche Leib
auffhoͤre/ daß wir hinfort der Suͤnde nicht dienen/
nach dem
Gal. 6, 14.Exempel Pauli/ welcher ſaget: Es ſey ferne von mir ruͤhmen/ denn
allein von dem Creutz unſers HErren Jeſu Chriſti/ durch wel-
chen mir die Welt gecreutziget iſt/ und ich der Welt.

Diß iſt alſo die phyſiologia und Beſchreibung des Fleiſches
ohne Rhetoriſche exaggeration und weitgeſuchtes Verkuͤnſtlen/ iſt die lau-
tere/ einfaͤltige/ in Gottes Wort gegruͤndete Warheit/ uñ mangelt noch bey
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[8/0040] Eingangs- am Vfer/ gleich wie ein Dieb/ der ihm das Mauſen angewoͤhnet/ wann er gleich vom Stricke und Galgen erloͤſet worden/ ſo laſſet er doch nicht von ſeiner Diebs-Art ab/ inmaſſen hiervon ein denckwuͤrdiges Exempel im Frantzoͤſiſchen Geſchichten/ bey Zeilero zu leſen. Vide Zei- leri tragi- ſche Ge- ſchichten/ p. 185. Hierauff folget nun Κρίσις meritum & reatus, die wolverdiente Straff-Pflicht/ nemlich exilium cœli, es iſt das Fleiſch als ein Ban- dit vom Himmelreich und aller Gemeinſchafft himmliſcher Guͤter außge- ſchloſſen/ zum ewigen Tod verurtheilt und verdammet/ denn Fleiſch und Blut koͤnnen das Reich Gottes nicht ererben; Offenbar ſeyn die Wercke des Fleiſches/ von welchen iſt zuvor geſagt/ daß wer ſolche thut/ kan das Reich Gottes nicht erben. Dann fleiſchlich geſinnet ſeyn iſt der Tod/ aber geiſtlich geſinnet ſeyn iſt Leben und Friede. Das Fleiſch muß geſaltzen werden/ ſonſt blei- bets thumb; Es muß verbrennet werden/ entweder durch das heilig-geiſt- liche Opffer-Feuer der taͤglichen Reu/ und Toͤdtung deſſelben/ oder durch das unaußloͤſchliche hoͤlliſche Feuer/ Es muß alles mit Feuer geſal- tzen werden/ der Stab iſt uͤber das Fleiſch gebrochen/ crucifige, crucifige, creutzige/ creutzige ihn. Gleich wie Chriſtus nach Gottes Rath gecreutziget worden/ und des jenigen Laſts/ den er als ein bajulant auff ſich ans Creutz genommen/ und auff dem Holtzgeopffert/ entgelten muͤſſen/ alſo iſt er das Exemplar: So beſtehet nun in der Freyheit/ damit uns Chri- ſtus befreyet hat/ und laſſet euch nicht wiederumb in das knech- tiſche Joch fangen. Nach demſelben muß unſer alte Menſch wie- derumb gecreutziget werden/ dieweil wir wiſſen/ daß unſer alter Menſch ſamt ihm gecreutziget iſt/ auff daß der ſuͤndliche Leib auffhoͤre/ daß wir hinfort der Suͤnde nicht dienen/ nach dem Exempel Pauli/ welcher ſaget: Es ſey ferne von mir ruͤhmen/ denn allein von dem Creutz unſers HErren Jeſu Chriſti/ durch wel- chen mir die Welt gecreutziget iſt/ und ich der Welt. 1. Cor. 15, 50. Gal. 5, 19. & 21. Rom. 8, 6. Marc. 9, 49. Gal. 5, 1. Rom. 6, 6. Gal. 6, 14. Diß iſt alſo die phyſiologia und Beſchreibung des Fleiſches ohne Rhetoriſche exaggeration und weitgeſuchtes Verkuͤnſtlen/ iſt die lau- tere/ einfaͤltige/ in Gottes Wort gegruͤndete Warheit/ uñ mangelt noch bey weitem viel. Der ſelbſt Betrug iſt allzugroß; die Boßheit liegt allzutieff/ wer kans ergruͤnden? Wo biſtu denn nun/ du elender/ freyer und frecher Wille/ den der

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/40>, abgerufen am 21.11.2024.