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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Dreissigste (Andere)
daß er ein geistlicher Himmels-Burger und Erbe des Himmelreichs
seye.

3. Zur Anweisung und Annehmung zum Danck für das
unerschätzliche/ grosse und reiche Loß-Glück/ dadurch wir theilhafftig wor-
den der Gemeinschafft der Heiligen im Liecht; wer den Atlantem oder die
Land-Tafeln daheim hat/ der sehe/ wie viel nationen ausser der Kirche leben/
die kein Theil haben an diesem Heil/ und dancke Gott dem Vater/ der ihn
tüchtig gemacht hat/ mit Hertz/ Mund und Wercken/ mit einem guten
Gott-gefälligem Leben und Wandel:

Si vivis Romae, Romano vivito more,

heisset es/ nach der bekanten regul, nomo kai khora, ländlich/ sittlich/ wiltu
in der Statt Gottes wohnen und ihres Burgrechts geniessen/ so mustu
nach derselben Brauch/ Ordnung und Gesatzen leben; Aber die Statt
Gottes ist der heutigen Welt verleidet/ es muß alles bey derselben Heyd-
nisch/ Frantzösisch/ Jtaliänisch seyn. Was folget? exo! hinaus aus
dem Vaterland/ aus Teutschland/ aus dem Himmel! für der Thür draus-
sen ist ihr Theil; Euer Hauß/ sagt der Herr/ soll euch wüste ge-
Matt. 23, 38.lassen werden.

V. Als coetum vincibilem & deficibilem, als einen
fallbaren und fehlbaren Hauffen;
sintemal tota Ecclesia, die
gantze Kirche
irren/ fehlen und fallen kan (ob schon nicht totum Ec-
clesiae,
das gantze der Kirchen/ in sensu diviso) wann sie von dem
Ioh. 8, 31.Worte Gottes weichet/ und nicht bleibet an der Rede des Herren/ wie
wir drunten vernehmen werden. Das will man im Papstumb nicht
glauben/ widrige opinion wird den Leuten starck eingebildet/ das ist das
robur indurationis, die Quell und Vrsach folcher greulicher Verhärtung/
das sind die Ketten der Finsternüß/ damit sie die armen einfältigen Hertzen
anfesseln; wer diesen eingebildeten Wahn von der Vnfallbarkeit der Rö-
mischen Kirchen nimmt/ der stösset den Römischen Stul umb; wie die
Praelaten vorzeiten im Judenthumb wider den Propheten Jeremiam ge-
Ier. 7, 4.ruffen: Templum Domini &c. Hie ist des HErren Tempel!
Hie ist Gottes Gnadenthron/ Mosis Stul/ hie Verheissung/ latria, testa-
menta,
hie Synedrium: davon kan Gottes Geist nicht weichen/ die
c. 18, 18.Priester können nicht irren im Gesetz/ und die Weisen nicht feh-
len mit Rathe/ und die Propheten können nicht unrecht lehren:

Also schreyet man noch heute zu Tage im Papstumb ad ravim usque, hie

Römi-

Die Dreiſſigſte (Andere)
daß er ein geiſtlicher Himmels-Burger und Erbe des Himmelreichs
ſeye.

3. Zur Anweiſung und Annehmung zum Danck fuͤr das
unerſchaͤtzliche/ groſſe und reiche Loß-Gluͤck/ dadurch wir theilhafftig wor-
den der Gemeinſchafft der Heiligen im Liecht; wer den Atlantem oder die
Land-Tafeln daheim hat/ der ſehe/ wie viel nationen auſſer der Kirche leben/
die kein Theil haben an dieſem Heil/ und dancke Gott dem Vater/ der ihn
tuͤchtig gemacht hat/ mit Hertz/ Mund und Wercken/ mit einem guten
Gott-gefaͤlligem Leben und Wandel:

Si vivis Romæ, Romano vivito more,

heiſſet es/ nach der bekanten regul, νὀμῳ καὶ χώρᾳ, laͤndlich/ ſittlich/ wiltu
in der Statt Gottes wohnen und ihres Burgrechts genieſſen/ ſo muſtu
nach derſelben Brauch/ Ordnung und Geſatzen leben; Aber die Statt
Gottes iſt der heutigen Welt verleidet/ es muß alles bey derſelben Heyd-
niſch/ Frantzoͤſiſch/ Jtaliaͤniſch ſeyn. Was folget? ἔξω! hinaus aus
dem Vaterland/ aus Teutſchland/ aus dem Himmel! fuͤr der Thuͤr drauſ-
ſen iſt ihr Theil; Euer Hauß/ ſagt der Herr/ ſoll euch wuͤſte ge-
Matt. 23, 38.laſſen werden.

V. Als cœtum vincibilem & deficibilem, als einen
fallbaren und fehlbaren Hauffen;
ſintemal tota Eccleſia, die
gantze Kirche
irren/ fehlen und fallen kan (ob ſchon nicht totum Ec-
cleſiæ,
das gantze der Kirchen/ in ſenſu diviſo) wann ſie von dem
Ioh. 8, 31.Worte Gottes weichet/ und nicht bleibet an der Rede des Herren/ wie
wir drunten vernehmen werden. Das will man im Papſtumb nicht
glauben/ widrige opinion wird den Leuten ſtarck eingebildet/ das iſt das
robur indurationis, die Quell und Vrſach folcher greulicher Verhaͤrtung/
das ſind die Ketten der Finſternuͤß/ damit ſie die armen einfaͤltigen Hertzen
anfeſſeln; wer dieſen eingebildeten Wahn von der Vnfallbarkeit der Roͤ-
miſchen Kirchen nimmt/ der ſtoͤſſet den Roͤmiſchen Stul umb; wie die
Prælaten vorzeiten im Judenthumb wider den Propheten Jeremiam ge-
Ier. 7, 4.ruffen: Templum Domini &c. Hie iſt des HErren Tempel!
Hie iſt Gottes Gnadenthron/ Moſis Stul/ hie Verheiſſung/ latria, teſta-
menta,
hie Synedrium: davon kan Gottes Geiſt nicht weichen/ die
c. 18, 18.Prieſter köñen nicht irren im Geſetz/ und die Weiſen nicht feh-
len mit Rathe/ und die Propheten köñen nicht unrecht lehren:

Alſo ſchreyet man noch heute zu Tage im Papſtumb ad ravim usque, hie

Roͤmi-
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[370/0402] Die Dreiſſigſte (Andere) daß er ein geiſtlicher Himmels-Burger und Erbe des Himmelreichs ſeye. 3. Zur Anweiſung und Annehmung zum Danck fuͤr das unerſchaͤtzliche/ groſſe und reiche Loß-Gluͤck/ dadurch wir theilhafftig wor- den der Gemeinſchafft der Heiligen im Liecht; wer den Atlantem oder die Land-Tafeln daheim hat/ der ſehe/ wie viel nationen auſſer der Kirche leben/ die kein Theil haben an dieſem Heil/ und dancke Gott dem Vater/ der ihn tuͤchtig gemacht hat/ mit Hertz/ Mund und Wercken/ mit einem guten Gott-gefaͤlligem Leben und Wandel: Si vivis Romæ, Romano vivito more, heiſſet es/ nach der bekanten regul, νὀμῳ καὶ χώρᾳ, laͤndlich/ ſittlich/ wiltu in der Statt Gottes wohnen und ihres Burgrechts genieſſen/ ſo muſtu nach derſelben Brauch/ Ordnung und Geſatzen leben; Aber die Statt Gottes iſt der heutigen Welt verleidet/ es muß alles bey derſelben Heyd- niſch/ Frantzoͤſiſch/ Jtaliaͤniſch ſeyn. Was folget? ἔξω! hinaus aus dem Vaterland/ aus Teutſchland/ aus dem Himmel! fuͤr der Thuͤr drauſ- ſen iſt ihr Theil; Euer Hauß/ ſagt der Herr/ ſoll euch wuͤſte ge- laſſen werden. Matt. 23, 38. V. Als cœtum vincibilem & deficibilem, als einen fallbaren und fehlbaren Hauffen; ſintemal tota Eccleſia, die gantze Kirche irren/ fehlen und fallen kan (ob ſchon nicht totum Ec- cleſiæ, das gantze der Kirchen/ in ſenſu diviſo) wann ſie von dem Worte Gottes weichet/ und nicht bleibet an der Rede des Herren/ wie wir drunten vernehmen werden. Das will man im Papſtumb nicht glauben/ widrige opinion wird den Leuten ſtarck eingebildet/ das iſt das robur indurationis, die Quell und Vrſach folcher greulicher Verhaͤrtung/ das ſind die Ketten der Finſternuͤß/ damit ſie die armen einfaͤltigen Hertzen anfeſſeln; wer dieſen eingebildeten Wahn von der Vnfallbarkeit der Roͤ- miſchen Kirchen nimmt/ der ſtoͤſſet den Roͤmiſchen Stul umb; wie die Prælaten vorzeiten im Judenthumb wider den Propheten Jeremiam ge- ruffen: Templum Domini &c. Hie iſt des HErren Tempel! Hie iſt Gottes Gnadenthron/ Moſis Stul/ hie Verheiſſung/ latria, teſta- menta, hie Synedrium: davon kan Gottes Geiſt nicht weichen/ die Prieſter köñen nicht irren im Geſetz/ und die Weiſen nicht feh- len mit Rathe/ und die Propheten köñen nicht unrecht lehren: Alſo ſchreyet man noch heute zu Tage im Papſtumb ad ravim usque, hie Roͤmi- Ioh. 8, 31. Ier. 7, 4. c. 18, 18.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/402>, abgerufen am 22.11.2024.