Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
gewest für seine Sünde/ dadurch er von dem Fegfeuer errettet worden; wer
wolte dann auff solche Weise nicht lieber am Galgen sterben/ consequen-
ter,
morden/ stehlen/ ehebrechen als auff dem Bette? Es machet endlichvide Casp.
Sanct. ad
Nahum
p.
1097.

dieses Liecht auch nicht selig/ sondern führet von dem Heiland
und ewigem Heil und Seligkeit ab/
man ziehe der Römischen Ba-
bylonischen Dam ihren Schmuck ab/ was wird bleiben? O ein garstiger
Vnflat. Jm Zweifel gehet man in der Römischen Kirchen Hauß/ im Zweifel
fahrt man wider draus/ des Priesters zweifelhafftig intention bey der Tauff
ist die janua und das Thor zur Kirchen/ der Zweifel begleitet den armen Men-
schen in der Kirch/ Zweifel schleust die Thür zu/ wann er von hinnen scheidet.

Die Calvinische und reformirte Kirche belangend/ ist die-
selbe auch nicht die wahre Kirche/
dieweil daselbst mangelt das
warhaftige Liecht/
hingegen die tolle Vernunfft als ein Jrrwisch herumm
fackelt/ die spielet den Meister mit Gottes Wort: Es leuchtet zwar
das Liecht/ aber nicht warhaftig und rein/ dieweil man irret in fun-
damento fidei,
in dem Glaubens-Grund: Es führet nicht zu einem
heiligen Leben/
dieweil solches hindert das absolutum decretum, die
blosse/ ohnbedingte Gnaden Wahl der Außerwehlten/ die unwiderstrebliche
Gnade/ die blosse/ ohnbedingte Außsonderung und praedetermination zur
Verdamnüß/ sintemal die gemelte Lehr eine hinderlistige/ tückische/ heuchle-
rische Lehr ist/ der Geist derselben ist auffrührisch wider Könige und Poten-
taten/ wie Jacobus König in Engelland/ solches geklagtt an den Purita-
nern/ vor welchen er nicht sicher gewest in Mutterleibe; Es ist auch das
Calvinische Liecht kein Trost-Liecht/ sondern führet vielmehr in Ver-
zweifelung; gleich wie als Christus sagte Matth. 26. Einer unter euchMatth. 26.
21. 22.

(meinen Jüngern) wird mich verrathen/ fiengen sie alle an/
einer nach dem andern zu fragen: HERR/ bin ichs!
Also
wann Gott einen eintzigen Menschen von Ewigkeit her aus blossem/ un-
bedingtem Rath zur ewigen Verdamnüß bezielet hätte/ müste ein ieglicher
Mensch in Zweifel stehen/ ob er nicht der jenige wäre? Ja/ spricht Gegen-
theil: ich weiß daß ich glaube a posteriori, aus den Früchten des Glau-
bens/ die ich bey mir mercke/ kan ich leichtlich den Baum finden. Aber
fides quae credit supponit fidem quae creditur, niemand kan glauben
ohne Verheissung. Was ists das du glaubest? Jsts das Blut Christi/
sein Leiden und Tod für dich in particulari geschehen? proba. Daß Chri-
stus für etliche Menschen gestorben/ das lehret dein Catechismus/ daß Er

aber
Sechster Theil. E e e

Predigt.
geweſt fuͤr ſeine Suͤnde/ dadurch er von dem Fegfeuer errettet worden; wer
wolte dann auff ſolche Weiſe nicht lieber am Galgen ſterben/ conſequen-
ter,
morden/ ſtehlen/ ehebrechen als auff dem Bette? Es machet endlichvide Caſp.
Sanct. ad
Nahum
p.
1097.

dieſes Liecht auch nicht ſelig/ ſondern fuͤhret von dem Heiland
und ewigem Heil und Seligkeit ab/
man ziehe der Roͤmiſchen Ba-
byloniſchen Dam ihren Schmuck ab/ was wird bleiben? O ein garſtiger
Vnflat. Jm Zweifel gehet man in der Roͤmiſchẽ Kirchen Hauß/ im Zweifel
fahrt man wider draus/ des Prieſters zweifelhafftig intention bey der Tauff
iſt die janua und das Thor zur Kirchen/ der Zweifel begleitet dẽ armen Men-
ſchen in der Kirch/ Zweifel ſchleuſt die Thuͤr zu/ wañ er von hinnen ſcheidet.

Die Calviniſche und reformirte Kirche belangend/ iſt die-
ſelbe auch nicht die wahre Kirche/
dieweil daſelbſt mangelt das
warhaftige Liecht/
hingegen die tolle Vernunfft als ein Jrrwiſch herum̃
fackelt/ die ſpielet den Meiſter mit Gottes Wort: Es leuchtet zwar
das Liecht/ aber nicht warhaftig und rein/ dieweil man irret in fun-
damento fidei,
in dem Glaubens-Grund: Es fuͤhret nicht zu einem
heiligen Leben/
dieweil ſolches hindert das abſolutum decretum, die
bloſſe/ ohnbedingte Gnaden Wahl der Außerwehlten/ die unwiderſtrebliche
Gnade/ die bloſſe/ ohnbedingte Außſonderung und prædetermination zur
Verdamnuͤß/ ſintemal die gemelte Lehr eine hinderliſtige/ tuͤckiſche/ heuchle-
riſche Lehr iſt/ der Geiſt derſelben iſt auffruͤhriſch wider Koͤnige und Poten-
taten/ wie Jacobus Koͤnig in Engelland/ ſolches geklagtt an den Purita-
nern/ vor welchen er nicht ſicher geweſt in Mutterleibe; Es iſt auch das
Calviniſche Liecht kein Troſt-Liecht/ ſondern fuͤhret vielmehr in Ver-
zweifelung; gleich wie als Chriſtus ſagte Matth. 26. Einer unter euchMatth. 26.
21. 22.

(meinen Juͤngern) wird mich verrathen/ fiengen ſie alle an/
einer nach dem andern zu fragen: HERR/ bin ichs!
Alſo
wann Gott einen eintzigen Menſchen von Ewigkeit her aus bloſſem/ un-
bedingtem Rath zur ewigen Verdamnuͤß bezielet haͤtte/ muͤſte ein ieglicher
Menſch in Zweifel ſtehen/ ob er nicht der jenige waͤre? Ja/ ſpricht Gegen-
theil: ich weiß daß ich glaube à poſteriori, aus den Fruͤchten des Glau-
bens/ die ich bey mir mercke/ kan ich leichtlich den Baum finden. Aber
fides quæ credit ſupponit fidem quæ creditur, niemand kan glauben
ohne Verheiſſung. Was iſts das du glaubeſt? Jſts das Blut Chriſti/
ſein Leiden und Tod fuͤr dich in particulari geſchehen? proba. Daß Chri-
ſtus fuͤr etliche Menſchen geſtorben/ das lehret dein Catechiſmus/ daß Er

aber
Sechſter Theil. E e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0433" n="401"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;t fu&#x0364;r &#x017F;eine Su&#x0364;nde/ dadurch er von dem Fegfeuer errettet worden; wer<lb/>
wolte dann auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e nicht lieber am Galgen &#x017F;terben/ <hi rendition="#aq">con&#x017F;equen-<lb/>
ter,</hi> morden/ &#x017F;tehlen/ ehebrechen als auff dem Bette? <hi rendition="#fr">Es machet endlich</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">vide Ca&#x017F;p.<lb/>
Sanct. ad<lb/>
Nahum<lb/>
p.</hi> 1097.</note><lb/><hi rendition="#fr">die&#x017F;es Liecht auch nicht &#x017F;elig/ &#x017F;ondern fu&#x0364;hret von dem Heiland<lb/>
und ewigem Heil und Seligkeit ab/</hi> man ziehe der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ba-<lb/>
byloni&#x017F;chen Dam ihren Schmuck ab/ was wird bleiben? O ein gar&#x017F;tiger<lb/>
Vnflat. Jm Zweifel gehet man in der Ro&#x0364;mi&#x017F;che&#x0303; Kirchen Hauß/ im Zweifel<lb/>
fahrt man wider draus/ des Prie&#x017F;ters zweifelhafftig <hi rendition="#aq">intention</hi> bey der Tauff<lb/>
i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">janua</hi> und das Thor zur Kirchen/ der Zweifel begleitet de&#x0303; armen Men-<lb/>
&#x017F;chen in der Kirch/ Zweifel &#x017F;chleu&#x017F;t die Thu&#x0364;r zu/ wan&#x0303; er von hinnen &#x017F;cheidet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Die Calvini&#x017F;che und</hi><hi rendition="#aq">reform</hi><hi rendition="#fr">irte Kirche</hi> belangend/ <hi rendition="#fr">i&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;elbe auch nicht die wahre Kirche/</hi> dieweil da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#fr">mangelt das<lb/>
warhaftige Liecht/</hi> hingegen die tolle Vernunfft als ein Jrrwi&#x017F;ch herum&#x0303;<lb/>
fackelt/ die &#x017F;pielet den Mei&#x017F;ter mit Gottes Wort: <hi rendition="#fr">Es leuchtet</hi> zwar<lb/><hi rendition="#fr">das Liecht/ aber nicht warhaftig und rein/</hi> dieweil man irret <hi rendition="#aq">in fun-<lb/>
damento fidei,</hi> in dem Glaubens-Grund: <hi rendition="#fr">Es fu&#x0364;hret nicht zu einem<lb/>
heiligen Leben/</hi> dieweil &#x017F;olches hindert das <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutum decretum,</hi> die<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;e/ ohnbedingte Gnaden Wahl der Außerwehlten/ die unwider&#x017F;trebliche<lb/>
Gnade/ die blo&#x017F;&#x017F;e/ ohnbedingte Auß&#x017F;onderung und <hi rendition="#aq">prædetermination</hi> zur<lb/>
Verdamnu&#x0364;ß/ &#x017F;intemal die gemelte Lehr eine hinderli&#x017F;tige/ tu&#x0364;cki&#x017F;che/ heuchle-<lb/>
ri&#x017F;che Lehr i&#x017F;t/ der Gei&#x017F;t der&#x017F;elben i&#x017F;t auffru&#x0364;hri&#x017F;ch wider Ko&#x0364;nige und Poten-<lb/>
taten/ wie Jacobus Ko&#x0364;nig in Engelland/ &#x017F;olches geklagtt an den Purita-<lb/>
nern/ vor welchen er nicht &#x017F;icher gewe&#x017F;t in Mutterleibe; <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t</hi> auch das<lb/>
Calvini&#x017F;che Liecht <hi rendition="#fr">kein Tro&#x017F;t-Liecht/</hi> &#x017F;ondern fu&#x0364;hret vielmehr in Ver-<lb/>
zweifelung; gleich wie als Chri&#x017F;tus &#x017F;agte Matth. 26. <hi rendition="#fr">Einer unter euch</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 26.<lb/>
21. 22.</note><lb/>
(meinen Ju&#x0364;ngern) <hi rendition="#fr">wird mich verrathen/ fiengen &#x017F;ie alle an/<lb/>
einer nach dem andern zu fragen: <hi rendition="#g">HERR/</hi> bin ichs<hi rendition="#i">!</hi></hi> Al&#x017F;o<lb/>
wann <hi rendition="#k">Gott</hi> einen eintzigen Men&#x017F;chen von Ewigkeit her aus blo&#x017F;&#x017F;em/ un-<lb/>
bedingtem Rath zur ewigen Verdamnu&#x0364;ß bezielet ha&#x0364;tte/ mu&#x0364;&#x017F;te ein ieglicher<lb/>
Men&#x017F;ch in Zweifel &#x017F;tehen/ ob er nicht der jenige wa&#x0364;re? Ja/ &#x017F;pricht Gegen-<lb/>
theil: ich weiß daß ich glaube <hi rendition="#aq">à po&#x017F;teriori,</hi> aus den Fru&#x0364;chten des Glau-<lb/>
bens/ die ich bey mir mercke/ kan ich leichtlich den Baum finden. Aber<lb/><hi rendition="#aq">fides quæ credit &#x017F;upponit fidem quæ creditur,</hi> niemand kan glauben<lb/>
ohne Verhei&#x017F;&#x017F;ung. Was i&#x017F;ts das du glaube&#x017F;t? J&#x017F;ts das Blut Chri&#x017F;ti/<lb/>
&#x017F;ein Leiden und Tod fu&#x0364;r dich <hi rendition="#aq">in particulari</hi> ge&#x017F;chehen? <hi rendition="#aq">proba.</hi> Daß Chri-<lb/>
&#x017F;tus fu&#x0364;r etliche Men&#x017F;chen ge&#x017F;torben/ das lehret dein Catechi&#x017F;mus/ daß Er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Sech&#x017F;ter Theil. E e e</fw><fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0433] Predigt. geweſt fuͤr ſeine Suͤnde/ dadurch er von dem Fegfeuer errettet worden; wer wolte dann auff ſolche Weiſe nicht lieber am Galgen ſterben/ conſequen- ter, morden/ ſtehlen/ ehebrechen als auff dem Bette? Es machet endlich dieſes Liecht auch nicht ſelig/ ſondern fuͤhret von dem Heiland und ewigem Heil und Seligkeit ab/ man ziehe der Roͤmiſchen Ba- byloniſchen Dam ihren Schmuck ab/ was wird bleiben? O ein garſtiger Vnflat. Jm Zweifel gehet man in der Roͤmiſchẽ Kirchen Hauß/ im Zweifel fahrt man wider draus/ des Prieſters zweifelhafftig intention bey der Tauff iſt die janua und das Thor zur Kirchen/ der Zweifel begleitet dẽ armen Men- ſchen in der Kirch/ Zweifel ſchleuſt die Thuͤr zu/ wañ er von hinnen ſcheidet. vide Caſp. Sanct. ad Nahum p. 1097. Die Calviniſche und reformirte Kirche belangend/ iſt die- ſelbe auch nicht die wahre Kirche/ dieweil daſelbſt mangelt das warhaftige Liecht/ hingegen die tolle Vernunfft als ein Jrrwiſch herum̃ fackelt/ die ſpielet den Meiſter mit Gottes Wort: Es leuchtet zwar das Liecht/ aber nicht warhaftig und rein/ dieweil man irret in fun- damento fidei, in dem Glaubens-Grund: Es fuͤhret nicht zu einem heiligen Leben/ dieweil ſolches hindert das abſolutum decretum, die bloſſe/ ohnbedingte Gnaden Wahl der Außerwehlten/ die unwiderſtrebliche Gnade/ die bloſſe/ ohnbedingte Außſonderung und prædetermination zur Verdamnuͤß/ ſintemal die gemelte Lehr eine hinderliſtige/ tuͤckiſche/ heuchle- riſche Lehr iſt/ der Geiſt derſelben iſt auffruͤhriſch wider Koͤnige und Poten- taten/ wie Jacobus Koͤnig in Engelland/ ſolches geklagtt an den Purita- nern/ vor welchen er nicht ſicher geweſt in Mutterleibe; Es iſt auch das Calviniſche Liecht kein Troſt-Liecht/ ſondern fuͤhret vielmehr in Ver- zweifelung; gleich wie als Chriſtus ſagte Matth. 26. Einer unter euch (meinen Juͤngern) wird mich verrathen/ fiengen ſie alle an/ einer nach dem andern zu fragen: HERR/ bin ichs! Alſo wann Gott einen eintzigen Menſchen von Ewigkeit her aus bloſſem/ un- bedingtem Rath zur ewigen Verdamnuͤß bezielet haͤtte/ muͤſte ein ieglicher Menſch in Zweifel ſtehen/ ob er nicht der jenige waͤre? Ja/ ſpricht Gegen- theil: ich weiß daß ich glaube à poſteriori, aus den Fruͤchten des Glau- bens/ die ich bey mir mercke/ kan ich leichtlich den Baum finden. Aber fides quæ credit ſupponit fidem quæ creditur, niemand kan glauben ohne Verheiſſung. Was iſts das du glaubeſt? Jſts das Blut Chriſti/ ſein Leiden und Tod fuͤr dich in particulari geſchehen? proba. Daß Chri- ſtus fuͤr etliche Menſchen geſtorben/ das lehret dein Catechiſmus/ daß Er aber Matth. 26. 21. 22. Sechſter Theil. E e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/433
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/433>, abgerufen am 22.11.2024.