lieben diese Leute einander. Aber leider der Mangel ist groß: charitas, raritas, Liebe ist gar dünne gesäet/ zwar charitas frigida, charitas syncre- tica, kalte Liebe/ welsche Liebe/ die durchwandert und füllet die gantze Welt/ es welschelt und menschelt allenthalben/ man findet fast nichts mehr als allenthalben lau/ faul/ und Maul-Christenthumb; hingegen muß man leider sagen: Sihe/ wie die Leute einander hassen/ zuzausen/ in Haaren ligen/ ärger als die wilden Thiere/ ja die Teufel selbst/ dann ein ieglichMatth. 12, 25. Reich/ so es mit ihm selbst uneins wird/ das wird wüste/ und fället alles über einander/ und kan nicht bestehen; das stinckt/ das hält viel ab von der religion, das ärgert/ daher kommen die libri ex- probratorii, die Schmähekarten bey den Widersachern: so dann auch das Teutsch-Evangelische ärgerliche Christenthumb und dergleichen.
Duas civitates faciunt duo amores. Hierusalem facit amor DEI, Baby- lonem amor seculi. Interroget quisque se quid amet, & inveniet unde sit civis, ita Augustin. Psalm. 64.
Nun der HERR kennet die seinen! bey welchen sein Wort2. Tim. 2, 19. Frucht bringet/ umb welcher willen die Kirche/ ja die Welt noch erhalten wird. An jenem Tage wird offenbarlich erscheinen/ welcher in der Welt Babylon/ welche Jerusalem gewesen/ wann Er diese zur Rechten/ jene zur Lincken wird stellen/ hie ist alles vermischt unter einander/ sind AugustiniAugust, in Psalm, 64. Gedancken. Heiliger Vater! erhalt uns in deinem Namen/ in deiner Warheit/ dann dein Wort ist die Warheit! die Lie- be/ damit du deinen Sohn liebest/ seye in uns allen/ und er in uns/ auff daß wir alle eines seyen! ja daß wie wir hie sehen/ wo er ist/ wir auch bey ihm seyn/ wo er ist/ daß wir seine Herrligkeit sehen in Ewigkeit/ Amen.
Die
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Predigt.
lieben dieſe Leute einander. Aber leider der Mangel iſt groß: charitas, raritas, Liebe iſt gar duͤnne geſaͤet/ zwar charitas frigida, charitas ſyncre- tica, kalte Liebe/ welſche Liebe/ die durchwandert und fuͤllet die gantze Welt/ es welſchelt und menſchelt allenthalben/ man findet faſt nichts mehr als allenthalben lau/ faul/ und Maul-Chriſtenthumb; hingegen muß man leider ſagen: Sihe/ wie die Leute einander haſſen/ zuzauſen/ in Haaren ligen/ aͤrger als die wilden Thiere/ ja die Teufel ſelbſt/ dann ein ieglichMatth. 12, 25. Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird wuͤſte/ und faͤllet alles uͤber einander/ und kan nicht beſtehen; das ſtinckt/ das haͤlt viel ab von der religion, das aͤrgert/ daher kommen die libri ex- probratorii, die Schmaͤhekarten bey den Widerſachern: ſo dann auch das Teutſch-Evangeliſche aͤrgerliche Chriſtenthumb und dergleichen.
Duas civitates faciunt duo amores. Hieruſalem facit amor DEI, Baby- lonem amor ſeculi. Interroget quisque ſe quid amet, & inveniet unde ſit civis, ita Auguſtin. Pſalm. 64.
Nun der HERR kennet die ſeinen! bey welchen ſein Wort2. Tim. 2, 19. Frucht bringet/ umb welcher willen die Kirche/ ja die Welt noch erhalten wird. An jenem Tage wird offenbarlich erſcheinen/ welcher in der Welt Babylon/ welche Jeruſalem geweſen/ wann Er dieſe zur Rechten/ jene zur Lincken wird ſtellen/ hie iſt alles vermiſcht unter einander/ ſind AuguſtiniAuguſt, in Pſalm, 64. Gedancken. Heiliger Vater! erhalt uns in deinem Namen/ in deiner Warheit/ dann dein Wort iſt die Warheit! die Lie- be/ damit du deinen Sohn liebeſt/ ſeye in uns allen/ und er in uns/ auff daß wir alle eines ſeyen! ja daß wie wir hie ſehen/ wo er iſt/ wir auch bey ihm ſeyn/ wo er iſt/ daß wir ſeine Herrligkeit ſehen in Ewigkeit/ Amen.
Die
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Predigt.
lieben dieſe Leute einander. Aber leider der Mangel iſt groß: charitas,
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tica, kalte Liebe/ welſche Liebe/ die durchwandert und fuͤllet die gantze Welt/
es welſchelt und menſchelt allenthalben/ man findet faſt nichts mehr als
allenthalben lau/ faul/ und Maul-Chriſtenthumb; hingegen muß man
leider ſagen: Sihe/ wie die Leute einander haſſen/ zuzauſen/ in Haaren
ligen/ aͤrger als die wilden Thiere/ ja die Teufel ſelbſt/ dann ein ieglich
Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird wuͤſte/ und
faͤllet alles uͤber einander/ und kan nicht beſtehen; das ſtinckt/
das haͤlt viel ab von der religion, das aͤrgert/ daher kommen die libri ex-
probratorii, die Schmaͤhekarten bey den Widerſachern: ſo dann auch das
Teutſch-Evangeliſche aͤrgerliche Chriſtenthumb und dergleichen.
Matth. 12,
25.
Duas civitates faciunt duo amores. Hieruſalem facit amor DEI, Baby-
lonem amor ſeculi. Interroget quisque ſe quid amet, & inveniet unde ſit civis,
ita Auguſtin. Pſalm. 64.
Nun der HERR kennet die ſeinen! bey welchen ſein Wort
Frucht bringet/ umb welcher willen die Kirche/ ja die Welt noch erhalten
wird. An jenem Tage wird offenbarlich erſcheinen/ welcher in der Welt
Babylon/ welche Jeruſalem geweſen/ wann Er dieſe zur Rechten/ jene zur
Lincken wird ſtellen/ hie iſt alles vermiſcht unter einander/ ſind Auguſtini
Gedancken. Heiliger Vater! erhalt uns in deinem Namen/
in deiner Warheit/ dann dein Wort iſt die Warheit! die Lie-
be/ damit du deinen Sohn liebeſt/ ſeye in uns allen/ und er in
uns/ auff daß wir alle eines ſeyen! ja daß wie wir hie ſehen/
wo er iſt/ wir auch bey ihm ſeyn/ wo er iſt/ daß wir ſeine
Herrligkeit ſehen in Ewigkeit/
Amen.
2. Tim. 2,
19.
Auguſt, in
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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