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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
selige Kirch/ welcher die Apostel ihre gantze Lehre mit ihrem Blut bezeich-
net/ da Petrus gleich wie der Herr Christus/ ans Creutz genagelt
worden/ da Paulus gekrönet wird/ da der Schos-Jünger und Apostel
Johannes/ nach dem er ins siedenheisse Oel gesetzt/ nicht verletzet worden/
darauff in die Jnsul vertrieben worden. 3. Mater Ecclesiarum
occidentalium plerarumque,
Eine Mutter der meisten Oc-
cidentalischen Kirchen/
davon wir Teutschen auch illuminirt wor-
den/ sonderlich durch die occasion der Gefängnüß St. Pauli/ dann da er
daselbst gepredigt/ war die Statt Rom voller Gefangenen/ auch Teutschen/
die waren da verschlossen gleich wie die wilden Thiere in den Netzen ver-
strickt/ grosser Herren Höfe waren voll Leute der Teutschen nation, dieselbeTacit. l. 13.
annal. nul-
li mortali-
um armis
aut fide
ante Ger-
manos.

war dazumal angenehm/ und wegen Treu und Redligkeit beliebt: man hat
sie in die Käyserliche Leib-guardien gezogen/ wie noch heutiges Tags in
Franckreich und Jtalien geschicht/ durch welche erwündschte occasion
ohne zweifel viel Seelen bekehret/ und mit der Evangelischen Milch ge-
träncket worden/ die hernach in ihrer Heimat gekramet/ was sie in der
Frembde eingekaufft/ also/ daß schon zu () Hieronymi Zeit in Teutschland
Leute gewest/ welche die H. Schrifft in ihrer Quellen und eigener Hebrei-
scher Sprache gelesen und verstanden.

() Quis hoc crederet ut barbara Getarum lingua hebraicam quaereret veri-
tatatem & dormitantibus Graecis ipsa Germania Sp. sancti eloquia scrutaretur?

Jst dem also/ möchte iemand sagen/ warumb sind wir dann außge-
tretten/ und aus den Apostolicis Apostatici und von der alten Aposto-
lischen Römischen Mutter-Kirche/ von dero das Evangelium außgegan-
gen/ abtrünnig worden; Jsts auch recht/ daß wir sie unsere Mutter schel-
ten und straffen? Warumb haben wir uns von einem außgesprungenen
Mönch lassen aus der Mutter Schos heraus reissen? Hat sie gleich geir-
ret und ist gefallen/ so solten wir als fromme Kinder die Scham vielmehr
bedecken als entdecken/ sie ist und bleibt doch die Mutter! Das ist der alte
coccysmus, der Päpstler Guckgauch-Geschrey/ davon sie klagen und
schreyen: Antwort: Hie ist der Vnterscheid wol in acht zu nemen/ unter dem
alten und neuen Rom. Das gestehen wir dem Papstumb in Ewigkeit nicht/
daß wir von der alten Römischen Jungfräulichen Mutter abgefallen und
außgewichen/ wir werden dessen mit wissentlichem/ Welt-kündigem Vn-
grund beschuldigt/ sind auch das widrige durch die collation, sonderlich der
Epistel an die Römer und Augspurgischer Confession zu beweisen erbietig;
aber wir sind gewichen oder vielmehr außgejagt worden aus den neuen Rom/

der
K k k 3

Predigt.
ſelige Kirch/ welcher die Apoſtel ihre gantze Lehre mit ihrem Blut bezeich-
net/ da Petrus gleich wie der Herr Chriſtus/ ans Creutz genagelt
worden/ da Paulus gekroͤnet wird/ da der Schos-Juͤnger und Apoſtel
Johannes/ nach dem er ins ſiedenheiſſe Oel geſetzt/ nicht verletzet worden/
darauff in die Jnſul vertrieben worden. 3. Mater Eccleſiarum
occidentalium plerarumque,
Eine Mutter der meiſten Oc-
cidentaliſchen Kirchen/
davon wir Teutſchen auch illuminirt wor-
den/ ſonderlich durch die occaſion der Gefaͤngnuͤß St. Pauli/ dann da er
daſelbſt gepredigt/ war die Statt Rom voller Gefangenen/ auch Teutſchen/
die waren da verſchloſſen gleich wie die wilden Thiere in den Netzen ver-
ſtrickt/ groſſer Herren Hoͤfe waren voll Leute der Teutſchen nation, dieſelbeTacit. l. 13.
annal. nul-
li mortali-
um armis
aut fide
ante Ger-
manos.

war dazumal angenehm/ und wegen Treu und Redligkeit beliebt: man hat
ſie in die Kaͤyſerliche Leib-guardien gezogen/ wie noch heutiges Tags in
Franckreich und Jtalien geſchicht/ durch welche erwuͤndſchte occaſion
ohne zweifel viel Seelen bekehret/ und mit der Evangeliſchen Milch ge-
traͤncket worden/ die hernach in ihrer Heimat gekramet/ was ſie in der
Frembde eingekaufft/ alſo/ daß ſchon zu () Hieronymi Zeit in Teutſchland
Leute geweſt/ welche die H. Schrifft in ihrer Quellen und eigener Hebrei-
ſcher Sprache geleſen und verſtanden.

() Quis hoc crederet ut barbara Getarum lingua hebraicam quæreret veri-
tatatem & dormitantibus Græcis ipſa Germania Sp. ſancti eloquia ſcrutaretur?

Jſt dem alſo/ moͤchte iemand ſagen/ warumb ſind wir dann außge-
tretten/ und aus den Apoſtolicis Apoſtatici und von der alten Apoſto-
liſchen Roͤmiſchen Mutter-Kirche/ von dero das Evangelium außgegan-
gen/ abtruͤnnig worden; Jſts auch recht/ daß wir ſie unſere Mutter ſchel-
ten und ſtraffen? Warumb haben wir uns von einem außgeſprungenen
Moͤnch laſſen aus der Mutter Schos heraus reiſſen? Hat ſie gleich geir-
ret und iſt gefallen/ ſo ſolten wir als fromme Kinder die Scham vielmehr
bedecken als entdecken/ ſie iſt und bleibt doch die Mutter! Das iſt der alte
coccyſmus, der Paͤpſtler Guckgauch-Geſchrey/ davon ſie klagen und
ſchreyen: Antwort: Hie iſt der Vnterſcheid wol in acht zu nemen/ unter dem
altẽ und neuen Rom. Das geſtehen wir dem Papſtumb in Ewigkeit nicht/
daß wir von der alten Roͤmiſchen Jungfraͤulichen Mutter abgefallen und
außgewichen/ wir werden deſſen mit wiſſentlichem/ Welt-kuͤndigem Vn-
grund beſchuldigt/ ſind auch das widrige durch die collation, ſonderlich der
Epiſtel an die Roͤmer und Augſpurgiſcher Confeſſion zu beweiſen erbietig;
aber wir ſind gewichẽ oder vielmehr außgejagt worden aus dẽ neuen Rom/

der
K k k 3
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[445/0477] Predigt. ſelige Kirch/ welcher die Apoſtel ihre gantze Lehre mit ihrem Blut bezeich- net/ da Petrus gleich wie der Herr Chriſtus/ ans Creutz genagelt worden/ da Paulus gekroͤnet wird/ da der Schos-Juͤnger und Apoſtel Johannes/ nach dem er ins ſiedenheiſſe Oel geſetzt/ nicht verletzet worden/ darauff in die Jnſul vertrieben worden. 3. Mater Eccleſiarum occidentalium plerarumque, Eine Mutter der meiſten Oc- cidentaliſchen Kirchen/ davon wir Teutſchen auch illuminirt wor- den/ ſonderlich durch die occaſion der Gefaͤngnuͤß St. Pauli/ dann da er daſelbſt gepredigt/ war die Statt Rom voller Gefangenen/ auch Teutſchen/ die waren da verſchloſſen gleich wie die wilden Thiere in den Netzen ver- ſtrickt/ groſſer Herren Hoͤfe waren voll Leute der Teutſchen nation, dieſelbe war dazumal angenehm/ und wegen Treu und Redligkeit beliebt: man hat ſie in die Kaͤyſerliche Leib-guardien gezogen/ wie noch heutiges Tags in Franckreich und Jtalien geſchicht/ durch welche erwuͤndſchte occaſion ohne zweifel viel Seelen bekehret/ und mit der Evangeliſchen Milch ge- traͤncket worden/ die hernach in ihrer Heimat gekramet/ was ſie in der Frembde eingekaufft/ alſo/ daß ſchon zu () Hieronymi Zeit in Teutſchland Leute geweſt/ welche die H. Schrifft in ihrer Quellen und eigener Hebrei- ſcher Sprache geleſen und verſtanden. Tacit. l. 13. annal. nul- li mortali- um armis aut fide ante Ger- manos. () Quis hoc crederet ut barbara Getarum lingua hebraicam quæreret veri- tatatem & dormitantibus Græcis ipſa Germania Sp. ſancti eloquia ſcrutaretur? Jſt dem alſo/ moͤchte iemand ſagen/ warumb ſind wir dann außge- tretten/ und aus den Apoſtolicis Apoſtatici und von der alten Apoſto- liſchen Roͤmiſchen Mutter-Kirche/ von dero das Evangelium außgegan- gen/ abtruͤnnig worden; Jſts auch recht/ daß wir ſie unſere Mutter ſchel- ten und ſtraffen? Warumb haben wir uns von einem außgeſprungenen Moͤnch laſſen aus der Mutter Schos heraus reiſſen? Hat ſie gleich geir- ret und iſt gefallen/ ſo ſolten wir als fromme Kinder die Scham vielmehr bedecken als entdecken/ ſie iſt und bleibt doch die Mutter! Das iſt der alte coccyſmus, der Paͤpſtler Guckgauch-Geſchrey/ davon ſie klagen und ſchreyen: Antwort: Hie iſt der Vnterſcheid wol in acht zu nemen/ unter dem altẽ und neuen Rom. Das geſtehen wir dem Papſtumb in Ewigkeit nicht/ daß wir von der alten Roͤmiſchen Jungfraͤulichen Mutter abgefallen und außgewichen/ wir werden deſſen mit wiſſentlichem/ Welt-kuͤndigem Vn- grund beſchuldigt/ ſind auch das widrige durch die collation, ſonderlich der Epiſtel an die Roͤmer und Augſpurgiſcher Confeſſion zu beweiſen erbietig; aber wir ſind gewichẽ oder vielmehr außgejagt worden aus dẽ neuen Rom/ der K k k 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/477>, abgerufen am 22.11.2024.