Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Vier und Viertzigste (Dritte) Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er sich ermüdet und außgearbeitet/ soleget er sich schlaffen/ wird in die Erde verscharret/ aber am Jüngsten Tage wird er verwandelt/ und Christo seinem Herren als ein holdseeliger Sommer-Vogel im verklärten Leibe entgegen gezuckt werden. Basilius in Betrachtung der sechs Tagwerck verstarret über diesem Wunderwerck der Natur; Was saget ihr darzu/ schreibet er: die ihr St. Paulo nicht Glauben zustellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ so dermahl eins aufferstehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in der Lufft ihre Gestalt ändern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani- schen gehörnichten Seiden-Wurm/ derselbige wird zu erst verwandelt in eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/ sondern es wachsen an ihm auch weiche und breite Flügelein herfür/ daß er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der- selben Werck/ in dem ihr die Seiden spinnet/ welche die Seiden-Krämer euch zuführen weiche Kleider zu machen/ so sollet ihr eingedenck seyn dessel- ben Thierleins/ wie es in so mancherley Art und Gestalt verwandelt werde/ und dannenhero herrliche und kräfftige Betrachtung der Aufferstehung schöpffen. So weit sind wir nun auch kommen in unserm mysterio, nem- ES möchte anfangs iemand sagen: Wie werden die Schülern
Die Vier und Viertzigſte (Dritte) Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er ſich ermuͤdet und außgearbeitet/ ſoleget er ſich ſchlaffen/ wird in die Erde verſcharret/ aber am Juͤngſten Tage wird er verwandelt/ und Chriſto ſeinem Herren als ein holdſeeliger Sommer-Vogel im verklaͤrten Leibe entgegen gezuckt werden. Baſilius in Betrachtung der ſechs Tagwerck verſtarret uͤber dieſem Wunderwerck der Natur; Was ſaget ihr darzu/ ſchreibet er: die ihr St. Paulo nicht Glauben zuſtellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ ſo dermahl eins aufferſtehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in der Lufft ihre Geſtalt aͤndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani- ſchen gehoͤrnichten Seiden-Wurm/ derſelbige wird zu erſt verwandelt in eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/ ſondern es wachſen an ihm auch weiche und breite Fluͤgelein herfuͤr/ daß er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der- ſelben Werck/ in dem ihr die Seiden ſpinnet/ welche die Seiden-Kraͤmer euch zufuͤhren weiche Kleider zu machen/ ſo ſollet ihr eingedenck ſeyn deſſel- ben Thierleins/ wie es in ſo mancherley Art und Geſtalt verwandelt werde/ und dannenhero herrliche und kraͤfftige Betrachtung der Aufferſtehung ſchoͤpffen. So weit ſind wir nun auch kommen in unſerm myſterio, nem- ES moͤchte anfangs iemand ſagen: Wie werden die Schuͤlern
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Die Vier und Viertzigſte (Dritte)
Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er ſich ermuͤdet und außgearbeitet/ ſo
leget er ſich ſchlaffen/ wird in die Erde verſcharret/ aber am Juͤngſten Tage
wird er verwandelt/ und Chriſto ſeinem Herren als ein holdſeeliger
Sommer-Vogel im verklaͤrten Leibe entgegen gezuckt werden. Baſilius
in Betrachtung der ſechs Tagwerck verſtarret uͤber dieſem Wunderwerck
der Natur; Was ſaget ihr darzu/ ſchreibet er: die ihr St. Paulo nicht
Glauben zuſtellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ ſo dermahl
eins aufferſtehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in
der Lufft ihre Geſtalt aͤndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani-
ſchen gehoͤrnichten Seiden-Wurm/ derſelbige wird zu erſt verwandelt in
eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/
ſondern es wachſen an ihm auch weiche und breite Fluͤgelein herfuͤr/ daß
er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der-
ſelben Werck/ in dem ihr die Seiden ſpinnet/ welche die Seiden-Kraͤmer
euch zufuͤhren weiche Kleider zu machen/ ſo ſollet ihr eingedenck ſeyn deſſel-
ben Thierleins/ wie es in ſo mancherley Art und Geſtalt verwandelt werde/
und dannenhero herrliche und kraͤfftige Betrachtung der Aufferſtehung
ſchoͤpffen.
So weit ſind wir nun auch kommen in unſerm myſterio, nem-
lich nach dem wir vernommen/ daß eine Aufferſtehung der Toden
warhafftig und was dieſelbige ſey/ auff den ſtatum und Zu-
ſtand des aufferſte henden Fleiſches/ von welchem unſer Sym-
bolum ſagt: Jch wart auff eine Aufferſtehung; Wie? Auff die
bloſſe Aufferſtehung des Fleiſches? Dabey iſt ſchlechter Troſt; ſon-
dern auff die immutation, Veraͤnderung und Verklaͤrung
des Leibes. Gott der Herr gebe verklaͤrete Hertzen/ Sinne und
Reden zur Verklaͤrung ſeines groſſen Namens/ Amen.
ES moͤchte anfangs iemand ſagen: Wie werden die
Toden aufferſtehen? und mit welcherley Leib wer-
den ſie kommen? ſind Frags-Wort St. Pauli und Raͤtzel-
Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho erſchollen/ oder doch in
Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fuͤrkommen
noͤchten: Wort/ die die fuͤrwitzige Vernunfft dem Geheimnuͤß entgegen
geſetzet/ und demnach den Namen einer Naͤrrin verdient/ Paulus ſagt:
Du Narr! Was darffeſtu das fragen und dem Gehiimnuͤß wider-
ſprechen? Wort/ die St. Paulus ſobriis diſcipulis, ſeinen nuͤchtern
Schuͤlern
1. Cor. 15, 35.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/574>, abgerufen am 30.06.2024. |