Luc. 23, 43. 2. Cor. 5, 1. Hebr. 13, 14.dessen Wundsch Christus mit Gewährung begegnet: Heute wirstu mit im Paradeiß seyn. St. Pauli: Wir haben hie keine bleiben- de Statt/ sondern die zukünfftige suchen wir. Welche Wündsche und Seuffzer die Märtyrer auch mit ihrem Blut unterschrieben haben/ und darüber die greuligste Marter mit Freuden außgestanden/ weil sie den Tod für einen Gewinn und Hingang zu jenem bessern Leben an- gesehen.
VIII. Confessio gentilium,Die Bekäntnüß der blin- den Heyden/ die ihnen daher die campos elysios eingebildet; Jm Na- Cic. l. 1. Tusc. qq.men aller Heyden sagt Cicero: Maximum hoc argumentum naturam ipsam de animarum immortalitate tacitam judicare, quod omnibus curae sint, & maxime quidem quae post mortem futura sunt; senex alteri seculo plantat: hinc res Romanorum praeclare gestae, hinc aedi- ficatio, hinc liberorum cura, hinc librorum scriptio. Es ist ein starckes argument und Grund in der Natur verborgen von der Seelen Vnsterb- ligkeit; dieweil iederman so sehr für das jenige/ was nach dem Tode folgen werde/ sorget: Ein alter pflantzet und arbeiter für die andere künfftige Zeit/ daher kommen alle und zielen dahin die herrlichen Thaten der Römer/ dahin sehen die prächtige Gebäu/ die Kinder-Erziehung/ das Bücher-schreiben. Dannenhero auch bey den Barbarischen Mexicanern im absterben gros- ser Herren die jenigen mit sterben müssen/ welche ihnen in diesem Leben auffgewartet; die silberne/ güldene Schätze und Kleinodien werden mit vergraben/ auch wann sie durch Diebstal etwas hinweggenommen/ mey- nen sie/ es sey ihnen aus der andern Welt kommen.
Jst also eine glaubwürdige Lehr/ unser Glaube ist wohl daran/ daß er dieses für gewiß und wahr halt. Hie ist kein phan- tasma rationis, keine Träume die von gelehrten Phantasten erdichtet wor- den. Hien ist kein Civitas Platonica oder ein Schloß in den Lufft hinauff gebauen. Hie ist kein Utopia Thomae Mori, der eine Policey entworf- fen/ wie sie seyn solt/ aber nirgend gefunden als in Utopia, das ist Vnort/ zu Nirgendsheim; kein Christianopolis oder Respublica Christianopo- litica, welche D. Valentinus Andreae gantz zierlich und artig in Gedan- cken formirt; kein Icaria, da die Jcari höher fliegen wollen als die Federn gewachsen; kein Selenia oder Monsstatt/ von welchen allen man sagen mag/ da wir erwachten/ war es ein Traum. Sondern hie ist eitel War-
Vide differentiam hujus & aeternae vitae eleganti stylo delineatam ab August. tract. 124. in Iohan.
heit;
Die Fuͤnff und Viertzigſte (Erſte)
Luc. 23, 43. 2. Cor. 5, 1. Hebr. 13, 14.deſſen Wundſch Chriſtus mit Gewaͤhrung begegnet: Heute wirſtu mit im Paradeiß ſeyn. St. Pauli: Wir haben hie keine bleiben- de Statt/ ſondern die zukuͤnfftige ſuchen wir. Welche Wuͤndſche und Seuffzer die Maͤrtyrer auch mit ihrem Blut unterſchrieben haben/ und daruͤber die greuligſte Marter mit Freuden außgeſtanden/ weil ſie den Tod fuͤr einen Gewinn und Hingang zu jenem beſſern Leben an- geſehen.
VIII. Confeſſio gentilium,Die Bekaͤntnuͤß der blin- den Heyden/ die ihnen daher die campos elyſios eingebildet; Jm Na- Cic. l. 1. Tuſc. qq.men aller Heyden ſagt Cicero: Maximum hoc argumentum naturam ipſam de animarum immortalitate tacitam judicare, quod omnibus curæ ſint, & maximè quidem quæ poſt mortem futura ſunt; ſenex alteri ſeculo plantat: hinc res Romanorum præclarè geſtæ, hinc ædi- ficatio, hinc liberorum cura, hinc librorum ſcriptio. Es iſt ein ſtarckes argument und Grund in der Natur verborgen von der Seelen Vnſterb- ligkeit; dieweil iederman ſo ſehr fuͤr das jenige/ was nach dem Tode folgen werde/ ſorget: Ein alter pflantzet und arbeiter fuͤr die andere kuͤnfftige Zeit/ daher kom̃en alle und zielen dahin die herrlichen Thaten der Roͤmer/ dahin ſehen die praͤchtige Gebaͤu/ die Kinder-Erziehung/ das Buͤcher-ſchreiben. Dannenhero auch bey den Barbariſchen Mexicanern im abſterben groſ- ſer Herren die jenigen mit ſterben muͤſſen/ welche ihnen in dieſem Leben auffgewartet; die ſilberne/ guͤldene Schaͤtze und Kleinodien werden mit vergraben/ auch wann ſie durch Diebſtal etwas hinweggenommen/ mey- nen ſie/ es ſey ihnen aus der andern Welt kommen.
Jſt alſo eine glaubwuͤrdige Lehr/ unſer Glaube iſt wohl daran/ daß er dieſes fuͤr gewiß und wahr halt. Hie iſt kein phan- taſma rationis, keine Traͤume die von gelehrten Phantaſten erdichtet wor- den. Hiẽ iſt kein Civitas Platonica oder ein Schloß in den Lufft hinauff gebauen. Hie iſt kein Utopia Thomæ Mori, der eine Policey entworf- fen/ wie ſie ſeyn ſolt/ aber nirgend gefunden als in Utopiâ, das iſt Vnort/ zu Nirgendsheim; kein Chriſtianopolis oder Respublica Chriſtianopo- litica, welche D. Valentinus Andreæ gantz zierlich und artig in Gedan- cken formirt; kein Icaria, da die Jcari hoͤher fliegen wollen als die Federn gewachſen; kein Selenia oder Monsſtatt/ von welchen allen man ſagen mag/ da wir erwachten/ war es ein Traum. Sondern hie iſt eitel War-
Vide differentiam hujus & æternæ vitæ eleganti ſtylo delineatam ab Auguſt. tract. 124. in Iohan.
heit;
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[564/0596]
Die Fuͤnff und Viertzigſte (Erſte)
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de Statt/ ſondern die zukuͤnfftige ſuchen wir. Welche Wuͤndſche
und Seuffzer die Maͤrtyrer auch mit ihrem Blut unterſchrieben haben/
und daruͤber die greuligſte Marter mit Freuden außgeſtanden/ weil
ſie den Tod fuͤr einen Gewinn und Hingang zu jenem beſſern Leben an-
geſehen.
Luc. 23, 43.
2. Cor. 5, 1.
Hebr. 13,
14.
VIII. Confeſſio gentilium, Die Bekaͤntnuͤß der blin-
den Heyden/ die ihnen daher die campos elyſios eingebildet; Jm Na-
men aller Heyden ſagt Cicero: Maximum hoc argumentum naturam
ipſam de animarum immortalitate tacitam judicare, quod omnibus
curæ ſint, & maximè quidem quæ poſt mortem futura ſunt; ſenex
alteri ſeculo plantat: hinc res Romanorum præclarè geſtæ, hinc ædi-
ficatio, hinc liberorum cura, hinc librorum ſcriptio. Es iſt ein ſtarckes
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ligkeit; dieweil iederman ſo ſehr fuͤr das jenige/ was nach dem Tode folgen
werde/ ſorget: Ein alter pflantzet und arbeiter fuͤr die andere kuͤnfftige Zeit/
daher kom̃en alle und zielen dahin die herrlichen Thaten der Roͤmer/ dahin
ſehen die praͤchtige Gebaͤu/ die Kinder-Erziehung/ das Buͤcher-ſchreiben.
Dannenhero auch bey den Barbariſchen Mexicanern im abſterben groſ-
ſer Herren die jenigen mit ſterben muͤſſen/ welche ihnen in dieſem Leben
auffgewartet; die ſilberne/ guͤldene Schaͤtze und Kleinodien werden mit
vergraben/ auch wann ſie durch Diebſtal etwas hinweggenommen/ mey-
nen ſie/ es ſey ihnen aus der andern Welt kommen.
Cic. l. 1.
Tuſc. qq.
Jſt alſo eine glaubwuͤrdige Lehr/ unſer Glaube iſt wohl
daran/ daß er dieſes fuͤr gewiß und wahr halt. Hie iſt kein phan-
taſma rationis, keine Traͤume die von gelehrten Phantaſten erdichtet wor-
den. Hiẽ iſt kein Civitas Platonica oder ein Schloß in den Lufft hinauff
gebauen. Hie iſt kein Utopia Thomæ Mori, der eine Policey entworf-
fen/ wie ſie ſeyn ſolt/ aber nirgend gefunden als in Utopiâ, das iſt Vnort/
zu Nirgendsheim; kein Chriſtianopolis oder Respublica Chriſtianopo-
litica, welche D. Valentinus Andreæ gantz zierlich und artig in Gedan-
cken formirt; kein Icaria, da die Jcari hoͤher fliegen wollen als die Federn
gewachſen; kein Selenia oder Monsſtatt/ von welchen allen man ſagen
mag/ da wir erwachten/ war es ein Traum. Sondern hie iſt eitel War-
Vide differentiam hujus & æternæ vitæ eleganti ſtylo delineatam ab Auguſt.
tract. 124. in Iohan.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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