Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. ist die grösseste unter ihnen/ dieweil sie in Ewigkeit bleiben und nim-mer vergehen wird. Wer ists der nicht gern hören wolte den warhafftigen und löblichen Wer nun für Gott und allen heiligen Engeln recht schön will seyn in ihren J i i i 2
Predigt. iſt die groͤſſeſte unter ihnen/ dieweil ſie in Ewigkeit bleiben und nim-mer vergehen wird. Wer iſts der nicht gern hoͤren wolte den warhafftigen und loͤblichen Wer nun fuͤr Gott und allen heiligen Engeln recht ſchoͤn will ſeyn in ihren J i i i 2
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Predigt.
iſt die groͤſſeſte unter ihnen/ dieweil ſie in Ewigkeit bleiben und nim-
mer vergehen wird.
Wer iſts der nicht gern hoͤren wolte den warhafftigen und loͤblichen
Anſpruch des Sohns Gottes an ſeine Seel? Du biſt allerdings
ſchoͤn/ meine Freundin/ kein Mackel iſt an dir! Ja man erfaͤhrts
wie die Leute ſich nach ſolchem Lob ſehnen/ wie ſie ſich damit kuͤtzeln: Man-
cher Menſch waͤre gern noch ſchoͤner als ihn Gott erſchaffen/ was der
Natur abgehet/ das unterſtehet er durch die Kunſt/ durch Kleider-Pracht/
Schmuck und Zierath zu erſetzen. Dem Leibe nach lieblich und ſchoͤn
ſeyn/ ſagt Salomon/ iſt nichts/ ein Weib das den HErrn fuͤrch-
tet/ das ſoll man loben/ Tugend-ſchoͤn iſt die beſte Kron. Es gibet
zwar auch Phariſe er/ die ſich in Engel des Liechts koͤnnen verſtellen/ treiben
eine Pracht mit ihrer Schein-Froͤmmigkeit/ ruͤhmen ſich derſelben per
περιε αυτο λογίαν, brauchen einen ſolchen Spiegel/ der was klein iſt vergroͤſ-
ſert/ wollen ſich gantz ſauber machen/ vnd von maͤnniglich dafuͤr angeſehen
ſeyn/ als haͤtten ſie keinen Flecken oder Mackel an ſich. Sinds groſſe
Leute/ ſo fordern ſie die adulation und Fuchßſchwantz/ wer damit nicht
kan umbgehen/ der hat keinen Stern in der Welt. O des ſchnoͤden
Selbſt-Betrugs! Wie mangelt manchem groſſen Herrn ein Hof-Narr/
der ihm die Warheit ſagte? Das ſchoͤne Kaͤtzlein/ () adulatio genennet/
thut groſſen Schaden. Abſolon war wunderſchoͤn/ aber da er gleich dem
Narciſſo ſich in ſich ſelbſt verliebte/ ſo muſten ihm ſeine ſchoͤne Haar zum
Strick werden.
Prov. 31, 30.
() vide D.
Luther.
tom. 6. fol.
162. ubi de
Hercule &
Omphale.
Wer nun fuͤr Gott und allen heiligen Engeln recht ſchoͤn will ſeyn
und heiſſen hie und dort/ dem iſt kein beſſerer Spiegel beſchert als naͤchſt
dem Ertz-Muſter aller Tugenden/ dem ſchoͤnſten unter allen Menſchen-
Kindern/ ſeine hochbegnadete liebe Mutter/ die liebe Jungfrau Maria/
die uns im Evangelio fuͤrgebildet wird/ nicht ad cultum ſed imitationem,
nicht zu ihro unzimlichen Goͤttlichen reverentz und anbetten/ wie die Ma-
rianer (viel mehr als Catholiſche Chriſten/ à potiori fit denominatio)
zu thun pflegen/ Chriſtum ſetzt man ihr als ein Kindlein auff die Arm/
quaſi appendicis loco, ſie aber iſts/ deren man die Ehre anthut; Chriſtus
hat den Titul und Namen/ die Jungfrau Maria traͤgt die Ehre davon:
ſondern zur tugendſamen Nachfolge. Wie ſie nun droben im Himmel
als die groͤſſeſte Heiligin/ die choream und den Reygen der Außerwehlten
fuͤhret/ alſo hat ſie auch auff Erden in der Zeit mit einem Außbund-ſchoͤ-
nen Exempel der gantzen Chriſtenheit fuͤrgeleuchtet: Wer dermahl eins
in ihren
J i i i 2
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