Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. Verhängnüß sieben Söhne Sauls an den liechten Galgen auff einemhohen Berge auffgehenckt worden: Das war eine unglückseelige Tragoe- di und Schauspiel. Diese tode/ verbannete/ unbegrabene cadavera und Leichnam stuncken und waren so abscheulich/ daß iederman Augen und Nasen zugehalten/ wer fürüber gangen. II. Infeliciora, Noch unglückseeliger sind sie gewest/ we- III. Aber auch Felicia, glückseelig/ wegen des Erbar- und Sechster Theil. S s s s
Predigt. Verhaͤngnuͤß ſieben Soͤhne Sauls an den liechten Galgen auff einemhohen Berge auffgehenckt worden: Das war eine ungluͤckſeelige Tragœ- di und Schauſpiel. Dieſe tode/ verbannete/ unbegrabene cadavera und Leichnam ſtuncken und waren ſo abſcheulich/ daß iederman Augen und Naſen zugehalten/ wer fuͤruͤber gangen. II. Infeliciora, Noch ungluͤckſeeliger ſind ſie geweſt/ we- III. Aber auch Felicia, gluͤckſeelig/ wegen des Erbar- und Sechſter Theil. S ſ ſ ſ
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Predigt.
Verhaͤngnuͤß ſieben Soͤhne Sauls an den liechten Galgen auff einem
hohen Berge auffgehenckt worden: Das war eine ungluͤckſeelige Tragœ-
di und Schauſpiel. Dieſe tode/ verbannete/ unbegrabene cadavera und
Leichnam ſtuncken und waren ſo abſcheulich/ daß iederman Augen und
Naſen zugehalten/ wer fuͤruͤber gangen.
II. Infeliciora, Noch ungluͤckſeeliger ſind ſie geweſt/ we-
gen der Zeit/ die ſie haben hangen muͤſſen. Es hatten die Hebreer
ein Geſetz/ Devt. 21. daß der auffgehenckte maleficant nicht uͤber Nacht
hangen/ ſondern vor der Sonnen Vntergang widerumb ſolte abgenom-
men werden. Jſt alſo practicirt worden auch an den Feinden von Jo-
ſua mit dem Koͤnige von Ai und an den fuͤnff Koͤnigen der Amoriter;
welche Gnade auch den ἀυτοφόνοις und Selbſt-Moͤrdern widerfahren/
wie Joſephus bezeuget. Welches Gebott fundirt in der æquitaͤt/ auch
fuͤr ſich ſelbſt der humanitaͤt gemaͤß/ daß man ſich mit dem Tode der male-
ficanten ſaͤttigen laſſe: iſt auch in der Gerechtigkeit gegruͤndet; Dann
wie kommen die Diebe und die Moͤrder darzu/ daß ſie nach dem Tode da
hangen und ligen muͤſſen/ andere groͤſſere maleficanten/ Zauberer/ ꝛc.
werden mit Feuer verbrennet/ im Waſſer erſaͤufft? Jſts umb das Exempel
zu thun/ ſo moͤchte der Ort des Hochgerichts/ da die armen Suͤnder abge-
than werden/ Schroͤckens genug gebaͤren? Zu gleicherweiß muͤßten ex
oppoſito und im Gegentheil auch die reliquien der Heiligen auffgehaben/
und maͤnniglich zum Exempel zur Schau fuͤrgeleget werden. Wir laſſen
aber dieſen Streit hie unbeſtritten/ halten viel auff das Geſetz Gottes als
die regul vnd Richt-Schnur. So gut mochts aber den Soͤhnen Sauls
nicht werden/ die Gibeoniten als Heyden procedirten nach ihren Rechten
und Weiſe mit ihnen/ biß ſo lang der Regen vom Himmel herab gefallen/
hangen da Tag und Nacht/ mit groſſem Hohn und Spott.
Devt. 21,
23.
Ioſ, 8, 29.
c. 10, 26. 27.
Ioſeph. l. 3.
de bell.
c. 14.
III. Aber auch Felicia, gluͤckſeelig/ wegen des Erbar-
mens und Mitleidens; dann es widerfaͤhret ihnen dieſe Gutthat/
daß noch iemand geweſt/ der ſich ihrer erbarmet/ nemlich die Rizpa/ Sauls
Kebs-Weib/ die Tochter Aja/ ihrer zween Soͤhne Mutter und der andern
fuͤnff Blutfreundin; die uͤberwindet durch die ςοργην` und eingepflantzte
Mutter-Liebe allen Spott/ Schmach und Schande/ Geſtanck und Vn-
gemach/ und machet ſich an das Creutz oder Galgen/ breitet auff den Fel-
ſen einen Sack oder zwilchen Tuch aus/ biß das Waſſer vom Himmel
uͤber ſie troff/ (zum Zeugnuͤß/ daß nunmehr Zeit ſeye/ ſie widerumb herab
zu nehmen) das iſt/ biß der Theurung/ ſo aus Duͤrre herkommen/ gewehret/
und
Sechſter Theil. S ſ ſ ſ
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