Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Neun und Funffzigste (Sechste) Alte/ der da sagte/ er lese täglich in einem Buch von drey Blättern: daserste wäre schwartz/ das andere weiß/ das dritte roth; in dem schwartzen betrachte er die finstere Höll und ewige Verdamnüß; in dem weissen die Herrligkeit des ewigen Lebens; in dem rothen die blutige Passion des Herren Christi: das ist ein edel studium! wer stets an die Hölle und das ewige Feuer gedencket/ wird gewißlich nimmermehr drein fallen. Wirstu es recht bedencken/ so wird dir Angst werden. Heiß soll uns werden 2. calore angoris & horroris, von Lasset uns also erschröcken vor dem Feuer/ daß wir heiß Wer
Die Neun und Funffzigſte (Sechſte) Alte/ der da ſagte/ er leſe taͤglich in einem Buch von drey Blaͤttern: daserſte waͤre ſchwartz/ das andere weiß/ das dritte roth; in dem ſchwartzen betrachte er die finſtere Hoͤll und ewige Verdamnuͤß; in dem weiſſen die Herrligkeit des ewigen Lebens; in dem rothen die blutige Paſſion des Herren Chriſti: das iſt ein edel ſtudium! wer ſtets an die Hoͤlle und das ewige Feuer gedencket/ wird gewißlich nimmermehr drein fallen. Wirſtu es recht bedencken/ ſo wird dir Angſt werden. Heiß ſoll uns werden 2. calore angoris & horroris, von Laſſet uns alſo erſchroͤcken vor dem Feuer/ daß wir heiß Wer
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Die Neun und Funffzigſte (Sechſte)
Alte/ der da ſagte/ er leſe taͤglich in einem Buch von drey Blaͤttern: das
erſte waͤre ſchwartz/ das andere weiß/ das dritte roth; in dem ſchwartzen
betrachte er die finſtere Hoͤll und ewige Verdamnuͤß; in dem weiſſen die
Herrligkeit des ewigen Lebens; in dem rothen die blutige Paſſion des
Herren Chriſti: das iſt ein edel ſtudium! wer ſtets an die Hoͤlle und
das ewige Feuer gedencket/ wird gewißlich nimmermehr drein fallen.
Wirſtu es recht bedencken/ ſo wird dir Angſt werden.
Heiß ſoll uns werden 2. calore angoris & horroris, von
der Angſt- und Schroͤck-Hitz! Gleich wie bey den Phariſeern/ als
Johannes von einem Feuer predigte/ Matth. 3. und ſprach: Es iſt ſchon
die Art den Baͤumen an die Wurtzel geleget/ welcher Baum
nicht gute Fruͤchte bringet/ wird abgehauen und ins Feuer ge-
worffen werden; Da drunge es durch Seel und Geiſt/ daß ſie hauf-
fenweife herzu lieffen; als nun Johannes ſolches ſahe/ fieng er an; Wer
hat dann euch gezeiget/ daß ihr dem kuͤnfftigen Zorn entrin-
nen möget? Sehet zu/ thut rechtſchaffene Fruͤchte der Buſſe!
Wann die Schrifft ſagte/ daß zum wenigſten nur einer oder zween oder
zum hoͤchſten drey ſolten verdammet werden/ ſo ſolten wir uns billich fuͤrch-
ten und beſorgen/ ob wir nicht etwan in derſelben Zahl begriffen waͤren:
Nun aber werden ſo viel million tauſend dermahl eins verdammet wer-
den; Fuͤrwahr/ in wem noch ein Fuͤncklein der Vernunfft iſt/ muß ſich
daruͤber entſetzen; Es iſt kein Kinderſpiel: Kan man das Zahnwehe
nicht vertragen/ und klagen ſo hefftig uͤber die Schmertzen/ daß man faſt
Tag noch Nacht keine Ruh dafuͤr haben kan/ wie will man dañ des ewigen
Feuers Pein ertragen und erleiden? Es halte einer nur den Finger ſtete
eine Weile in das Liecht oder Feuer/ der wird erfahren was Feuer iſt/ und
wie es ſchmertze? Aber was wolte das ſeyn gegen dem ewigen hoͤlliſchen
Feuer? Eben als wie ein Muckenſtich gegen einer andern groſſen Marter.
Wer etwan das Fieber einmahl hat gehabt/ der hat ein Bildnuͤß der hoͤl-
liſchen Marter gefuͤhlet/ wann er dencket an die Hitze/ Froſt und Zaͤhnklap-
pen/ das er hat muͤſſen außſtehen; Aber nur Kinderſpiel! da ſoll ja einer
erſchroͤcken. Wer gedencket an das ewige Feuer/ dem wird das Lachen wer-
den theuer.
Matt. 3, 10.
v. 7. & 8.
Eſa. 33, 14.
Laſſet uns alſo erſchroͤcken vor dem Feuer/ daß wir heiß
werden 3. calore deſiderii ſalutis, von der Sehnſucht/ von
dem heiſſen Verlangen nach der Huͤlffe und ewigem Heil!
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