Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. quentiam folget negatio Trinitatis, die Verneinung und Verläugnungder Heiligen Dreyeinigkeit: Dann so der Heilige Geist nicht vom Sohne außgehet/ so muß er der Sohn selbst seyn; wo nicht ist relationis oppo- sitio, wo nicht der Sender dem Gefendeten entgegen gefetzt wird/ wo kein actus internus, keine innerliche/ eigene/ persönliche/ unmittheilbare Hand- lung/ da ist auch kein Vnterscheid/ so müssen nothwendig nur zwo Per- sonen seyn. Es hat aber der gerechte Gott bald hernach solche Halßstarrigkeit an Dieses ist uns zum Muster und Fürbild geschehen/ daß wir an höret/
Predigt. quentiam folget negatio Trinitatis, die Verneinung und Verlaͤugnungder Heiligen Dreyeinigkeit: Dann ſo der Heilige Geiſt nicht vom Sohne außgehet/ ſo muß er der Sohn ſelbſt ſeyn; wo nicht iſt relationis oppo- ſitio, wo nicht der Sender dem Gefendeten entgegen gefetzt wird/ wo kein actus internus, keine innerliche/ eigene/ perſoͤnliche/ unmittheilbare Hand- lung/ da iſt auch kein Vnterſcheid/ ſo muͤſſen nothwendig nur zwo Per- ſonen ſeyn. Es hat aber der gerechte Gott bald hernach ſolche Halßſtarrigkeit an Dieſes iſt uns zum Muſter und Fuͤrbild geſchehen/ daß wir an hoͤret/
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Predigt.
quentiam folget negatio Trinitatis, die Verneinung und Verlaͤugnung
der Heiligen Dreyeinigkeit: Dann ſo der Heilige Geiſt nicht vom Sohne
außgehet/ ſo muß er der Sohn ſelbſt ſeyn; wo nicht iſt relationis oppo-
ſitio, wo nicht der Sender dem Gefendeten entgegen gefetzt wird/ wo kein
actus internus, keine innerliche/ eigene/ perſoͤnliche/ unmittheilbare Hand-
lung/ da iſt auch kein Vnterſcheid/ ſo muͤſſen nothwendig nur zwo Per-
ſonen ſeyn.
Es hat aber der gerechte Gott bald hernach ſolche Halßſtarrigkeit an
den Griechen ſchroͤcklich geſtraffet/ dieweil ſie durch Suͤnden den H. Geiſt
erbittert/ mit der aͤuſſerſten ruin der Statt Conſtantinopel; die Mahomet/
der Groß-Tuͤrck anno 1453. mit einer Macht von vier hundert tauſenten/
und uͤber dritthalb hundert Schiff belaͤgert/ einbekom̃en/ und alſo gehauſet/
wie unſere Chriſten heutiges Tages/ dẽ garans geſpielet/ die Haupt-Kirche
zu St. Sophia zum Roß-Stall gemacht/ die Weiber auff den Altaren
gefchaͤndet/ alle des Kaͤyfers (der zutreten worden in der Flucht) Bluts-
Freunde ermordet/ der Jammer iſt mit Menſchen-Zungen nicht außzu-
ſprechen/ und iſt alſo die ſchoͤne Statt Conſtantinopel/ ſo vom Conſtan-
tino gebauet/ 1122. Jahr in der Chriſten Hand geweſt/ von Conſtantino
dem Funffzehenden und letzten Griechiſchen Kaͤyſer der Helenæ Sohn
verlohren worden. Was war doch die Vrſach? fraget Gennadius, Vnſer
Volck hat keinem Goͤtzen gedienet/ noch den Sohn Gottes gecrentziget/
noch dennoch/ O des unertraͤglichen Schmertzens! O des unerhoͤrten
Vngluͤcks und Jammers! Wir ſeynd aller Heyden/ ja der Juͤden ſelbſt/
Knechte worden. Es hat zwar die reiffe/ uͤbermachte/ Himmel-ſchreyende
Boßheit/ die Goͤttliche Nemeſin und Rach armirt und in Harniſch ge-
jagt; aber die Verlaͤugnung des Heiligen Geiſtes hat die Waffen des
Goͤttlichen Zorns acuirt und gewetzet. Jſts wahr/ was die Hiſtorien
melden/ ſo iſts freylich nicht ſine omine und ohne ſonderbare Bedeutung
geweſt/ daß da Conſtantinus die Statt gebauet/ obſerviret ein Feuer vom
Himmel herab fallen in die Statt/ und als Mahomet ſie belaͤgert/ ſoll
man wieder ein Feuer geſehen haben/ das ſich aus der Statt erhoben und
in Himmel zugeflogen/ nemlich der Heilige Geiſt wird gegeben vom Him-
mel herab/ aber wann er verachtet wird/ ſo weichet er wieder hinweg.
Dieſes iſt uns zum Muſter und Fuͤrbild geſchehen/ daß wir an
frembden Schaden witzig werden/ und mit der Offenbarung Goͤttlicher
Geheimnuͤß nicht ſpielen/ den H. Geiſt nicht betruͤben/ nicht erbittern/
durch die Vnwiſſenheit der groben ignoranten/ die beſorglich/ wann man
ein examen anſtellen ſolte/ ſagen wuͤrden: Wir haben auch nie ge-
hoͤret/
Act. 19, 2.
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