Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. gescholten/ daß er ihm die Freundschafft nicht gethan/ und mit einemGruß-Kuß empfangen; Sondern vielmehr osculis mysticis, mit geist- lichen Küssen/ solche/ die geistlicher Weise anzunehmen und zu verstehen/ als da gewest/ wie ins gemein alle seine incarnations-merita und bene- ficia, evangelia & sacramenta, sein Verdienst und Wolthaten/ alle seine Predigten und miracula, so viel er deren gethan und außgestanden/ so viel würckliche Liebs-Küsse/ basia, das ist/ bases amotis, Liebes-Stützen und Grundfeste/ hat er außgetheilet; Sonderlich aber ziehen die lieben Alten daher osculum paschale & pentecostale, den Oster- und Pfingst-Kuß/ der hohen/ theuren und theuer-erworbenen Gnaden-Gabe des Heiligen Geistes/ von St. Johanne demIoh. 20, 19. 21. Schos-Jünger Jesu so fleissig auffgezeichnet. Dann da finden wir alle Stücke/ so zu einem Gruß und Liebes-Kuß gehören: os suave, die holdseligen Lippen/ aus welchen geflossen der Gruß-Fried/ zum zwey- ten mal/ Friede sey mit euch! Jch bringe euch einen frölichen Oster- Tag/ Sabbathum conscientiae, Sabbathi serenum, sereni quietem, quie- tis delicias, den Gewissens-Sabbath/ den frölichen Sabbath/ den Ruhe- Sabbath/ den rechten Ruhe-Tag/ den lieblichen Sabbath/ den Frieden/Phil. 4, 7. der höher ist als alle Vernunfft/ pacem meam, meinen/Ioh. 14, 27. das ist den geistlichen Frieden/ Hertzens-Frieden/ beständigen Seelen- Frieden/ paß-machenden Trost-Frieden; pacem resurrectionis fructum, die Frucht der Aufferstehung/ den Frieden/ in welchem alle geistliche und himlische Segen begrieffen; darumb seyd getrost! Wir finden hier 2. oris halitum, das Anhauchen des Mun- oscula- G 2
Predigt. geſcholten/ daß er ihm die Freundſchafft nicht gethan/ und mit einemGruß-Kuß empfangen; Sondern vielmehr oſculis myſticis, mit geiſt- lichen Kuͤſſen/ ſolche/ die geiſtlicher Weiſe anzunehmen und zu verſtehen/ als da geweſt/ wie ins gemein alle ſeine incarnations-merita und bene- ficia, evangelia & ſacramenta, ſein Verdienſt und Wolthaten/ alle ſeine Predigten und miracula, ſo viel er deren gethan und außgeſtanden/ ſo viel wuͤrckliche Liebs-Kuͤſſe/ baſia, das iſt/ baſes amotis, Liebes-Stuͤtzen und Grundfeſte/ hat er außgetheilet; Sonderlich aber ziehen die lieben Alten daher oſculum paſchale & pentecoſtale, den Oſter- und Pfingſt-Kuß/ der hohen/ theuren und theuer-erworbenen Gnaden-Gabe des Heiligen Geiſtes/ von St. Johanne demIoh. 20, 19. 21. Schos-Juͤnger Jeſu ſo fleiſſig auffgezeichnet. Dann da finden wir alle Stuͤcke/ ſo zu einem Gruß und Liebes-Kuß gehoͤren: os ſuave, die holdſeligen Lippen/ aus welchen gefloſſen der Gruß-Fried/ zum zwey- ten mal/ Friede ſey mit euch! Jch bringe euch einen froͤlichen Oſter- Tag/ Sabbathum conſcientiæ, Sabbathi ſerenum, ſereni quietem, quie- tis delicias, den Gewiſſens-Sabbath/ den froͤlichen Sabbath/ den Ruhe- Sabbath/ den rechten Ruhe-Tag/ den lieblichen Sabbath/ den Frieden/Phil. 4, 7. der höher iſt als alle Vernunfft/ pacem meam, meinen/Ioh. 14, 27. das iſt den geiſtlichen Frieden/ Hertzens-Frieden/ beſtaͤndigen Seelen- Frieden/ paß-machenden Troſt-Frieden; pacem reſurrectionis fructum, die Frucht der Aufferſtehung/ den Frieden/ in welchem alle geiſtliche und himliſche Segen begrieffen; darumb ſeyd getroſt! Wir finden hier 2. oris halitum, das Anhauchen des Mun- oſcula- G 2
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Predigt.
geſcholten/ daß er ihm die Freundſchafft nicht gethan/ und mit einem
Gruß-Kuß empfangen; Sondern vielmehr oſculis myſticis, mit geiſt-
lichen Kuͤſſen/ ſolche/ die geiſtlicher Weiſe anzunehmen und zu verſtehen/
als da geweſt/ wie ins gemein alle ſeine incarnations-merita und bene-
ficia, evangelia & ſacramenta, ſein Verdienſt und Wolthaten/ alle ſeine
Predigten und miracula, ſo viel er deren gethan und außgeſtanden/ ſo viel
wuͤrckliche Liebs-Kuͤſſe/ baſia, das iſt/ baſes amotis, Liebes-Stuͤtzen und
Grundfeſte/ hat er außgetheilet; Sonderlich aber ziehen die lieben Alten
daher oſculum paſchale & pentecoſtale, den Oſter- und
Pfingſt-Kuß/ der hohen/ theuren und theuer-erworbenen
Gnaden-Gabe des Heiligen Geiſtes/ von St. Johanne dem
Schos-Juͤnger Jeſu ſo fleiſſig auffgezeichnet. Dann da finden wir alle
Stuͤcke/ ſo zu einem Gruß und Liebes-Kuß gehoͤren: os ſuave, die
holdſeligen Lippen/ aus welchen gefloſſen der Gruß-Fried/ zum zwey-
ten mal/ Friede ſey mit euch! Jch bringe euch einen froͤlichen Oſter-
Tag/ Sabbathum conſcientiæ, Sabbathi ſerenum, ſereni quietem, quie-
tis delicias, den Gewiſſens-Sabbath/ den froͤlichen Sabbath/ den Ruhe-
Sabbath/ den rechten Ruhe-Tag/ den lieblichen Sabbath/ den Frieden/
der höher iſt als alle Vernunfft/ pacem meam, meinen/
das iſt den geiſtlichen Frieden/ Hertzens-Frieden/ beſtaͤndigen Seelen-
Frieden/ paß-machenden Troſt-Frieden; pacem reſurrectionis fructum,
die Frucht der Aufferſtehung/ den Frieden/ in welchem alle geiſtliche und
himliſche Segen begrieffen; darumb ſeyd getroſt!
Ioh. 20, 19.
21.
Phil. 4, 7.
Ioh. 14, 27.
Wir finden hier 2. oris halitum, das Anhauchen des Mun-
des; ſicut ii, qui ſe oſculantur (ſind Ambroſii Gedancken uͤber den
118. Pſalm) non labiorum prælibatione contenti, ſed ſpiritum ſuum
ſibi invicem videntur infundere; gleich wie die jenigen/ ſo einander kuͤſ-
ſen/ nicht ſich gnuͤgen laſſen mit Anruͤhrung der Lippen/ ſondern es ſchei-
net/ als wann ſie einander den Athem einhauchten; Alſo hat Chriſtus
ſeine Juͤnger/ neben dem Munde der holdſeligen Lippen/ auch mit ſei-
nem allerheiligſtem Athem angehauchet und angeblaſen: Darauff folget
das oſculum, der Kuß ſelbſt; Was iſt das? Der Heilige Geiſt;
Nehmet hin/ ſagt Er/ den Heiligen Geiſt; gleich wie der H. Geiſt
iſt ein Kuß in der H. Dreyfaltigkeit/ der Vater und der Sohn in der hochge-
benedeyeten Gottheit/ welche die weſentliche Liebe ſelbſt iſt/ kuͤſſen ſich unter
einander mit dem Munde des Heiligen Geiſtes. Pater eſt oſculans, Filius
oſcula-
Ambroſ.
in Pſ. 118.
G 2
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