Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Die acht und dreissigste
Außer wählten bedeutet/ und haben die Gegner nie mit keiner Jnstantz/ die
den Stich halten könte/ auffkommen können. Sondern allezeit heist es/
entweder die böse Welt/ die in dem argen liegt/ oder insgemein die gantze
Welt/ so fern sie Glaubige und Unglaubige einschließt. Joh. 3/ 16. Also
hat Gott die Welt geliebet/ daß er seinen eingebohrnen Sohn
gab/ auff daß alle/ die an ihn gläuben/ nicht verlohren wer-
den/ sondern das ewige Leben haben.
Zuwider dem Typo. Gleich-
wie die Opffer im alten Testament/ sonderlich die für das gantze Volck
geschehen/ nicht nur für die Außerwählten/ Mosen/ Josuam und Caleb;
sondern auch die Reprobos, Core/ Dathan und Abiram geschehen: Also
vielmehr das einige Versöhn-Opffer Christi am Creutz geschehen für alle
und jede Menschen. Daß es aber nicht bey allen in Eventu den Zweck er-
reicht/ daß sie nicht alle das geistliche Leben geniessen/ das thut der schnöde
Unglaub. Poculum immortalitatis habet quidem in se, ut omnibus
prosit, sed si non bibitur, non omnibus proficit. August.
Darumb
diese Gloß einen Schwammen und Aetz-Wasser bedarff/ abzuwaschen
und außzukratzen.

III. Vita Christo unita. Ein Leben/ da ein Christ und glaubiger
Tisch-Genoß seines Himmel-Brods/ in und mit Christo vereinbaret/ auf
das allerholdseligst/ inniglichst und hertzlichst gefreundet/ als man aus-
dencken/ geschweig außsprechen mag. Gleichwie abermal das Man-
na dergestalt angenommen und gegessen worden/ daß es in des Essenden
Leib/ Safft und Krafft verwandelt/ durch unterschiedliche Kuchen
durchgangen/ gekauet/ gedauet/ gesogen und zubereitet vom Mund in
den Magen/ vom Magen der Leber/ von der Leber allen andern Gliedmas-
sen überlieffert/ und mit denselben ein Fleisch und ein Leben/ und aus
Speiß und Leib ein Ding worden. Also ist auch das Leben in Christo
ein mit Christo vereinbahrtes Leben. Der Christ wird mit Christo ein
Geist/ ein Leib/ Johann. 6/ 5. 6. 1. Corinth. 6/ 17. Ephes. 5/ 30.
Also/ daß ein glaubiger Christ sagen kan: Christus ist mein Leben/
ich leb in Christo/ und Christus ist in mir
Gal. 2/ 20. Davon
predigt St. Paulus Eph. 4/ 15. 16. Lasset uns derowegen recht-
schaffen seyn etc.
davon bekennen wir in unserm Catechismo/ daß al-
le Gläubige sind in Christo unserm HErrn/ als Glieder zu ei-
nem Leib im Heil. Tauff eingeleibet/ Kinder und Erben
Gottes/ und Burger im Himmel worden/ und am ewigen
Gut eine Gemeinschafft haben.
Hundert und aber hundert Albere
und Einfältige lesen und sagen diese Wort/ aber verstehen nicht/ was es gere-

det

Die acht und dreiſſigſte
Außer waͤhlten bedeutet/ und haben die Gegner nie mit keiner Jnſtantz/ die
den Stich halten koͤnte/ auffkommen koͤnnen. Sondern allezeit heiſt es/
entweder die boͤſe Welt/ die in dem argen liegt/ oder insgemein die gantze
Welt/ ſo fern ſie Glaubige und Unglaubige einſchließt. Joh. 3/ 16. Alſo
hat Gott die Welt geliebet/ daß er ſeinen eingebohrnen Sohn
gab/ auff daß alle/ die an ihn glaͤuben/ nicht verlohren wer-
den/ ſondern das ewige Leben haben.
Zuwider dem Typo. Gleich-
wie die Opffer im alten Teſtament/ ſonderlich die fuͤr das gantze Volck
geſchehen/ nicht nur fuͤr die Außerwaͤhlten/ Moſen/ Joſuam und Caleb;
ſondern auch die Reprobos, Core/ Dathan und Abiram geſchehen: Alſo
vielmehr das einige Verſoͤhn-Opffer Chriſti am Creutz geſchehen fuͤr alle
und jede Menſchen. Daß es aber nicht bey allen in Eventu den Zweck er-
reicht/ daß ſie nicht alle das geiſtliche Leben genieſſen/ das thut der ſchnoͤde
Unglaub. Poculum immortalitatis habet quidem in ſe, ut omnibus
proſit, ſed ſi non bibitur, non omnibus proficit. Auguſt.
Darumb
dieſe Gloß einen Schwammen und Aetz-Waſſer bedarff/ abzuwaſchen
und außzukratzen.

III. Vita Chriſto unita. Ein Leben/ da ein Chriſt und glaubiger
Tiſch-Genoß ſeines Himmel-Brods/ in und mit Chriſto vereinbaret/ auf
das allerholdſeligſt/ inniglichſt und hertzlichſt gefreundet/ als man aus-
dencken/ geſchweig außſprechen mag. Gleichwie abermal das Man-
na dergeſtalt angenommen und gegeſſen worden/ daß es in des Eſſenden
Leib/ Safft und Krafft verwandelt/ durch unterſchiedliche Kuchen
durchgangen/ gekauet/ gedauet/ geſogen und zubereitet vom Mund in
den Magen/ vom Magen der Leber/ von der Leber allen andern Gliedmaſ-
ſen uͤberlieffert/ und mit denſelben ein Fleiſch und ein Leben/ und aus
Speiß und Leib ein Ding worden. Alſo iſt auch das Leben in Chriſto
ein mit Chriſto vereinbahrtes Leben. Der Chriſt wird mit Chriſto ein
Geiſt/ ein Leib/ Johann. 6/ 5. 6. 1. Corinth. 6/ 17. Epheſ. 5/ 30.
Alſo/ daß ein glaubiger Chriſt ſagen kan: Chriſtus iſt mein Leben/
ich leb in Chriſto/ und Chriſtus iſt in mir
Gal. 2/ 20. Davon
predigt St. Paulus Eph. 4/ 15. 16. Laſſet uns derowegen recht-
ſchaffen ſeyn ꝛc.
davon bekennen wir in unſerm Catechiſmo/ daß al-
le Glaͤubige ſind in Chriſto unſerm HErꝛn/ als Glieder zu ei-
nem Leib im Heil. Tauff eingeleibet/ Kinder und Erben
Gottes/ und Burger im Himmel worden/ und am ewigen
Gut eine Gemeinſchafft haben.
Hundert und aber hundert Albere
und Einfaͤltige leſen uñ ſagen dieſe Wort/ aber verſtehen nicht/ was es gere-

det
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1030" n="1006"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die acht und drei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te</hi></fw><lb/>
Außer wa&#x0364;hlten bedeutet/ und haben die Gegner nie mit keiner Jn&#x017F;tantz/ die<lb/>
den Stich halten ko&#x0364;nte/ auffkommen ko&#x0364;nnen. Sondern allezeit hei&#x017F;t es/<lb/>
entweder die bo&#x0364;&#x017F;e Welt/ die in dem argen liegt/ oder insgemein die gantze<lb/>
Welt/ &#x017F;o fern &#x017F;ie Glaubige und Unglaubige ein&#x017F;chließt. Joh. 3/ 16. <hi rendition="#fr">Al&#x017F;o<lb/>
hat Gott die Welt geliebet/ daß er &#x017F;einen eingebohrnen Sohn<lb/>
gab/ auff daß alle/ die an ihn gla&#x0364;uben/ nicht verlohren wer-<lb/>
den/ &#x017F;ondern das ewige Leben haben.</hi> Zuwider dem <hi rendition="#aq">Typo.</hi> Gleich-<lb/>
wie die Opffer im alten Te&#x017F;tament/ &#x017F;onderlich die fu&#x0364;r das gantze Volck<lb/>
ge&#x017F;chehen/ nicht nur fu&#x0364;r die Außerwa&#x0364;hlten/ Mo&#x017F;en/ Jo&#x017F;uam und Caleb;<lb/>
&#x017F;ondern auch die <hi rendition="#aq">Reprobos,</hi> Core/ Dathan und Abiram ge&#x017F;chehen: Al&#x017F;o<lb/>
vielmehr das einige Ver&#x017F;o&#x0364;hn-Opffer Chri&#x017F;ti am Creutz ge&#x017F;chehen fu&#x0364;r alle<lb/>
und jede Men&#x017F;chen. Daß es aber nicht bey allen <hi rendition="#aq">in Eventu</hi> den Zweck er-<lb/>
reicht/ daß &#x017F;ie nicht alle das gei&#x017F;tliche Leben genie&#x017F;&#x017F;en/ das thut der &#x017F;chno&#x0364;de<lb/>
Unglaub. <hi rendition="#aq">Poculum immortalitatis habet quidem in &#x017F;e, ut omnibus<lb/>
pro&#x017F;it, &#x017F;ed &#x017F;i non bibitur, non omnibus proficit. Augu&#x017F;t.</hi> Darumb<lb/>
die&#x017F;e Gloß einen Schwammen und Aetz-Wa&#x017F;&#x017F;er bedarff/ abzuwa&#x017F;chen<lb/>
und außzukratzen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">III. Vita Chri&#x017F;to unita.</hi> Ein Leben/ da ein Chri&#x017F;t und glaubiger<lb/>
Ti&#x017F;ch-Genoß &#x017F;eines Himmel-Brods/ in und mit Chri&#x017F;to vereinbaret/ auf<lb/>
das allerhold&#x017F;elig&#x017F;t/ inniglich&#x017F;t und hertzlich&#x017F;t gefreundet/ als man aus-<lb/>
dencken/ ge&#x017F;chweig auß&#x017F;prechen mag. Gleichwie abermal das Man-<lb/>
na derge&#x017F;talt angenommen und gege&#x017F;&#x017F;en worden/ daß es in des E&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Leib/ Safft und Krafft verwandelt/ durch unter&#x017F;chiedliche Kuchen<lb/>
durchgangen/ gekauet/ gedauet/ ge&#x017F;ogen und zubereitet vom Mund in<lb/>
den Magen/ vom Magen der Leber/ von der Leber allen andern Gliedma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en u&#x0364;berlieffert/ und mit den&#x017F;elben ein Flei&#x017F;ch und ein Leben/ und aus<lb/>
Speiß und Leib ein Ding worden. Al&#x017F;o i&#x017F;t auch das Leben in Chri&#x017F;to<lb/>
ein mit Chri&#x017F;to vereinbahrtes Leben. Der Chri&#x017F;t wird mit Chri&#x017F;to ein<lb/>
Gei&#x017F;t/ ein Leib/ Johann. 6/ 5. 6. 1. Corinth. 6/ 17. Ephe&#x017F;. 5/ 30.<lb/>
Al&#x017F;o/ daß ein glaubiger Chri&#x017F;t &#x017F;agen kan: <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus i&#x017F;t mein Leben/<lb/>
ich leb in Chri&#x017F;to/ und Chri&#x017F;tus i&#x017F;t in mir</hi> Gal. 2/ 20. Davon<lb/>
predigt St. Paulus Eph. 4/ 15. 16. <hi rendition="#fr">La&#x017F;&#x017F;et uns derowegen recht-<lb/>
&#x017F;chaffen &#x017F;eyn &#xA75B;c.</hi> davon bekennen wir in un&#x017F;erm Catechi&#x017F;mo/ <hi rendition="#fr">daß al-<lb/>
le Gla&#x0364;ubige &#x017F;ind in Chri&#x017F;to un&#x017F;erm HEr&#xA75B;n/ als Glieder zu ei-<lb/>
nem Leib im Heil. Tauff eingeleibet/ Kinder und Erben<lb/>
Gottes/ und Burger im Himmel worden/ und am ewigen<lb/>
Gut eine Gemein&#x017F;chafft haben.</hi> Hundert und aber hundert Albere<lb/>
und Einfa&#x0364;ltige le&#x017F;en un&#x0303; &#x017F;agen die&#x017F;e Wort/ aber ver&#x017F;tehen nicht/ was es gere-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">det</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1006/1030] Die acht und dreiſſigſte Außer waͤhlten bedeutet/ und haben die Gegner nie mit keiner Jnſtantz/ die den Stich halten koͤnte/ auffkommen koͤnnen. Sondern allezeit heiſt es/ entweder die boͤſe Welt/ die in dem argen liegt/ oder insgemein die gantze Welt/ ſo fern ſie Glaubige und Unglaubige einſchließt. Joh. 3/ 16. Alſo hat Gott die Welt geliebet/ daß er ſeinen eingebohrnen Sohn gab/ auff daß alle/ die an ihn glaͤuben/ nicht verlohren wer- den/ ſondern das ewige Leben haben. Zuwider dem Typo. Gleich- wie die Opffer im alten Teſtament/ ſonderlich die fuͤr das gantze Volck geſchehen/ nicht nur fuͤr die Außerwaͤhlten/ Moſen/ Joſuam und Caleb; ſondern auch die Reprobos, Core/ Dathan und Abiram geſchehen: Alſo vielmehr das einige Verſoͤhn-Opffer Chriſti am Creutz geſchehen fuͤr alle und jede Menſchen. Daß es aber nicht bey allen in Eventu den Zweck er- reicht/ daß ſie nicht alle das geiſtliche Leben genieſſen/ das thut der ſchnoͤde Unglaub. Poculum immortalitatis habet quidem in ſe, ut omnibus proſit, ſed ſi non bibitur, non omnibus proficit. Auguſt. Darumb dieſe Gloß einen Schwammen und Aetz-Waſſer bedarff/ abzuwaſchen und außzukratzen. III. Vita Chriſto unita. Ein Leben/ da ein Chriſt und glaubiger Tiſch-Genoß ſeines Himmel-Brods/ in und mit Chriſto vereinbaret/ auf das allerholdſeligſt/ inniglichſt und hertzlichſt gefreundet/ als man aus- dencken/ geſchweig außſprechen mag. Gleichwie abermal das Man- na dergeſtalt angenommen und gegeſſen worden/ daß es in des Eſſenden Leib/ Safft und Krafft verwandelt/ durch unterſchiedliche Kuchen durchgangen/ gekauet/ gedauet/ geſogen und zubereitet vom Mund in den Magen/ vom Magen der Leber/ von der Leber allen andern Gliedmaſ- ſen uͤberlieffert/ und mit denſelben ein Fleiſch und ein Leben/ und aus Speiß und Leib ein Ding worden. Alſo iſt auch das Leben in Chriſto ein mit Chriſto vereinbahrtes Leben. Der Chriſt wird mit Chriſto ein Geiſt/ ein Leib/ Johann. 6/ 5. 6. 1. Corinth. 6/ 17. Epheſ. 5/ 30. Alſo/ daß ein glaubiger Chriſt ſagen kan: Chriſtus iſt mein Leben/ ich leb in Chriſto/ und Chriſtus iſt in mir Gal. 2/ 20. Davon predigt St. Paulus Eph. 4/ 15. 16. Laſſet uns derowegen recht- ſchaffen ſeyn ꝛc. davon bekennen wir in unſerm Catechiſmo/ daß al- le Glaͤubige ſind in Chriſto unſerm HErꝛn/ als Glieder zu ei- nem Leib im Heil. Tauff eingeleibet/ Kinder und Erben Gottes/ und Burger im Himmel worden/ und am ewigen Gut eine Gemeinſchafft haben. Hundert und aber hundert Albere und Einfaͤltige leſen uñ ſagen dieſe Wort/ aber verſtehen nicht/ was es gere- det

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1030
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1006. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1030>, abgerufen am 22.11.2024.