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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
Gnade des H. Geistes also und dergestalt/ daß sie dermassen kräfftig sey/
daß welche dadurch gezogen werden/ nothwendiger Weiß glauben. Und
abermal: Sie werden alle von GOtt gelehrt seyn. Quod dicit (ita
idem) Omnes, ad Electos restringi debet, qui soli sunt genuini Ec-
clesiae filii.
Daß er allhie sagt alle/ das muß gezogen werden auf die Aus-
erwählten/ als die allein die rechte und wahre Glieder der Kirchen sind.
Jst also sein Argument dieses: Alle die Christo vom Vater gegeben sind/
kommen zu ihm/ werden vom Vater gezogen/ sind von Gott gelehrt. Nun
aber kommen nicht alle zu Christo etc. Ergo sind nicht alle Christo vom
Vater gegeben. Nach dieser Geigen tantzt die Baselische Bibel neulich mit
Tossani Glossen außgegangen/ in welcher ad Joh. 6/ 37. diese Wort ste-
hen: Hie zeigt er die Ursach an/ warumb die Juden nicht
glauben/ weil sie nicht waren von der Zahl der Außerwähl-
ten.
Deßgleichen Piscator in seiner vergifften teutschen Herbornischen
Bibel/ da er diese Gloß angeschmiert: Alles was mir mein Vater
gibt/ etc. Als spräche er/ ob ihr schon nicht zu mir kommet/
das ist/ nicht an mich gläubet: so sind doch etliche/ die zu mir
kommen/ das ist/ an mich gläuben/ nemlich alle die Gott mein
Vater zum ewigen Leben erwählet/ und mir gegeben hat/ daß
ich sie selig mache/ und daß sie mein seyen. Zeiget also hiemit die
Ursach an/ warumb sie nicht an ihn gläuben/ nemlich weil sie
nicht von Gott erwählet seyn/ sondern verworffen.
Jst nun dem
also/ so haben an jenem Tag eine treffliche Entschuldigung/ nicht nur die
Capernaiten/ die Christi sein Himmelbrod nicht begehrt/ und davon gegangen/
sondern auch alle ungläubige Jüden und Heyden/ also/ daß/ wann sie verdammt
werden ihnen Gewalt und Unrecht geschicht/ dann was können sie dafür/
daß sie nicht außerwählte Jacobiten/ sondern verworffene Esauiten wor-
den? Gesetzt aber/ es werde durch die datos und tractos allein die Außer-
wählte verstanden/ wie aber zu erweisen/ daß die bloß Außerwählten/ ohne
Anschau und Reflexion auff den der Wahl vorhergehenden Glauben?
Es heisset ja kata prognosin, nach dem Vorsehen. Zu geschweigen der
asullogisia, deren sich solche hohe Meister schämen sollen/ dann es ja nicht
folgt. Alle die vom Vater gegeben sind/ die kommen. Ergo, alle die nicht
gegeben sind/ kommen nicht/ gleichwie es nicht folgt: Ein jeder sihet und
höret/ darumb/ alles was kein Mensch ist/ sihet und höret. Nicht daß es a-
ber (die Sach selbst belangend) nicht von den Außerwählten allein zu ver-
stehen/ ist daraus offenbahr/ weil unter solchen Gegebenen Judas J-
scharioth auch gewest/ von welchem Christus Joh. 17/ 12. die du mir

ge-
Achter Theil. Q q q q q q

Predigt.
Gnade des H. Geiſtes alſo und dergeſtalt/ daß ſie dermaſſen kraͤfftig ſey/
daß welche dadurch gezogen werden/ nothwendiger Weiß glauben. Und
abermal: Sie werden alle von GOtt gelehrt ſeyn. Quod dicit (ita
idem) Omnes, ad Electos reſtringi debet, qui ſoli ſunt genuini Ec-
cleſiæ filii.
Daß er allhie ſagt alle/ das muß gezogen werden auf die Aus-
erwaͤhlten/ als die allein die rechte und wahre Glieder der Kirchen ſind.
Jſt alſo ſein Argument dieſes: Alle die Chriſto vom Vater gegeben ſind/
kommen zu ihm/ werden vom Vater gezogen/ ſind von Gott gelehrt. Nun
aber kommen nicht alle zu Chriſto ꝛc. Ergò ſind nicht alle Chriſto vom
Vater gegeben. Nach dieſer Geigen tantzt die Baſeliſche Bibel neulich mit
Toſſani Gloſſen außgegangen/ in welcher ad Joh. 6/ 37. dieſe Wort ſte-
hen: Hie zeigt er die Urſach an/ warumb die Juden nicht
glauben/ weil ſie nicht waren von der Zahl der Außerwaͤhl-
ten.
Deßgleichen Piſcator in ſeiner vergifften teutſchen Herborniſchen
Bibel/ da er dieſe Gloß angeſchmiert: Alles was mir mein Vater
gibt/ ꝛc. Als ſpraͤche er/ ob ihr ſchon nicht zu mir kommet/
das iſt/ nicht an mich glaͤubet: ſo ſind doch etliche/ die zu mir
kommen/ das iſt/ an mich glaͤuben/ nemlich alle die Gott mein
Vater zum ewigen Leben erwaͤhlet/ und mir gegeben hat/ daß
ich ſie ſelig mache/ uñ daß ſie mein ſeyen. Zeiget alſo hiemit die
Urſach an/ warumb ſie nicht an ihn glaͤuben/ nemlich weil ſie
nicht von Gott erwaͤhlet ſeyn/ ſondern verworffen.
Jſt nun dem
alſo/ ſo haben an jenem Tag eine treffliche Entſchuldigung/ nicht nur die
Capernaiten/ die Chriſti ſein Him̃elbrod nicht begehrt/ uñ davon gegangen/
ſondern auch alle unglaͤubige Juͤden uñ Heyden/ alſo/ daß/ wañ ſie verdam̃t
werden ihnen Gewalt und Unrecht geſchicht/ dann was koͤnnen ſie dafuͤr/
daß ſie nicht außerwaͤhlte Jacobiten/ ſondern verworffene Eſauiten wor-
den? Geſetzt aber/ es werde durch die datos und tractos allein die Außer-
waͤhlte verſtanden/ wie aber zu erweiſen/ daß die bloß Außerwaͤhlten/ ohne
Anſchau und Reflexion auff den der Wahl vorhergehenden Glauben?
Es heiſſet ja κατὰ πρόγνωσιν, nach dem Vorſehen. Zu geſchweigen der
ἀσυλλογιςία, deren ſich ſolche hohe Meiſter ſchaͤmen ſollen/ dann es ja nicht
folgt. Alle die vom Vater gegeben ſind/ die kommen. Ergò, alle die nicht
gegeben ſind/ kommen nicht/ gleichwie es nicht folgt: Ein jeder ſihet und
hoͤret/ darumb/ alles was kein Menſch iſt/ ſihet und hoͤret. Nicht daß es a-
ber (die Sach ſelbſt belangend) nicht von den Außerwaͤhlten allein zu ver-
ſtehen/ iſt daraus offenbahr/ weil unter ſolchen Gegebenen Judas J-
ſcharioth auch geweſt/ von welchem Chriſtus Joh. 17/ 12. die du mir

ge-
Achter Theil. Q q q q q q
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[1041/1065] Predigt. Gnade des H. Geiſtes alſo und dergeſtalt/ daß ſie dermaſſen kraͤfftig ſey/ daß welche dadurch gezogen werden/ nothwendiger Weiß glauben. Und abermal: Sie werden alle von GOtt gelehrt ſeyn. Quod dicit (ita idem) Omnes, ad Electos reſtringi debet, qui ſoli ſunt genuini Ec- cleſiæ filii. Daß er allhie ſagt alle/ das muß gezogen werden auf die Aus- erwaͤhlten/ als die allein die rechte und wahre Glieder der Kirchen ſind. Jſt alſo ſein Argument dieſes: Alle die Chriſto vom Vater gegeben ſind/ kommen zu ihm/ werden vom Vater gezogen/ ſind von Gott gelehrt. Nun aber kommen nicht alle zu Chriſto ꝛc. Ergò ſind nicht alle Chriſto vom Vater gegeben. Nach dieſer Geigen tantzt die Baſeliſche Bibel neulich mit Toſſani Gloſſen außgegangen/ in welcher ad Joh. 6/ 37. dieſe Wort ſte- hen: Hie zeigt er die Urſach an/ warumb die Juden nicht glauben/ weil ſie nicht waren von der Zahl der Außerwaͤhl- ten. Deßgleichen Piſcator in ſeiner vergifften teutſchen Herborniſchen Bibel/ da er dieſe Gloß angeſchmiert: Alles was mir mein Vater gibt/ ꝛc. Als ſpraͤche er/ ob ihr ſchon nicht zu mir kommet/ das iſt/ nicht an mich glaͤubet: ſo ſind doch etliche/ die zu mir kommen/ das iſt/ an mich glaͤuben/ nemlich alle die Gott mein Vater zum ewigen Leben erwaͤhlet/ und mir gegeben hat/ daß ich ſie ſelig mache/ uñ daß ſie mein ſeyen. Zeiget alſo hiemit die Urſach an/ warumb ſie nicht an ihn glaͤuben/ nemlich weil ſie nicht von Gott erwaͤhlet ſeyn/ ſondern verworffen. Jſt nun dem alſo/ ſo haben an jenem Tag eine treffliche Entſchuldigung/ nicht nur die Capernaiten/ die Chriſti ſein Him̃elbrod nicht begehrt/ uñ davon gegangen/ ſondern auch alle unglaͤubige Juͤden uñ Heyden/ alſo/ daß/ wañ ſie verdam̃t werden ihnen Gewalt und Unrecht geſchicht/ dann was koͤnnen ſie dafuͤr/ daß ſie nicht außerwaͤhlte Jacobiten/ ſondern verworffene Eſauiten wor- den? Geſetzt aber/ es werde durch die datos und tractos allein die Außer- waͤhlte verſtanden/ wie aber zu erweiſen/ daß die bloß Außerwaͤhlten/ ohne Anſchau und Reflexion auff den der Wahl vorhergehenden Glauben? Es heiſſet ja κατὰ πρόγνωσιν, nach dem Vorſehen. Zu geſchweigen der ἀσυλλογιςία, deren ſich ſolche hohe Meiſter ſchaͤmen ſollen/ dann es ja nicht folgt. Alle die vom Vater gegeben ſind/ die kommen. Ergò, alle die nicht gegeben ſind/ kommen nicht/ gleichwie es nicht folgt: Ein jeder ſihet und hoͤret/ darumb/ alles was kein Menſch iſt/ ſihet und hoͤret. Nicht daß es a- ber (die Sach ſelbſt belangend) nicht von den Außerwaͤhlten allein zu ver- ſtehen/ iſt daraus offenbahr/ weil unter ſolchen Gegebenen Judas J- ſcharioth auch geweſt/ von welchem Chriſtus Joh. 17/ 12. die du mir ge- Achter Theil. Q q q q q q

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1065>, abgerufen am 22.11.2024.