cramenten in engerm Verstand reden wolt/ die Apologia mehr nicht als zwey Sacrament agnoscirt und erkennet/ dann so lauten die folgende Wort. So man alle Ding wolte mit so herrlichem Titul/ Sacrament nennen/ darum/ daß sie GOttes Wort und Befehl haben/ so solt man billich für allen andern das Gebet ein Sacrament nennen: Dann da ist ein starcker GOttes Befehl/ und viel herrlicher Göttlicher Zusage/ es hätte auch wol Ursache. Denn wenn man dem Gebetso grossen Titul gebe/ würden die Leuthe zum Gebet gereitzt. Auch könte man die Allmusen unter die Sacrament rechnen.Itemdas Creutz und die Trübsalen der Christen/ denn die haben auch GOttes Zusage. Wer sihet nicht hierauß/ daß die Apologia auff dem weitern Verstand nicht begehrt zu bestehen/ sondern den engern ihr vorbe- halten?
Ob nun wol solcher massen diese erstbenamste drey irrdische Zeugen/ drey verschiedene und unterschiedene Zeugen sind/ so fasset sie doch der Schoß-Jünger in einen Reyen/ Kreiß und Bezirck gar genau zusammen/ und schreibt (wie etliche alte Exemplaria, sonderlich die lateinische Vul- gata, und teutsche anno 1483. getruckt/ eben in dem Jahr da Lutherus gebohren worden/ dahin lauten:) Et hi tres unum sunt, diese drey sind eins/ oder wie besser alle Griechische Exemplaria lesen/ eis to en eisin, sie sind in eins/ sie sind auff eines gerichtet/ sie zihlen zu einem Zweck/ oder wie es Lutherus gedolmetschet/ beysammen/ ist alles recht/ und in ge- sundem Verstand der Glaubens-Regul gemäß.
En eisin, sie sind eines/non essentia, non omoousia, nicht der Natur und Wesen nach/ in welchem Verstand die drey himmlische Zeugen Eins sind und heissen; nicht also! dann bey den drey irrdischen Zeugen/ gibts allo kai allo, ein anders Wesen ist der Geist/ ein anders das Was- ser/ ein anders das Blut. Sondern en eisi, Eines sind sie/ taxei, der Ordnung nach/ dieweil sie von einem Urheber und Stiffter geordnet/ der uns durch diese drey vereinbarte Zeugen zu sich ziehen wil/ durch seinen Sohn/ der deßwegen mit Wasser und Blut kommen. Eines sind sie/ dieweil sie in einer Form harmonice zusammen stimmen/ nach der tabu- latur deß Göttlichen Worts/ enikos, sicut in musica triphono, wie in ei- ner dreystimmigen Music/ drey Stimmen lauten/ und ist doch ein Ge- sang. Sie sind beysammen ama kai omoun, sie zihlen auff einen Zweck und End/ eis to en, auff das einige Evangelium von Christo/ dem Anfänger und Vollender unsers Glaubens: Eins effectu veritatis, in dem Grund
der
Achter Theil. X
Predigt.
cramenten in engerm Verſtand reden wolt/ die Apologia mehr nicht als zwey Sacrament agnoſcirt und erkennet/ dann ſo lauten die folgende Wort. So man alle Ding wolte mit ſo herꝛlichem Titul/ Sacrament nennen/ darum/ daß ſie GOttes Wort und Befehl haben/ ſo ſolt man billich fuͤr allen andern das Gebet ein Sacrament nennen: Dann da iſt ein ſtarcker GOttes Befehl/ und viel herꝛlicher Goͤttlicher Zuſage/ es haͤtte auch wol Urſache. Denn wenn man dem Gebetſo groſſen Titul gebe/ wuͤrden die Leuthe zum Gebet gereitzt. Auch koͤnte man die Allmuſen unter die Sacrament rechnen.Itemdas Creutz und die Truͤbſalen der Chriſten/ denn die haben auch GOttes Zuſage. Wer ſihet nicht hierauß/ daß die Apologia auff dem weitern Verſtand nicht begehrt zu beſtehen/ ſondern den engern ihr vorbe- halten?
Ob nun wol ſolcher maſſen dieſe erſtbenamſte drey irꝛdiſche Zeugen/ drey verſchiedene und unterſchiedene Zeugen ſind/ ſo faſſet ſie doch der Schoß-Juͤnger in einen Reyen/ Kreiß und Bezirck gar genau zuſammen/ und ſchreibt (wie etliche alte Exemplaria, ſonderlich die lateiniſche Vul- gata, und teutſche anno 1483. getruckt/ eben in dem Jahr da Lutherus gebohren worden/ dahin lauten:) Et hi tres unum ſunt, dieſe drey ſind eins/ oder wie beſſer alle Griechiſche Exemplaria leſen/ εἰς τὸ ἕν εἰσιν, ſie ſind in eins/ ſie ſind auff eines gerichtet/ ſie zihlen zu einem Zweck/ oder wie es Lutherus gedolmetſchet/ beyſammen/ iſt alles recht/ und in ge- ſundem Verſtand der Glaubens-Regul gemaͤß.
Ἕν εἰσιν, ſie ſind eines/non eſſentiâ, non ὁμοουσίᾳ, nicht der Natur und Weſen nach/ in welchem Verſtand die drey him̃liſche Zeugen Eins ſind und heiſſen; nicht alſo! dann bey den drey irꝛdiſchen Zeugen/ gibts ἄλλο καὶ ἄλλο, ein anders Weſen iſt der Geiſt/ ein anders das Waſ- ſer/ ein anders das Blut. Sondern ἕν εἰσι, Eines ſind ſie/ τάξει, der Ordnung nach/ dieweil ſie von einem Urheber und Stiffter geordnet/ der uns durch dieſe drey vereinbarte Zeugen zu ſich ziehen wil/ durch ſeinen Sohn/ der deßwegen mit Waſſer und Blut kommen. Eines ſind ſie/ dieweil ſie in einer Form harmonicè zuſammen ſtimmen/ nach der tabu- latur deß Goͤttlichen Worts/ ἑνικῶς, ſicut in muſicâ τριφώνῳ, wie in ei- ner dreyſtimmigen Muſic/ drey Stimmen lauten/ und iſt doch ein Ge- ſang. Sie ſind beyſammen ἅμα καὶ ὁμου̃, ſie zihlen auff einen Zweck und End/ εἰς τὸ ἓν, auff das einige Evangelium von Chriſto/ dem Anfaͤnger und Vollender unſers Glaubens: Eins effectu veritatis, in dem Grund
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Achter Theil. X
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Predigt.
cramenten in engerm Verſtand reden wolt/ die Apologia mehr nicht als
zwey Sacrament agnoſcirt und erkennet/ dann ſo lauten die folgende
Wort. So man alle Ding wolte mit ſo herꝛlichem Titul/
Sacrament nennen/ darum/ daß ſie GOttes Wort und
Befehl haben/ ſo ſolt man billich fuͤr allen andern das Gebet
ein Sacrament nennen: Dann da iſt ein ſtarcker GOttes
Befehl/ und viel herꝛlicher Goͤttlicher Zuſage/ es haͤtte auch
wol Urſache. Denn wenn man dem Gebetſo groſſen Titul
gebe/ wuͤrden die Leuthe zum Gebet gereitzt. Auch koͤnte
man die Allmuſen unter die Sacrament rechnen. Item das
Creutz und die Truͤbſalen der Chriſten/ denn die haben auch
GOttes Zuſage. Wer ſihet nicht hierauß/ daß die Apologia auff dem
weitern Verſtand nicht begehrt zu beſtehen/ ſondern den engern ihr vorbe-
halten?
Ob nun wol ſolcher maſſen dieſe erſtbenamſte drey irꝛdiſche Zeugen/
drey verſchiedene und unterſchiedene Zeugen ſind/ ſo faſſet ſie doch der
Schoß-Juͤnger in einen Reyen/ Kreiß und Bezirck gar genau zuſammen/
und ſchreibt (wie etliche alte Exemplaria, ſonderlich die lateiniſche Vul-
gata, und teutſche anno 1483. getruckt/ eben in dem Jahr da Lutherus
gebohren worden/ dahin lauten:) Et hi tres unum ſunt, dieſe drey ſind
eins/ oder wie beſſer alle Griechiſche Exemplaria leſen/ εἰς τὸ ἕν εἰσιν, ſie
ſind in eins/ ſie ſind auff eines gerichtet/ ſie zihlen zu einem Zweck/ oder
wie es Lutherus gedolmetſchet/ beyſammen/ iſt alles recht/ und in ge-
ſundem Verſtand der Glaubens-Regul gemaͤß.
Ἕν εἰσιν, ſie ſind eines/ non eſſentiâ, non ὁμοουσίᾳ, nicht der
Natur und Weſen nach/ in welchem Verſtand die drey him̃liſche Zeugen
Eins ſind und heiſſen; nicht alſo! dann bey den drey irꝛdiſchen Zeugen/
gibts ἄλλο καὶ ἄλλο, ein anders Weſen iſt der Geiſt/ ein anders das Waſ-
ſer/ ein anders das Blut. Sondern ἕν εἰσι, Eines ſind ſie/ τάξει, der
Ordnung nach/ dieweil ſie von einem Urheber und Stiffter geordnet/
der uns durch dieſe drey vereinbarte Zeugen zu ſich ziehen wil/ durch ſeinen
Sohn/ der deßwegen mit Waſſer und Blut kommen. Eines ſind ſie/
dieweil ſie in einer Form harmonicè zuſammen ſtimmen/ nach der tabu-
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ner dreyſtimmigen Muſic/ drey Stimmen lauten/ und iſt doch ein Ge-
ſang. Sie ſind beyſammen ἅμα καὶ ὁμου̃, ſie zihlen auff einen Zweck und
End/ εἰς τὸ ἓν, auff das einige Evangelium von Chriſto/ dem Anfaͤnger
und Vollender unſers Glaubens: Eins effectu veritatis, in dem Grund
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/183>, abgerufen am 21.11.2024.
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