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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die ander

(3.) Der Curiosität und deß Fürwitzes/ der da sorget für das/
was deß Ampts nicht ist/ und nicht sorget für das/ dazu einen sein Pflicht
verbindet. Fragen hätten sie sollen/ was ihnen bey Gestalt der Sachen
zu fürdern und zu thun/ mit was Ampt und Dienst sie dem HErrn solten
auffwarten? So fragen sie von dem/ das sie nichts angegangen/ von der
Zeit/ wann die neue gehoffte Herrligkeit deß neuen Reichs werde erschei-
nen und angehen? Darum sie auch von Christo ihrem HErrn/ nicht
zwar verworffen und scharff gescholten/ sondern ein gelinde correction
famt hellem Unterricht bekommen; er sagt: Es gebührt euch nicht
zu wissen Zeit oder Stunde/ welche der Vater seiner Macht
fürbehalten hat/ sondern ihr werdet die Krafft deß H. Gei-
stes empfangen/ welcher auff euch kommen wird/ und wer-
det meine Zeugen seyn zu Jerusalem/ und in gantz
Judea und
Samaria/ und biß an das Ende der Welt.
Er wil ihnen zu
verstehen geben/ die Krafft deß Geistes/ und nicht deß Fleisches müsse es
thun/ durch den starcken Stein- und Maurbrecher/ meines Macht-
Worts und durchtringenden Zeugnüsses wird es geschehen/ durch
mächtige Waffen für GOtt/ davon St. Paulus schreibt 2. Cor. 10.
Die Waffen unser Ritterschafft sind nicht fleischlich/ son-
dern mächtig für GOtt zu verstören die Befestungen/ da-
mit wir verstören die Anschläge/ und alle Höhe/ die sich
erhebet wider das Erkäntnüß Gottes.

Ob nun zwar diese Frag der noch albern und ungnugsam berichte-
ten Jünger und Schüler Christi/ mit eingeführten Schwachheiten be-
hafftet gewesen/ so ist sie doch nicht allerdings zu verwerffen/ und dienet
uns zur Spur und Forschung/ was damals deß jüdischen Volcks (wie-
wol auß blindem und irrendem Gewissen) höchstes und sehnlichstes An-
ligen geweßt? Nemlich/ ein neues Reich/ davon die Propheten alten
Euseb. Lib.
de vit. Con-
stant. &
Augustin.
Epist. 156.
Lib. 10.
Civ. D.
c. 27.
conf.
Boxhorn.
Hist. Univ.
pag.
27.
Testaments geweissaget/ darauff sie in Göttlichen Verheissungen ver-
tröstet worden/ davon zur selben Zeit die allgemeine Sag und Frag ge-
weßt/ nicht nur unter den Juden/ sondern auch drauß unter den Hey-
den/ gar zu Rom selbst/ nicht so wol auß den Oraculis Sibyllinis oder der
Sibyllen Weissagungen/ wie zwar Eusebius und Augustinus dieselbe
hieher gezogen: Als auß der Histori/ welche Suetonius in Augusto er-
zehlet auß deß Käysers Augusti Chronic-Schreibern/ Nahmens Julio
Maratho,
auß welchem man Bericht erlangt/ daß wenig Monat zuvor/
ehe Augustus an die Welt gebohren worden/ das Oraculum öffentlich

sich
Die ander

(3.) Der Curioſitaͤt und deß Fuͤrwitzes/ der da ſorget fuͤr das/
was deß Ampts nicht iſt/ und nicht ſorget fuͤr das/ dazu einen ſein Pflicht
verbindet. Fragen haͤtten ſie ſollen/ was ihnen bey Geſtalt der Sachen
zu fuͤrdern und zu thun/ mit was Ampt und Dienſt ſie dem HErꝛn ſolten
auffwarten? So fragen ſie von dem/ das ſie nichts angegangen/ von der
Zeit/ wann die neue gehoffte Herꝛligkeit deß neuen Reichs werde erſchei-
nen und angehen? Darum ſie auch von Chriſto ihrem HErꝛn/ nicht
zwar verworffen und ſcharff geſcholten/ ſondern ein gelinde correction
famt hellem Unterricht bekommen; er ſagt: Es gebuͤhrt euch nicht
zu wiſſen Zeit oder Stunde/ welche der Vater ſeiner Macht
fuͤrbehalten hat/ ſondern ihr werdet die Krafft deß H. Gei-
ſtes empfangen/ welcher auff euch kommen wird/ und wer-
det meine Zeugen ſeyn zu Jeruſalem/ und in gantz
Judéa und
Samaria/ und biß an das Ende der Welt.
Er wil ihnen zu
verſtehen geben/ die Krafft deß Geiſtes/ und nicht deß Fleiſches muͤſſe es
thun/ durch den ſtarcken Stein- und Maurbrecher/ meines Macht-
Worts und durchtringenden Zeugnuͤſſes wird es geſchehen/ durch
maͤchtige Waffen fuͤr GOtt/ davon St. Paulus ſchreibt 2. Cor. 10.
Die Waffen unſer Ritterſchafft ſind nicht fleiſchlich/ ſon-
dern maͤchtig fuͤr GOtt zu verſtoͤren die Befeſtungen/ da-
mit wir verſtoͤren die Anſchlaͤge/ und alle Hoͤhe/ die ſich
erhebet wider das Erkaͤntnuͤß Gottes.

Ob nun zwar dieſe Frag der noch albern und ungnugſam berichte-
ten Juͤnger und Schuͤler Chriſti/ mit eingefuͤhrten Schwachheiten be-
hafftet geweſen/ ſo iſt ſie doch nicht allerdings zu verwerffen/ und dienet
uns zur Spur und Forſchung/ was damals deß juͤdiſchen Volcks (wie-
wol auß blindem und irrendem Gewiſſen) hoͤchſtes und ſehnlichſtes An-
ligen geweßt? Nemlich/ ein neues Reich/ davon die Propheten alten
Euſeb. Lib.
de vit. Con-
ſtant. &
Auguſtin.
Epiſt. 156.
Lib. 10.
Civ. D.
c. 27.
conf.
Boxhorn.
Hiſt. Univ.
pag.
27.
Teſtaments geweiſſaget/ darauff ſie in Goͤttlichen Verheiſſungen ver-
troͤſtet worden/ davon zur ſelben Zeit die allgemeine Sag und Frag ge-
weßt/ nicht nur unter den Juden/ ſondern auch drauß unter den Hey-
den/ gar zu Rom ſelbſt/ nicht ſo wol auß den Oraculis Sibyllinis oder der
Sibyllen Weiſſagungen/ wie zwar Euſebius und Auguſtinus dieſelbe
hieher gezogen: Als auß der Hiſtori/ welche Suetonius in Auguſto er-
zehlet auß deß Kaͤyſers Auguſti Chronic-Schreibern/ Nahmens Julio
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ehe Auguſtus an die Welt gebohren worden/ das Oraculum oͤffentlich

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[218/0242] Die ander (3.) Der Curioſitaͤt und deß Fuͤrwitzes/ der da ſorget fuͤr das/ was deß Ampts nicht iſt/ und nicht ſorget fuͤr das/ dazu einen ſein Pflicht verbindet. Fragen haͤtten ſie ſollen/ was ihnen bey Geſtalt der Sachen zu fuͤrdern und zu thun/ mit was Ampt und Dienſt ſie dem HErꝛn ſolten auffwarten? So fragen ſie von dem/ das ſie nichts angegangen/ von der Zeit/ wann die neue gehoffte Herꝛligkeit deß neuen Reichs werde erſchei- nen und angehen? Darum ſie auch von Chriſto ihrem HErꝛn/ nicht zwar verworffen und ſcharff geſcholten/ ſondern ein gelinde correction famt hellem Unterricht bekommen; er ſagt: Es gebuͤhrt euch nicht zu wiſſen Zeit oder Stunde/ welche der Vater ſeiner Macht fuͤrbehalten hat/ ſondern ihr werdet die Krafft deß H. Gei- ſtes empfangen/ welcher auff euch kommen wird/ und wer- det meine Zeugen ſeyn zu Jeruſalem/ und in gantz Judéa und Samaria/ und biß an das Ende der Welt. Er wil ihnen zu verſtehen geben/ die Krafft deß Geiſtes/ und nicht deß Fleiſches muͤſſe es thun/ durch den ſtarcken Stein- und Maurbrecher/ meines Macht- Worts und durchtringenden Zeugnuͤſſes wird es geſchehen/ durch maͤchtige Waffen fuͤr GOtt/ davon St. Paulus ſchreibt 2. Cor. 10. Die Waffen unſer Ritterſchafft ſind nicht fleiſchlich/ ſon- dern maͤchtig fuͤr GOtt zu verſtoͤren die Befeſtungen/ da- mit wir verſtoͤren die Anſchlaͤge/ und alle Hoͤhe/ die ſich erhebet wider das Erkaͤntnuͤß Gottes. Ob nun zwar dieſe Frag der noch albern und ungnugſam berichte- ten Juͤnger und Schuͤler Chriſti/ mit eingefuͤhrten Schwachheiten be- hafftet geweſen/ ſo iſt ſie doch nicht allerdings zu verwerffen/ und dienet uns zur Spur und Forſchung/ was damals deß juͤdiſchen Volcks (wie- wol auß blindem und irrendem Gewiſſen) hoͤchſtes und ſehnlichſtes An- ligen geweßt? Nemlich/ ein neues Reich/ davon die Propheten alten Teſtaments geweiſſaget/ darauff ſie in Goͤttlichen Verheiſſungen ver- troͤſtet worden/ davon zur ſelben Zeit die allgemeine Sag und Frag ge- weßt/ nicht nur unter den Juden/ ſondern auch drauß unter den Hey- den/ gar zu Rom ſelbſt/ nicht ſo wol auß den Oraculis Sibyllinis oder der Sibyllen Weiſſagungen/ wie zwar Euſebius und Auguſtinus dieſelbe hieher gezogen: Als auß der Hiſtori/ welche Suetonius in Auguſto er- zehlet auß deß Kaͤyſers Auguſti Chronic-Schreibern/ Nahmens Julio Maratho, auß welchem man Bericht erlangt/ daß wenig Monat zuvor/ ehe Auguſtus an die Welt gebohren worden/ das Oraculum oͤffentlich ſich Euſeb. Lib. de vit. Con- ſtant. & Auguſtin. Epiſt. 156. Lib. 10. Civ. D. c. 27. conf. Boxhorn. Hiſt. Univ. pag. 27.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/242>, abgerufen am 30.11.2024.