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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die dritte
in die Hand lieffert/ durch die höllische Pforten/ gifftige listige Rathschläg
und Gewalt/ überweltiget worden/ und hat die Römische Kirch deßwe-
gen kein absolut privilegium auffzuweisen. Daß aber allerdings kei-
ne Kirch/ Gemeine und Reich Christi dauren/ daß Christus jemahl ein
König ohne Reich seyn und bleiben solte/ das ist bloß unmüglich/ welches
der H. Geist durch den Propheten Zachariam c. 12, 3. angedeutet: Jch
wil Jerusalem machen zum Last-Stein allen Völckern/ alle
die denselben wegheben wollen/ sollen sich dran zuschnei-
den/ denn es werden sich alle Heyden auff Erden wider sie

(*) Hiero-
nym. in
cap. 12.
Zachar.
versamlen. Hieronymus der berühmte (*) Kirchen-Lehrer meldet in
Erklärung dieser Wort/ daß bey den Juden in Städten und Flecken hin
und wieder der Gebrauch gewesen/ daß auff den Plätzen und Gassen gros-
se Steine/ gleichwol von unterschiedenem Gewicht/ gelegen/ mit denen
sich junge Gesellen und Männer geübt/ und ihre Leibs-Kräffte probirt/
haben dieselbe auffgehoben und fort getragen/ und also öffentlich sehen
lassen/ was sie mit ihrer Stärcke könten außrichten: Es habe sich aber
bißweilen begeben/ daß einer/ der von geringen Kräfften gewesen/ sich un-
terstanden einen sehr grossen/ oder den allergrössesten Stein zu bewegen
und fortzutragen/ und der habe ihm an seinem eignen Leib grossen Scha-
den zugefüget/ ja wol gar das Leben drüber einbüssen müssen: Und dahin
oder auff solche Gewonheit sehe der Prophet/ oder der Geist Gottes in
angezogenen Worten; Also daß diß die Meynung sey: Wie einer der
sich vermisset einen grossen Mühlstein von seiner Stätte zu tragen/ sich
gemeiniglich klemmet/ oder an seinem Leib gebrechlich wird/ wo er nicht gar
das Leben lassen muß: Also muß es gehen denen/ die die wahre Kirch Got-
tes von ihrer Stätte wollen wegheben und außrotten/ sie greiffen eine sol-
che Last an/ darüber sie zu Boden gehen und umkommen müssen.

Es ist VI. und in Summa/ ein rechtes neues Reich/ wovon
(a) in Joh. 1.
Tom. 2.
Isleb.
p.
407.
Lutheri (a) Gedancken diese sind: Es solte ein grosse treffliche
Verenderung geschehen/ nicht ungleich der Sündfluth/ da
auß der alten Welt eine neue ward; Denn das Gesetz sampt
dem jüdischen Priesterthum und Reiche solten abgethan/ und
durchs Evangelium ein neue Welt angericht werden/ daß
hinfort nicht allein die Juden/ sondern alle Völcker auff Er-
den solten Gottes Volck heissen und seyn. Diß neue Reich
solte nu Johannes anfahen/ GOtt hat ihme den Befehl ge-
geben/ und das Ampt zu predigen und zu täuffen ihm auff-
gelegt/ wie Lucas der Evangelist mit vielen Worten anzei-

get:

Die dritte
in die Hand lieffert/ durch die hoͤlliſche Pforten/ gifftige liſtige Rathſchlaͤg
und Gewalt/ uͤberweltiget worden/ und hat die Roͤmiſche Kirch deßwe-
gen kein abſolut privilegium auffzuweiſen. Daß aber allerdings kei-
ne Kirch/ Gemeine und Reich Chriſti dauren/ daß Chriſtus jemahl ein
Koͤnig ohne Reich ſeyn und bleiben ſolte/ das iſt bloß unmuͤglich/ welches
der H. Geiſt durch den Propheten Zachariam c. 12, 3. angedeutet: Jch
wil Jeruſalem machen zum Laſt-Stein allen Voͤlckern/ alle
die denſelben wegheben wollen/ ſollen ſich dran zuſchnei-
den/ denn es werden ſich alle Heyden auff Erden wider ſie

(*) Hiero-
nym. in
cap. 12.
Zachar.
verſamlen. Hieronymus der beruͤhmte (*) Kirchen-Lehrer meldet in
Erklaͤrung dieſer Wort/ daß bey den Juden in Staͤdten und Flecken hin
und wieder der Gebrauch geweſen/ daß auff den Plaͤtzen und Gaſſen groſ-
ſe Steine/ gleichwol von unterſchiedenem Gewicht/ gelegen/ mit denen
ſich junge Geſellen und Maͤnner geuͤbt/ und ihre Leibs-Kraͤffte probirt/
haben dieſelbe auffgehoben und fort getragen/ und alſo oͤffentlich ſehen
laſſen/ was ſie mit ihrer Staͤrcke koͤnten außrichten: Es habe ſich aber
bißweilen begeben/ daß einer/ der von geringen Kraͤfften geweſen/ ſich un-
terſtanden einen ſehr groſſen/ oder den allergroͤſſeſten Stein zu bewegen
und fortzutragen/ und der habe ihm an ſeinem eignen Leib groſſen Scha-
den zugefuͤget/ ja wol gar das Leben druͤber einbuͤſſen muͤſſen: Und dahin
oder auff ſolche Gewonheit ſehe der Prophet/ oder der Geiſt Gottes in
angezogenen Worten; Alſo daß diß die Meynung ſey: Wie einer der
ſich vermiſſet einen groſſen Muͤhlſtein von ſeiner Staͤtte zu tragen/ ſich
gemeiniglich klemmet/ oder an ſeinem Leib gebrechlich wird/ wo er nicht gar
das Leben laſſen muß: Alſo muß es gehen denen/ die die wahre Kirch Got-
tes von ihrer Staͤtte wollen wegheben und außrotten/ ſie greiffen eine ſol-
che Laſt an/ daruͤber ſie zu Boden gehen und umkommen muͤſſen.

Es iſt VI. und in Summa/ ein rechtes neues Reich/ wovon
(α) in Joh. 1.
Tom. 2.
Isleb.
p.
407.
Lutheri (α) Gedancken dieſe ſind: Es ſolte ein groſſe treffliche
Verenderung geſchehen/ nicht ungleich der Suͤndfluth/ da
auß der alten Welt eine neue ward; Denn das Geſetz ſampt
dem juͤdiſchen Prieſterthum und Reiche ſolten abgethan/ und
durchs Evangelium ein neue Welt angericht werden/ daß
hinfort nicht allein die Juden/ ſondern alle Voͤlcker auff Er-
den ſolten Gottes Volck heiſſen und ſeyn. Diß neue Reich
ſolte nu Johannes anfahen/ GOtt hat ihme den Befehl ge-
geben/ und das Ampt zu predigen und zu taͤuffen ihm auff-
gelegt/ wie Lucas der Evangeliſt mit vielen Worten anzei-

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[240/0264] Die dritte in die Hand lieffert/ durch die hoͤlliſche Pforten/ gifftige liſtige Rathſchlaͤg und Gewalt/ uͤberweltiget worden/ und hat die Roͤmiſche Kirch deßwe- gen kein abſolut privilegium auffzuweiſen. Daß aber allerdings kei- ne Kirch/ Gemeine und Reich Chriſti dauren/ daß Chriſtus jemahl ein Koͤnig ohne Reich ſeyn und bleiben ſolte/ das iſt bloß unmuͤglich/ welches der H. Geiſt durch den Propheten Zachariam c. 12, 3. angedeutet: Jch wil Jeruſalem machen zum Laſt-Stein allen Voͤlckern/ alle die denſelben wegheben wollen/ ſollen ſich dran zuſchnei- den/ denn es werden ſich alle Heyden auff Erden wider ſie verſamlen. Hieronymus der beruͤhmte (*) Kirchen-Lehrer meldet in Erklaͤrung dieſer Wort/ daß bey den Juden in Staͤdten und Flecken hin und wieder der Gebrauch geweſen/ daß auff den Plaͤtzen und Gaſſen groſ- ſe Steine/ gleichwol von unterſchiedenem Gewicht/ gelegen/ mit denen ſich junge Geſellen und Maͤnner geuͤbt/ und ihre Leibs-Kraͤffte probirt/ haben dieſelbe auffgehoben und fort getragen/ und alſo oͤffentlich ſehen laſſen/ was ſie mit ihrer Staͤrcke koͤnten außrichten: Es habe ſich aber bißweilen begeben/ daß einer/ der von geringen Kraͤfften geweſen/ ſich un- terſtanden einen ſehr groſſen/ oder den allergroͤſſeſten Stein zu bewegen und fortzutragen/ und der habe ihm an ſeinem eignen Leib groſſen Scha- den zugefuͤget/ ja wol gar das Leben druͤber einbuͤſſen muͤſſen: Und dahin oder auff ſolche Gewonheit ſehe der Prophet/ oder der Geiſt Gottes in angezogenen Worten; Alſo daß diß die Meynung ſey: Wie einer der ſich vermiſſet einen groſſen Muͤhlſtein von ſeiner Staͤtte zu tragen/ ſich gemeiniglich klemmet/ oder an ſeinem Leib gebrechlich wird/ wo er nicht gar das Leben laſſen muß: Alſo muß es gehen denen/ die die wahre Kirch Got- tes von ihrer Staͤtte wollen wegheben und außrotten/ ſie greiffen eine ſol- che Laſt an/ daruͤber ſie zu Boden gehen und umkommen muͤſſen. (*) Hiero- nym. in cap. 12. Zachar. Es iſt VI. und in Summa/ ein rechtes neues Reich/ wovon Lutheri (α) Gedancken dieſe ſind: Es ſolte ein groſſe treffliche Verenderung geſchehen/ nicht ungleich der Suͤndfluth/ da auß der alten Welt eine neue ward; Denn das Geſetz ſampt dem juͤdiſchen Prieſterthum und Reiche ſolten abgethan/ und durchs Evangelium ein neue Welt angericht werden/ daß hinfort nicht allein die Juden/ ſondern alle Voͤlcker auff Er- den ſolten Gottes Volck heiſſen und ſeyn. Diß neue Reich ſolte nu Johannes anfahen/ GOtt hat ihme den Befehl ge- geben/ und das Ampt zu predigen und zu taͤuffen ihm auff- gelegt/ wie Lucas der Evangeliſt mit vielen Worten anzei- get: (α) in Joh. 1. Tom. 2. Isleb. p. 407.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/264>, abgerufen am 22.11.2024.