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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die funffte
sagt Tob. 12. Wie können wir ihm die grosse Wolthat/ die
er an mir gethan hat/ vergelten? Er hat mich gesund hin
und wieder bracht/ hat das Gelt selbst bey Gabel geholet/
hat mir zu diesem Weibe geholffen/ darzu hat er den bösen
Geist vertrieben/ und ihre Eltern erfreuet/ ja mich selbst
hat er errettet/ da mich der grosse Fisch fressen wolt/ und
hat dir wieder geholffen zu deinem Gesichte/ und hat
uns über die massen viel gutes gethan/ wie können wir ihm
denn solche grosse Wolthat vergelten?
Wie übel were St. Pau-
lo gerathen worden/ als 40. jüdische Männer sich verbannet und ver-
schworen/ weder zu essen/ noch zu trincken/ biß sie ihn Paulum getödtet/
wann ihn der Römische Oberhauptmann nicht mit zwey hundert Kriegs-
Knechten und siebentzig Reutern convoyrt und begleitet hätte? Act.
23, 23. Jch sage aber einen recht sicheren/ undisputirlichen/
unverwehrlichen Geleits-Brieff/
so von kräfftiger Hand geschrie-
ben worden. Dann wie sonst offtmals in der Welt Geleits-Brieff
angesehen und respectirt werden/ nicht allein von undisciplinirten
frechen Soldaten/ sondern auch von den heiligen Leuthen/ bey denen
man Treu und Redligkeit (wann sie sich verlohren hätte) suchen und fin-
den sollte/ der Päpstischen Clerisey/ das hat der heilige Märtyrer Jo-
hann Huß
zu Costnitz erfahren/ da man Käysers Sigismundi Ge-
leits-Brieff durchlöchert/ fürgegeben/ es habe der Käyser wider die hö-
here Obrigkeit deß Papsts/ dergleichen Sicherheit zu ertheilen/ nicht
Macht gehabt/ es gehe dieselbe nicht wider gerechtlichen/ sondern unge-
rechten und gewaltsamen Proceß; Nun sey Huß rechtlich zum Feur
und Tod verdammet worden: Da doch beydes nicht wahr und recht ge-
wesen. Papst hat von Rechts wegen kein Recht über den Käyser/ und
sicher Geleit ist ein asylum und Schutz nicht wider gewaltsamen unbilli-
chen Proceß/ als wofür der Käyser ohne das auch ohne Schutz-Brieff zu
seyn verpflichtet; Sondern auch wider den Welt-gerichtlichen Proceß
selbst/ sonderlich in geistlichen Sachen/ deren Entscheidung allein auß
Gottes Mund und Wort zuerwarten. Darum dann auch die prote-
stirende
Stände ihre Ursachen/ warum sie in dem Tridentinischen Con-
cilio
zuerscheinen nicht verbunden/ in einer damahl außgegangenen öf-
fentlichen apologia oder Schutz-Schrifft kund gemacht/ ohnangesehen
der salvus conductus oder sicheres Geleit versprochen worden wäre:

---- Haec me vestigia terrent,
Omnia te antrorsum spectantia nulla retrorsum.
Deß-

Die fůnffte
ſagt Tob. 12. Wie koͤnnen wir ihm die groſſe Wolthat/ die
er an mir gethan hat/ vergelten? Er hat mich geſund hin
und wieder bracht/ hat das Gelt ſelbſt bey Gabel geholet/
hat mir zu dieſem Weibe geholffen/ darzu hat er den boͤſen
Geiſt vertrieben/ und ihre Eltern erfreuet/ ja mich ſelbſt
hat er errettet/ da mich der groſſe Fiſch freſſen wolt/ und
hat dir wieder geholffen zu deinem Geſichte/ und hat
uns uͤber die maſſen viel gutes gethan/ wie koͤnnen wir ihm
denn ſolche groſſe Wolthat vergelten?
Wie uͤbel were St. Pau-
lo gerathen worden/ als 40. juͤdiſche Maͤnner ſich verbannet und ver-
ſchworen/ weder zu eſſen/ noch zu trincken/ biß ſie ihn Paulum getoͤdtet/
wann ihn der Roͤmiſche Oberhauptmann nicht mit zwey hundert Kriegs-
Knechten und ſiebentzig Reutern convoyrt und begleitet haͤtte? Act.
23, 23. Jch ſage aber einen recht ſicheren/ undiſputirlichen/
unverwehrlichen Geleits-Brieff/
ſo von kraͤfftiger Hand geſchrie-
ben worden. Dann wie ſonſt offtmals in der Welt Geleits-Brieff
angeſehen und reſpectirt werden/ nicht allein von undiſciplinirten
frechen Soldaten/ ſondern auch von den heiligen Leuthen/ bey denen
man Treu und Redligkeit (wann ſie ſich verlohren haͤtte) ſuchen und fin-
den ſollte/ der Paͤpſtiſchen Cleriſey/ das hat der heilige Maͤrtyrer Jo-
hann Huß
zu Coſtnitz erfahren/ da man Kaͤyſers Sigiſmundi Ge-
leits-Brieff durchloͤchert/ fuͤrgegeben/ es habe der Kaͤyſer wider die hoͤ-
here Obrigkeit deß Papſts/ dergleichen Sicherheit zu ertheilen/ nicht
Macht gehabt/ es gehe dieſelbe nicht wider gerechtlichen/ ſondern unge-
rechten und gewaltſamen Proceß; Nun ſey Huß rechtlich zum Feur
und Tod verdammet worden: Da doch beydes nicht wahr und recht ge-
weſen. Papſt hat von Rechts wegen kein Recht uͤber den Kaͤyſer/ und
ſicher Geleit iſt ein aſylum und Schutz nicht wider gewaltſamen unbilli-
chen Proceß/ als wofuͤr der Kaͤyſer ohne das auch ohne Schutz-Brieff zu
ſeyn verpflichtet; Sondern auch wider den Welt-gerichtlichen Proceß
ſelbſt/ ſonderlich in geiſtlichen Sachen/ deren Entſcheidung allein auß
Gottes Mund und Wort zuerwarten. Darum dann auch die prote-
ſtirende
Staͤnde ihre Urſachen/ warum ſie in dem Tridentiniſchen Con-
cilio
zuerſcheinen nicht verbunden/ in einer damahl außgegangenen oͤf-
fentlichen apologiâ oder Schutz-Schrifft kund gemacht/ ohnangeſehen
der ſalvus conductus oder ſicheres Geleit verſprochen worden waͤre:

—— Hæc me veſtigia terrent,
Omnia te antrorſum ſpectantia nulla retrorſum.
Deß-
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/312>, abgerufen am 21.11.2024.