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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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APPENDIX.
die Göttliche Schrifft/ damit wir unser Gewissen/ daß alle und allein die Chri-
sten Priester sind/ wider die Geöhlten und Beschornen schmücken und stärcken
sollen/ sind die/ du bist ein Priester in Ewigkeit/ nach der Ordnung Melchisedech
Psas. 110. Christus ist weder beschohren worden noch geöhlet/ daß Er dadurch
Priester würde/ darum auch einem jeden/ der Christo nachfolgen wil/ nicht ge-
nug ist/ geöhlet werden/ daß er ein Priester sey/ sondern er muß viel ein anders
haben/ überkompt er das/ so darff er der Schmier und Schur gar nichts. Daß
du sihest/ wie lästerlich irren der Larven Weiher die Bischöffe/ so sie sagen/ man
müsse geöhlet und geweyhet werden/ sonst möge man nicht Priester seyn/ und ob
einer schon der allerheiligst/ ja Christus selbst wäre. Sagen wiederum durch
diese Dinge werde einer ein Priester/ ob er schon ein boßhafftiger und schändli-
cher wäre/ dann Nero und Sardanapal gewesen sind. Daß aber (ita idem ibid.
p. 381. ulterius
) das wol und Christlich schliesse/ Christus ist Priester/ darum sind
alle Christen Priester/ ist offenbar auß dem 22. Psalm: Jch wil verkündigen dei-
nen Namen meinen Brüdern/ und wieder einmal: Darum hat dich GOtt gesal-
bet/ GOtt dein HErr/ mit dem Oel der Freuden über deine Mitgenossen. Daß
wir seine Brüder sind/ geschiehet nur allein durch die neue Geburt/ darum wir
auch Priester sind wie Er/ wir sind Söhne wie Er/ Könige wie Er. Dann Er
hat uns sampt Jhm in das Himmlische Wesen gesetzt/ daß wir seine Genossen
und Erben sollen seyn/ in welchem und mit welchem uns alle Ding geschencket
worden sind Röm. 8. Auch haben wir sonst noch viel dergleichen Sprüche/ da-
durch wir mit Christo ein Ding genennet werden/ als ein Brod/ ein Tranck/
ein Leichnam/ ein Glied am andern/ ein Fleisch/ ein Gebein auß seinen Beinen/
daß wir ja auch mit ihm alle Ding gemein haben. Also folget nun auch hüpsch
herauß/ Christus ist der erste Priester worden des Neuen Testaments/ ohn
Schur/ ohn Schmier/ dazu auch ohn das Priesterliche Mahlzeichen/ und ohn
alle diese Larve Bischöfflicher Weihe: Hat auch alle seine Apostel und Jünger
nicht durch solche Larven Priester gemacht/ darum nicht von nöthen ist/ einer
solchen Larven-Weihe/ und so sie schon dabey ist/ ists doch nicht gnug/ daß du
Priester werdest/ sonst müstest du auch sagen/ daß weder Christus noch seine Apo-
stel Priester gewesen sind. Damit du doch allenthalben sehest/ wie war ich ge-
sagt habe/ daß an keinem Ort so gar nicht Priester sind/ dann eben da man zu
unsern Zeiten jetzt Priester weihet. Bißher abermal Lutherus.


Die
APPENDIX.
die Goͤttliche Schrifft/ damit wir unſer Gewiſſen/ daß alle und allein die Chri-
ſten Prieſter ſind/ wider die Geoͤhlten und Beſchornen ſchmuͤcken und ſtaͤrcken
ſollen/ ſind die/ du biſt ein Prieſter in Ewigkeit/ nach der Ordnung Melchiſedech
Pſaſ. 110. Chriſtus iſt weder beſchohren worden noch geoͤhlet/ daß Er dadurch
Prieſter wuͤrde/ darum auch einem jeden/ der Chriſto nachfolgen wil/ nicht ge-
nug iſt/ geoͤhlet werden/ daß er ein Prieſter ſey/ ſondern er muß viel ein anders
haben/ uͤberkompt er das/ ſo darff er der Schmier und Schur gar nichts. Daß
du ſiheſt/ wie laͤſterlich irren der Larven Weiher die Biſchoͤffe/ ſo ſie ſagen/ man
muͤſſe geoͤhlet und geweyhet werden/ ſonſt moͤge man nicht Prieſter ſeyn/ und ob
einer ſchon der allerheiligſt/ ja Chriſtus ſelbſt waͤre. Sagen wiederum durch
dieſe Dinge werde einer ein Prieſter/ ob er ſchon ein boßhafftiger und ſchaͤndli-
cher waͤre/ dann Nero und Sardanapal geweſen ſind. Daß aber (ita idem ibid.
p. 381. ulterius
) das wol und Chriſtlich ſchlieſſe/ Chriſtus iſt Prieſter/ darum ſind
alle Chriſten Prieſter/ iſt offenbar auß dem 22. Pſalm: Jch wil verkuͤndigen dei-
nen Namen meinen Bruͤdern/ und wieder einmal: Darum hat dich GOtt geſal-
bet/ GOtt dein HErꝛ/ mit dem Oel der Freuden uͤber deine Mitgenoſſen. Daß
wir ſeine Bruͤder ſind/ geſchiehet nur allein durch die neue Geburt/ darum wir
auch Prieſter ſind wie Er/ wir ſind Soͤhne wie Er/ Koͤnige wie Er. Dann Er
hat uns ſampt Jhm in das Himmliſche Weſen geſetzt/ daß wir ſeine Genoſſen
und Erben ſollen ſeyn/ in welchem und mit welchem uns alle Ding geſchencket
worden ſind Roͤm. 8. Auch haben wir ſonſt noch viel dergleichen Spruͤche/ da-
durch wir mit Chriſto ein Ding genennet werden/ als ein Brod/ ein Tranck/
ein Leichnam/ ein Glied am andern/ ein Fleiſch/ ein Gebein auß ſeinen Beinen/
daß wir ja auch mit ihm alle Ding gemein haben. Alſo folget nun auch huͤpſch
herauß/ Chriſtus iſt der erſte Prieſter worden des Neuen Teſtaments/ ohn
Schur/ ohn Schmier/ dazu auch ohn das Prieſterliche Mahlzeichen/ und ohn
alle dieſe Larve Biſchoͤfflicher Weihe: Hat auch alle ſeine Apoſtel und Juͤnger
nicht durch ſolche Larven Prieſter gemacht/ darum nicht von noͤthen iſt/ einer
ſolchen Larven-Weihe/ und ſo ſie ſchon dabey iſt/ iſts doch nicht gnug/ daß du
Prieſter werdeſt/ ſonſt muͤſteſt du auch ſagen/ daß weder Chriſtus noch ſeine Apo-
ſtel Prieſter geweſen ſind. Damit du doch allenthalben ſeheſt/ wie war ich ge-
ſagt habe/ daß an keinem Ort ſo gar nicht Prieſter ſind/ dann eben da man zu
unſern Zeiten jetzt Prieſter weihet. Bißher abermal Lutherus.


Die
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[402/0426] APPENDIX. die Goͤttliche Schrifft/ damit wir unſer Gewiſſen/ daß alle und allein die Chri- ſten Prieſter ſind/ wider die Geoͤhlten und Beſchornen ſchmuͤcken und ſtaͤrcken ſollen/ ſind die/ du biſt ein Prieſter in Ewigkeit/ nach der Ordnung Melchiſedech Pſaſ. 110. Chriſtus iſt weder beſchohren worden noch geoͤhlet/ daß Er dadurch Prieſter wuͤrde/ darum auch einem jeden/ der Chriſto nachfolgen wil/ nicht ge- nug iſt/ geoͤhlet werden/ daß er ein Prieſter ſey/ ſondern er muß viel ein anders haben/ uͤberkompt er das/ ſo darff er der Schmier und Schur gar nichts. Daß du ſiheſt/ wie laͤſterlich irren der Larven Weiher die Biſchoͤffe/ ſo ſie ſagen/ man muͤſſe geoͤhlet und geweyhet werden/ ſonſt moͤge man nicht Prieſter ſeyn/ und ob einer ſchon der allerheiligſt/ ja Chriſtus ſelbſt waͤre. Sagen wiederum durch dieſe Dinge werde einer ein Prieſter/ ob er ſchon ein boßhafftiger und ſchaͤndli- cher waͤre/ dann Nero und Sardanapal geweſen ſind. Daß aber (ita idem ibid. p. 381. ulterius) das wol und Chriſtlich ſchlieſſe/ Chriſtus iſt Prieſter/ darum ſind alle Chriſten Prieſter/ iſt offenbar auß dem 22. Pſalm: Jch wil verkuͤndigen dei- nen Namen meinen Bruͤdern/ und wieder einmal: Darum hat dich GOtt geſal- bet/ GOtt dein HErꝛ/ mit dem Oel der Freuden uͤber deine Mitgenoſſen. Daß wir ſeine Bruͤder ſind/ geſchiehet nur allein durch die neue Geburt/ darum wir auch Prieſter ſind wie Er/ wir ſind Soͤhne wie Er/ Koͤnige wie Er. Dann Er hat uns ſampt Jhm in das Himmliſche Weſen geſetzt/ daß wir ſeine Genoſſen und Erben ſollen ſeyn/ in welchem und mit welchem uns alle Ding geſchencket worden ſind Roͤm. 8. Auch haben wir ſonſt noch viel dergleichen Spruͤche/ da- durch wir mit Chriſto ein Ding genennet werden/ als ein Brod/ ein Tranck/ ein Leichnam/ ein Glied am andern/ ein Fleiſch/ ein Gebein auß ſeinen Beinen/ daß wir ja auch mit ihm alle Ding gemein haben. Alſo folget nun auch huͤpſch herauß/ Chriſtus iſt der erſte Prieſter worden des Neuen Teſtaments/ ohn Schur/ ohn Schmier/ dazu auch ohn das Prieſterliche Mahlzeichen/ und ohn alle dieſe Larve Biſchoͤfflicher Weihe: Hat auch alle ſeine Apoſtel und Juͤnger nicht durch ſolche Larven Prieſter gemacht/ darum nicht von noͤthen iſt/ einer ſolchen Larven-Weihe/ und ſo ſie ſchon dabey iſt/ iſts doch nicht gnug/ daß du Prieſter werdeſt/ ſonſt muͤſteſt du auch ſagen/ daß weder Chriſtus noch ſeine Apo- ſtel Prieſter geweſen ſind. Damit du doch allenthalben ſeheſt/ wie war ich ge- ſagt habe/ daß an keinem Ort ſo gar nicht Prieſter ſind/ dann eben da man zu unſern Zeiten jetzt Prieſter weihet. Bißher abermal Lutherus. Die

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/426>, abgerufen am 25.11.2024.