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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die funff und zwantzigste
oder durch Erkäntnüß/ oder durch Weissagung/ oder durch
Lehre? Hält sichs doch auch also in den Dingen/ die da lau-
ten und doch nicht leben/ es sey eine Pfeiffe oder eine Harffe/
wann sie nicht unterschiedliche Stimmen von sich geben/
wiekan man wissen/ was gepfiffen oder geharffet ist? Und so
die Posaune einen undeutlichen Thon gibt/ wer wil sich
zum Streit rüsten? Also auch ihr/ wann ihr mit Zungen re-
det/ so ihr nicht eine deutliche Rede gebet/ wie kan man wis-
sen/ was geredet ist? Denn ihr werdet in den Wind reden.
Zwar/ es ist mancherley Art der Stimmen in der Welt/ und
derselbigen ist doch keine undeutlich. So ich nun nicht weiß
der Stimme Deutung/ werde ich unteutsch seyn dem/ der da
redet/ und der daredet/ wird mir unteutsch seyn. Also auch
ihr/ sintemal ihr euch befleissiget der geistlichen Gaben/
trachtet darn ach/ daß ihr die Gemeine bessert/ auff daß ihr
alles reichlich habt. Darumb/ welcher mit Zungen redet/ der
bete also/ daß ers auch außlege. So ich aber mit der Zungen
bete/ so betet mein Geist/ aber mein Sinn bringet niemand
Frucht. Wie soll es aber denn seyn? nemlich also: Jch wil
beten mit dem Geist/ und wil beten auch im Sinn. Jch wil
Psalmen singen im Geist/ und wil auch Psalmen singen
mit dem Sinn.
Hinweg derowegen mit allen ungeistlichen/ undeut-
lichen Hertz- Lehr- und Sinn-losen Ohren-sausen und Ohren-grauen/
damit nichts anders gesucht wird/ als deß Componisten und Choragi
Ehr- und Kunst-Lob; und nichts gehört wird/ als ein lebloser Thon ohne
Hertzengrund/ oder ein lebendiger/ doch stummer Mund/ da die Ge-

Quid est, quod dicitis in cordibus vestris? hoc sc. cum intellectu attenden-
tes
: qui enim non attendunt, temere psallunt: verba duntaxat proferentes,
corde interea alibi aberrant. Scribit Chrysost. hom.
19. ad Eph.

meine nicht kan Amen dazu sagen/ deren deß Musicanten Mund/
wie laut er auch schreyen mag/ nicht allein barbarisch/ sondern auch stumm
fürkommt.

Darumb/ O liebe Christen/ werdet nicht unverständig/ son-
dern verständig/ und sauffet euch nicht voll Weins/ daraus
ein unordentlich Wesen folget/ sondern werdet voll Geistes/
und redet untereinander von Psalmen und Lobgesängen/
und geistlichen Liedern. Singet und spielet dem HERRN

in

Die fůnff und zwantzigſte
oder durch Erkaͤntnuͤß/ oder durch Weiſſagung/ oder durch
Lehre? Haͤlt ſichs doch auch alſo in den Dingen/ die da lau-
ten und doch nicht leben/ es ſey eine Pfeiffe oder eine Harffe/
wann ſie nicht unterſchiedliche Stimmen von ſich geben/
wiekan man wiſſen/ was gepfiffen oder geharffet iſt? Und ſo
die Poſaune einen undeutlichen Thon gibt/ wer wil ſich
zum Streit ruͤſten? Alſo auch ihr/ wann ihr mit Zungen re-
det/ ſo ihr nicht eine deutliche Rede gebet/ wie kan man wiſ-
ſen/ was geredet iſt? Denn ihr werdet in den Wind reden.
Zwar/ es iſt mancherley Art der Stimmen in der Welt/ und
derſelbigen iſt doch keine undeutlich. So ich nun nicht weiß
der Stimme Deutung/ werde ich unteutſch ſeyn dem/ der da
redet/ und der daredet/ wird mir unteutſch ſeyn. Alſo auch
ihr/ ſintemal ihr euch befleiſſiget der geiſtlichen Gaben/
trachtet darn ach/ daß ihr die Gemeine beſſert/ auff daß ihr
alles reichlich habt. Darumb/ welcher mit Zungen redet/ der
bete alſo/ daß ers auch außlege. So ich aber mit der Zungen
bete/ ſo betet mein Geiſt/ aber mein Sinn bringet niemand
Frucht. Wie ſoll es aber denn ſeyn? nemlich alſo: Jch wil
beten mit dem Geiſt/ und wil beten auch im Sinn. Jch wil
Pſalmen ſingen im Geiſt/ und wil auch Pſalmen ſingen
mit dem Sinn.
Hinweg derowegen mit allen ungeiſtlichen/ undeut-
lichen Hertz- Lehr- und Sinn-loſen Ohren-ſauſen und Ohren-grauen/
damit nichts anders geſucht wird/ als deß Componiſten und Choragi
Ehr- und Kunſt-Lob; und nichts gehoͤrt wird/ als ein lebloſer Thon ohne
Hertzengrund/ oder ein lebendiger/ doch ſtummer Mund/ da die Ge-

Quid eſt, quod dicitis in cordibus veſtris? hoc ſc. cum intellectu attenden-
tes
: qui enim non attendunt, temerè pſallunt: verba duntaxat proferentes,
corde intereà alibi aberrant. Scribit Chryſoſt. hom.
19. ad Eph.

meine nicht kan Amen dazu ſagen/ deren deß Muſicanten Mund/
wie laut er auch ſchreyen mag/ nicht allein barbariſch/ ſondern auch ſtumm
fuͤrkommt.

Darumb/ O liebe Chriſten/ werdet nicht unverſtaͤndig/ ſon-
dern verſtaͤndig/ und ſauffet euch nicht voll Weins/ daraus
ein unordentlich Weſen folget/ ſondern werdet voll Geiſtes/
und redet untereinander von Pſalmen und Lobgeſaͤngen/
und geiſtlichen Liedern. Singet und ſpielet dem HERRN

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[750/0774] Die fůnff und zwantzigſte oder durch Erkaͤntnuͤß/ oder durch Weiſſagung/ oder durch Lehre? Haͤlt ſichs doch auch alſo in den Dingen/ die da lau- ten und doch nicht leben/ es ſey eine Pfeiffe oder eine Harffe/ wann ſie nicht unterſchiedliche Stimmen von ſich geben/ wiekan man wiſſen/ was gepfiffen oder geharffet iſt? Und ſo die Poſaune einen undeutlichen Thon gibt/ wer wil ſich zum Streit ruͤſten? Alſo auch ihr/ wann ihr mit Zungen re- det/ ſo ihr nicht eine deutliche Rede gebet/ wie kan man wiſ- ſen/ was geredet iſt? Denn ihr werdet in den Wind reden. Zwar/ es iſt mancherley Art der Stimmen in der Welt/ und derſelbigen iſt doch keine undeutlich. So ich nun nicht weiß der Stimme Deutung/ werde ich unteutſch ſeyn dem/ der da redet/ und der daredet/ wird mir unteutſch ſeyn. Alſo auch ihr/ ſintemal ihr euch befleiſſiget der geiſtlichen Gaben/ trachtet darn ach/ daß ihr die Gemeine beſſert/ auff daß ihr alles reichlich habt. Darumb/ welcher mit Zungen redet/ der bete alſo/ daß ers auch außlege. So ich aber mit der Zungen bete/ ſo betet mein Geiſt/ aber mein Sinn bringet niemand Frucht. Wie ſoll es aber denn ſeyn? nemlich alſo: Jch wil beten mit dem Geiſt/ und wil beten auch im Sinn. Jch wil Pſalmen ſingen im Geiſt/ und wil auch Pſalmen ſingen mit dem Sinn. Hinweg derowegen mit allen ungeiſtlichen/ undeut- lichen Hertz- Lehr- und Sinn-loſen Ohren-ſauſen und Ohren-grauen/ damit nichts anders geſucht wird/ als deß Componiſten und Choragi Ehr- und Kunſt-Lob; und nichts gehoͤrt wird/ als ein lebloſer Thon ohne Hertzengrund/ oder ein lebendiger/ doch ſtummer Mund/ da die Ge- Quid eſt, quod dicitis in cordibus veſtris? hoc ſc. cum intellectu attenden- tes: qui enim non attendunt, temerè pſallunt: verba duntaxat proferentes, corde intereà alibi aberrant. Scribit Chryſoſt. hom. 19. ad Eph. meine nicht kan Amen dazu ſagen/ deren deß Muſicanten Mund/ wie laut er auch ſchreyen mag/ nicht allein barbariſch/ ſondern auch ſtumm fuͤrkommt. Darumb/ O liebe Chriſten/ werdet nicht unverſtaͤndig/ ſon- dern verſtaͤndig/ und ſauffet euch nicht voll Weins/ daraus ein unordentlich Weſen folget/ ſondern werdet voll Geiſtes/ und redet untereinander von Pſalmen und Lobgeſaͤngen/ und geiſtlichen Liedern. Singet und ſpielet dem HERRN in

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/774>, abgerufen am 22.11.2024.