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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
nung/ es sey solches von etlichen wenigen zuverstehen/ so kan ja keiner mit
ungezweiffelter Warheit sagen/ Ergo mir. Also weil nach Calvinischer
(*) Lehr das Evangelium nicht allen Menschen katholikos gemeynt mit
Ernst/ GOtt hat die Welt/ das ist etliche wenige/ geliebet: Wer wolt(*) conf.
Sal. Refor.
pag.
455. &
464.

nun in seinem Gewissen sicher assumiren können/ ergo mich/ Gott hat
auch mich geliebet/ Er wil auch mir den Glauben geben. Scultetus in
seiner Postill über das Evangelium von Simeon pag. 71. sagt/ wer se-
lig sterben wil/ der muß sich bearbeiten und bitten/ daß ihm
von GOtt ein Antwort werde/ daß Christus warhafftig sein
Heyland sey/ und glauben/ der Glaub sey ein Gabe Gottes/
die Verheissung seye den Glaubigen zugesagt.
Aber wie soll
oder kan einer zuversichtlich bitten eine Gutthat die ihm nirgend zugesagt?
Zum Exempel/ wann einer GOtt wolte bitten um so grosse Weißheit/
wie Salomo gehabt. Bistu außerwöhlt/ so ist nicht viel betens vonnö-
then/ es wird schon kommen; Bistu aber unter den Verworffenen/ so
hilfft das beten nichts. Endlich geht solcher Calvinische Jrrglaub hinauß
auff ein zweifflendes gerath wol.

Jst auch das gerath wol des Päbstischen Jrrgeists/ der uns die
Kett miteinander genommen/ und alles auff gerath wol hinauß gespielt/
und im Gegentheil ein Zweiffel-Strick an Hals geworffen. Majorem
negi
rt Benedictus Justinianus, (*) da er hierüber also schreibt: Johan-(*) ad h. l.
pag. 236.
vid. Goeb.
conc. 3. in
Att. 6. Aug.
Conf. pag.

446.

nes dicit, qui credit in nomen filii, an quia sola fides vitam parit
aeternam? minime gentium.
Treibt auff die Werck und deroselben
Uberlänge/ aber was für Werck? Kinder-Werck/ die im Feur der Anfech-
tung nicht bestehen; selbst erdachte neue erdichtete Werck/ die GOtt der
Herr nirgends befohlen/ damit man endlich für GOttes strengem Ge-
richt nicht bestehen kan/ viel weniger Himmel und Seligkeit verdienen.

Wann ich reich wär (schreibt Luth. Tom. 1. Isleb. pag. 500. fol. 2.) und wolte
einem Knecht oder einer Magd Hauß und Hoff/ Acker und Grunde/ und ande-
re Erb-Güter auß Gnaden geben/ welches ich ihm sonst nicht schuldig wäre: und
er spräch ich wils nicht auß Gnaden und Barmhertzigkeit haben/ sondern wil
dir es bezahlen/ wils abverdienen/ daß er einen Recht-Spruch dazu hätte/ wäre
der nicht unsinnig? Also wenn einer eine Tochter hätte/ und gebe sie mir auß
Gnaden/ und ich führ zu und spreche: die Weise gefällt mir nicht/ ich wils bes-
ser machen/ ich wils verdienen/ daß ich sie nicht auß Gnaden kriege/ sondern
mit Recht/ und wolte diese Gnade außschlagen. Eben den Weg nimmet man
ihm auch für/ die Welt wil unserm Herrn GOtt mit Recht den Himmel auge-
winnen/ ihm abverdienen und abkauffen/ da Er doch lässet außschreyen durch
die gantze Welt/ Er wolle es uns umsonst geben/ und spricht/ Jch wil euer GOtt
seyn/ auß Gnaden wil ichs euch geben/ auß Gnaden und umsonst wil ich euch
selig
Achter Theil. K

Predigt.
nung/ es ſey ſolches von etlichen wenigen zuverſtehen/ ſo kan ja keiner mit
ungezweiffelter Warheit ſagen/ Ergò mir. Alſo weil nach Calviniſcher
(*) Lehr das Evangelium nicht allen Menſchen καθολικῶς gemeynt mit
Ernſt/ GOtt hat die Welt/ das iſt etliche wenige/ geliebet: Wer wolt(*) conf.
Sal. Refor.
pag.
455. &
464.

nun in ſeinem Gewiſſen ſicher aſſumiren koͤnnen/ ergò mich/ Gott hat
auch mich geliebet/ Er wil auch mir den Glauben geben. Scultetus in
ſeiner Poſtill uͤber das Evangelium von Simeon pag. 71. ſagt/ wer ſe-
lig ſterben wil/ der muß ſich bearbeiten und bitten/ daß ihm
von GOtt ein Antwort werde/ daß Chriſtus warhafftig ſein
Heyland ſey/ und glauben/ der Glaub ſey ein Gabe Gottes/
die Verheiſſung ſeye den Glaubigen zugeſagt.
Aber wie ſoll
oder kan einer zuverſichtlich bitten eine Gutthat die ihm nirgend zugeſagt?
Zum Exempel/ wann einer GOtt wolte bitten um ſo groſſe Weißheit/
wie Salomo gehabt. Biſtu außerwoͤhlt/ ſo iſt nicht viel betens vonnoͤ-
then/ es wird ſchon kommen; Biſtu aber unter den Verworffenen/ ſo
hilfft das beten nichts. Endlich geht ſolcher Calviniſche Jrꝛglaub hinauß
auff ein zweifflendes gerath wol.

Jſt auch das gerath wol des Paͤbſtiſchen Jrꝛgeiſts/ der uns die
Kett miteinander genommen/ und alles auff gerath wol hinauß geſpielt/
und im Gegentheil ein Zweiffel-Strick an Hals geworffen. Majorem
negi
rt Benedictus Juſtinianus, (*) da er hieruͤber alſo ſchreibt: Johan-(*) ad h. l.
pag. 236.
vid. Goëb.
conc. 3. in
Att. 6. Aug.
Conf. pag.

446.

nes dicit, qui credit in nomen filii, an quia ſola fides vitam parit
æternam? minimè gentium.
Treibt auff die Werck und deroſelben
Uberlaͤnge/ aber was fuͤr Werck? Kinder-Werck/ die im Feur der Anfech-
tung nicht beſtehen; ſelbſt erdachte neue erdichtete Werck/ die GOtt der
Herr nirgends befohlen/ damit man endlich fuͤr GOttes ſtrengem Ge-
richt nicht beſtehen kan/ viel weniger Himmel und Seligkeit verdienen.

Wann ich reich waͤr (ſchreibt Luth. Tom. 1. Isleb. pag. 500. fol. 2.) und wolte
einem Knecht oder einer Magd Hauß und Hoff/ Acker und Grunde/ und ande-
re Erb-Guͤter auß Gnaden geben/ welches ich ihm ſonſt nicht ſchuldig waͤre: und
er ſpraͤch ich wils nicht auß Gnaden und Barmhertzigkeit haben/ ſondern wil
dir es bezahlen/ wils abverdienen/ daß er einen Recht-Spruch dazu haͤtte/ waͤre
der nicht unſinnig? Alſo wenn einer eine Tochter haͤtte/ und gebe ſie mir auß
Gnaden/ und ich fuͤhr zu und ſpreche: die Weiſe gefaͤllt mir nicht/ ich wils beſ-
ſer machen/ ich wils verdienen/ daß ich ſie nicht auß Gnaden kriege/ ſondern
mit Recht/ und wolte dieſe Gnade außſchlagen. Eben den Weg nimmet man
ihm auch fuͤr/ die Welt wil unſerm Herrn GOtt mit Recht den Himmel auge-
winnen/ ihm abverdienen und abkauffen/ da Er doch laͤſſet außſchreyen durch
die gantze Welt/ Er wolle es uns umſonſt geben/ und ſpricht/ Jch wil euer GOtt
ſeyn/ auß Gnaden wil ichs euch geben/ auß Gnaden und umſonſt wil ich euch
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Achter Theil. K
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[73/0095] Predigt. nung/ es ſey ſolches von etlichen wenigen zuverſtehen/ ſo kan ja keiner mit ungezweiffelter Warheit ſagen/ Ergò mir. Alſo weil nach Calviniſcher (*) Lehr das Evangelium nicht allen Menſchen καθολικῶς gemeynt mit Ernſt/ GOtt hat die Welt/ das iſt etliche wenige/ geliebet: Wer wolt nun in ſeinem Gewiſſen ſicher aſſumiren koͤnnen/ ergò mich/ Gott hat auch mich geliebet/ Er wil auch mir den Glauben geben. Scultetus in ſeiner Poſtill uͤber das Evangelium von Simeon pag. 71. ſagt/ wer ſe- lig ſterben wil/ der muß ſich bearbeiten und bitten/ daß ihm von GOtt ein Antwort werde/ daß Chriſtus warhafftig ſein Heyland ſey/ und glauben/ der Glaub ſey ein Gabe Gottes/ die Verheiſſung ſeye den Glaubigen zugeſagt. Aber wie ſoll oder kan einer zuverſichtlich bitten eine Gutthat die ihm nirgend zugeſagt? Zum Exempel/ wann einer GOtt wolte bitten um ſo groſſe Weißheit/ wie Salomo gehabt. Biſtu außerwoͤhlt/ ſo iſt nicht viel betens vonnoͤ- then/ es wird ſchon kommen; Biſtu aber unter den Verworffenen/ ſo hilfft das beten nichts. Endlich geht ſolcher Calviniſche Jrꝛglaub hinauß auff ein zweifflendes gerath wol. (*) conf. Sal. Refor. pag. 455. & 464. Jſt auch das gerath wol des Paͤbſtiſchen Jrꝛgeiſts/ der uns die Kett miteinander genommen/ und alles auff gerath wol hinauß geſpielt/ und im Gegentheil ein Zweiffel-Strick an Hals geworffen. Majorem negirt Benedictus Juſtinianus, (*) da er hieruͤber alſo ſchreibt: Johan- nes dicit, qui credit in nomen filii, an quia ſola fides vitam parit æternam? minimè gentium. Treibt auff die Werck und deroſelben Uberlaͤnge/ aber was fuͤr Werck? Kinder-Werck/ die im Feur der Anfech- tung nicht beſtehen; ſelbſt erdachte neue erdichtete Werck/ die GOtt der Herr nirgends befohlen/ damit man endlich fuͤr GOttes ſtrengem Ge- richt nicht beſtehen kan/ viel weniger Himmel und Seligkeit verdienen. (*) ad h. l. pag. 236. vid. Goëb. conc. 3. in Att. 6. Aug. Conf. pag. 446. Wann ich reich waͤr (ſchreibt Luth. Tom. 1. Isleb. pag. 500. fol. 2.) und wolte einem Knecht oder einer Magd Hauß und Hoff/ Acker und Grunde/ und ande- re Erb-Guͤter auß Gnaden geben/ welches ich ihm ſonſt nicht ſchuldig waͤre: und er ſpraͤch ich wils nicht auß Gnaden und Barmhertzigkeit haben/ ſondern wil dir es bezahlen/ wils abverdienen/ daß er einen Recht-Spruch dazu haͤtte/ waͤre der nicht unſinnig? Alſo wenn einer eine Tochter haͤtte/ und gebe ſie mir auß Gnaden/ und ich fuͤhr zu und ſpreche: die Weiſe gefaͤllt mir nicht/ ich wils beſ- ſer machen/ ich wils verdienen/ daß ich ſie nicht auß Gnaden kriege/ ſondern mit Recht/ und wolte dieſe Gnade außſchlagen. Eben den Weg nimmet man ihm auch fuͤr/ die Welt wil unſerm Herrn GOtt mit Recht den Himmel auge- winnen/ ihm abverdienen und abkauffen/ da Er doch laͤſſet außſchreyen durch die gantze Welt/ Er wolle es uns umſonſt geben/ und ſpricht/ Jch wil euer GOtt ſeyn/ auß Gnaden wil ichs euch geben/ auß Gnaden und umſonſt wil ich euch ſelig Achter Theil. K

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/95>, abgerufen am 29.11.2024.