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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Sechste
der unsichtbarn Kirch/ von deren wir glauben/ credo Ecclesiam, derglei-
chen gewesen die Kirch zur Zeit Eliä/ die Kirch vor Luthero/ daß sie von
den Höllen-Pforten nicht kan überwältiget werden. 3. Porta judex,
dann so pflegte man in der Jüdifchen Policey/ die offentliche Ge-
richt/ Stadt-Gericht/ Blut-Gericht/ Ehe-Gericht/ Rechts-Händel
und. Urtheil offentlich unter den Pforten der Stadt/ da jederman auß-
und eingehet/ und ohne Scheu jederman zuhören können/ wie die Ur-
theil gefaßt/ zwischen Blut und Blut/ Schaden und Schaden/ Handel
und Handel/ Deut. XVII, 8. c. XXV, 7. Ruth. IV, 1. Also auch hier
porta justitiae, die Thor der Gerechtigkeit/ Ps. CXVIII, 19. 20. hie judex
controversiarum,
sonderlich in foro justificationis, dessen helles und
klares Exempel wir gehabt im verwichenen Sonntäglichen Evangelio/
in der Parabel vom Zöllner und Phariseer/ da erscheint auff dieser Seit
Actor und Kläger ein geistlicher Ordens-Mann/ ein geschwülstiger/
lebendig heiliger Phariseer/ der in seinem Hertzen beredt/ er wäre gantz
fromm/ rein und gerecht (autodikos pepoithos oti dikaios) der auff seine
Frömmigkeit getrotzet und gepochet/ statheis, sein Fuß stund ungebogen
auffrecht/ er hat sich im Tempel empor auffgebäumet/ und das Angesicht
gegen das Allerheiligste gewendet/ starr/ auffrecht und trotzig/ gleich
einem der ein perfect gutes Gewissen/ vor niemand sich zu schämen und
zu schenen hat/ jactans jejunia, o[i] ans Eucharistia, accusans zelo, sein
Mund pralet mit Ruhm seines Fastens/ klaget den Zöllner an mit gros-
sem Eiffer/ er begert Rach und Straff/ wie ers verdienet/ nach dem
rigor deß Gesetzes/ stoßt ihn in die Hölle hinab/ verflucht sey er dieweil
er nicht gehalten alles was im Gesetz geschrieben stehet. Heic reus
publicanus,
auff dieser Seit der Verklagte/ verruchte und verruffte
Zöllner/ mit Ach und Weh/ mit demütigem/ zerschlagenen und zerbro-
chenen Hertzen/ das Hertz klopffet ihm vor grosser Angst seiner Sün-
den/ er stehet von ferne/ in der Heyden Vorhoff/ als ein Dieb mit nie-
dergeschlagenen Augen/ wolt seine Augen nicht auffheben/ als dessen
er nicht würdig und werth/ sondern von Rechtswegen coelo exclusis-
simus,
als einer der vom Himmel außgeschlossen sey. Bekennet/
beichtet und betet/ [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]astheti moi: GOtt sey mir Sünder gnädig/
er hänget sich/ wie Jacob an die Hörner des Altars/ an den Gnaden-
und Mittlers-Thron zwischen sich und Gott dem gerechten Richter/
an aram misericordiae, an die Burg-Freyheit und Frieden-Säul.
Ach Herr nicht mich/ sondern den Gnadenstul siehe an/ um deß
Messiä willen/ der durch den Gnadenstul bedeutet worden/ seye mir ar-

men

Die Sechste
der unſichtbarn Kirch/ von deren wir glauben/ credo Eccleſiam, derglei-
chen geweſen die Kirch zur Zeit Eliaͤ/ die Kirch vor Luthero/ daß ſie von
den Hoͤllen-Pforten nicht kan uͤberwaͤltiget werden. 3. Porta judex,
dann ſo pflegte man in der Juͤdifchen Policey/ die offentliche Ge-
richt/ Stadt-Gericht/ Blut-Gericht/ Ehe-Gericht/ Rechts-Haͤndel
und. Urtheil offentlich unter den Pforten der Stadt/ da jederman auß-
und eingehet/ und ohne Scheu jederman zuhoͤren koͤnnen/ wie die Ur-
theil gefaßt/ zwiſchen Blut und Blut/ Schaden und Schaden/ Handel
und Handel/ Deut. XVII, 8. c. XXV, 7. Ruth. IV, 1. Alſo auch hier
porta juſtitiæ, die Thor der Gerechtigkeit/ Pſ. CXVIII, 19. 20. hie judex
controverſiarum,
ſonderlich in foro juſtificationis, deſſen helles und
klares Exempel wir gehabt im verwichenen Sonntaͤglichen Evangelio/
in der Parabel vom Zoͤllner und Phariſeer/ da erſcheint auff dieſer Seit
Actor und Klaͤger ein geiſtlicher Ordens-Mann/ ein geſchwuͤlſtiger/
lebendig heiliger Phariſeer/ der in ſeinem Hertzen beredt/ er waͤre gantz
fromm/ rein und gerecht (ἀυτόδικος πεϖοιθὼς ὅτι δίκαιος) der auff ſeine
Froͤmmigkeit getrotzet und gepochet/ ϛαθεὶς, ſein Fuß ſtund ungebogen
auffrecht/ er hat ſich im Tempel empor auffgebaͤumet/ und das Angeſicht
gegen das Allerheiligſte gewendet/ ſtarꝛ/ auffrecht und trotzig/ gleich
einem der ein perfect gutes Gewiſſen/ vor niemand ſich zu ſchaͤmen und
zu ſchenen hat/ jactans jejunia, o[i] ans Euchariſtiâ, accuſans zelo, ſein
Mund pralet mit Ruhm ſeines Faſtens/ klaget den Zoͤllner an mit groſ-
ſem Eiffer/ er begert Rach und Straff/ wie ers verdienet/ nach dem
rigor deß Geſetzes/ ſtoßt ihn in die Hoͤlle hinab/ verflucht ſey er dieweil
er nicht gehalten alles was im Geſetz geſchrieben ſtehet. Hîc reus
publicanus,
auff dieſer Seit der Verklagte/ verruchte und verruffte
Zoͤllner/ mit Ach und Weh/ mit demuͤtigem/ zerſchlagenen und zerbro-
chenen Hertzen/ das Hertz klopffet ihm vor groſſer Angſt ſeiner Suͤn-
den/ er ſtehet von ferne/ in der Heyden Vorhoff/ als ein Dieb mit nie-
dergeſchlagenen Augen/ wolt ſeine Augen nicht auffheben/ als deſſen
er nicht wuͤrdig und werth/ ſondern von Rechtswegen cœlo excluſiſ-
ſimus,
als einer der vom Himmel außgeſchloſſen ſey. Bekennet/
beichtet und betet/ [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]άσϑητί μοι: GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig/
er haͤnget ſich/ wie Jacob an die Hoͤrner des Altars/ an den Gnaden-
und Mittlers-Thron zwiſchen ſich und Gott dem gerechten Richter/
an aram miſericordiæ, an die Burg-Freyheit und Frieden-Saͤul.
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[80/0100] Die Sechste der unſichtbarn Kirch/ von deren wir glauben/ credo Eccleſiam, derglei- chen geweſen die Kirch zur Zeit Eliaͤ/ die Kirch vor Luthero/ daß ſie von den Hoͤllen-Pforten nicht kan uͤberwaͤltiget werden. 3. Porta judex, dann ſo pflegte man in der Juͤdifchen Policey/ die offentliche Ge- richt/ Stadt-Gericht/ Blut-Gericht/ Ehe-Gericht/ Rechts-Haͤndel und. Urtheil offentlich unter den Pforten der Stadt/ da jederman auß- und eingehet/ und ohne Scheu jederman zuhoͤren koͤnnen/ wie die Ur- theil gefaßt/ zwiſchen Blut und Blut/ Schaden und Schaden/ Handel und Handel/ Deut. XVII, 8. c. XXV, 7. Ruth. IV, 1. Alſo auch hier porta juſtitiæ, die Thor der Gerechtigkeit/ Pſ. CXVIII, 19. 20. hie judex controverſiarum, ſonderlich in foro juſtificationis, deſſen helles und klares Exempel wir gehabt im verwichenen Sonntaͤglichen Evangelio/ in der Parabel vom Zoͤllner und Phariſeer/ da erſcheint auff dieſer Seit Actor und Klaͤger ein geiſtlicher Ordens-Mann/ ein geſchwuͤlſtiger/ lebendig heiliger Phariſeer/ der in ſeinem Hertzen beredt/ er waͤre gantz fromm/ rein und gerecht (ἀυτόδικος πεϖοιθὼς ὅτι δίκαιος) der auff ſeine Froͤmmigkeit getrotzet und gepochet/ ϛαθεὶς, ſein Fuß ſtund ungebogen auffrecht/ er hat ſich im Tempel empor auffgebaͤumet/ und das Angeſicht gegen das Allerheiligſte gewendet/ ſtarꝛ/ auffrecht und trotzig/ gleich einem der ein perfect gutes Gewiſſen/ vor niemand ſich zu ſchaͤmen und zu ſchenen hat/ jactans jejunia, oi ans Euchariſtiâ, accuſans zelo, ſein Mund pralet mit Ruhm ſeines Faſtens/ klaget den Zoͤllner an mit groſ- ſem Eiffer/ er begert Rach und Straff/ wie ers verdienet/ nach dem rigor deß Geſetzes/ ſtoßt ihn in die Hoͤlle hinab/ verflucht ſey er dieweil er nicht gehalten alles was im Geſetz geſchrieben ſtehet. Hîc reus publicanus, auff dieſer Seit der Verklagte/ verruchte und verruffte Zoͤllner/ mit Ach und Weh/ mit demuͤtigem/ zerſchlagenen und zerbro- chenen Hertzen/ das Hertz klopffet ihm vor groſſer Angſt ſeiner Suͤn- den/ er ſtehet von ferne/ in der Heyden Vorhoff/ als ein Dieb mit nie- dergeſchlagenen Augen/ wolt ſeine Augen nicht auffheben/ als deſſen er nicht wuͤrdig und werth/ ſondern von Rechtswegen cœlo excluſiſ- ſimus, als einer der vom Himmel außgeſchloſſen ſey. Bekennet/ beichtet und betet/ _άσϑητί μοι: GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig/ er haͤnget ſich/ wie Jacob an die Hoͤrner des Altars/ an den Gnaden- und Mittlers-Thron zwiſchen ſich und Gott dem gerechten Richter/ an aram miſericordiæ, an die Burg-Freyheit und Frieden-Saͤul. Ach Herr nicht mich/ ſondern den Gnadenſtul ſiehe an/ um deß Meſſiaͤ willen/ der durch den Gnadenſtul bedeutet worden/ ſeye mir ar- men

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/100>, abgerufen am 21.11.2024.