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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Achte
samletseind. Vorzeiten in der ersten Kirch/ da die Käyser noch Heydni-
sche Verfolger gewesen/ waren nur zwo Stimmen/ die Bischöffliche
und Leyen Stimm: zur Zeit der seligen Reformation auch nur zwo Stim-
men/ die Oberkeitliche und Leyen Stimm/ die dritte Stimm war ein
Wolffsgeheul/ die Bischöffe sind Lycanthropi worden: Aber ordina-
rie
und perfecte sollen die Stimmen seyn/ die vocativa Magistratus, die
nominativa Presbyterii, die Electiva populi, von altem Gebrauch und
Rechtswegen her ist erschollen. 1. Vox nominativa Presbyterii, dem
liegt ob das Examen und Prob/ die Bewahrung und das Zeugnüs/ und
dannenhero erfolget die nominatio und Ernennung. Jst gegründet
in dem Apostolischen Canone. Tit. l, 5. Derhalben ließ ich dich
in Creta/ daß du soltest vollend anrichten/ da ichs gelassen habe/
und besetzen die Städte hin und her mit Eltesten/ wie ich dir
befohlen habe.
Ja auch der gesunden Vernunfft gemäß/ cuilibet
artifici in sua arte credendum:
Einem jeden Meister soll man in seiner
Kunst glauben/ ne sutor ultra crepidam: kein Barbierer/ Artzt/ Heb-
am wird angenommen/ sie werden zuvor examinirt und auff die Prob
gestellt/ in allen Handwercken muß zuvor das Meisterstück außgearbei-
tet/ und von denen geprüfet werden/ die des Handwercks seind. Also
auch allhie: 2. Vox Electiva populi, dessen fürnemster Theil die Obrig-
keit/ als welche angehet die Göttliche Warnung: Hütet euch für den
falschen Propheten/ denen die Geister-Prob hoch anbefohlen/ geht nun
die nomination vorher/ so kan die Wahl nicht fehlen/ wir haben ein schö-
nes Exempel an Johanne dem Täuffer/ bey welchem es ohngefehr nicht
geschehen/ daß er für den Augen und Ohren seiner Zuhörer/ solche gra-
tiam
gehabt/ daß nicht allein Herodes ihn gern gehört/ sondern auch das
gantze Volck turmatim ihm zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ge-
hört/ seiner Mahnung folg geleistet und sich weissen lassen. Luc. III, 2.
Das waren motus divini, digitus divinus: GOtt trieb und bewegete also
die Hertzen. Also wann noch auff den heutigen Tag ein Christliches
auditorium per majora ein sonderbare Affection und Anmuth zu einer
oder der andern Person gewinnet/ ist dasselbe kein fortuitum, sondern
die gratia, die GOtt gibt für den Augen der Menschen/ und ist alsdann/
caeteris paribus, wahr das Sprichwort/ vox populi vox alma Dei. 3. Vox
vocatoria & firmatoria Magistratus,
als welche ein über Bischoffliche
Stimm/ gegründet. Exod. IV, 16. Du solt Aarons GOTT und

gebieten-

Die Achte
ſamletſeind. Vorzeiten in der erſten Kirch/ da die Kaͤyſer noch Heydni-
ſche Verfolger geweſen/ waren nur zwo Stimmen/ die Biſchoͤffliche
und Leyen Stim̃: zur Zeit der ſeligen Reformation auch nur zwo Stim-
men/ die Oberkeitliche und Leyen Stimm/ die dritte Stimm war ein
Wolffsgeheul/ die Biſchoͤffe ſind Lycanthropi worden: Aber ordina-
riè
und perfectè ſollen die Stimmen ſeyn/ die vocativa Magiſtratus, die
nominativa Presbyterii, die Electiva populi, von altem Gebrauch und
Rechtswegen her iſt erſchollen. 1. Vox nominativa Presbyterii, dem
liegt ob das Examen und Prob/ die Bewahrung und das Zeugnuͤs/ und
dannenhero erfolget die nominatio und Ernennung. Jſt gegruͤndet
in dem Apoſtoliſchen Canone. Tit. l, 5. Derhalben ließ ich dich
in Creta/ daß du ſolteſt vollend anrichten/ da ichs gelaſſen habe/
und beſetzen die Staͤdte hin und her mit Elteſten/ wie ich dir
befohlen habe.
Ja auch der geſunden Vernunfft gemaͤß/ cuilibet
artifici in ſua arte credendum:
Einem jeden Meiſter ſoll man in ſeiner
Kunſt glauben/ ne ſutor ultrà crepidam: kein Barbierer/ Artzt/ Heb-
am wird angenommen/ ſie werden zuvor examinirt und auff die Prob
geſtellt/ in allen Handwercken muß zuvor das Meiſterſtuͤck außgearbei-
tet/ und von denen gepruͤfet werden/ die des Handwercks ſeind. Alſo
auch allhie: 2. Vox Electiva populi, deſſen fuͤrnemſter Theil die Obrig-
keit/ als welche angehet die Goͤttliche Warnung: Huͤtet euch fuͤr den
falſchen Propheten/ denen die Geiſter-Prob hoch anbefohlen/ geht nun
die nomination vorher/ ſo kan die Wahl nicht fehlen/ wir haben ein ſchoͤ-
nes Exempel an Johanne dem Taͤuffer/ bey welchem es ohngefehr nicht
geſchehen/ daß er fuͤr den Augen und Ohren ſeiner Zuhoͤrer/ ſolche gra-
tiam
gehabt/ daß nicht allein Herodes ihn gern gehoͤrt/ ſondern auch das
gantze Volck turmatim ihm zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ge-
hoͤrt/ ſeiner Mahnung folg geleiſtet und ſich weiſſen laſſen. Luc. III, 2.
Das waren motus divini, digitus divinus: GOtt trieb und bewegete alſo
die Hertzen. Alſo wann noch auff den heutigen Tag ein Chriſtliches
auditorium per majora ein ſonderbare Affection und Anmuth zu einer
oder der andern Perſon gewinnet/ iſt daſſelbe kein fortuitum, ſondern
die gratia, die GOtt gibt fuͤr den Augen der Menſchen/ und iſt alsdann/
cæteris paribus, wahr das Sprichwort/ vox populi vox alma Dei. 3. Vox
vocatoria & firmatoria Magiſtratus,
als welche ein uͤber Biſchoffliche
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[106/0126] Die Achte ſamletſeind. Vorzeiten in der erſten Kirch/ da die Kaͤyſer noch Heydni- ſche Verfolger geweſen/ waren nur zwo Stimmen/ die Biſchoͤffliche und Leyen Stim̃: zur Zeit der ſeligen Reformation auch nur zwo Stim- men/ die Oberkeitliche und Leyen Stimm/ die dritte Stimm war ein Wolffsgeheul/ die Biſchoͤffe ſind Lycanthropi worden: Aber ordina- riè und perfectè ſollen die Stimmen ſeyn/ die vocativa Magiſtratus, die nominativa Presbyterii, die Electiva populi, von altem Gebrauch und Rechtswegen her iſt erſchollen. 1. Vox nominativa Presbyterii, dem liegt ob das Examen und Prob/ die Bewahrung und das Zeugnuͤs/ und dannenhero erfolget die nominatio und Ernennung. Jſt gegruͤndet in dem Apoſtoliſchen Canone. Tit. l, 5. Derhalben ließ ich dich in Creta/ daß du ſolteſt vollend anrichten/ da ichs gelaſſen habe/ und beſetzen die Staͤdte hin und her mit Elteſten/ wie ich dir befohlen habe. Ja auch der geſunden Vernunfft gemaͤß/ cuilibet artifici in ſua arte credendum: Einem jeden Meiſter ſoll man in ſeiner Kunſt glauben/ ne ſutor ultrà crepidam: kein Barbierer/ Artzt/ Heb- am wird angenommen/ ſie werden zuvor examinirt und auff die Prob geſtellt/ in allen Handwercken muß zuvor das Meiſterſtuͤck außgearbei- tet/ und von denen gepruͤfet werden/ die des Handwercks ſeind. Alſo auch allhie: 2. Vox Electiva populi, deſſen fuͤrnemſter Theil die Obrig- keit/ als welche angehet die Goͤttliche Warnung: Huͤtet euch fuͤr den falſchen Propheten/ denen die Geiſter-Prob hoch anbefohlen/ geht nun die nomination vorher/ ſo kan die Wahl nicht fehlen/ wir haben ein ſchoͤ- nes Exempel an Johanne dem Taͤuffer/ bey welchem es ohngefehr nicht geſchehen/ daß er fuͤr den Augen und Ohren ſeiner Zuhoͤrer/ ſolche gra- tiam gehabt/ daß nicht allein Herodes ihn gern gehoͤrt/ ſondern auch das gantze Volck turmatim ihm zugeloffen/ mit Andacht und Anmuth ge- hoͤrt/ ſeiner Mahnung folg geleiſtet und ſich weiſſen laſſen. Luc. III, 2. Das waren motus divini, digitus divinus: GOtt trieb und bewegete alſo die Hertzen. Alſo wann noch auff den heutigen Tag ein Chriſtliches auditorium per majora ein ſonderbare Affection und Anmuth zu einer oder der andern Perſon gewinnet/ iſt daſſelbe kein fortuitum, ſondern die gratia, die GOtt gibt fuͤr den Augen der Menſchen/ und iſt alsdann/ cæteris paribus, wahr das Sprichwort/ vox populi vox alma Dei. 3. Vox vocatoria & firmatoria Magiſtratus, als welche ein uͤber Biſchoffliche Stim̃/ gegruͤndet. Exod. IV, 16. Du ſolt Aarons GOTT und gebieten-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/126>, abgerufen am 21.05.2024.