Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
Füssen tritt/ und das Blut des Testaments unrein achtet/
durch welches er geheiliget ist/ und den Geist der Gnaden
schmähet.
Hebr. 10, 28. 29. Es wäre ihm besser/ daß ein Mühl-
stein an seinen Hals gehänget würde/ und würde ersäufft im
Meer/ da es am tieffsten ist.
Matth. 18, 6. Quae erit nobis excu-
satio, cum talibus pasti talia peccemus, cum lupi siamus agnum come-
dentes. Chrysost. hom. 60. ad pop. Antioch.
Was werden wir für
eine Entschuldigung fürwenden können/ wann wir nach dem
Genuß so edler Speiß so freventlich sündigen/ und Wölffe
werden/ nachdem wir das Lamm gegessen haben.
Ein König
leidets nicht/ daß man ihm sein Bild verschimpfft/ warum solts dann
der König Himmels und Erden nicht mit höllischem Feur straffen/
wann man seinen Leib mit Füssen tritt. Tempel-Schändung wird für
ein Kirchen-Raub gehalten/ hie ist der Tempel/ darin die Fülle der Gott-
heit leibhafftig wohnet/ darum sich der unermeßlich hoch versündiget/ so
ihn schändlich tractirt. Ligt derowegen an der [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]akris[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt], der Mensch
prüfe sich selbst/ und alsdann esse er. Non dijudicans, h.e. non per-
pendens
(schreibet Oecumenius in 1. Cor. XI.) magnitudinem eorum,
quae in coena dominica praesentia & proposita sunt, nec considerans
doni amplitudinem. Si diligenter didiceris, qui sit
o prokeimenos, cui
seipsum donet, non opus erit alia exhortatione, sed hoc sufficit, nisi
prorsus sis desperatus.
Wer nicht unterscheidet/ das ist/ nicht
erweget die Grösse und Fürtrefflichkeit der jenigen Güter/ so
im heiligen Abendmahl gegenwärtig sind/ und auffgetragen
werden/ und aber nur mit Fleiß betrachtet/ wer der sey/ der an
der Tafel sitzet/ und wem er sich gantz zu eigen schencket/ wird
keiner andern Auffmunterung und Erinnerung vonnöthen
haben/ wann er nicht gantz verzweiffelt böß.
Cogita, quanta
indignatione adversus proditorem, adversus eos, qui ipsum crucifi-
xerunt, movearis, & cave, ne tu quoque carnis & sanguinis reus ef-
ficiaris. Chrysost. in c. 26. Matth.
Bedencke mit was für Heff-
tigkeit du dich erzürnest über den Verräther Judam und die/
so Christum gecreutziget haben/ aber hüte dich/ daß du nicht
auch/ wie sie/ seines Leibs und Bluts dich schuldig machest.

Wann das bedächten unsere rohe Welt-Kinder und consuetudinarii,
die/ wann sie gleich in schröcklichen Sünden biß über die Ohren stecken/
doch hingehen ohne rechte Reu/ wollen noch unschuldig seyn/ dörffen wol

mit
H h ij

Predigt.
Fuͤſſen tritt/ und das Blut des Teſtaments unrein achtet/
durch welches er geheiliget iſt/ und den Geiſt der Gnaden
ſchmaͤhet.
Hebr. 10, 28. 29. Es waͤre ihm beſſer/ daß ein Muͤhl-
ſtein an ſeinen Hals gehaͤnget wuͤrde/ und wuͤrde erſaͤufft im
Meer/ da es am tieffſten iſt.
Matth. 18, 6. Quæ erit nobis excu-
ſatio, cum talibus paſti talia peccemus, cum lupi ſiamus agnum come-
dentes. Chryſoſt. hom. 60. ad pop. Antioch.
Was werden wir fuͤr
eine Entſchuldigung fuͤrwenden koͤnnen/ wann wir nach dem
Genuß ſo edler Speiß ſo freventlich ſuͤndigen/ und Woͤlffe
werden/ nachdem wir das Lamm gegeſſen haben.
Ein Koͤnig
leidets nicht/ daß man ihm ſein Bild verſchimpfft/ warum ſolts dann
der Koͤnig Himmels und Erden nicht mit hoͤlliſchem Feur ſtraffen/
wann man ſeinen Leib mit Fuͤſſen tritt. Tempel-Schaͤndung wird fuͤr
ein Kirchen-Raub gehalten/ hie iſt der Tempel/ darin die Fuͤlle der Gott-
heit leibhafftig wohnet/ darum ſich der unermeßlich hoch verſuͤndiget/ ſo
ihn ſchaͤndlich tractirt. Ligt derowegen an der [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ακρίσ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt], der Menſch
pruͤfe ſich ſelbſt/ und alsdann eſſe er. Non dijudicans, h.e. non per-
pendens
(ſchreibet Oecumenius in 1. Cor. XI.) magnitudinem eorum,
quæ in cœna dominica præſentia & propoſita ſunt, nec conſiderans
doni amplitudinem. Si diligenter didiceris, qui ſit
ὁ προκείμενος, cui
ſeipſum donet, non opus erit aliâ exhortatione, ſed hoc ſufficit, niſi
prorſus ſis deſperatus.
Wer nicht unterſcheidet/ das iſt/ nicht
erweget die Groͤſſe und Fuͤrtrefflichkeit der jenigen Guͤter/ ſo
im heiligen Abendmahl gegenwaͤrtig ſind/ und auffgetragen
werden/ und aber nur mit Fleiß betrachtet/ wer der ſey/ der an
der Tafel ſitzet/ und wem er ſich gantz zu eigen ſchencket/ wird
keiner andern Auffmunterung und Erinnerung vonnoͤthen
haben/ wann er nicht gantz verzweiffelt boͤß.
Cogita, quantâ
indignatione adverſus proditorem, adverſus eos, qui ipſum crucifi-
xerunt, movearis, & cave, ne tu quoque carnis & ſanguinis reus ef-
ficiaris. Chryſoſt. in c. 26. Matth.
Bedencke mit was fuͤr Heff-
tigkeit du dich erzuͤrneſt uͤber den Verraͤther Judam und die/
ſo Chriſtum gecreutziget haben/ aber huͤte dich/ daß du nicht
auch/ wie ſie/ ſeines Leibs und Bluts dich ſchuldig macheſt.

Wann das bedaͤchten unſere rohe Welt-Kinder und conſuetudinarii,
die/ wann ſie gleich in ſchroͤcklichen Suͤnden biß uͤber die Ohren ſtecken/
doch hingehen ohne rechte Reu/ wollen noch unſchuldig ſeyn/ doͤrffen wol

mit
H h ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0263" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en tritt/ und das Blut des Te&#x017F;taments unrein achtet/<lb/>
durch welches er geheiliget i&#x017F;t/ und den Gei&#x017F;t der Gnaden<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;het.</hi><hi rendition="#aq">Hebr.</hi> 10, 28. 29. <hi rendition="#fr">Es wa&#x0364;re ihm be&#x017F;&#x017F;er/ daß ein Mu&#x0364;hl-<lb/>
&#x017F;tein an &#x017F;einen Hals geha&#x0364;nget wu&#x0364;rde/ und wu&#x0364;rde er&#x017F;a&#x0364;ufft im<lb/>
Meer/ da es am tieff&#x017F;ten i&#x017F;t.</hi> <hi rendition="#aq">Matth. 18, 6. Quæ erit nobis excu-<lb/>
&#x017F;atio, cum talibus pa&#x017F;ti talia peccemus, cum lupi &#x017F;iamus agnum come-<lb/>
dentes. Chry&#x017F;o&#x017F;t. hom. 60. ad pop. Antioch.</hi> <hi rendition="#fr">Was werden wir fu&#x0364;r<lb/>
eine Ent&#x017F;chuldigung fu&#x0364;rwenden ko&#x0364;nnen/ wann wir nach dem<lb/>
Genuß &#x017F;o edler Speiß &#x017F;o freventlich &#x017F;u&#x0364;ndigen/ und Wo&#x0364;lffe<lb/>
werden/ nachdem wir das Lamm gege&#x017F;&#x017F;en haben.</hi> Ein Ko&#x0364;nig<lb/>
leidets nicht/ daß man ihm &#x017F;ein Bild ver&#x017F;chimpfft/ warum &#x017F;olts dann<lb/>
der Ko&#x0364;nig Himmels und Erden nicht mit ho&#x0364;lli&#x017F;chem Feur &#x017F;traffen/<lb/>
wann man &#x017F;einen Leib mit Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en tritt. Tempel-Scha&#x0364;ndung wird fu&#x0364;r<lb/>
ein Kirchen-Raub gehalten/ hie i&#x017F;t der Tempel/ darin die Fu&#x0364;lle der Gott-<lb/>
heit leibhafftig wohnet/ darum &#x017F;ich der unermeßlich hoch ver&#x017F;u&#x0364;ndiget/ &#x017F;o<lb/>
ihn &#x017F;cha&#x0364;ndlich <hi rendition="#aq">tract</hi>irt. Ligt derowegen an der <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03B1;&#x03BA;&#x03C1;&#x03AF;&#x03C3;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>, der Men&#x017F;ch<lb/>
pru&#x0364;fe &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und alsdann e&#x017F;&#x017F;e er. <hi rendition="#aq">Non dijudicans, h.e. non per-<lb/>
pendens</hi> (&#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">Oecumenius in 1. Cor. XI.) magnitudinem eorum,<lb/>
quæ in c&#x0153;na dominica præ&#x017F;entia &amp; propo&#x017F;ita &#x017F;unt, nec con&#x017F;iderans<lb/>
doni amplitudinem. Si diligenter didiceris, qui &#x017F;it</hi> &#x1F41; &#x03C0;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BA;&#x03B5;&#x03AF;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2;, <hi rendition="#aq">cui<lb/>
&#x017F;eip&#x017F;um donet, non opus erit aliâ exhortatione, &#x017F;ed hoc &#x017F;ufficit, ni&#x017F;i<lb/>
pror&#x017F;us &#x017F;is de&#x017F;peratus.</hi> <hi rendition="#fr">Wer nicht unter&#x017F;cheidet/ das i&#x017F;t/ nicht<lb/>
erweget die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Fu&#x0364;rtrefflichkeit der jenigen Gu&#x0364;ter/ &#x017F;o<lb/>
im heiligen Abendmahl gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;ind/ und auffgetragen<lb/>
werden/ und aber nur mit Fleiß betrachtet/ wer der &#x017F;ey/ der an<lb/>
der Tafel &#x017F;itzet/ und wem er &#x017F;ich gantz zu eigen &#x017F;chencket/ wird<lb/>
keiner andern Auffmunterung und Erinnerung vonno&#x0364;then<lb/>
haben/ wann er nicht gantz verzweiffelt bo&#x0364;ß.</hi> <hi rendition="#aq">Cogita, quantâ<lb/>
indignatione adver&#x017F;us proditorem, adver&#x017F;us eos, qui ip&#x017F;um crucifi-<lb/>
xerunt, movearis, &amp; cave, ne tu quoque carnis &amp; &#x017F;anguinis reus ef-<lb/>
ficiaris. Chry&#x017F;o&#x017F;t. in c. 26. Matth.</hi> <hi rendition="#fr">Bedencke mit was fu&#x0364;r Heff-<lb/>
tigkeit du dich erzu&#x0364;rne&#x017F;t u&#x0364;ber den Verra&#x0364;ther Judam und die/<lb/>
&#x017F;o Chri&#x017F;tum gecreutziget haben/ aber hu&#x0364;te dich/ daß du nicht<lb/>
auch/ wie &#x017F;ie/ &#x017F;eines Leibs und Bluts dich &#x017F;chuldig mache&#x017F;t.</hi><lb/>
Wann das beda&#x0364;chten un&#x017F;ere rohe Welt-Kinder und <hi rendition="#aq">con&#x017F;uetudinarii,</hi><lb/>
die/ wann &#x017F;ie gleich in &#x017F;chro&#x0364;cklichen Su&#x0364;nden biß u&#x0364;ber die Ohren &#x017F;tecken/<lb/>
doch hingehen ohne rechte Reu/ wollen noch un&#x017F;chuldig &#x017F;eyn/ do&#x0364;rffen wol<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h ij</fw><fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0263] Predigt. Fuͤſſen tritt/ und das Blut des Teſtaments unrein achtet/ durch welches er geheiliget iſt/ und den Geiſt der Gnaden ſchmaͤhet. Hebr. 10, 28. 29. Es waͤre ihm beſſer/ daß ein Muͤhl- ſtein an ſeinen Hals gehaͤnget wuͤrde/ und wuͤrde erſaͤufft im Meer/ da es am tieffſten iſt. Matth. 18, 6. Quæ erit nobis excu- ſatio, cum talibus paſti talia peccemus, cum lupi ſiamus agnum come- dentes. Chryſoſt. hom. 60. ad pop. Antioch. Was werden wir fuͤr eine Entſchuldigung fuͤrwenden koͤnnen/ wann wir nach dem Genuß ſo edler Speiß ſo freventlich ſuͤndigen/ und Woͤlffe werden/ nachdem wir das Lamm gegeſſen haben. Ein Koͤnig leidets nicht/ daß man ihm ſein Bild verſchimpfft/ warum ſolts dann der Koͤnig Himmels und Erden nicht mit hoͤlliſchem Feur ſtraffen/ wann man ſeinen Leib mit Fuͤſſen tritt. Tempel-Schaͤndung wird fuͤr ein Kirchen-Raub gehalten/ hie iſt der Tempel/ darin die Fuͤlle der Gott- heit leibhafftig wohnet/ darum ſich der unermeßlich hoch verſuͤndiget/ ſo ihn ſchaͤndlich tractirt. Ligt derowegen an der _ακρίσ_, der Menſch pruͤfe ſich ſelbſt/ und alsdann eſſe er. Non dijudicans, h.e. non per- pendens (ſchreibet Oecumenius in 1. Cor. XI.) magnitudinem eorum, quæ in cœna dominica præſentia & propoſita ſunt, nec conſiderans doni amplitudinem. Si diligenter didiceris, qui ſit ὁ προκείμενος, cui ſeipſum donet, non opus erit aliâ exhortatione, ſed hoc ſufficit, niſi prorſus ſis deſperatus. Wer nicht unterſcheidet/ das iſt/ nicht erweget die Groͤſſe und Fuͤrtrefflichkeit der jenigen Guͤter/ ſo im heiligen Abendmahl gegenwaͤrtig ſind/ und auffgetragen werden/ und aber nur mit Fleiß betrachtet/ wer der ſey/ der an der Tafel ſitzet/ und wem er ſich gantz zu eigen ſchencket/ wird keiner andern Auffmunterung und Erinnerung vonnoͤthen haben/ wann er nicht gantz verzweiffelt boͤß. Cogita, quantâ indignatione adverſus proditorem, adverſus eos, qui ipſum crucifi- xerunt, movearis, & cave, ne tu quoque carnis & ſanguinis reus ef- ficiaris. Chryſoſt. in c. 26. Matth. Bedencke mit was fuͤr Heff- tigkeit du dich erzuͤrneſt uͤber den Verraͤther Judam und die/ ſo Chriſtum gecreutziget haben/ aber huͤte dich/ daß du nicht auch/ wie ſie/ ſeines Leibs und Bluts dich ſchuldig macheſt. Wann das bedaͤchten unſere rohe Welt-Kinder und conſuetudinarii, die/ wann ſie gleich in ſchroͤcklichen Suͤnden biß uͤber die Ohren ſtecken/ doch hingehen ohne rechte Reu/ wollen noch unſchuldig ſeyn/ doͤrffen wol mit H h ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/263
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/263>, abgerufen am 23.11.2024.